53kiriw1

LINKS:                  Drachen mon     Drachen sen
   Kirschblüten    ½ sen     1 sen     2 sen     4 sen     5 sen     6 sen     10 sen     20 sen     30 sen     Vogelmarken
   Koban               
½ bis 3 sen     4 bis 8 sen     10 bis 50 sen     Aufdrucke     Stempel      Andere




1 sen blau auf Japanpapier, ohne Silbenzeichen

Diese Marke auf Japanpapier wurde von 26 verschiedenen Platten gedruckt, sie war einer der "Renner" der frühen japanischen Post. Frühe Drucke dieser Marke wurden in tiefem Indigoblau von Matsuda Atsutomo gedruckt, doch später übernahm die Reichsdruckerei den Druck. Vor allem bei späteren Drucken änderte sich der Farbton über die gesamte Blautonskala hin bis zu hellblauen Tönen.

a1m1      a1m2      a1m3      
echte Marken in Indigo (Matsuda-Druck), Blau und Hellblau 


echt: die untere rechte Blüte entspringt am linken Stengel,
   falsch: 
sie entspringt am rechten Stengel, oder man sieht zwei getrennte Stengel hinter dem oberen Blatt.
echt: die oberen drei Blüten entspringen an verschiedenen Stellen des Stengels,
   falsch: alle drei Blüten entspringen an derselben Stelle.
echt: zwischen dem Blattwerk links ist ein Stück des Stengels sichtbar,
   falsch: bei einigen (nicht allen !) Fälschungen fehlt das Stengelstück zwischen dem Blattwerk.
echt: das Chrysanthemum hat 16 Blätter,
   falsch: das Chrysanthemum hat weniger oder mehr als 16 Blätter.
echt: die Schraffierung in den inneren Eckornamenten füllt diese vollständig aus,
   falsch: die Schraffierung ist meist nur sehr kurz.

1sen

Fälschungen von Wada:

w1bsm 1a   w1mm 1a    w1u 1b
                                       Chrysanthemum:  17 Blätter                       Chrysanthemum:  15 Blätter                         Chrysanthemum:  16 Blätter

Die Fälschungen dieser Marke sind zum Teil sorgfältiger ausgeführt; einige Blüten haben die gleichen Querstriche wie die Originale. Es sind nur Kleinigkeiten, an denen sich die Unterscheidung durchführen lässt. Das fehlende Stengelstück zwischen dem Blattwerk von Wadas alter Platte (Abb. links u. Mitte) und die am falschen Stengel hängende untere Blüte sind die wichtigsten Merkmale. Auch ist es hilfreich, daran zu denken, dass Wada gerne ein sehr dünnes, billiges Papier (rechtes Abbild) verwendete und viele Wada-Drucke auf rückseitig bedrucktem Papier festkleben. Überdies sind einige der
blauen Marken durch Verdünnung der Farbe und Beimischung von Schwarz recht graustichig geraten. Auch die Post begann zu sparen und änderte den satten tiefblauen Farbton der ersten Druckauflagen hin zu einem immer mehr milchigen, blassen Blau, das jedoch immer Blau blieb und niemals ins Grau tendierte. Die alten Platten von Wada weisen die sanko/mozo Zeichen auf, die neuen Platten sind ohne diese Zeichen.

Andere Fälschungen:

earl1blm       uskif1u        r1blm u2

Die linke Fälschung wird von der Forschung als "early forgery" bezeichnet. Auf Grund der kalligraphisch missratenen Schriftzeichen geht man von einer außerasiatischen Produktion aus. Sie gehen vermutlich auf den spanischen Fälscher Plácido Ramón de Torres zurück. Torres hatte keine echten Marken als Vorlagen, weshalb seine Imitate den versierten Sammler nicht verwirren sollten. Gezähnte wie ungezähnte Stücke sind bei diesem Fälscher üblich. Das abgebildete Exemplar ist ungezähnt und ungummiert und auf dünnem westlichen Briefpapier gedruckt. Senkrecht anhängend ist ein weiteres Exemplar sichtbar, das allerdings abgeschnitten wurde. So weit erkennbar, ist es von demselben Cliché gedruckt. Diese "frühen Fälschungen" sind sehr selten.
In der Mitte ist die gefährlichste Fälschung dieser Wertstufe abgebildet. Der unbekannte, vermutlich japanische Fälscher legte ein Meisterstück hin, das als "skillful forgery" gerühmt wird. Diese Fälschungen, von denen man nicht viele antrifft, tragen kein mozo oder sanko und sind nur an dem fehlenden zweiten kurzen Stengel, der zwischen den Blättern links sichtbar sein müsste, zu erkennen. Nur wenn man ein Stück zur Hand nimmt, sieht man, dass es nicht auf Japanpapier gedruckt ist. Von dieser 1 sen ist nur ein einziges Cliché bekannt, das an dem kleinen Ausrutscher-Strich im westlichen Blütenblatt rechts unten und an den sehr waagerechten Linien der japanischen Schriftzeichen für die "1"  一  identifizierbar ist. Diese "1" wird üblicherweise kalligraphisch dem Pinselduktus nachempfunden. 
Rechts abgebildet ist eine moderne Replik, wie sie in jüngerer Zeit im Internet offeriert wird. Sie ist fotomechanisch hergestellt, der Druck ist makellos, das Papier mit künstlichem "alt" aussehendem Graustich versehen 
die Echtheitsmerkmale stimmen allesamt. Trotzdem ist sie ein Produkt von Fotomanipulations-Software  Vorsicht vor allzu prachtvollen, makellosen Stücken ! Eine echte Marke von 1872 KANN nicht so geschniegelt aussehen !  



1 sen blau auf Importpapier, mit Silbenzeichen

Auf dieser Marke existieren nur die Silbenzeichen イ,ロ,ハ,ニ,ホ,ヘ,ト,チ,リ,ヌ,ル,ヲ.  Marken mit anderen Silbenzeichen sind immer falsch.

a1nim 
echte Marke, Silbenzeichen


Die Unterscheidungsmerkmale ähneln sehr stark denjenigen der Marken ohne Silbenzeichen, sollen hier aber noch einmal aufgelistet werden.

echt: die untere rechte Blüte entspringt am linken Stengel,
   falsch: 
sie entspringt am rechten Stengel, oder man sieht zwei getrennte Stengel hinter dem oberen Blatt.
echt: die oberen drei
Blüten sitzen an verschiedenen Stellen des Stengels,
   falsch:  sie laufen
am selben Punkt zusammen.
echt: zwischen dem Blattwerk links ist ein Stück des Stengels sichtbar,
   falsch: bei einigen (nicht allen !) Fälschungen fehlen die Stengelstücke zwischen dem Blattwerk.
echt: das Chrysanthemum hat 16 Blätter,
   falsch: das Chrysanthemum hat weniger oder mehr als 16 Blätter.
echt: die Schraffierung in den inneren Eckornamenten füllt diese vollständig aus,
   falsch: die Schraffierung ist meist nur sehr kurz.
   falsch: alle 1 sen mit Silbenzeichen, die auf Japanpapier gedruckt sind.


gcut
echter Ganzsachenausschnitt

Nicht gefälscht, aber keine wirkliche 1 sen Marke ist oben abgebildet. Auffällig ist die fehlende Zähnung, das sechseckige Kästchen für das Silbenzeichen, die ungewöhnliche zentrale Inschrift und die Ornamente, die am  Markenrand links und oben sichtbar sind. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus einer der frühesten Postkarten, der als ganze Postkarte wertvoll wäre, als Ausschnitt aber, wiewohl echt, leider zu nichts taugt. Angeboten als "1 sen Marke blau mit Silbenzeichen", aber keine Briefmarke, sondern ein nahezu wertloser Papierschnipsel.


Fälschungen von Wada:

w1siu 1a      w1mhou 1a w1mhom 1a
   Imitation mit sanko (orange),
 graustichiges Blau, Sz.イ,
 Chrysanthemum mit glattem Rand
Imitation mit  mozo (orange),
Silbenzeichen ホ,
Chrysanthemum mit 15 Blättern
          exakt die gleiche Marke,
                  ohne Stempel,
            aber auf Japanpapier
              
w1srom 1a w1neu 1b w1wau 1b
Imitation mit sanko,   
schwarzblau, Sz.
Imitationen ohne sanko / mozo, falsche Sz. und 

Wada verwendete zur Herstellung dieser Marken teilweise seine früheren Platten, auf denen er ein wenig herumretuschieren ließ, um (oftmals falsche) Silbenzeichen einzufügen, teilweise aber auch neu gravierte Platten ohne sanko/mozo, deren Imitate den echten Marken ähnlicher sehen. Unübersehbar ist der Graustich im Blau des Markenbilds, der für diese Wada-Imitate typisch ist.                                                   

Spiro:  
sp1blu  2

Spiro beglückt die Japansammler mit einem anderen Silbenzeichen, nämlich , falls der Krakel so richtig gedeutet ist. Wir können davon ausgehen, dass hier versucht wurde, das schöne Silbenzeichen der gleichen Marke in Braun (s. unten) für die blaue Version abzuändern. Beim Steindruck sind Retuschen allerdings schwierig, wie man sieht, denn Reste des  sind noch erkennbar. Immerhin hat man im Hause Spiro bemerkt, dass eine blaue Marke mit dem Silbenzeichen  nicht existiert.

Andere Fälschungen:
u1hou      u31blticut u1     u1gn3m  u1

Die unbekannte Lithografie mit dem Silbenzeichen stammt nicht von Kamigata, der auch blaue 1 sen Marken mit  im Repertoire hat, aber immer mit senkrechtem sanko. Die links abgebildete Fälschung hat zwar kein sanko, dafür aber fehlen die Punkte in dem Gittermuster rechts bzw. sind nur als dünne Kringel vorgraviert.
Die u1 Fabrik liefert 1 sen Imitate in allen Farben des Regenbogens. Ein zufällig tatsächlich blau geratenes Exemplar mit dem Silbenzeichen
klebt auf weißgrauem Packpapier und trägt einen Fantasiestempel in schwarzlila Stempelkissenfarbe.
In keinem Katalog verzeichnet, aber auf der Produktpalette von u1 findet man diese Marke auch in Smaragdgrün mit dem Silbenzeichen
. Ob sie zu den im weitesten Sinne "blauen" 1 sen Marken zählt, sei dahingestellt, und es ist vermutlich nicht auszuschließen, dass irgendwo auch solche in Rot, Violett oder Schwarzrotgold als bisher unentdeckte Raritäten offeriert werden und begeisterte Käufer finden. 
Diese "aufgestickt" wirkenden Drucke werden seit ca. 2015 auf Internet-Auktionen offeriert. Nein, nicht als Kissenbezüge, sondern als japanische Briefmarken. 




1 sen braun auf Importpapier, ohne Silbenzeichen

Die letzte der 26 Platten der blauen Marke auf Japanpapier ohne Silbenzeichen wurde später noch einmal kurz für den Druck der Marke in Braun auf Importpapier verwendet, weshalb die Kennzeichen für diese Marken gemeinsam sind. Die kurze Verwendungszeit dieser einzigen Druckplatte führt zu einem sehr hohen Katalogpreis auch für gebrauchte Exemplare, und ungebrauchte Stücke sind echte Raritäten. Marken dieser Preisklasse spornen die Zunft der Fälscher zu enormen Anstrengungen an. Wer bereit ist, für eine echte gebrauchte Marke einen Preis im vierstelligen Euro-Bereich zu zahlen, sollte besonders gut darauf achten, dass er nicht mit einem billigen Imitat um seine Ersparnisse gebracht wird. 


a1bm         a1bu

echte Marke, ungebraucht und gebraucht

Fälschungen von Wada:

w1bmm 1a    w1bru 1b   w1bu 1b

                                                           mit mozo                                  Retuschierspuren, mozo entfernt                        
ohne sanko / mozo

Fälscher streben einen größtmöglichen Gewinn an und sparen deshalb auf der Spesenseite. Wada verwendete zum Druck dieser Marke selbstredend genau dieselben Platten, mit denen er die entsprechenden Marken in Blau gedruckt hatte, strich braune Farbe drauf, und fertig war das gute Stück, dessen Seltenheit ihm vermutlich nicht bewusst war. Die Merkmale sind deshalb genau dieselben wie oben aufgelistet.

Kamigata:
k1bsu 3a

Wenig problematisch sind die lithografierten Produkte des Hauses Kamigata mit ihrem verschwenderisch breiten Rand, zumal sie wie die abgebildete Marke oft auch noch die mozo Schriftzeichen tragen. Schon ein Blick auf die rippenlosen Blätter der Eckornamente sollte ausreichen, um die Fälschung zu entlarven. Ein weiteres Kennzeichen für diesen echten Kamigata ist die deutlich nach links verrutschte Inschrift 1 SEN, sowohl oben als auch unten.

Hirose
:
h1bu1 4b    h1bu2 4b


Vorsicht sollte walten bei den sehr guten Hirose-Imitaten, von denen auch viele geschnitten oder sehr weit gezähnt 8 (Abb. links) in Umlauf sind. Die geschnittenen Hirose-Produkte werden im Handel und im Internet üblicherweise als "proofs" offeriert. Es sind aber allenfalls "proofs" der Imitate. Als Unterscheidungsmerkmale gelten hier:

- oft flachere Einbuchtungen an den Wertkästchen mit der Lateinschrift,
- flache Einbuchtungen in den Eckzierstücken,
- sehr kurze Striche in den rundlich-breiten Kirschblüten,
- ungelenkes E mit kurzem waagrechten mittleren Strich in SEN,
- S und E in SEN sitzen oft gegeneinander verschoben,
- die inneren Eckornamente enden nicht in Kringeln, sondern nur leicht gekrümmt,
- schlecht zentriertes Chrysanthemum.          

Andere Fälschungen:

    f1bru u1         rbm u2       

Die Filzfabrik u1 ließ sich auch diese teure Marke nicht entgehen und offeriert sie gutgläubigen Sammlern, leider mit großem Erfolg, obwohl man auch am PC Screen eigentlich die Stempelkissenfarbe vom Schreibwarenladen und den groben, filzigen Druck gut erkennen kann.
Die rechte Imitation ist wieder eine moderne Fotoreplik auf graustichigem Papier mit moderner Gummierung.


ub1m      ub1u

Die obigen beiden Marken sind identische Werke desselben Urhebers, die eine ungebraucht, die andere gestempelt. Sie sind lithografiert, weisen spitzige Schriftzeichen und vereinfachtes Blattwerk
auf. Die Spitzen der Unterblätter des Chrysanthemums ragen üppig hervor, und alle äußeren Rahmenlinien sind deutlich verstärkt. Die stempellose Fälschung trägt einen schwarzen Tuschepunkt, wie er auf echten Marken, die als Musterstücke verteilt wurden, mitunter vorkommt. Diese beiden Marken zeigen, wie unterschiedlich druckidentische Imitate ausfallen können.
Da die 1 sen Marke ohne Silbenzeichen in Braun auf Importpapier selten und teuer ist, sollte man sich die Marke, die man erwerben will, sehr gut ansehen; besonders die täuschend echt aussehenden Hirose-Imitate sind wirklich gefährlich ! Man denke auch daran, dass einige Handwerker mit der Rasierklinge Silbenzeichen oder Schleifchen der nachfolgenden Marken entfernt und echte Marken verfälscht haben (s. Teil 18 !).




1 sen braun auf Importpapier, mit Silbenzeichen

In Braun existieren nur die Silbenzeichen ホ,ト,チ,ヲ,ワ,カ,ヨ,タ,レ. Marken mit anderen Silbenzeichen sind immer falsch.

a1brwam

echte Marke in Braun, Silbenzeichen 

     
echt: die untere rechte Blüte entspringt am linken Stengel,
   falsch: 
sie entspringt am rechten Stengel, oder man sieht zwei getrennte Stengel hinter dem oberen Blatt.
echt: die oberen drei
Blüten sitzen an verschiedenen Stellen des Stengels,
   falsch:  sie laufen
am selben Punkt zusammen.
echt: zwischen dem Blattwerk links ist ein Stück des Stengels sichtbar,
   falsch: bei einigen (nicht allen !) Fälschungen fehlen die Stengelstücke zwischen dem Blattwerk.
echt: die Schraffierung in den inneren Eckornamenten füllt diese vollständig aus,
   falsch: die Schraffierung ist meist nur sehr kurz.
   falsch: alle 1 sen mit Silbenzeichen, die auf Japanpapier gedruckt sind.


Fälschungen von Wada:
                                                  
w1brshom1 1a w1brshom2 1a w1brmhom 1a w1brtau 1b
Imitationen mit sanko an verschiedenen Stellen, Sz. ,
auf der rechten Marke Retuschierspuren,
 
beide Marken mit nur 15 Blättern im Chrysanthemum
Imitation mit mozo,
deutliche Retuschierspuren,
nur
15 Blätter im Chrysanthemum
Imitation ohne sanko/mozo,
Silbenzeichen ,
Stempel lautet "Wada"


Wada verwendete zur Herstellung dieser Marken teilweise seine früheren Platten, auf denen er ein wenig herumretuschieren ließ, um Silbenzeichen einzufügen, teilweise aber auch neu gravierte Platten, deren Imitate den echten Marken ähnlicher sehen. 

Spiro:  
s1brtau  2

Diese Spirografie ist eigentlich identisch mit Spiros 1 sen Kreation in Blau; sie trägt aber ein anderes Silbenzeichen, nämlich タ, das wohl für den Druck der Marke in Blau eigens retuschiert worden war, als Spiro merkte, dass es nur auf der braunen Marke vorkommt.

Mihon:
m1bhou  5 m1bho2

Der Produzent der Mihon Fälschungen hat möglicherweise von Wada abgekupfert und keine echte Marke vorliegen gehabt, denn sonst ständen nicht die Stengel links neben den Inschriften so unverbunden frei in der Landschaft, genau wie bei Wada. Auch andere Wada Merkmale treffen auf diese Fälschung zu. Allerdings hat Wada das Chrysanthemum wesentlich schöner hinbekommen. Hier könnte man es glatt für eine Zwiebel halten. Ein weiteres Kennzeichen dieser Fälschung ist die unterschiedliche Größe von S und E von SEN. Beide abgebildeten Marken sind identisch, aber bei der rechten ist das 見本 besser zu sehen.

Andere Fälschungen:

u1brsm u1   u3brssvm u1   u3hom u1   u3yom u1

Stolz präsentieren wir hier noch einige Stücke aus der hochaktiven Filzwerkstatt u1. Die Farbe des linken Filzlappens ist gut getroffen, hat bei aller Schönheit freilich den kleinen Makel, dass der Graveur sich nicht entscheiden konnte, welches Silbenzeichen er wählen sollte. Und während er noch Fachliteratur wälzte oder im www surfte, schnappten sich die Drucker sein halbfertiges Werk und druckten es ohne Silbenzeichen. Nicht viel klüger war der Trottel, der zwar ein Silbenzeichen einfügte, aber dann vergaß, das seitenverkehrte Cliché vor dem Druck rumzudrehen. Wer Fälschungen studiert, sollte schon einen gewissen Sinn für kleine Späßle haben, wenn es heiter wird.
Aus dem falschen Farbtopf kam die Druckfarbe der anderen beiden filzigen Exemplare in Grau, die den Eindruck verstärken, dass bei u1 kein Mitarbeiter auch nur das Abitur hat. Alle Imitate stammen von ein und demselben Klischee, bei dem nur die Silbenzeichen ausgetauscht worden sind.

u3ucut u1

Von u1 kommt auch dieser schöne "Briefausschnitt", Imitat auf Packpapier, und obendrauf genau derselbe Stempel wie weiter oben abgebildet bei der blauen Marke. Das Silbenzeichen der Marke ist nicht erkennbar, aber die Stempelfarbe stammt offensichtlich aus der Schreibwarenabteilung vom Aldi.

Von dieser braunen Marke zu 1 sen gibt es zwei Silbenzeichen ( und ), die sehr wenig gedruckt worden sind. Postfrisch haben von diesen teuren Silbenzeichen je 6 Exemplare die Zeitläufte überdauert. Umso erfreulicher ist es, dass im Internet solche Raritäten auf online-Auktionen sehr preisgünstig erhältlich sind.

f1btom             f1bchim
fotomechanische Reproduktionen von Raritäten


Der glückliche Bieter, der diese beiden Marken für wenige hundert Dollar erworben hat, sollte damit aber nicht vor versierten Japansammlern prahlen, denn die Schnäppchen haben den kleinen Haken, dass sie leider keine echten Briefmarken sind, sondern fotomechanische Reproduktionen; von "handgraviert" keine Spur. Aber man kann ja nicht zu viel verlangen... Echte Stücke sind wirklich unerschwinglich.




1 sen braun ohne Silbenzeichen, mit Schleifchen

Dort, wo bisher das K
ästchen mit dem Silbenzeichen war, hält bei dieser Ausgabe ein Schleifchen die gekreuzten Stengel zusammen. Die Echtheitsmerkmale sind die gleichen wie bei der vorhergehenden Ausgabe. Obwohl diese Marke schon sehr häufig gebraucht wurde und echt weder sonderlich selten noch teuer ist, haben sich auch hieran alle namhaften Fälscher versucht.


afm

echte Marke in Braun mit Schleifchen


Man achte wieder auf die oberen drei Blüten links (entspringen an verschiedenen Stellen = echt; laufen zusammen = falsch) und darauf, wo die untere Blüte rechts entspringt: Am linken Stengel = echt; am rechten Stengel = falsch.

Fälschungen von Wada:
       
wfsm 1a wfu 1b 
Wada-Imitat mit deutlichen Retuschespuren
(sanko ist nach oben versetzt worden), 
mit nur 15 Blättern im Chrysanthemum
Wada-Fälschung ohne sanko / mozo
mit r
ückseitig anhaftendendem Papier

Der Stempel der Imitation rechts ist auf Wada-Marken häufig zu sehen. 5 schräge Linien (die Form des Bota-Stempels von Tokyo), von denen eine gebrochen ist.

Fälschung von Kamigata:
ksribu

Die Marke trägt die sanko Schriftzeichen unter den vier Schriftzeichen im Zentrum und den Abdruck eines sehr originellen Musters, das man schwerlich für einen Poststempel halten wird. Sowohl die Blüten der Girlande rechts als auch die Blätter der Entsprechung links, als auch die steifen Knospen und die Zierstücke der inneren Ecken zeigen, dass der Lithograf entweder wenig Lust oder wenig Können in die Kreation dieses Papierchens steckte.  

Fälschung von Hirose:
hribu

Ganz anders Hirose, dessen Graveur wieder ein sauberes Stück abgeliefert hat, das von seiner Erscheinung her sehr echt anmutet. Auch der Farbton ist gut getroffen. Verräterisch sind die sehr weite Zähnung 7 oder 8, die bei Hirose häufig vorkommt, und die untere rechte Blüte der linken Girlande, die wie bei fast allen Fälschungen am rechten Stengel hängt.

Andere Fälschungen:
ufblm  u1

Wir sind zugegebenermaßen etwas ratlos, wo wir dieses seltsame Exemplar einordnen sollen, aber da es ein Schleifchen trägt, möge es trotz seiner modischen blauen Farbe hier seine hoffentlich letzte Ruhe finden, als Highlight der Kuriositäten. Dass die Werkstatt u1 bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter auf geistige Fähigkeiten wenig Wert legte, ist in diesem Kapitel schon mehrfach erwähnt worden. In manchen Fällen sind teure Expertisen unnötig; sogar der Anfänger unter den Japansammlern bekommt bisweilen etwas zu lachen, sofern er die Informationen eines seriösen Katalogs nicht als Fake News abtut.




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