LINKS:                  Drachen mon     Drachen sen
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Klassische Japanmarken - echt oder falsch ?

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Diese Übersicht soll Japansammlern helfen, sich bei Auktionen und auf Tauschtagen nicht das Geld für vermeintliche Raritäten und Imitationen teurer Stücke aus der Tasche ziehen zu lassen. Dafür werden hier die häufigsten Fälschungen im Vergleich zu echten Marken vorgestellt, damit der Leser offensichtliche Fälschungen in der eigenen Sammlung oder im Angebot, ob beim Händler, online oder auf Auktionen, auf einen Blick erkennt und mit Sicherheit aussortieren kann.

Bitte beachten Sie, 

- dass bei weitem nicht alle, sondern nur die häufigsten Fälschungen vorgestellt werden können,
- dass auch echte Marken durch Falschstempel aufgewertet werden können,
- dass wir uns nur am Rande mit Briefen, auch solchen, die mit echten Marken "fabriziert" wurden, befassen,
- dass Marken, die nicht als falsch identifiziert werden, keineswegs im Umkehrschluss auch echt sein müssen,
- dass Sie hierdurch nicht zum Experten werden können und
- dass diese Übersicht die Expertise ausgewiesener Prüfer nicht ersetzen kann.

Im Folgenden soll von jeder einzelnen klassischen Marke, die häufig gefälscht wurde (Michel-Nr. 1 bis 56), ein repräsentatives echtes Stück gezeigt und mit den bekannten Fälschungen verglichen werden. Die Marken werden aus praktischen Erwägungen und zur schnelleren Identifikation nur nach Sorte in Drachen-, Kirschblüten-, Vogel- sowie Kobanmarken unterteilt, und innerhalb der einzelnen Kategorie unabhängig von der Michelnummer nur nach Nennwert aufgelistet. Im Anschluss daran werden noch die oft gefälschten Aufdruckmarken und sonstige Fälschungen und Verfälschungen von Japanmarken vorgestellt.
Bei der Beschäftigung mit F
älschungen sollte man daran denken, dass sowohl alte Imitationen aus dem 19.Jh. als auch hochmoderne Reproduktionen und Imitationen dank Fotoshop und anderer neuzeitlicher Techniken existieren. In der Regel sind die alten Fälschungen gefährlicher, weil sie oft tatsächliche Altersspuren aufweisen, während moderne Fälscherwerkstätten oft mit wenig Fachkenntnis operieren und ihre Produkte mitunter in falschen Farben, auf modernem Papier und mit neuzeitlichen Abstempelungen produzieren.

Von den zahllosen existierenden Fälschungen werden vornehmlich diejenigen von Wada Kotaro und der Gebrüder Spiro hier behandelt, die zusammen über 90% der auf dem Markt befindlichen Fälschungen ausmachen. Andere alte Fälschungen (Kamigata, Hirose, Mihon) werden abgebildet, sofern Bildmaterial verfügbar ist, aber sie sind eher selten anzutreffen. Außerdem werden die modernen Repliken und fotomechanischen Produkte
vorgestellt, die teils auch aus Taiwan kommend gegenwärtig die online-Auktionen überschwemmen.
Bei den Abbildungen der Fälschungen greifen wir gerne auf stempellose Exemplare zurück, weil darauf die Details gut erkennbar sind. Im Alltag begegnen dem Sammler jedoch überwiegend abgestempelte Fälschungen; stempellose sind wesentlich seltener.




Alte Fälschungen:

Wada Kotaro (Wada ist der Familienname, der in Japan vorangestellt wird) lebte um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert und betrieb einen Souvenirladen in Honjo / Tokyo mit Outlets in den Häfen von Yokohama und Kobe. Von dort aus bestiegen die in Japan ansässigen Ausländer die Dampfschiffe zur Rückfahrt in die Heimat und bescherten Herrn Wada ein bescheidenes Auskommen. Er hatte frisch hergestellte Antiquitäten, dünne Stoffkittel, die er "Kimono" nannte (das Wort kimono bedeutet "Kleidungsstück"), und echte Glasperlen im Angebot, aber auch Fotoporträts von jungen Mädchen, die von Wada zu "Geishas" aufgemotzt wurden - er nahm es mit der Benennung nicht so genau, wenn es dem Umsatz dienlich war. Und die Kundschaft war glücklich und deckte sich mit Glasperlen, Baumwollkitteln und Papier-Geishas ein für die Lieben zuhause.
Nachdem er zum xten Mal nach japanischen Briefmarken gefragt worden war, begann Wada eine Marktlücke zu wittern. In Japan war um 1880 das Postwesen noch neu, niemand sammelte Briefmarken. An gebrauchte Marken zu gelangen war nahezu unmöglich, kein Mensch schnitt sie aus oder weichte sie ab. Briefempfänger hoben entweder den ganzen Brief auf oder benutzten ihn zum Anzünden des Feuers am Herd. Als die erste japanische Briefmarke das Licht der Welt erblickte, im Jahre 1871, war die englische Penny black schon über 30 Jahre alt. In England gab es schon Sammler und die ersten Kataloge für Briefmarken aus aller Welt, die sich damals freilich vorwiegend auf Europa und die europäischen Kolonien beschränkte.
Wada beschloss also, der Nachfrage gerecht zu werden, indem er japanische Briefmarken durch seinen Freund und Kupferstecher Yamanaka Zenzaburo produzieren ließ. Um 1885 begann er dann, Imitationen japanischer Marken zu verkaufen. Zumindest anfangs befürchteten die Geschäftsfreunde, das Copyright der Post zu verletzen und der Wertzeichenfälschung geziehen zu werden. Deshalb gravierte Yamanaka in den Anfangsjahren zusätzliche Schriftzeichen in die Marken ein, die entweder sanko (Referenzstück) oder mozo (Imitation) bedeuten. Auch Stempel mit dem Namen Wada oder mit mozo in Silbenschrift oder chinesischen Schriftzeichen brachte Wada auf den Marken an in der berechtigten Annahme, dass Ausländer das ohnehin nicht lesen könnten. Deshalb gönnte er sich auch das Späßle, auf manchen Stempeln in Silbenschrift "alles erlogen" einzufügen. Der Mann besaß Humor.
              
    sanko  考参         mozo 造模           mozo  ウゾモ         Wada  田     
(japanische Schriftzeichen wurden seinerzeit von rechts nach links oder von oben nach unten gelesen)

参          模         
考          造         
sanko         mozo       Wada

1snsanko  mozo1 
 links:
 Senkrechte sanko Schriftzeichen unter den zentralen Schriftzeichen
   rechts: Waagrechte mozo Schriftzeichen unter den zentralen Schriftzeichen - Vorsicht, oft verdeckt der Stempel die Zeichen !

mozocxl         mozoustpl         
Schriftzeichen mozo ウ ゾモ in Silbenschrift im Stempel

 moz20       moz6       mozocxl       mozohako   
            mozo in Schriftzeichen  senkrecht im Zentrum des Stempels; die Schriftzeichen im Kreisrund 
             verspotten die naiven Käufer, die für Wadas Mist Geld ausgeben: nisan, uso da = "zwei, drei, alles erlogen".
Blau eingekreist auf der 6 sen Marke:  
sanko Zeichen. Rechts: "mozo" im Kastenstempel.


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                                                                      links: Stempel "Telegrafenamt Wada", ein Scherz des Fälschers                                                     
                                           Mitte:  "Wadaanstelle eines Ortsnamens senkrecht im Zentrum des Stempels                                                 
                               rechts: Fantasiestempel ohne Sinn, im Zentrum (Ost), darumherum im Uhrzeigersinn セ ス 号 シ,
     ein von Wada sehr oft verwendeter Falschstempel, dessen Form zu merken sich lohnt

Die oben genannten und einige weitere von Wada gern verwendete Falschstempel sind auf der nachstehenden Abbildung zusammengefasst. Man darf aber nicht vergessen, dass Wada Dutzende von Stempeln produzierte, weswegen diese Auswahl bei Weitem nicht vollständig sein kann.

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Die beiden Intaglio-Stempel unten rechts existieren echt in ähnlicher Form.
Das N bei echten Stempeln ist spiegelverkehrt, also ein И, aber das Kreuz wurde auch echt
sehr häufig verwendet und lässt sich vom Falschstempel nicht unterscheiden


Die zusätzlich ins 
Markenbild eingravierten Schriftzeichen sollten nicht zu sehr auffallen, sondern die Imitatoren rechtlich absichern, weshalb sie nur klitzeklein und versteckt untergebracht und mit dem ebenso gefälschten Stempel, der manchmal den Namen des eitlen Urhebers, manchmal aber auch sinnlose Fantasie anzeigte, oft noch überdeckt wurden. Neben einigen häufig wiederkehrenden Stempeltypen verwendete Wada eine Fülle von weit über 50 Stempeln in allen möglichen Formen und Größen, die noch niemand vollständig erfasst hat. Die zweite Sicherheitsmaßnahme war, dass er nur abgestempelte Marken verkaufte; so konnte man ihm nicht vorwerfen, dass er die Post schädigte. Außerdem sammelte man seinerzeit im Ausland fast nur gebrauchte Briefmarken. Ungebrauchte Stücke finden sich zwar auch, aber nicht häufig; sie stammen wohl aus der Druckerei oder aus seinem Nachlass.
Um den Anschein zu erwecken, dass es sich um wirkliche, aus Briefen ausgeschnittene Marken handelt, klebte Wada seine Imitate anfangs auf Papier, das rückseitig oft mit gedruckten oder handschriftlichen Schriftzeichen beschrieben ist und dessen Klebstoff sich in Wasser nicht oder nur sehr schwer abweichen lässt.


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Später, als ihn niemand behelligte oder Anstoß nahm an seiner Produktion gebrauchter Marken, ließ Wada die sanko und mozo
Zeichen wegretuschieren, neue Platten ohne diese Zeichen gravieren und druckte, was das Zeug hält. Bedenkt man, dass die heute im Ausland auf dem Markt befindlichen klassischen Japanmarken zu einem hohen Prozentsatz Wada-Fälschungen sind, muss er mindestens ebenso viele oder gar mehr Marken gedruckt haben als die japanische Post, was wiederum davon zeugt, dass ihm diese Produkte förmlich aus den Händen gerissen wurden. Kaum ein Ausländer, der Japan besuchte, schipperte ohne eines der verzierten und auf Englisch beschrifteten Tourist Stamp Sheets, auf denen lauter Wada-Produkte, aber keine einzige echte Marke pappte, im Gepäck nach Hause. Der gewiefte Geschäftsmann Wada beschränkte sich nicht auf den Verkauf in seinem Laden, sondern exportierte seine Tourist sheets auch an Souvenirshops in anderen ostasiatischen Häfen. Sogar in einer deutschen Sammlerzeitschrift wurden noch vor Ende des 19.Jhs. 1000 Tourist sheets, direkt zu beziehen bei Firma Wada, für 200 US $ angeboten. Von den Tourist sheets lassen sich die Marken, obwohl sie nicht gefalzt, sondern aufgeklebt sind, mit einiger Mühe abwaschen; hierfür verwendete Wada offensichtlich Klebstoff auf Reiskleie-Basis, der auch in einem längeren Wasserbad nur schwer aufweicht.
Ab März 1896 begann die japanische Post, in unregelmäßigen Abständen ein Magazin mit dem Titel "Bulletin der Postbriefmarken des Kaiserreichs Großjapan" zu veröffentlichen. Wada imitierte auch dies und gab schon im Oktober des gleichen Jahres eine eigene "Übersicht über die Imitationen von Zeichen wegretuschieren, neue Platten ohne diese Zeichen gravieren und druckte, was das Zeug hält. Bedenkt man, dass die heute im Ausland auf dem Markt befindlichen klassischen Japanmarken zu einem hohen Prozentsatz (über 80%) Wada-Fälschungen sind, muss er mindestens ebenso viele oder gar mehr Marken gedruckt haben als die japanische Post, was wiederum davon zeugt, dass ihm diese Produkte förmlich aus den Händen gerissen wurden. Kaum ein Ausländer, der Japan besuchte, schipperte ohne eines der verzierten und auf Englisch beschrifteten Tourist Stamp Sheets, auf denen lauter Wada-Produkte, aber keine einzige echte Marke pappte, im Gepäck nach Hause. Der gewiefte Geschäftsmann Wada beschränkte sich nicht auf den Verkauf in seinem Laden, sondern exportierte seine Tourist sheets auch an Souvenirshops in anderen ostasiatischen Häfen. Sogar in einer deutschen Sammlerzeitschrift wurden noch vor Ende des 19.Jhs. 1000 Tourist sheets, direkt zu beziehen bei Firma Wada, für 200 US $ angeboten. Von den Tourist sheets lassen sich die Marken, obwohl sie nicht gefalzt, sondern aufgeklebt sind, mit einiger Mühe abwaschen; hierfür verwendete Wada offensichtlich Klebstoff auf Reiskleie-Basis, der auch in einem längeren Wasserbad nur schwer aufweicht.
Postbriefmarken des Kaiserreichs Großjapan" heraus, die sofort verboten wurde. 1905 wurde die Imitation japanischer Postwertzeichen, auch gebrauchter oder als Imitationen gekennzeichneter, strikt verboten, aber Wada ließ nur ungern von dem lukrativen Geschäft ab und machte heimlich weiter, bis die Polizei um 1911 seine Klitsche besuchte, alle Druckplatten konfiszierte und Wada zwang, seine Restbestände zu verbrennen. Danach zog sich Wada aus der Öffentlichkeit zurück und überließ das Geschäft seinem Sohn Isaburo, der in Kanda, im Zentrum Tokyos, einen ersten Briefmarkenhandel eröffnete und seine noch immer falschen Produkte dreist sogar den ersten einheimischen Sammlern anzudrehen versuchte.
Einige andere Händler taten es den Wadas nach, aber sie gaben es nach einigen Versuchen bald wieder auf, denn das Gravieren und Drucken erschien ihnen wohl zu aufwendig, die Gewinnmarge zu gering. Wada&Sohn hingegen hatten mit ihren Buden an touristischen Brennpunkten und im Hafen von Yokohama den besten Platz an der Sonne und verdienten an den falschen Briefmarken noch mehr als an den falschen Geishas, Ki(ttel)monos und billigen Glasperlen, weshalb sie schließlich nur noch Sammlermarken offerierten. Auch ohne polizeiliches Einschreiten verleideten ihnen zuletzt das teure Importpapier und die moderne Drucktechnik, die für die Kobanmarken verwendet wurde, das Handwerk. Ihre ersten Koban-Imitate waren noch handgraviert, bis die Fälscher auf die einfachere Lithografie-Technik umstiegen, aber seit der Kobanserie war frankierte Post in Japan allmählich genügend verbreitet, um gestempelte Originalmarken billig auftreiben zu können, und die Produktion von Imitaten rechnete sich nicht mehr. Dafür finden sich auf den nunmehr noch üppiger aufgemachten Tourist Stamp Sheets in den unteren Reihen einige echte, aber billige Marken.
Als 1914 der erste Philatelistenverband in Japan gegründet wurde, besaß Wada Junior die Dreistigkeit, für seinen Laden die Mitgliedschaft zu beantragen, die ihm im Folgejahr
aber wieder entzogen wurde. 


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Solche  "tourist sheets" voller Fälschungen wurden in Wadas Souvenir shop den Ausländern angedreht
oben: früher Touristenbogen, Kleinformat, ausschließlich Fälschungen
unten: später, prachtvoller Touristenbogen, in den unteren beiden Reihen einige billige echte Marken 


Wer einen Briefmarkensammler, der im Tausch klassische Japanmarken teuer anbietet, darauf aufmerksam macht, dass es sich um Ganzfälschungen handelt, hört nicht selten die entrüstete Widerrede, diese Marken habe ein Vorfahr persönlich aus Japan mitgebracht; sie müssten daher echt sein, zumal auf der Umseite der späteren Tourist sheets in fehlerhaftem Englisch auf "postage stamps from the tiMe of the peginning...by goverment of japan" hingewiesen wird, was bei flüchtigem Lesen einen offiziellen Charakter suggeriert. Es ist sehr schwer, dem Gegenüber klarzumachen, dass es auch vor mehreren Generationen schon Filous gab, die sich mit falschen Briefmarken ihr Auskommen verdienten und dass der selige Ahn von einem solchen japanischen Gauner übers Öhrchen gehauen worden ist.

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In Hamburg waren die griechischstämmigen Gebrüder Spiro zwischen 1864 und 1880 im Briefmarkenhandel tätig und damit beschäftigt, die Nachfrage nach seltenen Marken aus aller Welt auf ihre Weise zu befriedigen. Es gibt kaum teure Briefmarken der Frühzeit, die nicht bei Spiro sehr preisgünstig erhältlich waren. Der geschäftstüchtige Philipp Spiro besorgte sich teilweise sogar Original-Druckplatten und produzierte
in seiner Lithografie-Werkstatt Neudrucke von längst ausgemusterten Marken, die als Lückenbüßer in den Handel gebracht wurden für Sammler, die keine teuren Marken erwerben, aber ein lückenlos gefülltes Album vorweisen wollten. Wo es keine Originalplatten gab, stellten die Brüder sie selbst her und produzierten rund 500 verschiedene Sorten von Raritäten in ungummierten Bögen zu 5x5 gestempelten Marken, die ihren Ruf als Massenproduzenten klassischer Fälschungen begründeten. Auch
 japanische Marken waren vor dem Treiben der Spiros nicht sicher. Hatte Wada Probleme, an westliches Papier zu gelangen, so fehlte den Spiros das gute Japanpapier, aber sie behalfen sich mit dem überall erhältlichen Zigarettenpapier, aus dem die Hamburger ihre Lullen drehten. Das war ähnlich dünn und taugte als Ersatz, da auf Qualität und Reißfestigkeit wenig Wert gelegt wurde. Neben den handgravierten Wada-Fälschungen nehmen sich die lithografierten Spiro-Marken amateurhaft aus. Zigarettenpapier für die Drachenmarken, billiges, gelbes Schreibmaschinenpapier für die Kirschblütenmarken, keine Spur von handgraviert. Hinzu kommen die krakeligen "japanischen" Schriftzeichen, und die Kirschblüten sehen vielfach so aus, als seien sie eine Woche lang nicht gegossen worden, so sehr lassen sie ihre armen Köpfe hängen. Nur in Hamburg war es denkbar, auf Fantasiestempeln Yokohama mit J zu schreiben (JOKOHAMA), und wenn auf einer japanischen Drachenmarke, einer blauen Mauritius und einer Basler Taube genau derselbe fantasievolle Punktgitterstempel erscheint, dann weiß der Fachmann, dass die Spiros dahinterstecken. Spiro-Stempel auf japanischen Marken tragen niemals japanische Schriftzeichen.


Typische Spiro-Stempel:

sp1 spfancy2 sp2 spjoko spgitter spgitter2
Weißes Kreuz Linien und Klammern   leerer Doppelkreis  JOKOHAMA Punktgitter 1 Punktgitter 2


spirogc   spirogua    spirocap
 
Wahrhaft international - Spiro verwendete für seine Imitate von Marken aller Länder dieselben Stempel


                                                spbogen1                                           spbogen2 
Spiro-Bögen:                         Drachenmarken auf Zigarettenpapier                       Vogelmarken mit Lateinstempeln JOKOHAMA und NAGASAKI im selben Bogen


Von Bedeutung im Kreis der Japanfälscher sind noch Maeda Kihei aus der Firma Kamigataya (kurz: Kamigata), der sich offenkundig von Wadas Erfolg inspirieren ließ. Zu seinen Produkten lässt sich generell sagen, dass Kamigata nicht gravierte, sondern wie die Spiro-Brüder lithografische Imitate herstellte, die keinen ernsthaften Sammler täuschen sollten. Viele seiner Produkte weisen einen breiten bis überbreiten Rand auf und tragen zur Absicherung oft sehr deutliche und große sanko Zeichen. Er beklebte ebenfalls Tourist sheets mit seinen Imitaten. Sie sind sehr selten zu finden und werden von Spezialisten, die sich mit Fälschungen beschäftigen, etwa zu Forschungszwecken, weit höher bezahlt als die Wada- und Spiro-Produkte, für die man nicht mehr als 50 cent pro Stück ausgeben sollte, wenn man sie denn unbedingt haben möchte.
In die Fußstapfen Wadas zu treten versuchte auch der Händler Hirose, der stärker auf das richtige Papier und sauber gravierte Marken achtete; leider hatte zwar einen recht guten, aber sehr faulen Graveur zur Hand, dem es lästig war, so viele Marken zu gravieren. Deshalb haben zum Beispiel alle Sorten der Drachenmarken genau das gleiche Design. Hirose unterließ es, in seine Marken sanko oder mozo einzugravieren, was ihm offenbar Ärger mit dem Postministerium eintrug. Jedenfalls stempelte er auf fast alle stempellosen Exemplare, die er in Umlauf brachte, rote Handstempel mit sanko Zeichen auf. Auch Hirose-Fälschungen sind seltener und entsprechend höher bewertet. Von Hirose stammen auch ungezähnte, ungebrauchte Marken, die oft als "Essays" offeriert werden. Einige Stücke sind seinem Graveur hervorragend gelungen und sehen äußerst echt aus, beispielsweise die grüne 10 sen ohne Silbenzeichen auf Japanpapier.
Bis heute ist nicht geklärt, wer hinter den sogenannten Mihon-Fälschungen steckt. Diese Marken, von mittelmäßig begabter Hand graviert, tragen in der Farbe der Marke an gut sichtbarer Stelle kleine Schriftzeichen mihon  本見 (Muster) - es sind jedoch keine offiziellen Mustermarken, sondern eben Fälschungen, bei denen jedoch, wie man es auch von Wada kennt, die 
mihon Zeichen bei gestempelten Exemplaren gerne von Stempel zugedeckt werden. Da auch die Fehler im Markenbild denjenigen von Wada sehr ähnlich sind, geht die Forschung davon aus, dass entweder Wadas Graveure auch die mihon Produkte auf dem Gewissen haben oder aber dass andere Graveure keine echten Marken, sondern Wadas Imitationen als Vorlage benutzten.
Diese und andere Fälschungen unbekannter Herkunft findet man noch seltener und sollte sich auf einen Preis um die 10 $ gefasst machen, wenn man ein Stück erwerben will. Dreistellige Fantasiepreise, die auf Auktionen oft gefordert werden, zeugen eher davon, dass der Anbieter felsenfest davon überzeugt ist, ein echtes Stück zu offerieren. Und wer sie bezahlt, zeigt damit nur, dass er ebenso ahnungslos ist wie der Verkäufer. Man sollte schon über ein gewisses Maß an Kenntnissen seines Sammelgebiets und ein gesundes Misstrauen verfügen, "...otherwise yer expedition into classic Japan will end bloody and honourless", wie es auf einer amerikanischen website sarkastisch und drastisch formuliert heißt. Dem ist wenig hinzuzufügen.

In den folgenden Kapiteln werden manche Abbildungen mit den folgenden Kennziffern versehen:

1 =  Wada-Fälschungen
2 =  Spiro-Fälschungen
3 =  Kamigata-Fälschungen
4 =  Hirose-Fälschungen
5 =  Mihon-Fälschungen

Imitate mit
sanko/mozo erhalten den Zusatz a, solche ohne sanko/mozo den Zusatz b bei denjenigen Fälschern, die Marken sowohl mit als auch ohne diese Schriftzeichen gedruckt haben. Eine Abbildung, die beispielsweise mit der Ziffer 3b gekennzeichnet ist, stellt demnach eine Kamigata-Fälschung ohne sanko oder mozo dar.



Moderne Fälschungen:

Moderne Fälschungen unbekannter Provenienz, bei denen mehrere Stücke vermutlich auf ein und dieselbe Werkstatt zurückgehen, werden in der Reihenfolge der Erwähnung mit u1, u2 usw. fortlaufend versehen, während solche, die nur einmal oder selten vorkommen oder bei denen unbekannt ist, ob sie alt oder modern sind, ohne Kennziffer bleiben.

Einzelmarken und neuerdings vermehrt auch "Briefausschnitte" mit altjapanischen Raritäten stammen oft aus einer vermutlich in Japan angesiedelten Werkstatt, die ihre "Stempel" mit lilablauer Stempelkissenfarbe aufdruckt, Marken in einer "gestickt" oder "filzig" wirkenden Druckart produziert und bei Farben, Silbenzeichen und Papier sehr kreativ vorgeht. Diese Werkstatt
erhält bei uns den Spitznamen "Filzfabrik" und wird als u1 gekennzeichnet. Die Marken tragen oft eine per Hand aufgetragene, harzige "Gummierung", bei mit Stempeln versehenen Marken auch als "Restgummierung" getarnt; ob sie wirklich klebt oder eine Art von Epoxidharz oder Polyester ist, kann nur an Originalen festgestellt werden, die uns indes nicht vorliegen.
Die "Briefausschnitte" von u1 kleben meist nicht auf Japanpapier, sondern auf Servietten-, Toiletten- oder modernem Pack- oder Briefpapier, so weit es vom Bildmaterial her erkennbar ist. Die Filzfabrik u1 produziert zahlreiche Falschfarben, Fehler, Raritäten, ja selbst seitenverkehrt gedruckte Exemplare, die von Betrügern vor allem auf den Auktionsseiten von yahoo Japan unter verschiedenen, häufig wechselden Mitgliedsnamen wie full_a_head_6_kaiouki oder fact5frantic offeriert werden. Auch japanische Sammler sind nicht allesamt Spezialisten und halten diesen Tinnef leider oft gutgläubig für wertvolle Briefmarken.



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"Filzig" oder "gestickt" wirkende Imitate von u1 - vergessene Silbenzeichen, falsche Farben und seitenverkehrte Wiedergaben sind keineswegs selten


f2guu3 stplkissen u3 oncut1 all nise u3 oncut3 
 
In neuerer Zeit häufig offerierte u1 Stücke mit fantasievollen Stempelungen in Stempelkissenfarbe, auf modernes Papier aufgeklebt -
rechts Imitat eines Lateinstempels
aus den 1950er Jahren auf gefälschter Marke von 1873

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harzige Teilgummierung auf der Rückseite eines gestempelten u1 Produkts
und hanebüchene "Fehldruck-Rarität", auf Toilettenpapier gedruckt


Wer im Internet Marken ersteht und am Computerbildschirm echte von falschen zu unterscheiden sucht, sollte sich vor Repliken hüten. In jüngerer Zeit sind gummierte, fotomechanisch produzierte Nachdrucke auf dem Markt, meist als "replica" gekennzeichnet, aber mancher Käufer könnte versucht sein, sie ohne diese Beschreibung mit Gewinn weiterzuverkaufen. Bei fotomechanischen Reproduktionen stimmen viele Merkmale mit den echten Marken überein, aber sie sind auf leicht graustichigem Papier gedruckt und keineswegs handgraviert; sie haben schöne Zentrierung, geleckt saubere Zähnung und moderne Gummierung. Wir stellen sie hier mit der Bezeichnung u2 vor. Die Werkstatt dieser Imitate wird in Taiwan vermutet. Sie produziert nur ungebrauchte Marken, was jedoch nicht bedeutet, dass sie nicht auch nachträglich abgestempelt werden können.

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Sammlung moderner Reproduktionen der Werkstatt "u2" (10 sen ist kopfstehend)



Die offiziellen Prüfer für Japan sind/waren in Deutschland (in alfabetischer Reihenfolge) Eichhorn, Mayer, Newiger, Pape, Zweiling. Expertisen mit diesen Namen sind in der Regel zuverlässig.
Wenn Sie Marken zum Prüfer geben, verlangen Sie möglichst ein Foto-Attest. Marken mit rückseitig aufgestempelten modernen Prüfzeichen gelten in Japan als "nicht im Originalzustand" und ebenso minderwertig, als ob jemand mit Kugelschreiber etwas darauf gekrakelt hätte. Früher verwendeten Prüfer in Deutschland für ihre Prüfzeichen auch Stempelfarbe, die durch das dünne Japanpapier auf die Vorderseite durchschlägt. Solche Marken sind als Exponate bei Ausstellungen nicht geeignet und auch keine Zierde für die Sammlung. Sie sind auch, trotz attestierter Authentizität, nur mit gewaltigen Abschlägen, oft unter 5% des Katalogpreises, verkäuflich. Solche Atteste sind ein Bärendienst für den Sammler.


expertisef  expertiser
Diese echte Drachenmarke mit vorderseitig durchgefärbtem Prüfstempel "Zweiling"
fand auch für einen Ausrufpreis von 13 € (Katalogpreis 350
€) bei einer Auktion keinen Käufer



Warnung für Leser, die bei ebay Japanmarken kaufen:  
Der Verkäufer "pecheurdetimbres" (Frankreich) ist ein bekannter Betrüger. "pecheurdetimbres" bietet u.a. gefälschtes Material an, zusammen mit ebenso gefälschten Zertifikaten. Weil er guten Umsatz macht, preist ebay ihn als "top rated trusted seller" an. Das Gegenteil ist leider der Fall. Die von ihm offerierten Expertisen eines gewissen "Renaud de Montbas - Expert" sind wertlos, denn dieser geniale "Experte" ist von Beruf Musikprogrammgestalter bei Radio France und erstellt
im Nebenberuf Zertifikate für Deutsche Inflationsmarken und Kolonien ebenso wie für USA, Bosnien-Herzegowina, Cape of Good Hope, Italien, Canada, Persien, British Guyana, Rumänien, Griechenland, Argentinien, San Marino und Altjapan. Um Näheres hierzu zu erfahren, genügt es, den Namen des selbst-ernannten Allround-Experten zu googeln.




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