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Drachen / dragon mon
Drachen / dragon sen Kirschblüten / cherry blossoms ½ sen 1 sen 2 sen 4 sen 5 sen 6 sen 10 sen 20 sen 30 sen Vogelmarken / bird stamps Koban ½ bis / to 3 sen 4 bis / to 8 sen 10 bis / to 50 sen Aufdrucke / overprints Stempel / cancels Andere / other |
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Der
erfahrene Philatelist weiß, dass jede Marke mit einem hohen
Katalogwert Gefahr läuft, von Gaunern, die auf einen schnellen
Gewinn aus sind, imitiert, gefälscht, verfälscht,
manipuliert
und aufgepeppt zu werden. Japanmarken sind davon nicht ausgenommen. In
diesem allgemeinen Abschnitt soll darauf hingewiesen werden, wo die
Gefahren lauern und wo besonders gerne manipuliert wurde. Viele der
Abbildungen sind von Belegen, die in den letzten Jahren auf
online-Auktionen (yahoo, ebay usw.) angeboten wurden.
In
jüngster Zeit erlebt die Philatelie in China, wo das
Briefmarkensammeln lange als bourgeoise Spielerei
verpönt war
und alte Sammlungen zerstört wurden, einen besonderen Boom,
und
bessere Marken werden als Geldanlage gesucht. Wo es nach Geld riecht,
sind natürlich die Halunken gleich zur Stelle und wollen
mitverdienen. Moderne Techniken erlauben es, ohne mühsames
Kratzen
auf metallenen Druckplatten, rein fotomechanisch täuschend
ähnliche Reproduktionen herzustellen; die
Geldscheinfälscher haben
gute Pionierarbeit geleistet.
Vorwiegend
aus China (und Taiwan) werden derzeit sogenannte "Repliken" (replica)
klassischer
Marken aller Art, auch von Japan, übers Internet in
großen
Mengen auf den Markt gedrückt. Noch lassen sie sich am
modernen
Papier, der allzu frischen Gummierung, sauberen Zähnung und an
der
allzu glatten Markenoberfläche in Gegenüberstellung
mit den Originalen gut unterscheiden, während die
Markenzeichnung
selbst alle Merkmale echter Marken aufweist und von echten Marken
allenfalls am Graustich des Kopier-Farbtons
zu unterscheiden ist. Aber sobald man ein Stück (hoffentlich
nicht
für teures Geld erworben !) unter der Lupe betrachtet, erkennt
man, dass die Marke nicht graviert, sondern fotomechanisch reproduziert
worden ist. |
The
experienced philatelist knows that any stamp with a high catalogue
value is at risk of being imitated, counterfeited, falsified,
manipulated and enhanced by fraudsters looking for a quick profit.
Japanese stamps are no exception. This general section is intended to point out where the dangers lurk and where manipulation is particularly common. Many of the shown images are from items that have been offered at online auctions (eBay, Yahoo etc.) within the last few years. Recently, philately has experienced a particular boom in China, where stamp collecting was long frowned upon as a bourgeois hobby and old collections were destroyed. Nowadays better stamps are sought after as investments. Wherever there is a smell of money, scoundrels are there, trying to gain a profit. Modern techniques allow for the production of deceptively similar reproductions without laborious scratching on metal printing plates; banknote counterfeiters have done good pioneering work. So-called replicas of classic stamps including those from Japan are currently pushed onto the market in large quantities via the internet, primarily from China (and Taiwan). They can still easily be distinguished from the originals by the modern paper, the fresh gum, the clean perforation, the smooth surface and the greyish copy paper of the stamps, while the stamp design itself bears all the characteristics of genuine stamps. But as soon as you look at a piece (hopefully not purchased for a lot of money!) under a magnifying glass, you will see that the item is neither hand-engraved nor offset printed but photomechanically reproduced. |


| Kriminell wird es erst dann, wenn solche "Repliken" auf Briefumschläge aufgepappt und als echt gelaufene Rartäten angepriesen werden. Der nachfolgende Beleg ist jedenfalls trotz wundervoller Sonderstempel und hoher Überfrankatur nie in dieser Form postalisch nach Deutschland gelaufen, denn die Marken waren schlicht weder verausgabt worden noch jemals postgültig. | It becomes criminal when such replicas are pasted onto envelopes and advertised as genuine rarities. In any case, in spite of the wonderful commemorative cancel and high overfranking, the cover shown below was never shipped to Germany by post in this form, since the stamps were simply neither issued nor ever postally valid. |
| Gummierte, umseitig nicht als Repliken gekennzeichnete Stücke der Chrysanthemum-Serie kursieren mittlerweile auch als fotomechanische Reproduktionen, die auf den ersten Blick durchaus echt anmuten. In der Vergrößerung erkennt man aber, dass -außer der für Repliken typischen perfekten Zähnung, dem modernen Papier und der makellosen Gummierung- bei den vorliegenden Beispielen die Zähnung von der Rückseite her ausgestanzt wurde und dass der Wert zu 1 yen keinen Prägedruck aufweist. | Gummed reproductions of the Chrysanthemum series, not marked as replicas on the reverse, are presently circulating, and at first glance they appear to be quite authentic. However, when enlarged, it becomes obvious that - apart from the perfect perforation, the modern paper and the flawless gum - the perforation on these copies was punched out from the back, and that the 1 yen value has no embossing. |



| Auch der erste und teuerste Block Japans ist für Imitatoren selbstredend eine Verlockung. Wir raten davon ab, diesen Block im Internet zu kaufen, sofern keine hochauflösenden Scans beider Seiten bereitgestellt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, auf das abgebildete schöne Exemplar hereinzufallen, das fotomechanisch reproduziert wurde. Mit guter Fototechnik lässt sich sogar das stark auf die Vorderseite durchscheinende Wasserzeichen abbilden, aber aus einem Foto keinen Stichtiefdruck machen. Die Rückseite offenbart, dass es sich umseitig nur um ein Foto des Blocks handelt, denn hier, wo das Wasserzeichen und das Faserpapier noch deutlicher sichtbar sein müsste, ist nur weiße Fläche sichtbar, mit einigen briefmarkenförmigen Löchern drin. | Japan's first and most expensive souvenir sheet is also very tempting for imitators. We advise against purchasing this sheetlet online unless high resolution scans of both sides are provided. Otherwise, there is a high risk of falling for a well made photomechanical reproduction. Advanced photographic technology can even make the watermark visible, strongly translucent on the front, but it cannot turn a photograph into a letterpress printed item. The back reveals that it is only a photo-replica, because here, where the watermark and granite paper should be even more visible, is only a white area with a few holes in the shape of postage stamps in it. |

| Als Repliken werden auch Marken angeboten, die es gar nicht gibt. Und solche, die bisher noch nicht gefunden worden sind. Zu denen, die es gar nicht gibt, zählen fantasievoll gestaltete angebliche "Besatzungsausgaben" Japans sowie selbst gestaltete Proofs und Essays. Man sollte die Finger davon lassen. Essays japanischer Briefmarken kursieren nicht in Privathand, sondern lagern im Museum oder im Fundus der japanischen Post. | Even stamps which never existed are offered as replicas. And some that have not yet been found. Among those that had never existed are imaginatively designed alleged Japanese "occupation issues" as well as self-designed proofs and essays. You should steer clear of them. Proof printings of Japanese stamps do not circulate in private hands, but are stored in museums or in the storehouse of Japan Post Co. |


| Dass die Überdrucke auf deutschen Kolonialmarken in Schreibmaschinenschrift keinen offiziellen Charakter haben, sieht man an dem anfängerhaften Englisch und dem Druck, der auf die Rückseite durchschlägt. Vermutlich sind auch die Marken selbst, natürlich nur die teuren Höchstwerte, fotomechanische Reproduktionen. "Alles erlogen", würde Herr Wada dazu sagen. | The fact that the overprints on German colonial stamps in typewritten script are not officially issued items is evident from the faulty beginner's English and the printing that bleeds through to the back. Presumably the stamps themselves, of course mostly the expensive top values, are photomechanical reproductions. "Two, three, all lies", would Mr Wada probably comment on that. |


| Weil wir gerade bei den Fantasieprodukten sind... Hier meldet sich ein Exemplar, das auch gerne hier präsentiert werden möchte, ein Taschenteufelchen, das sich einen Yokohama-Stempel um den Bauch gebunden hat und Japansammler ärgern will. | Since we are on the subject of "phantasy products"... Here comes an item that would also like to be presented here, a pocket devil with a Yokohama cancel tied around its belly, wishing to annoy Japan collectors. |

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Wer dieses seltsame, von ulkigen Fantasieglyphen umzingelte
Springteufelchen fabriziert hat, ist leider unbekannt, aber der
eingedruckte
Yokohama-Stempel ist sehr schön, aber leider in Nippon unbekannt
und endet bedauerlicherweise kurz vor dem Markenrand. In den USA
heißt so ein Meisterwerk einfach nur "bogus".
Auch der im vorigen Kapitel erwähnte Ninomiya Sontoku übte auf die Replikenprodzenten einen großen Reiz aus, aber statt das Sparbuchblatt zu replizieren, gingen sie in großem Stil vor und produzierten den Studiosus bogenweise, so dass man sich auch mit Viererblocks, wahlweise geschnitten oder sauber gezähnt, eindecken kann. Mangelnde Kenntnis oder Dreistigkeit? Moderne Technik kann Wunder bewirken. |
It
is unknown who manufactured this funny little jack-in-the-box,
surrounded by funny phantasy glyphs, but the imprinted Yokohama cancel
is very beautiful but unfortunately in a shape completely unknown in
Japan, and ends too far from the edge of the stamp. In the US, such
masterpieces are called bogus. Ninomiya Sontoku, mentioned in section 17, also held great appeal to the replica producers, but instead of presenting imitations of the postal savings sheetlet, they went large-scale and printed complete sheets, so that collectors can stock up on blocks of four, either imperforate or neatly perforated. Lack of knowledge or audacity? Modern technology can work wonders. |
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| Ninomiya ungezähnter
Viererblock!!! Imperf block of four of Ninomiya!!! |
Ninomiya gezähnter
Viererblock mit Bogenrand und Druckvermerk!!! Ninomiya in a perforate block of four with sheet margin and printing mark!!! |
| Einige der Fantasieprodukte, die clever gemacht und in kleiner Auflage hergestellt sind und überdies bei Kriegsveteranen wehmütige Erinnerungen auslösen, sind durchaus nicht wertlos, sondern werden als "Souvenirs" gehandelt und geschätzt. Als Beispiele für teure Produkte seien zwei Blocks angeführt, die das Kaiserpaar von Manzhouguo (Manshukoku) zeigen, den "last emperor" Puyi und seine hübsche junge Gemahlin Wanrong. Für beide Blocks werden in Japan um die 100 € bezahlt, aber selbst diese reellen Preise ändern nichts daran, dass es eben keine Briefmarken, sondern Souvenirs für die Ewiggestrigen sind. | Some phantasy products, cleverly designed and printed in small quantities, evoke nostalgic memories in war veterans and are by no means worthless, but are traded and valued as souvenirs. Examples of somewhat expensive items include these two sheetlets depicting the imperial couple of Manzhouguo (Manshukoku), the "last emperor" Puyi and the pretty young empress Wanrong. Each sheetlet sells for about £80 in Japan, but eben such prices do not change the fact that they are not stamps but souvenirs for the diehards. |

| Ebenfalls
ziemlich echt wirken als Repliken angebotene angebliche
Besetzungsausgaben Japans im 2.WK. Sie sind sehr gut im Stil von
Markenausgaben jener Zeit gestaltet, aber teils auf modernem Papier
gedruckt.
Vermutlich deswegen werden sie vorsichtshalber als "Replica" offeriert,
obwohl sie keinerlei je verausgabte Marken replizieren.
Die Marken links tragen die Inschrift "Kaiserliche Post
Japan, Generalgouvernement Hongkong", sind gelblich
gummiert
und wirken
durchaus alt. Auch die Schrifttype und die rechtsläufige
Schreibweise sind gut gestaltet. Moderner sind Papier und
linksläufige Schreibweise der Marken "Shonanto Post", aber
auch
diese Schrift ergibt einen Sinn, denn Shonanto war die seinerzeit in
Japan gebräuchliche Bezeichnung für das besetzte
Singapore,
wo die Malaien wie die Briten von links nach rechts schrieben, anders
als die Hongkong-Chinesen. Trotz des recht überzeugenden Looks handelt es sich leider nur um sehr schöne Fantasieprodukte. |
Replicas of alleged WW2 occupation issues of Japan look also quite authentic.
They are cleverly designed in the style of stamp issues of that period,
but mostly printed on modern paper. This is probably why they are
offered as replicas, even though they do not replicate any ever issued
stamp. The stamps on the left bear the Japanese inscription "Imperial Post of Japan, Administration Office of Hongkong", are gummed in a yellowish tone and appear quite old. The font and right-to-left spelling are also well designed. More modern are the paper and the left-to-right spelling of the "Shonanto Post" stamps, and this makes sense because Shonanto was the name used in Japan for occupied Singapore, where the Malays, like the British, wrote from left to right, unlike the Hongkong Chinese. Despite their quite convincing look, these are mere phantasy products. |
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| Chinesische Inschrift, von
rechts nach links: Angebliche Marken des japanisch besetzten Hongkong. Chinese right-to-left inscription: Alleged stamps of Hongkong under Japanese occupation. |
Auf modernem Papier und Schrift von links nach rechts: Angebliche Besetzungsausgabe für Singapore. On modern paper and left-to-right inscription: Alleged stamps of Singapore under Japanese occupation. |
| Auch die wegen Japans Kriegszügen im
Pazifik für Tokyo vorgesehene, aber ausgefallene Olympiade 1940
wurde von emsigen Taiwanesen nachträglich mit Repliken
philatelistisch wiederbelebt. Das Design greift unverkennbar vielfach
auf japanische Briefmarkenmotive zurück, aber die Menge von
Ausgaben, jede dazu noch im Block zusammengefasst, weist auf unsere
heutige Zeit hin. Alle Souvenirs sind rückseitig als Repliken
gekennzeichnet. |
The 1940 Olympic games, planned for Tokyo but cancelled due to Japan's military activities in the Pacific War, were recently reanimated for philatelists by industrious Taiwanese with replicas of stamps which never existed. Their design unmistakenly draws heavily on Japanese stamp motifs, but the number of issues, each also grouped together in a decorative sheetlet, points to our present days. All of these souvenirs are marked as replicas on the back. |

|
Zu den Marken, die es theoretisch geben könnte, die jedoch
bisher noch nicht gefunden worden sind, zählt
die 500 mon Drachenmarke mit kopfstehendem Werteindruck
in ungebrauchter Erhaltung. Ein einziges gebrauchtes Stück ist
alles,
was
von diesem Irrtum auf klassischen Marken gefunden worden ist.
Mindestens ein Bogen zu 40 Marken muss davon gedruckt und
(teilweise ?) verbraucht worden sein. Es ist zwar nicht
auszuschließen, dass irgendwann noch weitere Stücke
auftauchen, aber die auf eBay oft angebotenen Repliken einer
ungebrauchten Marke sind aus Mangel an Vorlagen keine Repliken, sondern
Produkte chinesischer Fleißarbeit mit einer nicht sehr guten
Fotobearbeitungssoftware, denn der Aufdruck ist nicht nur kopfstehend,
sondern, hoppla, auch noch seitenverkehrt geraten. |
Among the stamps that could, theoretically, exist but have not yet been found is the 500 mon dragon stamp with inverted denomination characters in unused condition. One single used piece is all that has been found of this error on classic stamps. At least one sheet of 40 stamps must have been printed and (partially?) used. While it cannot be ruled out that further pieces will surface some day, the unused replicas often offered on eBay are not replicas due to lack of genuine templates, but rather products of Chinese diligence using not very good photo editing software, because the black imprint is not only upside down but, oops, also sideways inverted. |
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| Die
einzige je gefundene echte Marke mit kopfstehender Wertangabe ist ein gebrauchtes Stück. The only genuine stamp with inverted denomination print is a used piece. |
Im Internet
angebotene, seitenverkehrte Repliken ungebrauchter Marken sind Fotoshop-Produkte. Sideways inverted replicas of unused error stamps offered online are photoshop tool products. |
| Auch vermeintliche Fehler moderner Marken werden als "error stamps" teuer angeboten (und verkauft), obwohl diese falschen "Fehldrucke" allzu offenkundig durch Manipulation an echten Marken zustande gekommen sind. Man sollte wissen, dass moderne Technik und strenge Kontrollen derlei eklatante Irrtümer nahezu unmöglich machen; alle bekannten wirklichen Fehler sind im japanischen Spezialkatalog aufgelistet und haben eine erklärbare Ursache. | Manipulated modern stamps are offered (and sold) at high prices as error stamps, although these "misprints" are all too obviously the result of manipulation of genuine stamps. It should be noted that modern technology and strict controls make such blatant errors virtually impossible. All known real errors are listed in the Japanese Special Catalogue (JSCA) and have an explainable cause. |


| Mit
einer guten Software kann man auch echte Marken überdrucken,
so
dass die tollsten Sachen dabei herauskommen, zum Beispiel 50 yen
Rollenmarken in Braun, von denen es eigentlich nur grüne
Exemplare
geben sollte. |
Using good software, you can even overprint real stamps, resulting in some amazing things like 50 yen coil stamps in dark brown, which should actually exist only in green. |

| Besonders
an der Wertziffer der unteren Marke und am linken Markenrand wird
sichtbar, dass jemand das Markenbild kopiert und in Rot auf die
grünen Rollenmarken neu aufgedruckt hat, so dass sich
ein
Schokoladenbraun ergibt. Es existiert eine 50 yen Marke in
Schokoladenbraun (Michel-Nr. 584), aber die Wertziffer hat eine andere
Form, die Marke trägt keinen Landesnamen in Lateinschrift
und wurde auch nie als Rollenmarke verausgabt. Weil wir gerade bei den Rollenmarken sind: Von den unten abgebildeten Marken sind drei Sorten in fast jeder Sammlung enthalten, sie kosten nicht viel, aber die vierte, zu 14 sen Nominale, bekommt man selten für weniger als 100 €. Die gleiche Marke aus dem Bogen, vierseitig gezähnt, ist hingegen für ein paar cent zu bekommen, auch in sauberster postfrischer Erhaltung. Man wird sich unschwer vorstellen können, dass die Verlockung, aus einer billigen, allseitig gezähnten Bogenmarke mit Schere oder Cutter ratzfatz nachträglich eine wertvolle Rollenmarke zu machen, auf die Verfälscher unwiderstehlich wirken muss. |
It
is evident from the denomination 50 of the bottom stamp and at its
left edge that someone had copied the stamp picture and reprinted it in
red onto the green coil stamps resulting in a chocolate colour. Actually
there is a 50 sen stamp in this brown colour shade, but the
denomination 50 has a different shape, the stamp does not bear a Latin
country name and was never issued as a coil stamp. Since we are talking about coil stamps: Three of the four stamps shown below are included in almost every better collection; they are not too costly, but the fourth, with the face value of 14 sen, is rarely available for less than £75. The same stamp, but from a normal sheet, perforate on four sides, can be obtained for a few pence, even in perfect mint condition. It is not difficult to imagine that the temptation to quickly turn a cheap perforate sheet stamp into a valuable coil stamp using scissors or a cutter must be irresistible to counterfeiters. |


| Nach dem Abschneiden der senkrechten Zähnung wird die Marke zwar ein wenig schmaler, aber welcher Käufer misst das schon nach? Wenn der Anbieter ein Dusseltier ist, das die Marke zusammen mit Vergleichsstücken offeriert oder so dabbisch zuschneidet, dass von der Zähnung noch Reste erkennbar sind, weckt er natürlich selbst den unerwünschten Argwohn, aber zum Kauf einer einzelnen 14 sen Rollenmarke muss man als Käufer schon außer seiner Brieftasche auch eine Portion waches Misstrauen mitbringen. | After cutting off the vertical perforation, the stamp becomes a little narrower, but which buyer measures that? If the seller is such a stupid to offer the manipulated stamp together with comparable pieces, or cuts it so sloppily that traces of the perfs remain visible, he will of course arouse unwanted suspicion. But when it comes to purchasing a single 14 sen coil stamp, you need not only your wallet but also a dose of keen mistrust. |

| Das Schnippeln an der Zähnung, sollte man meinen, komme wohl nur bei der teuren 14 sen Marke vor, aber weit gefehlt! Wenn es nur einer Schere bedarf, um eine Lücke in der Sammlung zu schließen oder einen besseren Wert bei einer online Auktion einstellen zu können, werden viele Stümper schwach. Angesichts der krumm geschnittenen Ränder und der teilweise noch sichtbaren Zähnung kann man nur sagen, dass ein Lineal und ein Cutter durchaus erschwingliche Geräte sind, liebe geizige Amateur-Fälscher! | You may think that the snipping of the perforation only occurs with the expensive 14 sen, but there you would be wrong! When all it takes is a pair of scissors to close a gap in a collection or to get higher bids at an online auction, even amateurs give in. Given the crooked cutting lines and the remainders of the perf holes, let us advise our dear stingy amateur forgers that that a ruler and a cutter are quite affordable tools! |
|
Auch die allererste Rollenmarken wurden von eifrigen Schnipplern aus
Bogenmarken hergestellt, die Resultate sind aber entmutigend, es sei
denn, der Käufer hat vor dem Kauf zu tief ins Glas geschaut
und
sieht den arg schmalen und schlangenlinienförmigen senkrechten
Rand nun doppelt so breit. |
The very first coil stamps have also been imitated by cutting off sheet stamp perfs, but the results are discouraging, unless the buyer has had too many pints of stout lager and sees the very narrow and serpentine vertical rims twice as wide as they actually are. |
m
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Auch
Indien mischt mit bei der Produktion japanischer Raritäten;
allerdings trauen sich die Inder nicht an japanische Schriftzeichen
heran. Fantasievolle Wasserfarbengemälde, mit "Nippon Yubin"
in
Lateinschrift versehen, werden als "Photo-Essays" teuer offeriert, ohne
Rücksicht darauf, dass diese typisch indische Farbgebung der
Tradition japanischer Farben widerspricht. Und billige Marken mit
Aufdrucken aus dem Druckbaukasten werden zu "SPECIMEN" aufgeblasen.
Dass echte Musteraufdrucke auf modernen Marken, die immer in
japanischer Schrift
erfolgen, in Japan selbst beim Markenhändler für 30
yen
erhältlich sind, weiß man in Indien nicht und
glaubt,
für diese Produkte das Hundertfache verlangen zu
können. |
Even India is involved in the production of Japanese philatelic treasures. However, Indians hesitate to imitate Japanese characters. Fancy watercolour paintings, with the Latin inscription Nippon Yubin added, are offered at high prices as "photo design proofs" without considering that this typical Indian colour scheme contradicts the tradition of Japanese colouring. There are also cheap commemorative stamps jazzed up into specimens with Latin letters from the printing toy box. The fact that genuine specimens of modern stamps, always overprinted in Japanese, are offered at the stamp dealer's for about 10 pence each, is unknown in India, and forgers hope in vain for an over hundred times as high profit from their www offers. |

| Deutlich anspruchsvoller sind die Neudrucke, die die japanische Post auf hochwertigem Japanpapier von allen Drachen- und Kirschblütenmarken 1961 herstellen ließ. Anlass war der 90.Jahrestag des modernen japanischen Postwesens, und die Marken erschienen ungezähnt in einer Serie von Blocks und sind auf der Rückseite durch einen grauen Aufdruck auf jeder Marke als (frankaturungültige) Nachdrucke gekennzeichnet. Diese Marken sind Reproduktionen der originalen Marken und unterscheiden sich im Design überhaupt nicht, von Papier und Farbe her nur geringfügig von den Originalen. Wer diese Marken zähnt und auf einen alten Briefumschlag aufklebt, einen alt aussehenden "Stempel" dazu fabriziert, der kann damit wunderschöne falsche Briefe herstellen. Der sehr unauffällige hellgraue Aufdruck auf der Markenrückseite lässt sich sicherlich auch elegant entfernen oder mit einem Falz überkleben, um lose Marken daraus zu machen. | Significantly more elaborate are the reprints that Japan Post produced in 1961 of all dragon and cherry blossom stamps on high quality Japanese paper. The occasion was the 90th anniversary of the modern Japanese postal system. These stamps were printed imperforate in a series of souvenir sheets and are marked in pale grey characters on the reverse as "reprints" not valid for postage. These stamps are reproductions of genuine stamps and do not differ in the design but only slightly in paper and colour. Anyone who perforates these stamps and pastes them on an old envelope, adding an antique-looking cancel, can create beautiful forged covers. The very inconspicuous light grey imprint on the back of the stamps can certainly elegantly be removed or hidden by a hinge in order to make loose mint stamps out of the sheetlets. |

| Zum 100. Postjubiläum kamen wieder ähnliche Blocks mit Drachenmarken in Umlauf, und wenn auf einer Auktion oder sonst irgendwo eine erstaunlich breitrandige Drachenmarke ohne Falz- und Altersspur, dafür aber auf dem deutlich senkrechten gestreiften Papier der Abbildungen unten offeriert werden sollte, weiß der clevere Sammler gleich, aus welchem Nest solche Drachen geschlüpft kommen. | For the 100th anniversary of the modern Postal system, similar replica sheetlets depicting the dragon stamps were put into circulation, and if an astonishingly wide margined dragon stamp without any signs of hinge or age but on clearly vertically striped paper as seen in the pictures below, is offered at an auction or elsewhere, the clever collector would immediately know from which nest such dragons had hatched. |
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| Ungewöhnlich
breiter Rand, bei echten Marken nicht
möglich. Such a broad margin is not possible with genuine stamps. |
Schon in der Aufsicht erkennbare Streifen im Papier. Paper stripes visible even seen from above. |
| Die Kataloge berichten von Drachenmarken, die auf gestreiftem Japanpapier gedruckt sind, aber diese ebenfalls senkrechten Streifen sind wesentlich filigraner und oft wie ein Wasserzeichen nur gegen das Licht sichtbar. Auffällig bei der obigen Marke, deren rückseitiger "Nachdruck"-Aufdruck entfernt worden ist, ist der Kratzer, der von der mittleren Klaue des linken Drachen auf das obere schwarze Schriftzeichen zu weisen scheint. Hieran lässt sich die Herkunft der Marke eindeutig nachweisen, wenn man sich diese Marke auf dem Gedenkblatt des Postministeriums von 1971 genauer ansieht. | Catalogues report dragon stamps printed on striped domestic paper, but the original vertical stripes are far more delicate and often, like a watermark, only visible against the light. What is striking about the above replica whose "reprint" mark has been removed, is the scratch that appears to point from the middle claw of the west dragon to the upper black central character. The origin of this "stamp" can be clearly proven by taking a closer look on this stamp on the commemorative sheetlet from 1971. |
| Da
sitzt er brav und grinst, der Drache, samt Streifen und Kratzer, und
denkt nicht dran, Jahrgang 1871 zu sein wie sein Urgroßpapa. Unter der Vielzahl von Souvenirs, die Drachenmarken abbilden, finden sich auch solche mit eingedruckten Stempeln. Ausgeschnitten sehen die Exemplare dann beinahe aus wie echte gestempelte Stücke und werden durchaus als "gebrauchte Drachenmarken" teuer angeboten; natürlich haben sie ausnahmslos einen preissteigernden superbreiten Rand auf allen vier Seiten, der bei erfahrenen Altjapansammlern sofort die Alarmanlage aufheulen lässt. |
There
he sits, our dragon, grinning peacefully, with all his stripes and the
scratch, and is far too young to be born in 1871 like his great-grandfather. Among the multitude of souvenirs depicting dragon stamps, some exist with an imprinted cancel mark. When cut out, the imitations look almost like genuine pieces with a postmark and are often offered at high prices as "used dragon stamps". Of course, they all have a price-increasing superwide rim on all four sides, which immediately sets off alarm bells for experienced collectors of Japan's classic stamps. |

| Auch an der teuersten Sondermarke Japans, der Michel-Nr.129, haben sich die Replica-Chinesen und andere Manipulateure versucht. Die meisten Versuche, mit Ausnahme der sehr sauberen Repliken, sind kläglich misslungen, aber man findet auch fabrizierte "kopfstehende Mittelstücke" und "Fehlfarben", die es bei Originalen dieser Marke niemals gegeben hat. | The
Chinese replica artists and other manipulators have also tried their
hand at Japan's most expensive commemorative stamp, the 10 sen value of
the "Nomination of the crown prince" issue from 1916. Most attempts,
with the exception of very carefully made replicas, have failed
considerably, but we also find upside down reversed centres of the
picture and colour errors that never really existed on this
stamp. |

m
| Im
Vergleich mit der echten Marke fällt die moderne,
professionelle
Zähnung und die ebenso saubere Gummierung ins Auge. So gut
waren
sie 1916 noch nicht. Aber auf den ersten Blick kann sich ein Sammler,
der dieses teure Stück noch nie echt zu Gesicht bekommen hat,
durchaus täuschen lassen, die fotomechanische Reproduktion
ermöglicht perfekte Drucke, nur eben in moderner
Qualität.
Eine Marke, die mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hat, dürfte
nicht so geschniegelt einherstolzieren. |
Compared
to the genuine stamp, the modern professional perforation and the very
clean gum are striking. They weren't this perfect back in 1916. But at
first glance, a collector who has actually never seen this expensive
piece may be deceived. Photomechanical reproduction allows for perfect
prints, but in modern quality. A stamp aged over 100 years is not
likely to strut around so youthfully. |
| Nicht nur der Krönungshut, sondern auch alle anderen teuren Sondermarken sind von diversen offiziellen und halboffiziellen Stellen zu irgendwelchen Anlässen nachgedruckt worden und auf blockartigen Gedenkblättern wiederauferstanden. Wer einmal ein echtes Exemplar gesehen hat, fällt auch bei Dämmerlicht kaum auf diese teils schlicht gezähnten Offsetdruck-Blocks herein, die allesamt umseitig die Zeichen 模刻 (Nachdruck) aufgedruckt tragen. Die meisten dieser Produkte blieben ungummiert. Einige Abbildungen mögen ausreichen, um die Fülle zu dokumentieren: | Not only this 10 sen stamp, but all other expensive commemorative stamps, too, have been reprinted by various official and semi-official bodies for a variety of occasions and resurrected on commemorative sheetlets. Anyone who has ever seen such an imitation item, will hardly be fooled even in dim light by these offset printed sheetlets with their simple perforation, and all of which have the characters 模 刻 (reprint) printed on the reverse. Most of these items are ungummed. A few pictures should be sufficient to give an idea of the abundance: |


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| Umseitiger Aufdruck
"NACHDRUCK" und unten rechts "Nr.10 aus der Serie von Nachdrucken von Briefmarken aus der Staatsdruckerei". Reverse side imprint "replica" and at bottom right "No.10 from the series of stamp reprints from the National Printing House". |
Außerhalb Japans
hergestellte Repliken tragen eher selten einen entsprechenden Aufdruck in Englisch auf der Rückseite; dieses Beispiel zeigt den Handstempelabschlag eines Prüfers (?). Replicas made outside Japan rarely bear a similar imprint in English. This picture shows a "FORGERY" handstamp from an expert (?). |
| Diese
Nachdrucke haben nur kleine Auflagen und werden
selbstverständlich
von Liebhabern gesammelt. Inländische Repliken gelangen kaum
einmal ins Ausland und sind
auch
nicht zur Täuschung gutgläubiger Sammler gedacht,
sondern
zeugen nur davon, wie japanische Sammler die seltensten
Stücke ihrer Heimat verehren. Dass einige Filous
versuchen,
an solchen
Imitaten reich zu werden, ist ein anderes Kapitel.
Gauner finden sich leider überall. An die Wadas, Spiros und Kamigatas erinnern auch Ganzfälschungen und Imitate eigentlich sehr billiger japanischer Marken der allerfrühesten Nachkriegszeit. Kaum jemand aus der heutigen Generation in Japan weiß noch, weshalb solche Marken auf weißem Papier und ohne Wasserzeichen massenhaft nachgeahmt und gedruckt wurden, obwohl doch die echten Marken nur wenige cents wert sind. |
These
reprints have only small editions and are naturally collected by
enthusiasts. Domestic replicas rarely make it abroad and are not
intended to deceive philatelists but rather testify to how Japanese
collectors venerate their homeland's rarest stamps. The fact that some
crooks try to become rich from such imitations is a different story.
Unfortunately, fraudsters can be found everywhere. Fakes and imitations of actually very cheap stamps from the earliest postwar period are a bit reminiscent of the Wada, Spiro, and Kamigata forgeries. Hardly anyone from today's generation in Japan knows why such stamp imitations were mass-produced and printed on white paper without watermark, although genuine stamps are worth only a few pence. |

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Der Grund für diesen scheinbaren Widersinn liegt in der
amerikanischen Besatzung Japans nach Kriegsende. Aus dem Land der
Sieger kamen massenhaft unerwünschte, bewaffnete GIs nach
Japan,
ohne Visum und Erlaubnis des Tenno, aber mit Maschinengewehren und
Jeeps. Die Mehrzahl stürmte nur die Bordelle, aber eine nicht
allzu kleine Minderheit fragte in den zerbombten Städten nach
Briefmarken. Tokyo und Yokohama waren abgebrannt, von Hiroshima und
Nagasaki ganz zu schweigen. Der Postdienst lag in Trümmern,
die
Bewohner der Städte waren aus Angst vor den Fremden, unter
denen
sich sogar Schwarze fanden, deren Anblick japanischen Kindern
einen Schock fürs Leben versetzte, aufs Land
geflüchtet und
trauten sich nur zögernd zum Wiederaufbau zurück.
Woher
Briefmarken nehmen für die amerikanischen
Souvenirjäger? Da traten die Andenkenhändler in Aktion, denn sie witterten ein Geschäft wie weiland der Briefmarkengroßproduzent Wada, und druckten elf verschiedene Marken der laufenden Dauerserie in Eigenregie nach, zweifarbig, mit schwarzen Stempeln. Die Branche hatte es leicht. Die Marken benötigten weder Gummierung noch Zähnung, denn auch die Reichspost litt unter der Kriegsnot und war nicht in der Lage, Briefmarken gummieren und zähnen zu lassen. |
The
reason for this apparent absurdity lies in the US occupation of Japan
after the end of WW2. From the country of the victors, masses of
unwanted but armed GIs came to Japan, without visas or permission from
the Tenno, but with machine guns and jeeps. Their majority only raided
the brothels, but a not too small minority asked for stamps in the
bombed-out cities. Tokyo and Yokohama had burned down, not to mention
Hiroshima and Nagasaki. The postal service lay in ruins, the
inhabitants of the cities had fled to the countryside out of fear of
the strangers, among whom were even black men whose sight was a
life-changing shock to Japanese children, and only hesitantly dared to
return to rebuild. Where could they get stamps from for US souvenir
hunters? This is when the souvenir dealers sprang into action, because they sensed a business opportunity like the former stamp forger Wada, and reprinted eleven different types of stamps from the current definitive series on their own, in two colours, i.e. with black postmarks imprinted. This was easy to achieve. The stamps needed neither gum nor perforation, as the Postal Service was also suffering from the hardship and was unable to print gummed and perforate stamps. |


|
So wurden die GIs mit Souvenirs in Briefmarkenform
beglückt; sie ahnten nicht, dass es Imitationen waren, ohne
Wasserzeichen, aber auf sehr gutem, weißem Papier, denn es
sollten ja Andenken sein für die Lieben daheim - die
allerwenigsten Kunden der Souvenirklitschen waren selbst versierte
Sammler. Das wichtigste Merkmal dieser Fälschungen ist, neben dem fehlenden Wasserzeichen und dem gröberen Markenbild, das auffallend weiße Papier, das in Japan nie für Briefmarkendruck verwendet wurde. Es dürfte aus Beständen der US-Armee via Schwarzmarkt zum Einsatz gekommen sein. Durch die Weißmacher unterscheidet sich das Papier nicht nur graduell, sondern grundlegend von den echten japanischen Marken. Wie sehr es auffällt, zeigt der Ausschnitt einer Steckkarte mit einer falschen Marke zwischen den echten. |
Thus,
the GIs were satisfied with tokens in the form of stamps; they had
no idea that they were purchasing unwatermarked imitations on very
white paper; all they wanted to buy was souvenirs for their beloved
ones at home. Very few of them were experienced collectors themselves. The most important feature of these forgeries, besides the missing watermark and the coarser stamp image, is the strikingly white paper, which was never used for stamp printing in Japan. It is most likely that it came from US army stocks via the black market. The whitening substances make the paper not only slightly but fundamentally different from genuine wartime stamps. How much it catches the eye is shown on the picture below of a stock card with one forgery among genuine stamps. |

| Auf diese Weise kamen die Imitationen billiger japanischer Nachkriegsdauermarken via USA in die Sammlerwelt. Großen Schaden richteten sie nicht an, denn im Laufe der Zeit kamen genügend echte Marken zum Vorschein und kosten heute viel weniger, als die Soldaten für ihre falschen Souvenirs bezahlt hatten. | In
this way, imitations of cheap postwar definitive stamps entered the
philatelic world via the USA. They did not cause much damage, because
over time enough genuine stamps appeared and cost today much less than
the soldiers had paid for their fake trophies. |
| Größere Vorsicht sollte man bei Verfälschungen echter Marken walten lassen. Etliche alte Briefmarken wurden als Mustermarken mit einem kleinen Tuschepunkt versehen und an die Leiter der Postämter verteilt. Diese Musterstücke sollten eigentlich zurückgegeben werden, was in der Regel aber unterblieb, da die Post die Rückgabe weder organisierte noch kontrollierte. Viele dieser Marken gelangten in Privathand und Handel, und da sich im Katalog der Preis für ungebrauchte Stücke zum Teil in deutlich höheren Sphären bewegt als derjenige für Tuschepunkt-SPECIMEN, griff manch ein Manipulateur zur Rasierklinge und kratzte den Tuschepunkt fort. Unter der Lupe oder in Vergrößerung sieht das Ergebnis folgendermaßen aus: | Great
caution should be exercised when dealing with genuine but
manipulated stamps. Most classic stamps were provided with a small
ink dot as specimens and distributed to the heads of the post offices.
These specimens were supposed to be returned, but this usually did not
happen, because Japanese post authorities neither organised nor
monitored the return. Many of these specimens ended up in private
hands, and since the catalogue price for most classic stamps is
significantly higher for unused copies than for ink dot specimens, many
a manipulator reached for a razor blade and scratched away the ink
dot. Enlarged or under a magnifying glass, the result looks like this: |

|
Wer geschickt mit der Rasierklinge umzugehen versteht, gerät
leicht auch in Versuchung, aus der billigen braunen 1 sen Marke mit Schleifchen ein teures Exemplar ohne
Schleifchen zu machen; ein bisschen solides Handwerk mit dem
Kratzgerät und einem feinen Farbstift, und hokuspokus, werden
aus
25 € Katalogwert satte 1100 €,
sofern es der Käufer, der Lesebrille und Lupe vergessen hat
und sich womöglich über einen
großzügigen
Preisnachlass freut, nicht bemerkt. |
Counterfeiters skilled in handling a razor blade will easily be tempted to turn a relatively cheap brown 1 sen stamp with ribbon design into a very expensive one without ribbon. A bit of solid craftmanship with a scratching tool and a fine pencil, and hocus-pocus, a catalogue value of £15 turns into a whopping £800, provided the buyer who has forgotten his reading glasses or magnifyer and feels happy about a generous discount does not notice the fraud. |

| Das nächste Beispiel zeigt eine vorgebliche Mi.Nr. 19 mit klarem Kiban-Stempel Kyoto und Silbenzeichen 23 ム. Auf den ersten Blick sehr schön, aber im Katalog findet man das Sz. 23 nur auf der Marke Mi.Nr. 20x (2 sen gelb). Die prangt rechts daneben, aber mit einem anderen Silbenzeichen, dem Sz. ヌ. Das gibt es auch auf dieser Marke, aber beide Marken haben einen kleinen Schönheitsfehler, und zwar die seltsame sechseckige Form des Kästchens, welches das Silbenzeichen umschließt. Üblicherweise sind die Kästchen bei dieser Marke stets viereckig | The next example shows a cherry blossom stamp 1 sen blue with syllabic ム. Very nice at first glance, but this syllabic actually exists only on the yellow 2 sen with syllabics. This yellow stamp is shown on the right hand figure, but with syllabic ヌ. This syllabic really exists on this stamp, but both items have a small flaw, namely the odd hexagonal shape of the box surrounding the syllabic character. Usually these boxes are always square. |


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Dem Neuling erzählt die Form des Kästchens, dass man
gut
aufpassen soll, dem versierten Sammler hingegen, dass dieses
schöne Stück aus einer Ganzsache ausgeschnitten und
mit einer
nachträglichen Zähnung als Briefmarke verkleidet
worden ist. Diese Ganzsachen sind durchaus nicht häufiger anzutreffen und auch nicht unbedingt billiger als die Marken, aber nicht alle Markensammler interessieren sich für Ganzsachen, die deshalb ein wenig preisgünstiger sind. Es mag für Filous verlockend sein, aus einer zerrissenen oder von Papierwürmern zerfressenen Ganzsache eine saubere "Briefmarke" herzustellen. Natürlich haben sich Fälscher auch über die klassischen Ganzsachen hergemacht; darauf soll nur kurz eingegangen werden. Hier ein Exempel für eine Ganzsache, nämlich Postkarte Nr.1 von 1873, die laut Katalog ungebraucht mit über 2000 €, aber auch gebraucht noch mit circa 1200 € notiert ist. Links ein echtes, rechts ein imitiertes Exemplar. |
The
shape of the box reminds the newcomer to pay close attention, and the
experienced collector knows that these "stamps" were cut out of a
postal stationery item and disguised as a postage stamp by subsequent
perforation. Classic postal stationery is not very common nor much cheaper than the stamps of their period, but not all stamp collectors extend their collecting activities to stationery items which therefore are somewhat easier to find than stamps. It may be tempting to scoundrels to make a clean "postage stamp" out of a torn or paper-wormed stationery piece. Of course, counterfeiters have also targeted classic postal stationery. This matter will only be treated briefly. As an example, let's examine the very first and most costly Japanese postal stationery, postal card No.1 from 1873 with a catalogue price of about £1,500 for unused, and about £850 for used pieces. The figs below present a genuine and a forged item for comparison. |
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| Echte
Karte, in Tokyo am 10.2.1874 gebraucht. Genuine postal card, used in Tokyo on Feb.10, 1874. |
Falsche Karte mit falschem
Stempel Osaka, der "Ankunftsstempel" ist ein Fantasieprodukt. Forged card with forged cancel Osaka and fake receiving mark. |
| Das erste, was dem cleveren Sammler auffällt, sind die Stempel. Das Porto von ½ sen war für den Ortsverkehr gedacht, weshalb Poststempel und Ankunftsstempel den gleichen Ortsnamen aufweisen müssten; bei der echten Karte (innerhalb Tokyos gelaufen) trifft dies zu, bei der falschen nicht. Das Rot des Rahmens, bei echten Karten nicht sehr stark vom Braun der Marke unterschieden, ist bei der Fälschung ein sehr kräftiges Weinrot, vermutlich um den potentiellen Opfern knalldeutlich zu zeigen, dass es sich um die teure Karte mit dem roten Rahmen handele. Sie ist so selten, dass kaum jemand ein Original je zu Gesicht bekommt. Ferner fällt noch der Abstand der eingedruckten Marken zum Rahmen auf, der bei echten Karten äußerst gering, bei der Fälschung jedoch sehr groß ist. Sehen wir uns noch den Werteindruck im Detail an: | The
first thing an astute collector will notice are the postmarks. Since
the ½ sen rate was the fee for local postcards, the
postmark and arrival mark should show the same place name. This is true
for the genuine card sent within Tokyo, but not for the faked one. The
red colour of the frame which on genuine cards is not very different
from the light brown of the imprinted stamp, is a very strong wine red
on the counterfeit, presumably to clearly prove that this is the
expensive stationery with a red frame. Genuine items are so rare that
hardly anyone has ever seen a genuine item. Another striking feature is
the distance between the frame and the imprinted stamp: extremely small
on genuine cards but wide on fake items. Let's take a closer look on
the imprinted stamp: |

| Die Kringel auf jeder Zierblüte des Rahmens finden sich bei der Fälschung nur an der Eckblüte. Das falsche Zierband hat weniger Schwung, die fein gravierten Linien sind nicht sichtbar, und die Marke wirkt geradezu verschwommen im Vergleich zum Original - kein Wunder, denn die falsche "Postkarte" ist bei Kamigata im Steindruck gefertigt worden. An der rechten Karte, so schön und alt sie auch aussieht, ist nichts echt außer der hohen Rechnung für den gutgläubigen Käufer. | The
curls on each decorative flower of the frame are only found on the
corner flowers on the forged item. The fake decorative frame
is curved more flatly, the delicate engraved double lines which
form the solid bar are one bold line, and the stamp imprint appears
somewhat blurred in comparison to the genuine one. No wonder, since the
fake postal card was produced in the Kamigata forger workshop by
lithographic printing. There is nothing genuine about the card on the
right, except for the high bill for the unsuspecting buyer. |

| Bei dieser auf den ersten Blick gut ausehenden Karte hält auch
der Rahmen einem zweiten Blick stand, das Problem ist aber die
eingedruckte Marke. Man hätte Profis wie Herrn Szłania engagieren sollen, damit
die stümperhaften Buchstaben und Zahlen in der
lateinschriftlichen Wertangabe das Auge nicht so schmerzen und die
armen, viel zu kleinen Kirschblüten nicht so verlassen in den
viel zu großen Quadraten der vier Ecken schwimmen. Ein
Rätsel ist, warum eigentlich eine Postkarte von 1874 mit
Rahmen in der Markenfarbe und einer anderen Inschrift im Zentrum der
Marke, die gebraucht, rundum echt, in perfekter Erhaltung für
ca. 25 € im Handel erhältlich ist, so aufwendig
gefälscht wurde. Es ist zwar keine Ganzsache, aber ein sehr schöner Flugpostbrief, der auf einer Internet-Auktion preiswert angeboten wurde und dann viele Bieter anlockte. Kein Wunder, denn es handelt sich um einen der ersten Flüge von Japan nach Europa, der von einem Zeitungsverlag gesponsert und publizistisch ausgeschlachtet wurde. Im Juli 1925 flog eine Maschine von Tokyo aus via Pyeongyang, Harbin, Irkutsk, Moskwa und Berlin bis zum Zielort Paris, den sie wegen längerer Zwischenaufenthalte und Instandsetzungsarbeiten erst am 28.9. heil erreichte. Auch der Rückflug gelang ohne größere Probleme. Bei dem genannten Brief handelt es sich um einen mit diesem Flug beförderten Beleg, der sogar ein Autogramm des Piloten Kawachi aufweist. Alles ist echt und recherchierbar. |
This
card which looks fine at first glance, has a frame that also stands up
to the second look, but the problem is the imprinted stamp. They
should have engaged a professional like Mr Czesław Szłania
so that the clumsy letters and numbers in the Latin inscription would
not be so painful for the eye, and the much too small cherry
blossoms would not float so forlornly in the loo large squares of the
four corners. It is a mystery why a postal card from 1874 with a frame
in the colour of the imprinted stamp, of which genuine copies are
traded in perfect condition for not more than £15, was forged so
elaboratedly. Next we have not a postal stationery but a very beautiful airmail cover that was offered at a reasonable price at an internet auction and attracted many bidders. No wonder, since it was one of the very first flights from Japan to Europe sponsered by a newspaper publisher and promoted accordingly. In July 1925, an aircraft flew from Tokyo via Pyeongyang, Harbin, Irkutsk, Moskwa and Berlin to its final destination Paris which it reached safely on Sept 28 due to lengthy stopovers and repair work. The return flight also went smoothly without major problems. The letter in question has made it with this aircraft and it even bears an autograph from the pilot, Mr Kawachi. Everything is authentic and verifiable. |

| Links oben auf dem Brief findet sich der handschriftliche Vermerk "Flugpost-Briefumschlag", Laufstempel von Strasbourg, wo die Maschine wohl auch noch auftankte, und Ankunftsstempel vom Pariser Airport Le Bourget sowie zusätzlicher Flughafenstempel und roter Erinnerungsstempel, in dem es oben "Erinnerung an den Europaflug" und unten "Asahi Zeitungsverlag" heißt, alles ist stimmig. Und doch... Der Philatelist wird sich zuerst die Frankatur und den Poststempel ansehen. Und da beginnt das mulmige Gefühl. Der Stempel auf der Marke ist kein Poststempel, er findet sich in keinem Verzeichnis japanischer Sonderstempel. Die obere Inschrift bedeutet "Start in Tokyo zum Europaflug", und unten steht in Lateinschrift unter anderem der Firmenname Asahi. Die 10 sen Frankatur erinnnern uns daran, in der Portotabelle nachzuschauen; 1925 kostete ein Brief nach Europa via Seepost das Doppelte, nämlich 20 sen. Jetzt wird der Sammler eventuell ein wenig unruhig. Gerade da taucht ein Brüderchen dieses Briefes auf, das die Alarmglocken endlich schrillen lässt: | At
the top left of the cover is a handwritten note "Airmail envelope", a
route postmark from Strasbourg, where the plane presumably refueled,
and an arrival mark from Le Bourget airport in Paris, an additional
airport stamp mark and a circular red commemorative mark reading "In
commemoration of the Europe flight" on top and "Asahi newspaper
publishers" at the bottom. Everything is consistent. Yet... A philatelist will first examine the franked stamps and the postmark. And here is where the uneasy feeling begins. The cancel on the stamp is not a postmark. It cannot be found in any list of prewar commemorative postmarks. The upper inscription means "Departure from Tokyo for the Europe flight", and below, in Latin script, "TOKYO OSAKA ASAHI". Asahi is the name of the sponsoring newspaper. The 10 sen postage reminds us to check the postage rates list: in 1925 a sea mail letter, not air mail, to Europe required a postage of 20 sen. Now the collector might get a little worried. Just here, a twin brother of this cover appears, finally setting off the alarm bells: |
|
Die Stempel sind in etwa die gleichen; allerdings zeigen die Straßburger Stempel der beiden Belege unterschiedliche Daten an.
Die 10 sen Frankatur sind mit Marken der Kobanserie beglichen. Erinnern
wir uns daran, dass das erste Experiment mit Postflügen erst
zur Zeit der Tazawa-Marken (Mi-Nr. 134/135) stattfand und dass zwischen
der Koban-Serie noch die Kikumon-Serie (Chrysanthemum) lag; da schauen
wir doch sicherheitshalber einmal im Katalog nach. Die drei vom Stempel
rechts entwerteten Marken wurden 1883 verausgabt, die grauviolette 2
sen sogar schon 1879 - sie kam hier im gesegneten Alter von 46 Jahren
zum Einsatz! Man weiß zwar, dass generell alle japanischen
Marken unbegrenzt gültig sind, aber diese Marke war
ausnahmsweise bereits 1889 ungültig geworden. Recherchen in japanischen Quellen fördern zutage, dass der Asahi-Verlag einen Sonderstempel und die Erlaubnis zur Beförderung von Postsachen beantragt hatte, vom Postministerium aber abschlägig beschieden worden war. Das Fazit: Den Stempel stellte der Verlag offenbar selbst her und fabrizierte damit Souvenirs, die wohl in der Tat mit dem Flieger nach Europa (und wieder zurück?) gebracht wurden, aber keine postalischen Belege sind. Es gibt auch Sammler, die Briefe kaufen, die privat zum Mond und wieder zurück befördert wurden; es sind keine Postsachen, sondern Souvenirs, und diese beiden Briefe gehören wohl in dieselbe Kategorie. Wer so etwas mag, soll sie kaufen, aber posthistorische Belege sind es nicht, denn die Marken stellen nur Zierat dar und sind keine Quittungen für entrichtete Postgebühren. Man hätte auch Rabattmarken oder Passfotos aufkleben und entwerten können. |
The
cancels are more or less the same, but the Strasbourg cancels on the
two covers show different dates. The 10 sen postage is paid with stamps
from the Koban series. Let us recall that the very first experimental
postal flight took place in 1919 when the Tazawa series was in use, and
that between Koban and Tazawa the chrysanthemum series was
interspersed. Let us check the catalogue just to be on the safe side.
The three stamps cancelled by the cancel mark on the right were issued
in 1883, and the violet 2 sen stamp on the left was issued as early as
1879 - it was used here at the blessed age of 46! It is known that
Japanese stamps are valid indefinitely, but there are exceptions, and
this stamp has become invalid in 1889, states our catalogue. Research in Japanese sources reveals that the Asahi publishing house had applied for a commemorative postmark and permission to carry postal items on their flight, but had been rejected by the Ministry of Communication. The conclusion: The publishing company produced the cancel themselves and used it to create souvenirs that were probably indeed brought to Europe (and back again?), but not by the postal service. There are also collectors who buy letters that were privately sent to the moon and back, but these are no postal items but souvenirs, and these two covers probably belong in the same category. If you like that sort of things, you are free to buy them, but they are no documents of postal history because the stamps are merely decorative and not receipts for postage paid. Supermarket discount stamps or passport photos could have been stuck to these covers and decorated with the private commemorative cancel as well, it would make no difference. |
| Fälscher sind leider IMMER aktiv, auch jetzt und heute. Im Januar 2021 wurde in Toyama eine Gruppe von vier Männern festgenommen, die seit 2019 auf Internet-Auktionen fotomechanisch reproduzierte Imitationen beliebter Marken der Nachkriegszeit zu verkaufen suchte und glücklicherweise erst rund 4500 € damit erlöst hatte, als sie aufgedeckt wurde. Die Polizeifotos zeigen die Falsifikate (jeweils links die echte, rechts die gefälschte Marke): | Unfortunately,
counterfeiters are always active, even now and today. In January 2021,
a group of four men were arrested in Toyama. They had been trying to to
sell photomechanically produced imitations of popular postwar stamps at
internet auctions since 2019 and had fortunately gained only about
£2,500 when they were discovered. The police photos show the
counterfeits (on the left = genuine, on the right = fake): |


| Wir hoffen, Sie lassen sich die Lust am Sammeln von Japanmarken nicht vergällen, aber bleiben Sie weiterhin wachsam! | We hope all this does not spoil your enthusiasm for collecting Japanese stamps, but please remain vigilant! |