53kiric2

LINKS:                  Drachen mon     Drachen sen
   Kirschblüten    ½ sen     1 sen     2 sen     4 sen     5 sen     6 sen     10 sen     20 sen     30 sen     Vogelmarken
   Koban               
½ bis 3 sen     4 bis 8 sen     10 bis 50 sen     Aufdrucke     Stempel     Andere


 
Die Flugzeug-Aufdrucke von 1919

Beginnen wir mit der meistgefälschen Ausgabe Japans. Vielleicht nicht, was die Gesamtzahl der gefälschten Marken betrifft, da kommt niemand an Herrn Wada heran. Aber was die Fülle der Imitationen und die Zahl der Filous betrifft, die mit einem falschen Aufdruck reich zu werden versuchten, teilweise recht erfolgreich.
Die japanische Post war während des 1.Weltkriegs durchaus auf dem neuesten Stand der Technik. Wie in anderen Ländern auch begann zu dieser Zeit die Ära der Luftpost. Bevor ein regulärer Luftpostdienst aufgenommen werden konnte, musste ein wenig experimentiert werden, zu Recht, wie sich zeigen sollte. Jedenfalls wurde um diesen ersten experimentellen Postflug von Tokyo nach Osaka und zurück ein großes Brimborium gemacht
. Es wurden nicht nur Postkarten zu diesem denkwürdigen Ereignis gedruckt und Sonderstempel aufgelegt, sondern die Dauermarken zu 1½ sen (Porto Postkarte Inland) und 3 sen (Brief Inland) wurden eigens für den Postflug in einer kleinen Auflage (1½ sen: 50000 Stück, 3 sen: 30000 Stück) mit der Silhouette eines Doppeldeckers überdruckt ausgegeben. Der Aufdruck auf die blaue 1½ sen Marke erfolgte in Rot, der auf die rote 3 sen Marke in Indigo.
Diese Aufdruckmarken kamen am 3. Oktober zum Postverkauf und waren ausschließlich zur Frankatur von Briefen oder Karten dieses Postflugs zugelassen; überdies verloren sie mit Ablauf des Monats ihre Gültigkeit. Dies klang strenger als es in Wirklichkeit gehandhabt wurde. Die Marken wurden nämlich bereits am Ersttag mit Sonderstempeln entwertet, und der Sonderstempel war, ebenso wie die überdruckten Marken, an 37 Postämtern im Raum Tokyo und Osaka erhältlich. Abgestempelt wurden die mit den Aufdruckmarken beklebten Belege auch dann, wenn der Sammler seine Stücke unadressiert wieder mitnahm und keineswegs dem Flieger anvertrauen wollte. Daran tat er gut, denn die tatsächlich zum Versand nach Osaka bestimmte Post blieb noch lange in Tokyo liegen. Am 4.Oktober, an dem der erste Flug starten sollte, blieb der Flieger wegen schlechten Wetters am Boden, und ein weiterer Versuch scheiterte wegen Motorschadens. Als die ersten Postsäcke an Bord tatsächlich in Richtung Osaka abhoben, schrieb man den 22.Oktober. Mit der Bahnpost wäre zu diesem Zeitpunkt bereits die Antwort des Empfängers beim Absender eingetroffen. Hier soll nicht unerwähnt bleiben, dass es keineswegs vorgeschrieben war, dass Luftpostsendungen bei diesem Flug nur mit den Aufdruckmarken frankiert werden durften; es gibt Belege, die mit normalen Dauer- oder Sondermarken frankiert, mit dem Sonderstempel entwertet und tatsächlich mit dem Flieger befördert worden sind. 

Sehen wir uns die Karten und Sonderstempel zu dem Ereignis an. Die wenigsten davon waren je an Bord des Postfliegers, es sind meist Ersttagsstempel oder Stempel vom Tag des vorgesehenen, aber ausgefallenen Probefluges oder an irgendwelchen sonstigen Tagen zu finden, an denen der Doppeldecker im Hangar stand. Die Sammler wurden ja unruhig, denn die Marken wurden zum Monatsende ungültig und keiner wusste, ob der Flieger tatsächlich je in die Luft gehen würde.

 
airhagaki

Aufdruckmarken auf unadressierten Gedenkkarten,
Sonderstempel links Tokyo 20.10.1919, rechts Osaka 6.10.1919


Diese Stempel sollte man sich gut ansehen, und natürlich auch den Aufdruck. Um aus einer massenhaft erhältlichen simplen Dauermarke ein wertvolles Sammlerstück zu machen, genügte es nämlich, ein kleines Flugzeug aufzudrucken, sagten sich viele Gauner und druckten mit allem, was sie hatten, bis hin zu handgeschnitzten Radiergummis, auf gestempelten Marken zu 1½ sen und 3 sen herum. Der Sammler kann so gut wie alles Gestempelte getrost fortwerfen, was nicht den obigen Sonderstempel oder Teile davon aufweist, denn die Marke war nur für den Flug gültig und kam im normalen Postverkehr nicht vor. Es gibt, extrem selten, echte Marken mit Aufdruck, die keinen Sonderstempel tragen, sondern als Restbestände im Innendienst der Post fiskalisch aufgebraucht wurden, ein Abbild findet sich unten. Man kann sie an der fiskalischen Natur des Stempels und am Datum (von links: 8.10...., also Jahr Taisho 8, Oktober) erkennen. Echte lose gebrauchte Marken sehen in der Regel so aus:

echtair1echtair3

Echte Marken sind fast immer mit dem Sonderstempel entwertet, den es in Rot und Violett gibt.
Die rechte Marke trägt einen fiskalischen Stempel vom 8.Oktober (mit Silbenzeichen im unteren Segment),
der davon zeugt, dass sie im Innendienst (in Yokohama) als Restbestand aufgebraucht wurde,
nachdem der geplante Flug am 4.10. ins Regenwasser gefallen war


Nun gilt es aber, eine wichtige Sache zu bedenken. Der Gebrauch der Marken mit dem Aufdruck war zwar für Flugbelege limitiert und auf normaler Post untersagt, aber der Gebrauch des Sonderstempels war nicht limitiert. Wer ihn auf einem Beleg, mit einer normalen Dauermarke beklebt, abgeschlagen bekommen wollte, der bekam ihn auch. Und es kommt vor, dass sich ein Filou später einen solchen Beleg schnappt und der Marke nachträglich einen Doppeldecker aufdruckt. So können Marken und Belege mit falschem Aufdruck, aber echtem Sonderstempel entstehen, weshalb auch der echte Sonderstempel den kritischen Blick auf den Aufdruck nicht ersparen kann.

cxlecht
Echter Beleg mit echtem Sonderstempel. 
Aufdrucklose Dauermarke nachträglich mit primitivem Aufdruck in Schwarz versehen.

Jetzt sehen wir uns den Aufdruck an, der in Zweifelsfällen den Ausschlag geben wird. Kaum ein Fälscher hat das Flugzeug, so simpel es aussieht, richtig hinbekommen.



air1s    air3s                
echte Marken mit echtem Aufdruck
die rote Aufdruckfarbe (Marke links) neigt zu gequetschtem Abdruck 

Merkmale echter Aufdrucke:
Position: Alle dem Autor bekannten Aufdrucke haben eine feste Position. Bei der 3 sen sitzt der Aufdruck so, dass die Tragfläche das Chrysanthemum berührt oder sehr nah daran ist; ihr rechtes Ende ist auf die gleiche Art an der Begrenzung der Zierleiste der Marke ausgerichtet, dass linke am Kreis des Wertziffer 3. Der Schwanz sitzt immer auf dem Wort Sn. im rechten Wertzifferkreis. Bei der 1½ sen Marke sitzt der Aufdruck immer geringfügig tiefer, mit etwas mehr Abstand zum Chrysanthemum, so dass der Schwanz des Fliegers beim rechten Wertzifferkreis mit dessen Außenkreis abschließt. Alle anderen Positionen und Proportionen des Aufdrucks sind falsch.
Merkmale: Das wichtigste Echtheitsmerkmal sind
an beiden Enden der unteren Tragfläche je eine ringförmige Öse sichtbar, außerdem zwischen den beiden Tragflächen rechts und links je zwei senkrechte Stäbe. Da allerdings die rote Aufdruckfarbe, die Zinnober enthält, durch hohe Farbsättigung oft gequetscht erscheint, sind nicht immer beide Merkmale deutlich zu sehen, aber zumindest die Ausbuchtungen der beiden Ösen müssen stets sichtbar sein (Abbild oben links: Stäbe sind wegen gequetschter Druckfarbe im roten Aufdruck kaum sichtbar, nur die Ösen). So gut wie alle Fälschungen zeigen keine Ösen, und oft auch keine Stäbe. Das Leitwerk des Fliegers besteht aus fünf (nicht vier !) Elementen, dessen kleinstes bei nahezu allen Fälschungen fehlt, bei gequetschter Farbe aber auch bei echten Marken leider nur schwer sichtbar ist.
Die Urmarke: Mit Aufdruck versehen wurden nur Marken der Serie Tazawa mit Wasserzeichen auf Faserpapier, Bildgröße 
19 x 22,5 mm.

detail wmk
Echtheitsmerkmale
im Design
des Aufdrucks
Faserpapier und Wasserzeichen
der echten Marken mit Aufdruck
           
1: Öse am linken Ende der unteren Tragfläche (beim Rotaufdruck ist auch die Öse bisweilen schwer zu erkennen),
2: tiefe Einbuchtung und Öse am rechten Ende der unteren Tragfläche,
3: pfeilförmiger Schatten hinter dem Pilotensitz,
4: Schwanz besteht aus fünf klar definierten Elementen,
5: senkrechte Stäbe zwischen den Tragflächen,
6: die Marken waren nur im Oktober gültig, die linke und mittlere Zahl im Stempel, wenn lesbar, müssen immer eine 8.10. lauten.

Im Gegensatz hierzu sehen wir hier die Form der besseren Fälschungen:

fauxkasatsu


Keine erfüllt alle Kriterien des echten Aufdrucks. Manche Falschaufdrucke sind mit Gummistempel aufgebracht, andere lithografiert (starke Quetschlinien), und bei den gestempelten Marken sitzt der falsche Aufdruck naturgemäß über dem Stempel, was unter einer guten Lupe mitunter sichtbar ist.
Noch weitere Fehler sind den Fälschern häufig unterlaufen:  Größe, Neigungswinkel und Position des Aufdrucks liegen bei den echten Marken fest, es gibt keine Varianten. Jeder andere Neigungswinkel, jede stark verschobene Position ist falsch.
Die Tazawa-Dauermarken waren sehr lange in Gebrauch. Sie wurden später in anderen Druckverfahren und auf anderem Papier hergestellt. Die späteren Marken im Goebel- bzw. Rotationsdruck haben ein deutlich kleineres Markenbild (18,5 x 22,5 mm oder weniger), diejenigen auf weißem Papier überdies ein anderes Wasserzeichen. Falsche Aufdrucke wurden auch auf diese Marken aufgebracht, die Gauner nahmen es nicht so genau und hofften, die Käufer seien noch dümmer als sie. Anhand des Wasserzeichens, der Markenbildgröße und der Papiersorte kann man solche Exemplare sofort als Altpapier aussortieren.
Bei ungebrauchten Stücken mit Aufdruck sollte man sich die Kennzeichen des echten Aufdrucks gut ansehen und höchste Vorsicht walten lassen, wenn ein Element fehlt oder Winkel, Proportionen und Stellung des Aufdrucks nicht präzise sind. Auch Papier, Wasserzeichen und Bildgröße der bedruckten Marke sollte man zur Sicherheit sorgfältig überprüfen. Letzten Endes hilft hier nur die Konsultation eines anerkannten Prüfers.


air1

Relativ gut gemachte, ungebrauchte Falsch-Aufdrucke, aber:
Tragflächen ohne Ösen, unterschiedlich dicker Schatten, Schwanz besteht nur aus vier Elementen.
Rechtes Cliché falsche Proportionen, falscher Winkel, falsche Position des Aufdrucks


Das folgende Beispiel ist noch  interessanter, denn von diesen (bei ebay) angebotenen Paaren ist jeweils eine Marke echt, die andere falsch, es sind wahre Suchbilder:

air2

Hier ist der rote Aufruck auf der linken Marke falsch:  
Fehlende Ösen an der unteren Tragfläche, Schwanz besteht nur aus 4 Elementen, Stäbe sind Einkerbungen

air3 


Hier ist der blaue Aufruck auf der rechten Marke falsch:  
Fehlende Ösen an der unteren Tragfläche, Schwanz besteht nur aus 4 Elementen, Stäbe sind Einkerbungen

Vermutlich hat der Einlieferer einer online-Auktion, von der diese Abbildungen stammen, versucht, auf diese Art einen echten und einen falschen Satz zweimal als echte Marken an den Mann zu bringen, übrigens mit Erfolg. Die Fälschungen weisen ähnliche Merkmale auf und stammen vermutlich aus derselben Werkstatt.
Auch die nachstehenden postfrischen Fälschungen sind sehr gut gemacht und schwer als falsch zu identifizieren. Sie haben alle nötigen Ösen und Schwanzelemente. Die Position des roten Aufdrucks ist allerdings eindeutig als falsch zu erkennen, das Chrysanthemum war seinerzeit für Aufdrucke heilig und nicht tangierbar.
Stutzig macht den Kenner die Farbe des Aufdrucks; das Blau ist nicht schwarzblau genug, das Rot ziemlich dünn. Die Vergrößerung zeigt, dass es wohl per Tintenstrahldrucker aufgetragene Aufdruck-Imitationen sind. Die Linien sind brüchig, das Rot recht verschwommen - so sehen echte Aufdrucke nicht aus. Eine gute Lupe ist in solchen Fällen hilfreich.

air4air5 air4detair5det

Wer noch immer schwankt und die abgebildeten Marken für echt ansehen möchte, der sehe sich den pfeilförmigen Schatten hinter dem Pilotensitz an. Er liegt bei echten Marken genau im Zentrum des Flugzeugkörpers, so dass rechts wie links eine Fläche weiß bleiben sollte. Bei diesen Imitationen ist auch ohne Vergrößerung zu erkennen, dass nur die Fläche links des Schattens weiß geblieben ist.
Die unten abgebildete Marke wurde auf einer online-Aukion als "Replica" angeboten, aber der Hersteller der Replik hat offenkundig eine grobe Fälschung als Vorlage genommen, so dass es sich nicht um die Replik einer echten Marke, sondern einer Fälschung mit Gummiaufdruck in falscher Farbe und auf der falschen Marke (Tazawa-Ausgabe von 1937) handelt. Die Fälschung einer Fälschung sozusagen. Auf diesem Feld gibt es einfach nichts, was es nicht gibt....


air6
Eine sog. "replica", Fälschung einer Fälschung

Bei gebrauchten Marken hat es der Sammler etwas leichter. Wenn eine Marke nicht den roten oder violetten Sonderstempel oder Teile davon trägt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein echtes Stück ist, nur geringfügig höher als die Wahrscheinlichkeit, von einem Meteoriten getroffen zu werden.
Da diese Aufdruckmarken die Fälscher wie magisch anzogen, zeigen wir eine Fülle mehr oder weniger gut misslungener Falsch-Aufdrucke, wobei einige Paare mit denselben Merkmalen offenkundig aus derselben Werkstatt stammen:


air7
air8
air9
air10
plumpe Enden der Tragflächen,
fehlender Schatten hinter dem Pilotensitz
falscher Aufdruckwinkel,
falsche Proportionen des Flugzeugs

Betrachten wir zunächst einmal leidlich bessere Fälschungen. Wir sollten dabei nicht vergessen, dass diese Aufdruckmarken nicht für den normalen Postverkehr zugelassen waren, weshalb man auch bei nahezu echt aussehenden Marken, wenn sie mit dem normalen Tagesstempel entwertet sind, besser gleich mit der Suche nach Fehlern des Aufdrucks beginnen sollte. Als erstes fällt der zu zinnoberrote Farbton auf, dann die zu dicken Linien, die fehlenden Streben zwischen den Tragflächen und die nur 4 Elemente im Schwanz. Dafür sind, immerhin, die Ösen an den Tragflächen vorhanden. Überdies ist auf dem Stempel oben als Jahreszahl und unten als Monatszahl eine 5 zu lesen, die Marken waren aber nur im Oktober 1919 gültig, müssten also links eine 8 bzw. mittig eine 10 aufweisen.

air11

Damit ist allerdings schon Schluss mit halbwegs gelungenen Aufdrucken. Stattdessen wimmeln primitive Machwerke, die keinen aufmerksamen Sammler bluffen können, in überwältigend großer, schweigender Mehrheit auf Flohmärkten und Internet-Auktionen.


air12        air13
bei diesem Flieger, der zu einem sehr steilen Looping ansetzt,
besteht akute Absturzgefahr !


air14    
air15
auch hier zu steiler Aufdruckwinkel, Radiergummistempel mit Stempelkissenfarbe,
willkürliche Position des Aufdrucks        

                                                                                                                                           
                                                                                                 
air16    air17
Aufdruckfarbe Blau anstatt Indigo, fehlende vertikale Streben zwischen den Tragflächen,
zu steiler Winkel, Schwanz hat nur drei anstatt fünf Elemente,
bei der rechten Marke mit dem falschen Wasserzeichen völlig missglückt

air18

beide Aufdrucke in, äh, Schwarz, das linke Markenbild ist deutlich kleiner als das rechte,
es handelt sich also bei der Marke um die erst 9 Jahre später verausgabte Mi-Nr. 112III


air19

Auf manchen Auktionen werden Fälschungen
gleich im halben Dutzend offeriert -
wer sie als echt ersteht, hat zu viel Geld und zu wenig Wissen
 

Keine der abgebildeten Fälschungen trägt eine Imitation des Sonderstempels, denn fast alle Fälschungen sind auf den leicht erhältlichen, billigen, postalisch gestempelten Marken angebracht worden.
Wer sich an weiteren Produkten zur Würdigung der japanischen Kunstflugstaffel ergötzen möchte, der findet auf Auktionen eine reiche Auswahl.

air20      air21      air22
                                                             der wahre Doppeldecker                  Kamikaze-Looping                 elegantes Ausweichmanöver
                                                                                                                                                                vor dem feindlichen Stempel


Von dem Sonderstempel zu dem Ereignis ist bisher nur ein primitiv gefälschter gefunden worden. Aber VORSICHT ! Auch Sonderstempel werden mit moderner Technik leicht imitiert, wenngleich die Reproduktionen fotomechanisch erfolgen. Auf einen ersten Blick könnte man das unten abgebildete Produkt vielleicht für echt halten, denn sowohl Marken als auch Stempel weisen alle Echtheitsmerkmale auf. Nur entstammen sie der Neuzeit und sind in modernen Druckverfahren hergestellt, und die Rückseite dieser Gedenkkarte sieht so aus wie auf der Abbildung darunter:

repro
reprorev


Auch der erwähnte, primitiv gefälschte Stempel soll hier vorgestellt werden und hat eine eigene Geschichte zu erzählen.

commcxl

links: echter Sonderstempel (schwarzweiß-Abb.), rechts: extrem primitive Imitation ohne Propeller und Datumszeile


Diese imitierte Version des Sonderstempels findet sich auf Briefen in die USA, frankiert mit Marken, die ebenso primitive Flugzeug-Aufdrucke tragen. Als Absender findet sich stets der Name Major Charles Glidden, und als Empfänger oft, aber nicht immer, ein Mr. Henry Woodhouse in New York. Major Glidden war tatsächlich 1919 als Mitglied einer amerikanischen Delegation in Japan, die als Berater zur Einrichtung eines regulären Luftpostdienstes eingeladen worden war. In den Unterlagen Gliddens fanden sich diverse japanische Briefmarken, die allesamt mit einem "Flugzeug"-Aufdruck (Gummihandstempel) überdruckt waren, und zwar mehrheitlich Werte, die es mit Aufdruck überhaupt nicht gibt. Es wurde anfangs von "Essays für die Delegation" gemunkelt, aber diese Delegation traf erst im November 1919, nach Ablauf der Gültigkeit der Überdruckmarken, in Japan ein.


commfaux2

echt gelaufener Brief in die USA mit Datum 5. Dezember 1919,
nachträglich mit falschem Flugzeug-Aufdruck und falschem "Sonderstempel" aufgepeppt


Da Japan seinerzeit auch für Essays keine derart stümperhaften Aufdrucke verwendet hat und diese Marken weder für den Verkehr ins Ausland noch für Normalpost nach Ende Oktober 1919 postgültig waren, handelt es sich um Spielereien, bei denen Aufdruck und Sonderstempel-Imitate nachträglich auf echten Briefen angebracht wurden, und zwar einzeln und per Hand, wie die unterschiedliche Position und Winkel des Aufdrucks beweisen. Dieses "nachträglich" kann durchaus eine sehr viel spätere Zeit, nach dem Ableben von Absender und Empfänger, bezeichnen.

commfake1

Sogar mit Sondermarken frankierte Briefe wurden mit dem falschen Flugzeug verunziert

Da
auch in Japan Sonderstempel vollgültige Poststempel sind, hätten sie ausgereicht, um eine Frankatur zu entwerten, und würden ein Datum tragen. Zusätzliche normale Poststempel in Lateinschrift wie auf dem Foto erkennbar wären unnötig gewesen. Die vorliegende Abbildung ist zwar nur schwarzweiß, aber der falsche Sonderstempel scheint in Schwarz abgeschlagen zu sein; der einzige je in Schwarz verwendete japanische Sonderstempel war derjenige von 1902 anlässlich des 25.Jahrestages zum Beitritt zum Weltpostverein. Alle anderen Sonderstempel wurden und werden in Japan stets und ausschließlich in Violett oder Rot verwendet.
Alles Gerede von "Essays" und "Kommissionsmarken" ist hanebüchener Unsinn. Ein Nachfahr eines Mitglieds der US-Kommission hat wohl Briefmarken gesammelt und das historisch und philatelistisch wertvolle Erbe des Vorfahren
leider mit allerprimitivsten, falschen Aufdrucken verhunzt, mehr ist dazu nicht zu sagen.

In jüngster Zeit endeten auf einer online-Auktion in den USA die unten abgebildeten Angebote eines "Top rated seller"s aus Belgien, der unter dem hochstapelnden Titel "Japan 1919 Good RARE airmail set Very Fine used stamps High Value" die nachstehenden Cinderellas anbot und für über 80 $ auch abgekauft bekam. Man glaubt es einfach nicht, aber selbst die primitivsten, für jeden Bierdeckelsammler erkennbaren Gaunereien finden Dumme, die dafür echtes Geld anlegen. Nichts gegen Bierdeckelsammler....

air23    air24    air25

Flieger in allen Himmelsrichtungen, sogar auf Heftchenmarke mit geschnittenem Rand und kopfstehend auf Marke mit Markenbild in deutlich anderem Format -
alle diese Sätze dümmlichster Fälschungen erhielten auf online-Auktionen hohe Gebote 

Als genügte es nicht, dass die Aufdrucke völlig unterschiedlich sind und wie Kraut und Rüben beliebig schief auf den Marken sitzen, haben einige der überdruckten Marken das falsche Papier und die falsche Bildgröße, vermutlich sogar ein anderes Wasserzeichen als die echte Urmarke. Sogar eine Heftchenmarke mit geschnittenem Rand ist dabei. Wer so etwas kauft, der sollte schnellstens mit Japanmarken aufhören und mit dieser Kraut- und Rübenware sein Glück als Gemüsehändler versuchen. Und jemand, der so etwas ohne mit der Wimper zu zucken als "RARE" und "high value" offeriert, kann wohl nur bei online-Auktionsfirmen, deren Management sich nicht mit Briefmarken, dafür aber umso mehr mit Profitmaximierung auskennt, als "top rated seller" bezeichnet werden. Top rated sellers sind keine Verkäufer, die hochwertige Ware anbieten, sondern solche, die der Firma kontinuierlich zu hohem Umsatz verhelfen. Wie, Sie glauben nicht, dass Japansammler auf derlei hereinfallen ? Bitte sehr, hier der Beweis:

ebayauc

Gut 150 $ (inclusive Versandpreis) für wertlosen Tinnnef in den Ofen geschossen. Als Spende für Médecins sans frontière wäre das Geld besser investiert gewesen.

air26

Teure ungebrauchte Heftchenmarken mit seltener Zähnung,
durch einen stümperhaften Falsch-Aufdruck wertlos gemacht


Auch bei diesem lithografischen Aufdruck fehlen Streben und Ösen, und der Schwanz des Fliegers besteht aus nur vier Elementen. Auch Position und Winkel der beiden Aufdrucke, die eigentlich identisch sein sollten, sind unterschiedlich. Nicht einmal die Farbe des Aufdrucks sieht dem Original ähnlich. Auch ist es Schwachsinn, Marken aus einem Markenheftchen mit dem Flieger zu überdrucken, denn jeder Japansammler weiß hinlänglich Bescheid, dass der Aufdruck nur auf Bogenmarken erfolgte. Aber schlimmer noch: Das ungebrauchte Markenpaar aus dem Heftchen mit einer seltenen Zähnung wäre beinahe ebenso viel wert wie eine Marke mit echtem Flieger-Aufdruck, wenn die fälschenden Stümper diese Rarität nicht mit ihrem "Aufdruck" verschandelt hätten.
 
Selbstverständlich existieren auch komplett gefälschte Belege wie die unten abgebildete Postkarte mit dem stark versetzten Aufdruck auf der Marke. Sie ist ein dreister Fake, auch für Laien erkenntlich am Stempeldatum 23.5.7 (= 7. Mai 1948). Andere Stempel als mit den Daten 8.10.3 bis 8.10.31 (Zeitraum der Gültigkeit der Marken) finden sich selbstredend nur bei falschen Aufdrucken. Und eine Inlandspostkarte kostete im Jahre 1948 aufgrund der Kriegsinflation nicht mehr 1½, sondern 50 sen. Und es soll noch einmal daran erinnert werden, dass diese Aufdruckmarken ausschließlich zum Gebrauch für den Sonderflug zugelassen waren, aber nicht für normale Post, geschweige denn ins Ausland.



flpostbf

Auch diese "schöne" Postkarte stammt von einer Auktion im Ausland

Auf Nummer sicher geht, wer eine der offiziellen Gedenkkarten mit dem offiziellen Sonderstempel erwirbt, auf denen 99% aller echten gebrauchten Marken klebten, von eifrigen zeitgenössischen Sammlern als Andenken an das denkwürdige Ereignis hergestellt.




Die China- und Korea-Aufdrucke von 1900 bis 1922

Die japanische Post unterhielt eigene Postagenturen in vielen großen Städten Chinas, in denen Post nach Japan mit japanischen Briefmarken frankiert nach Shanghai und von dort mit dem Schiff nach Yokohama spediert und in Japan ausgeliefert wurde. In Shanghai und Qingdao (Tsingtau) bestanden auch schon vor 1900 japanische Postagenturen, aber ab 1900 wurden in diesen Filialen japanische Briefmarken mit dem Aufdruck  那支 (China) verkauft. Zeitgleich kamen auch in allen großen Postämtern im von Japan besetzten Korea Dauermarken mit dem Aufdruck 鮮朝 (Korea) zum Verkauf. Taiwan war von Japan bereits annektiert worden und galt als Teil des japanischen Reichs, weshalb dort nur eine unterschiedliche Stempelform zum Einsatz kam, aber die gleichen Briefmarken verwendet wurden wie im Reich selbst. Korea wurde 1901 de facto annektiert, weshalb die Marken mit dem Aufdruck 鮮朝 (Korea) nach nur 15 Monaten wieder verschwanden und durch reguläre japanische Marken ersetzt wurden.
Die Postagenturen in China hingegen bestanden noch bis Ende 1922, als China seine Hoheitsrechte geltend machte und alle ausländischen Agenturen schloss.
Alle in Japan verausgabten Dauermarken dieses Zeitraums (Kikumon-Serie, Tazawa-Serie und die hohen Werte "Regentin Jingu Kogo" ohne und mit Wasserzeichen) kamen in China auch mit Aufdruck an die Schalter, ferner die Sondermarke zur Hochzeit des Kronprinzen vom April 1900, die auch in Korea mit Überdruck verkauft wurde.
Die Gültigkeit dieser Marken war nicht beschränkt, es verhielt sich so wie mit den Berlin-Marken der deutschen Bundespost. Man konnte
auch im Mutterland Japan die Marken mit Aufdruck China / Korea verwenden, und umgekehrt waren auch in China und Japan Postsendungen gültig, die mit unüberdruckten japanischen Marken frankiert waren. So kommt es durchaus (aber eher selten) vor, dass Marken mit Aufdruck in Yokohama oder Nagasaki abgestempelt wurden; oft handelt es sich hierbei um philatelistische Spielereien.


naichicxl

Im Inland und in Taiwan verwendete Marken mit Aufdruck 
那支 (China):
links: Nagasaki, Mitte Tamsui (Taiwan), rechts Lateinschrift ANPING, TAIWAN JAPAN


tianjin

Philatelistische Stempel TIENTSIN auf Marke mit (links) und ohne Aufdruck
那支 (rechts);
der Unterschied zwischen I.J.P.O. und I.J.P.A. ist "International Japanese Post Office" bzw. "....Postal Agency" 


Seltener sind wirkliche Bedarfsstücke wie der nachstehend abgebildete, nach Nagasaki adressierte Bankbrief von 1912 aus Hankow. Das vergrößerte Detail zeigt, dass die Marke tatsächlich ohne Aufdruck ist.
 

bankbrief      hankowdet

Marke ohne Aufdruck auf Bedarfsbrief von Hankow nach Nagasaki, rechts Detail



Hingegen ist es unverständlich, warum einige Händler um Marken mit Aufdruck "China" ein gewaltiges Bohei machen, wenn sie beispielsweise einen TIENTSIN-Stempel tragen ("japanische Marke mit chinesischem Stempel, Rarität !!!") - chinesische Ortsnamen auf diesen Marken sind nun einmal das Allerüblichste, wurden sie doch in China verkauft und verwendet. Sicher, die japanische Postagentur in Shanghai hatte tausendmal mehr Sendungen abzufertigen als diejenige in Hankow (heute Wuhan), wo nur wenige japanische Firmen tätig waren, so dass sich für den einen oder anderen selteneren, sauberen Stempel höhere Preise rechtfertigen lassen, aber generell sind zuvörderst die Korea-Aufdrucke, die nur wenige Monate in Gebrauch waren, und die wenig verwendeten hohen Nennwerte der Überdruckmarken fälschungsgefährdet.

Die echten Marken:

 korotkas   korblkas 
  Aufdruck 鮮朝 (Korea) in rot                                                 Aufdruck 鮮朝 (Korea) in schwarz


chinrotkas    
chinblkas

Aufdruck 那支 (China) in rot,                                                   Aufdruck 那支 (China) in schwarz,
eine Marke mit zusätzlichem Aufdruck 本
(Muster)                  eine Marke mit zusätzlichem Aufdruck 本 (Muster)

korkron     
chinkron 
Krönungsmarke mit Aufdruck 鮮朝 (Korea),                              Krönungsmarke mit Aufdruck 那支 (China),
Marken in unterschiedlicher Zähnung                                         Marken in unterschiedlicher Zähnung


Die Aufdrucke erfolgten bei den Nennwerten 5 rin, ½, 1, 2, 5, 8 und 25 sen der Kikumon-Serie in Rot, bei allen anderen Marken in Schwarz.
Wie die Abbildungen zeigen, sind die Aufdrucke alle gleich groß, die Schriftzeichen stehen im gleichen Abstand von einander und an der gleichen Stelle bei allen Marken. Sie sind sehr sorgfältig ausgeführt; grobe Abweichungen sind unbekannt und können als Fälschungen aussortiert werden.


Die Fälschungen - Korea

Hier zuerst einmal der echte Aufdruck in Vergrößerung:


choskas   
Der echte Aufdruck "Korea" in Vergrößerung


Es ist wichtig, bei diesen Aufdrucken auf die kleinsten Details zu achten, denn sie sind leicht nachzuahmen und leider auch sehr clever imitiert worden. Unglücklicherweise gibt es auch keinen Wada, der immer wieder die gleichen Fehler macht, sondern nur vereinzelte Fälschungen aus unterschiedlicher Hand, was das Auffinden von "typischen Fehlern" erschwert.
Der einfachste Weg, Aufdruckfälschungen gestempelter Marken in der eigenen Sammlung oder im Handel zu vermeiden, ist für nicht-japanische Sammler etwas schwer zu beschreiten. Man braucht nämlich im Prinzip nur zu schauen, ob der Stempel mit dem Aufdruck übereinstimmt, also ob bei "Korea"-Aufdrucken auf dem Stempel der Zipfel eines koreanischen Ortsnamens dingfest zu machen ist. Dann ist der Aufdruck nämlich in aller Regel echt. Leider wurden Stempel in Lateinschrift in Korea erst nach Abschaffung der Marken mit Aufdruck eingeführt, weshalb man sich nur die unten angeführten Schriftzeichen merken sollte. Alle Stempel tragen irgendwo die Schriftzeichen "Korea" plus Ortsnamen. In anderen Orten als diesen existierten keine japanischen Postämter.

韓   Korea  (andere Schriftzeichen als im Aufdruck !)
 Incheon       山 Busan       Seoul      Weonsan      Mokpo          

Bei Stempeln in senkrechter Schreibweise steht jeweils das rechte Schriftzeichen oben und das linke unten. Bei Stempeln, die nur teilweise auf der Marke abgeschlagen sind, kann man sich an den Zeichen für "Korea" im Stempel orientieren; wenn nur eines der beiden Zeichen sichtbar ist, wird das 韓 entscheidend; das andere Schriftzeichen 國 kommt auch in japanischen und chinesischen Ortsnamen vor.
Noch eins: Die Marken mit dem Korea-Aufdruck waren nur 1900 und 1901 gültig, können also keine anderen Jahreszahlen im Stempel aufweisen. In japanischer Schrift wird es so dargestellt: 三丗 (1900) bzw. 四丗 (1901). Zu finden ist die Jahreszahl rechts direkt unter der Trennlinie der Segmente. Links neben der Jahreszahl steht immer das Zeichen 年 (Jahr). In diesen beiden Jahren war nur eine einzige Stempelform, wie unten abgebildet, in Gebrauch: Dicker Außenrand und etwas über der Mitte eine waagrechte Trennlinie, und darüber mindestens 2 Zeilen. Senkrechte Stempel haben das Datum über der Trennlinie, und unten drei Spalten, deren rechte stets die Schriftzeichen zeigt (Abb. linke Marke). Alle anderen Stempelformen erzählen auch dem Ausländer, dass der Aufdruck "Korea" nicht koscher sein kann.

chocxls

Suchbilder: Jede (echte) Marke weist die Schriftzeichen "Korea" 國韓 im Stempel auf,
 dazu die Ortsnamen (v.l.n.r.) Incheon, Weonsan, Busan, Incheon/Incheon;
der Lesbarkeit der Stempel zuliebe sind einige Marken kopfstehend oder seitlich abgebildet

Nun aber zu den gefälschten Aufdrucken. Gemeinsam ist allen, dass sie im Stempel keine koreanischen, sondern, wo lesbar, japanische Ortsnamen aufweisen. Beginnen wir mit den besseren Exemplaren.

chofaux1      fauxchosblu      chofaux2

"Besser" bedeutet, dass zumindest die Stempel koreanischer Natur sein könnten. Die blaue 1½ sen kostet mit Korea-Aufdruck laut Katalog gebraucht 280 €, weshalb sie kritisch beäugt werden sollte. Hier fällt die unterschiedliche Größe und Form des Aufdrucks auf. Der schief sitzende ist deutlich zu groß, und der gerade sitzende hat einen Punkt im rechten Teil des linken Schriftzeichens des Aufdrucks, wo keiner hingehört. Also: Finger davon lassen ! Wer sich die Mühe macht, den Stempel streng anzusehen, wird entdecken, dass die linke Marke zu 1½ sen die Jahreszahl 十四 (1907), und die rechte die Jahreszahl 七丗 (1904) zeigt. Das bedeutet die rote Karte für beide Exemplare. Der 2 sen Marke, wiewohl nicht übermäßig teuer, traut man deshalb besser nicht über den Weg, weil der Aufdruck wiederum ziemlich stattlich geraten und außerdem deutlich nach links verschoben ist.

   
fakorea5    chofaux3    choskasatzfaux   fauxchos25

Und was sagt die Kunstkritik zu den obigen Aufdrucken ? Mal zu mickrig, mal zu groß, und einmal sogar in Orange ! Vom Aufdruck her könnte allein der mittlere der drei 20 sen Marken notfalls als "echt" durchgehen, aber der rechte Teil des linken Schriftzeichens (羊) ist leider asymmetrisch (senkrechte Linie nach links verrutscht, die drei Balken unterschiedlich dick) geraten. Dem Stempelkenner fällt auf, dass die beiden linken Marken in Japan verwendet wurden, und zwar in Hayashi / Präfektur Hyogo (links) bzw. in Kurume in Kyushu (rechts daneben), und diese zeigt das disqualifizierende Datum 六 丗 (1903). Der Stempel der dritten 20er hat im oberen Stempelsegment nur eine Zeile, kein Wunder, denn die Marke wurde als Quittung für ein bezahltes Telefongespräch auf einem japanischen Fernmeldeamt entwertet. Die Entwertung trägt weder Datum noch Ortsangaben. Die mit Aufdruck ebenfalls teure Marke zu 25 sen trägt den Stempel eines Telegrafenamts. So etwas gab es zwar auch in Korea, aber nie einen lustigen Aufdruck in Orange !

          chosfaux0nnmchosencoronfaux

     

Jetzt kommen wir zum wahren Handwerk. Die 1½ sen Marke zeigt die Fleißarbeit einesMalers, der den auf dieser Marke, die laut Stempel in der Provinz Sanuki auf Shikoku entwertet wurde, leider fehlenden Korea-Aufdruck in Handarbeit ergänzte. Ob er damit den erhofften Reibach machte, ist uns nicht bekannt, aber auf einer online-Auktion war die Marke für Liebhaber der Fälscherhandwerkskunst im Angebot. Der Preis ist für den investierten Zeit- und Arbeitsaufwand sicher nicht zu hoch, aber für Käufer, die eine echte Marke zu erwerben wünschen, eine Zumutung....
Der Fälscher des Aufdrucks auf der Krönungsmarke dürfte sich gegrämt haben, dass der verdächtige japanische Ortsname "Osaki" (?) im Poststempel potentielle Käufer misstrauisch machen könnte. So schwärzte er diese Schriftzeichen mit Tusche. Auf die Idee, dass erst diese Schwärzung die Marke so recht in Verdacht bringen würde, kam er nicht. So wird der potenzielle Käufer sich den Aufdruck näher ansehen und über die starke Dezentrierung des senkrechten Strichs im linken Schriftzeichen (羊) stolpern.

Wer bisher alles aufmerksam gelesen hat, der wird keine der nachstehenden Marken für gutes Geld erwerben, denn alle tragen Stempeltypen, die erst in späterer Zeit in Gebrauch kamen. Auf einer ist sogar JAPAN" in Lateinschrift zu lesen. Die Aufdrucke können samt und sonders als Exempel für gefälschte Aufdrucke gute Dienste leisten. Besonders staunen dürfte man über den schwarzen Aufdruck auf der 8 sen Marke, die doch eigentlich nur in Rot überdruckt worden sein sollte.... Auch die 8 sen mit Audruck ist sehr teuer und hat deshalb viele Fälscher verlockt.


fake2chosen   korkas8sn   chofaux4   fakorea1

fakorea4   15chosfaux   fakorea3   chosfaux5


Manche Fälscher fälschten einfach drauflos und machten es dem fachkundigen Käufer relativ leicht, ihre Machwerke zu entlarven. Nur sind leider nicht alle Philatelisten so fachkundig, wie sie sein sollten.



Die Fälschungen - China


Marken mit Aufdruck China waren 22 Jahre lang in Gebrauch, weshalb sie bei weitem nicht so selten sind wie die von Korea. Sie standen nur in den japanischen Postagenturen zur Verfügung, weshalb Stempel sowohl in Lateinschrift als auch in japanischer Schrift nur von bestimmten Orten vorkommen können. Diese Agenturen vermehrten sich freilich wie Pilze im Herbst und eröffneten an Brennpunkten wie Tianjin oder Shanghai weitere Zweigstellen; sie können hier nicht alle aufgelistet werden. Es genügt, wenn der Sammler einen Lateinschriftstempel etwa mit der Inschrift SWATOW als chinesischen Ortsnamen identifizieren kann. Für Stempel in japanischer Schrift suche man außer nach 那支 (China) auch nach 満 (Mandschurei) oder nach 清 oder 國清, was ebenfalls "China" bedeutet, genauer gesagt "Reich der Qing-Dynastie", die dort gerade in ihren letzten Zuckungen lag und 1911 durch Sun Yatsen gestürzt wurde. Den letzten Spross der Dynastie setzten die Japaner später in ihrem Protektorat Manshukuo als Marionettenkaiser, als "last emperor", ein.
Hier noch einmal der echte und ein falscher Aufdruck zum Vergleich in Vergrößerung. Die nachstehend gekennzeichneten Unterschiede sind nur Beispiele und keineswegs repräsentativ, weil es zahlreiche Fälscher gibt, die jeweils ihre eigenen Glyphen fabrizierten.


chinakas         chinkasf
echter Aufdruck                                                                         gefälschter Aufdruck


Dank der langen Verwendungszeit sind gestempelte Marken mit dem China-Aufdruck nicht so teuer, dass sie Fälscher inspirieren könnten. Fälschungen des Aufdrucks lohnen sich eigentlich nur bei ungebrauchten Marken und bei den hohen Werten zu 5 yen und 10 yen. Die anderen Marken sind nur schwach fälschungsgefährdet und leicht durch echte zu ersetzen. Hier einige Beispiele für Marken mit plumpem Falschaufdruck:


hans fake  falsch1  falsch2  fakesina3s  fakesina8s

aufdrf1mmaufdrf2
Marken mit gefälschtem China-Aufdruck

Bei der linken Marke zu ½ sen ist der falsche Aufdruck zu dünn und zu schief geraten. Der Stempel ist lesbar; "Fukushima" plus noch weitere Schriftzeichen, also ein kleines Zweigpostamt in der Stadt. Fukushima ist seit der Katastrophe von 2011 weltweit bekannt geworden, und dass es nicht in China liegt, weiß man gemeinhin auch. Zwar muss eine Inlandsverwendung nicht zwangsläufig falsch sein, sollte aber stutzig machen. Es wäre wohl denkbar, dass jemand von einer Dienstreise nach China übrige Marken mitbrachte und im Inland aufbrauchte, was jedoch postalische Stempel zeitigen sollte. Der Stern im unteren Stempelsegment weist den Stempel indes als fiskalisch aus, also eine postinterne Verwendung. Eher passt ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass Marken mit dem Aufdruck CHINA in einem kleinen Postamt in Fukushima postintern verbraucht worden wären. 
Die Aufdrucke der 3 sen Kikumon und der weiter unten abgebildeten 50 sen Tazawa kommen vermutlich beide aus derselben Werkstatt, denn hier haben die Fälscher dasselbe Cliché und dieselbe dünn verlaufene Federhaltertinte benutzt. Japanisch lesen konnten sie vermutlich nicht, sonst hätten sie gesehen, dass auf der Marke zu 3 sen die Schriftzeichen ...goya von Nagoya sichtbar sind.
Bei der Marke zu 8 sen hat der Malermeister gekleckert, und die extra angemischte rote Farbe wurde von seinem Finger malerisch auf der Marke verteilt, um aus einer Briefmarke, die im Katalog mit 13
€ bewertet ist, eine zu 20 € zu machen - was die Raffkes dieser Welt doch für einen Aufwand treiben um 7  !  Mit Rauchen aufhören bringt wesentlich mehr Gewinn, auch für die Gesundheit....
Die beiden unteren Marken tragen sehr schöne deutliche Korea-Stempel, die ab 1908 Verwendung fanden, als japanische Marken längst ohne Audruck in Korea verwendet wurden. Vielleicht meinten die Fälscher ja, den fehlenden Aufdruck ergänzen zu müssen, aber warum sie darauf ausgerechnet die Schriftzeichen für "China" placierten, bleibt ihr Geheimnis.

   shinfaux1    sinafals    
sinafx    fauxshina

 
fakesina50
 gefälschte China-Aufdrucke

Auch über die Tazawa-Serie haben sie sich hergemacht. Bei der Aufdruckfälschung der ungebrauchten Marke enden alle drei senkrechten Linien des linken Schriftzeichens auf einer Ebene, während die unteren Haken des rechten Schriftzeichens etwas zu weit ausladend sind. Der falsche Aufdruck der zweiten Marke fällt durch die starke Asymmetrie des Kreuzes am Kopf des rechten Schriftzeichens auf. Außerdem weist die Marke einen Lateinstempel KOBE ONOYA auf, der wiederum Alarm auslösen sollte. Sensationell ist die Entdeckung eines Ausdrucks auf der Ausgabe mit Wz.3 im deutlich kleineren Bildformat vom Juni 1937, obwohl die Postämter in China bereits 1922 geschlossen worden waren. Auch der Stempel von Yamaguchi -der Ortsname ist tatsächlich auf dem Ministückchen des Eckstempels deutlich lesbar !- trägt nicht gerade zu der Glaubwürdigkeit dieses China-Aufdrucks bei. Nicht minder sensationell ist der bisher unbekannte kopfstehende Aufdruck auf der blauen 1½ Tazawa. Spielverderber ist dabei der Stempel mit den waagrechten Gitterlinien. Diese Stempelform wurde nur in Taiwan verwendet, aber auf Marken ohne Überdruck, denn Taiwan war zur Verwendungszeit dieser Marke ein Teil Japans.
Da ohnehin mit falschen "China"-Aufdrucken nicht viel Profit zu machen war, gaben sich etliche Fälscher keine besondere Mühe. Ins Extrem trieb es der Witzbold, der seinen "Aufdruck" mit rotem Kuli per Hand aufmalte, auf eine Marke, die in Tokushima abgestempelt war. Leider sind nicht alle Fälscher so humorvoll....

sinajoke

 Scherz oder Fälschung ?


Auch hier noch einige Abbildungen gestempelter Marken mit echten Aufdrucken, bei denen man aus den japanischen Stempeln die Schriftzeichen 那支, , 清 oder 國清 herausfinden kann, die auf China verweisen; die mühsame Suche lohnt sich, man kann diese Marken mit hoher Sicherheit als echte Aufdrucke akzeptieren, und allzu teuer sind sie auch nicht. Probieren Sie es einfach einmal....


xqing    xman 
Suchbilder: Mal verbirgt sich ein oder, mal verbirgt sich ein im Stempel...

xsina

.... und manchmal ein 那支, mal mit, mal ohne 清.


Leider entpuppte sich die japanische Post bei den neuen Kammgitterstempeln als Spielverderberin, indem sie das 清 oder 清 immer öfter einfach fortließ und nur noch den Ortsnamen im Stempel angab.


Die hohen Nominalen 5 yen und 10 yen, Aufdruck CHINA

Die einzigen Marken mit weitem Abstand zwischen den Schriftzeichen des Aufdrucks sind die hohen Nennwerte zu 5 yen und 10 yen mit dem Porträt der Regentin Jingu Kogo. Die erste Ausgabe von 1908 wurde auf wasserzeichenlosem Papier gedruckt, und beim Aufdruck beträgt der Abstand satte 8,6 Millimeter. 1916 bzw. 1919 wurden diese Marken auf Faserpapier mit Wasserzeichen erneut ausgegeben, aber der Abstand beträgt nur 6,6 Millimeter. Alle diese Marken sind so selten und teuer, dass viele Fälscher sie nie zu Gesicht bekommen haben.  
Einige echte Marken sollen hier möglichst vergrößert vorgestellt werden.   


jinkasmint

Echte Marke mit weitem Abstand der Schriftzeichen des Aufdrucks



Die Quetschspuren und
die schwarzen Flecken über dem rechten Schriftzeichen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben, sind beim Überdrucken entstanden. Sie finden sich bei sehr vielen 5 yen Marken, auch bei unzweifelhaft echt gebrauchten, weshalb man sie sogar als Echtheitsmerkmal betrachten kann; allerdings existieren auch sauber gelungene Aufdrucke. Quetschspuren vor allem am rechten Schriftzeichen des 5 yen Wertes sind auch bei den unteren Abbildungen echter Marken zu sehen:


jingumintset     5yowz
 

jingukas       

Das gebrauchte Markenpaar trägt den Stempel "Qingdao Militärpost Telegrafendienst" - es ist die häufigste Verwendung für diese Marke, und wer diesen Stempel auf einer Marke mit Überdruck findet, darf sie getrost als echt ansehen. Auf diesem Telegrafenamt setzten die Soldaten ihre Depeschen in Richtung Heimat ab. Die Marke zu 5 yen weist die gleichen Quetschspuren auf wie die ungebrauchten Marken.
Ungebrauchte Marken dürften so gut wie nie falsche Aufdrucke tragen, da die aufdrucklosen Marken im Inland verbraucht wurden und wegen der hohen Nominale nur relativ wenige postfrische Exemplare aufgehoben wurden. Deshalb sind bei Aufdrucken auf ungebrauchten Marken nicht nur die Aufdrucke, sondern die ganzen Marken gefälscht, wie die folgende Abbildung zeigt.


jkogo5optfauxjkogo10optfaux

fotomechanische, gezähnte Reproduktion der Marken mit Aufdruck


jingupairf    jingupairr

dreht man diese Repliken um, wird der Schwindel offenbar

Die abgebildeten Reproduktionen auf modernem, weißem Papier wurden gezähnt auf Hochglanzpapier mit Beschreibung der Marken, einem Foto-Attest nachempfunden,
angebracht und im Internet offeriert. Die Aufdrucke selbst sehen natürlich echt aus.
Von den echten Marken mit Aufdruck blieben unverbrauchte Restbestände erhalten, weshalb sie mit einem Katalogpreis von 1400 €
deutlich billiger sind als ohne Aufdruck (2500 €). Fälschungen rentieren sich deswegen nur bei gebrauchten Exemplaren.
Weil viele Fälscher (und manche Sammler) echte Marken nie gesehen haben, wurden in den Fälscherwerkstätten die Clichés für die normalen Werte auch für das Bedrucken der hohen Werte verwendet, ohne zu beachten, dass der Abstand weit sein müsste. Die Stempel, wenn überhaupt lesbar, sind in der Regel fiskalische Inlandsstempel.


fakejingu5opt     fakejingu10opt  

Falscher Aufdruck:  Zu hoch, zu schief und zu enger Abstand


Der geänderte Abstand der Aufdruck-Schriftzeichen fällt bei den Marken
mit Wasserzeichen sofort ins Auge. Sie sind sehr selten, da sie erst relativ kurz vor dem Ende der Verwendung von Marken mit Aufdruck zum Verkauf gelangten. Von der 10 yen Marke liegt dem Autor leider keine Abbildung vor.


jinguchefoo     5wzu                  fakejingu5b         
                                                                      echter Aufdruck ...                                                                  und echtes Gekritzel

Diese Marken kamen vor allem in Chefoo (heutige Stadt Yantai) zur Verwendung und wurden meist mit Lateinstempel entwertet. Hier sind zwei verschiedene gebrauchte Marken abgebildet. Bei der Marke mit Bogenrand ist das Wasserzeichen gut erkennbar, und auch das Datum November 1919. Es dürfte sich um die Frankatur von Geldbriefen ins Ausland, nämlich Japan, gehandelt haben, die eine
so hohe Gebühr erforderten, weshalb die postalischen Stempel in Lateinschrift zu der Marke "passen".
Die einzige bisher gefundene Fälschung trägt keinen Aufdruck, sondern ein Tuschegemälde, das ein künstlerisch begabter Mensch in Mußestunden der Dame unter die Halskette setzte; vielleicht hielt er die Schriftzeichen ja für den Namen der antiken Schönen.



Die Militärpost-Aufdrucke von 1910 bis 1938

Für Post japanischer Soldaten, die in Garnisonen in China oder Korea stationiert waren, herrschte für Postkarten und Briefe in die Heimat Portofreiheit. Postkarten erhielten nur einen Stempel oder Vordruck "Militärpost" anstelle einer Briefmarke, dazu den Zensurstempel, und konnten in großer Anzahl versandt werden, aber da es beim Militär auch viel Leerlauf und Wartezeiten gibt, vertrieben sich dermaßen viele Soldaten mit dem Verfassen langer Brieftagebücher die Langeweile, dass die Militärpost wegen Überlastung ein Limit einführen müsste. Zwischen 1910 und 1938 wurde deshalb eine bestimmte Anzahl von Briefmarken zum Inlandsportosatz von 3 sen mit Aufdruck "Militärpost" kostenlos an Unteroffiziere und Mannschaften abgegeben - mehr Briefe waren portofrei nicht gestattet.
Wörtlich übersetzt lautet der Aufdruck 事軍 "Militärsache", aber bleiben wir bei "Militärpost". Gemeint ist das Gleiche.
Diesen Aufdruck findet man auf den roten 3 sen Werten der Serien Kikumon und Tazawa. Letztere Marke wurde zuerst ohne Wasserzeichen, dann mit Wasserzeichen auf Faserpapier, und schließlich in einem geringfügig verkleinerten Format in Goebel- und Rotationsdruck verausgabt; alle Sorten wurden überdruckt, aber für den Aufdruck wurde stets das gleiche Cliché verwendet.


g1 g2 g3 g4
echte Marken mit Militärpost-Aufdruck:
auf Kikumon auf Tazawa ohne Wasserzeichen auf Tazawa Faserpapier mit Wz., auf Tazawa Faserpapier mit Wz.,
Abstand der Schriftzeichen
ca. 4 mm
Goebel-Druck, kleineres Markenformat, Abstand der Schriftzeichen ca. 2 mm
                 

Zur Unterscheidung zwischen echt und falsch sollte man sich an den folgenden Merkmalen der Detailabbildung orientieren:


gfa gfb gf8
 echter Aufdruck, Detail  einer der vielen Falschaufdrucke, Detail Marke mit falschem Aufdruck

       
Der linke Tropfen am oberen Querbalken ragt nicht über diesen hinaus. Der rechte ist herzförmig und weist deutlich nach innen. Der linke senkrechte Rahmen des "Fensters" ist geringfügig schmaler als der rechte und steht ebenso weit wie der rechte nach unten über. Auch liegen die senkrechten zentralen Linien beider Schriftzeichen im Original immer auf einer Achse und sind niemals seitlich zueinander verschoben.
Bei der Fälschung sind die schmalen waagerechten Linien unregelmäßig und es zeigen sich parallel zu machen Linien "Stempellinien". Die beiden waagerechten Balken, die rechts in einem Dreieck enden, zeigen bei der Fälschung unregelmäßige Dreiecksformen.
Leider gibt es auch bei diesen Aufdrucken keinen Wada, von dem die überwältigende Mehrzahl aller Fälschungen stammte, sondern es sind alles Kleinganoven, die in Heimarbeit aus billigen Marken teure Raritäten zu fabrizieren suchen. Der Sammler ist daher auf eine gute Lupe und die Vorlage eines echten Aufdrucks angewiesen, um kleinste Abweichungen davon ausfindig zu machen. Nicht alle, aber viele Fälschungen sind glücklicherweise so plump wie die nachstehenden:

fauxgun             gunjia            aufdrkopfst

In dem Marktviertel Aimonocho im schönen Hafenstädtchen Toyama, das der Stempel ausweist, waren unseres Wissens keinerlei japanische Besatzungstruppen stationiert, die per Feldpost mit der fernen Heimat kommuniziert hätten, obwohl das lädierte "Dach" des obersten Schriftzeichens auf heftigen Artilleriebeschuss hinzudeuten scheint. Der Besitzer der mittleren Marke wähnte sich auf dem Weg zum Millionär, als er den sensationellen kopfstehenden Aufdruck (echte kopfs
tehende Aufdrucke sind nicht bekannt) bei eBay teuer einstellte, aber abgesehen davon, dass bei dem oberen Schriftzeichen (kopfstehend = unteren) direkt unter dem Dach der Knubbel vergessen worden ist, liegen die zentralen Striche beider Schriftzeichen nicht auf einer Achse, sondern sind zueinander verschoben, was auch ohne die gelbe Achsenlinie mit bloßem Auge problemlos zu erkennen ist. Der ebenfalls kopfstehend aufgebrachte Aufdruck der rechten Marke hat offenbar einem Volltreffer erlitten, nahezu Totalschaden, mit schwarzen Bruchstücken über die Marke verteilt - ein Falls fürs Kuriosenkabinett.

Das untenstehende Abbild links zeigt einen hervorragend gemachten Falschaufdruck auf einer Marke der Tazawa Serie, der auf den ersten Blick echt wirkt. Allerdings sind die senkrechten Achsen der beiden Schriftzeichen minimal versetzt zueinander, ist das obere Schriftzeichen minimal schräger geneigt als das untere, und schließlich schlägt die Aufdruckfarbe bis auf die Rückseite durch, was bei echten Aufdrucken niemals vorkommt. Ein Trost ist, dass die meisten Fälschungen
viel, viel schlechter gemacht sind, nämlich so wie die rechts abgebildete mit einem Stempel des unmilitärisch-friedlichen Städtchens Shizuoka am Fuß des Mt. Fuji.

gf2gf4 gf1
Falschaufdruck, schlägt rückseitig durch falscher Gummihandstempel-Aufdruck,
Stempelkissenfarbe
gunjifox
Was alles mühsam zu Militärpostmarken aufgepeppt worden ist:
Stempel Nihonbashi (1.Marke) und Kanda (2.Marke), beides PAs im höchst unmilitärischen Geschäftszentrum von Tokyo,
Aufdruck auf Mi-Nr.78, die mit echtem Gunji-Aufdruck gar nicht existiert (4.Marke), Stempel Herai (Dorf in Präf.Aomori)

Schön wäre es, wenn hiermit das Kapitel "Militärpost"-Aufdrucke schon abgeschlossen wäre. Aber in Qingdao kamen irgendwelche Dösköpfe im japanischen Feldpostamt auf die Idee, die Lieferung von offiziellen Militärpostmarken nicht abzuwarten, sondern auf eigene Faust die vorrätigen Marken mit dem 那 支 (China)-Aufdruck mit einem zusätzlichen Aufdruck "Militärpost" aufzupeppen. Diese Marken wurden nicht nur angefertigt, sondern auch in Verkehr gebracht und tatsächlich verwendet, bis die Regierung mit einem Eil-Ukas dieser Eigenmächtigkeit ein Ende setzte. Dieses "Tsingtau-Provisorium" erreichte verständlicherweise nur eine geringe Stückzahl und in Sammlerkreisen einen entsprechend hohen Preis. Wen wundert's, dass sich alle Fälscher dazu berufen fühlten, echt falsche Aufdrucke en masse zu fabrizieren.

qingdaoecht qecht2
 echter Viererblock ungebraucht -
drei ungebrauchte Viererblocks
dieser Rarität sind erhalten
echte gebrauchte Marke,
auf dem Stempel ist ein Teil
des Schriftzeichens ...dao erkennbar


Da diese seltene Marke (ein ungebrauchtes Exemplar kostet um die 12000 €) leider nicht im Besitz des Autors ist, lässt sich die Abbildung nicht weiter vergrößern, aber es genügt, um zu erkennen, dass der Aufdruck auf Marken mit 那支 (China)-Aufdruck angebracht wurde, eine deutlich andere Schriftart und eine nicht immer gleichmäßige Farbe aufweist. Auch die auffällige Asymmetrie am "Dach" des obersten Schriftzeichens und der breite unterste waagrechte Balken sind Kennzeichen, die man sich gut merken sollte. Zum Glück ist das Foto der gebrauchten echten Marke etwas größer und detaillierter.


qfaux0

gefälschter Aufdruck, in Japan als echt zertifiziert


Die obige Marke wurde von einem japanischen Experten für eine Auktion als echt zertifiziert und zum entsprechenden Preis verkauft. Den Ausschlag für die Expertise könnte der Stempel gegeben haben, auf dem der Ortsname Qingdao 島青 klar zu erkennen ist. Wir sind jedoch der festen Überzeugung, dass es sich um eine geschickte Fälschung handelt. Da der
那支 (China)-Aufdruck echt ist, ist diese Marke durchaus im japanischen Postamt von Qingdao entwertet worden, aber es handelt es sich eindeutig nicht um den Feldpostamt-Stempel, sondern um einen zivilen Poststempel der Zweigstelle im Hafen (港大). Obwohl der Militärpost-Aufdruck in Handarbeit gefertigt wurde, ist uns keine Marke bekannt, bei welcher der Aufdruck derart brüchig ausfällt, derart tief auf dem Markenbild sitzt, in der Länge der waagrechten Balken des unteren Schriftzeichens und der fehlenden Asymmetrie am oberen Dach derart stark vom Original abweicht. Auch Experten können irren - wir schließen uns selbstverständlich von dieser Erkenntnis nicht aus.


qfaux1 qfaux4 qfaux2 qfaux3
ungebrauchte Marke
mit gefälschtem Aufdruck,
Gummihandstempel
ungebrauchte Marke
mit gefälschtem Aufdruck

gebrauchtes Imitat,
beide Aufdrucke sind falsch,
japanischer Inlandsstempel Hosoe
gebrauchtes Imitat,
beide Aufdrucke sind falsch,
Inlandsstempel Kyoto


Bei der ungebrauchten Marke links ist
der Militärpoststempel ein billiger Gummistempel, den man leicht in Heimarbeit anfertigen kann. Ausnahmsweise wurde hier der breite untere Balken imitiert, obwohl er der üblichen kalligrafischen Eigenschaft des Schriftzeichens widerspricht. Ebendies vergaß der Fälscher, der die rechte ungebrauchte Marke produzierte; kalligraphisch korrekt, aber ebendeswegen leider falsch. Auf den beiden gebrauchten Fälschungen brachten die Fälscher es auch nicht über sich, die übliche Schreibweise, bei der der zweite Balken von unten am längsten ist, zu missachten. Überdies sind auch die Schriftzeichen 那 支 gefälscht, und keiner der Stempel wurde je im Feldpostamt zu Qingdao gesichtet - wie sollte auch ein Poststempel vom Hauptpostamt Kyoto oder vom Zweigpostamt Hosoe in Shizuoka nach Qingdao gelangen ?  Man ahnt schon, dass im Zweifelsfall der Stempel den Ausschlag geben wird: Wer mit dem Kauf eines gebrauchten Exemplars liebäugelt, der sollte darauf achten, dass die Schriftzeichen 島青 (Qingdao, Tsingtau) zumindest teilweise irgendwo auf der Briefmarke zu sehen sind, das wäre schon die halbe Miete, wenn auch noch immer keine Garantie für die Echtheit der Marke !  Auf eine gute Expertise darf bei dieser Marke, allein schon wegen des hohen Preises, keinesfalls verzichtet werden.

Jetzt stellen wir noch Aufdrucke vor, die es auf japanischen Marken nie gegeben hat, die jedoch als "seltene Aufdrucke" durch die Welt geistern.
fancy

Offensichtlich war jemand so bescheuert, den Wertstempel aus einer ungebrauchten Ganzsache auszuschneiden, und weil ihm kein Mensch diesen Schnipsel abnehmen wollte, hat er wohl einen geheimnisvollen Aufdruck fabriziert, den man mit ein wenig Fantasie in umgekehrter Reihenfolge als Japanese Office in Wladiwostok interpretieren könnte, aber nicht sollte. In Wladi gab es nie ein jap. Post oder sonstiges Office, und wenn, dann wäre der Aufdruck in Japanisch oder allenfalls noch auf Russisch erfolgt. Wie man es auch dreht, es handelt sich schlicht um ein selbstbasteltes Fantasieprodukt.



Zum Schluss sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass es auch bei Ryukyu-Ausgaben Aufdrucke gab, von denen einige imitiert worden sind. Besonders gern wurden die wirklich raren Handstempel-Provisorien der frühen Nachkriegszeit imitiert. Auf vielen der kleinen Inselchen versahen die Postmeister ihren Markenvorrat mit ihrem persönlichen, ovalen Namenssiegel zur Kenntlichmachung gültiger Nachkriegsmarken. Diese lokalen Provisorien wurden auch nur lokal verwendet, so dass bei gebrauchten Stücken der Stempel mit dem verausgabenden Postamt übereinstimmen muss. Bei ungebrauchten Exemplaren ist eine Prüfung erforderlich. Wer sich nicht gut mit der Materie auskennt, sollte die Finger davon lassen, denn die Zahl der in Handel und www angebotenen Exemplare übersteigt bei Weitem die Anzahl aller Inselchen des Ryukyu-Archipels.

 rqfixnnagoyan      koreastpl  


Ob es auf den
Amami-Oshima Inseln (Abb. links) Rollstempel für Auslandspost gab, die in blasslila abgerollt wurden, muss noch erforscht werden. Sicher ist jedoch, dass der rote Rahmen des Aufdrucks an genau derselben Stelle (Nordost) einen deutlichen Bruch aufweist wie der auf der mittleren, in Nagoya gebrauchten Marke und der garantiert falsche Aufdruck auf den unten abgebildeten Marken. Honi soit qui mal y pense.
Dem Postmeister Miyara Kenpuku, dessen Siegel die rechte Marke ziert, unterstanden die Yaeyama-Inseln, deren größte mit dem Postamt die Insel Ishigaki war. Dass eine solche Marke, die erst nach der US-Besetzung den Audruck verpasst bekam, nicht den zu erwartenden Stempel des PAs Ishigaki aufweist, sondern auf legalem Weg zu einen Stempel von Anyang in der koreanischen Provinz Gyeonggido gelangt sein sollte, ist ein ebenso großes Wunder wie die Auferweckung des Lazarus von den Toten. Aber in der Philatelie geschehen noch ganz andere Wunder, wie die folgenden Beispiele zeigen:

rqkasatz    nfauxrq    rqfix        miyarahoax

Diese provisorischen Aufdrucke wurden auf den Ryukyu-Inseln vom August 1947 bis zum Juli 1948 auf Restbeständen von Vorkriegsmarken angebracht. Weil diese Region ab Kriegsende bis April 1972 von den USA verwaltet wurde, kamen dort keine japanischen Nachkriegsmarken an die Schalter, sondern die Marken, die man im Katalog unter "Ryukyu-Inseln" findet. Umso erstaunter wird der Sammler sein, dem die Handstempelaufdrucke von den Amami-Oshima Inseln (drei
Abb. von links) in unterschiedlichen Farben auf Japanmarken von 1947/49 vorgelegt wurden, mit Lateinstempel von Kobe, das eigentlich auf der deutlich größeren Insel Honshu liegt. Kurzum, der Fälscher hat seinen falschen Hanko praktisch in allen Stempelkissenfarben und auf alle Marken aufgestempelt, deren er habhaft wurde, und hoffte vermutlich, dass man sie ihm teuer abkauft. Und das Dienstsiegel des langlebigen Postmeisters Miyara begegnet uns gar auf einer Marke von 1962, als auf den Ryukyu-Inseln der US-$ offizielles Zahlungsmittel war. Hatte sich Herr Miyara womöglich einer bislang unbekannten antiamerikanischen Guerrillabewegung angeschlossen und sein Dienstsiegel zur Tarnung nun in Schwarz abgeschlagen ?

Bekannt sind auch die sogenannten "Gushikawa-Fälschungen".
Es soll aber gleich betont werden, dass diese falschen Aufdrucke nicht zum Schaden der Sammler, sondern der Post gefertigt und alle vom Postamt Gushikawa verschickt worden sind, weshalb man sie "Gushikawa-Fälschungen" nennt. Von diesen gibt es zwei Arten; der leicht zu identifizierende Aufdruck weist unten nur drei Balken auf, echte Aufdrucke haben fünf Balken unterschiedlicher Dicke. Gebrauchte Fälschungen tragen immer Stempel des Postamts Gushikawa 具志川. Dieses Postamt verwendete freilich auch Roll- und Maschinenstempel, bei denen der Ortsname oft nicht auf den Marken zu sehen ist. Die für den Aufdruck verwendeten Marken sind alle echt. Es ist der niedrigste Wert der Dauerserie, deren Aufdruck aus 50 sen einen Nennwert von 10 yen macht, das bedeutet für den unbekannten Postkunden den 19fachen Gewinn seiner Investition. "Erschleichung einer Dienstleistung" nennt man das Delikt.

                gushikawa fakemm  gushiu
 Gushikawa-Fälschung, 3 Balken


Aber es gibt auch Aufdruckfälschungen mit 5 Balken, die sehr gut gemacht sind und ungebraucht nur von Prüfern von echten unterschieden werden können.
 
gushiecht     gushifauxm
echter Aufdruck                                                                               falscher Aufdruck
alle Aufdrucke sind leicht unterschiedlich geraten, die Tinte des falschen Aufdrucks erscheint minimal dünner, aber Schriftzeichen und Asterisk sind klarer

Das deutlichste Merkmal ist das Schriftzeichen 改 im Aufdruck, dessen beiden Elemente einander bei echten Marken nicht berühren, bei den Fälschungen aber immer oben und oft auch unten mehr oder weniger zusammenwachsen. Meist, aber nicht immer sind bei den Fälschungen die Abstände der drei Ziffern der Wertangabe regelmäßig, während bei echten Aufdrucken die Null sich ein wenig mehr dem japanischen 圓 (yen) zugehörig zu fühlen scheint als der Eins. Auch kommt es vor, dass die Ziffer dem oberen Balken sehr nahe kommt oder gar aufsitzt.

gushifauxu      gushifalsu
gebrauchte Gushikawa-Fälschungen mit 5 Balken und deutlichem Stempel Gushikawa, rechts Wertangabe auf den Balken aufsitzend

Gushikawa-Fälschungen sind sehr selten, teurer und gesuchter als echte Marken.




weiter   start   home