Mihon-Fälschungen sind relativ selten
und deshalb noch kaum erforscht. Man erkennt aber, dass das stempellose
Stück links zwar farblich gut gelungen ist, aber die Einkerbung an
der Schwanzspitze des Kiebitzes und das untere Ende des Ornaments links
oben fehlen. Dafür sind die mihon Zeichen schwerlich zu
übersehen. Wenn es ans Abstempeln ging, gaben sich die
Fälscher reichlich Mühe, ihre Abschläge
genau
auf das mihon
zu placieren. Ein echtes Vorbild für die Stempelei bei der Post....
Andere
Fälschungen:
u1
u1
Bei dieser Marke hatte der Graveur der Platte bei einer Position vergessen, das kreuzförmige Schriftzeichen 十
(zehn) im Schriftband einzugravieren. Erst nachdem einige Bögen
gedruckt und ausgeliefert waren, bemerkte irgendjemand, dass bei einer
Marke die japanische Wertangabe anstelle von "15 sen" nur "5 sen"
lautete. Die Platte wurde schleunigst nachgraviert, aber einige
Bögen mit den fehlerhaften Marken waren schon im Verkehr.
Diese große Rarität offerieren die Filzlappenwerkstatt u1 und andere bei
online-Auktionen zu Schnäppchenpreisen plus
Mehrwertsteuer, je nach Wunsch ungebraucht oder gestempelt, und es soll
Sammler geben, die viel echtes Geld in einen derartigen Hokuspokus
investieren, dessen natürliches Habitat der Papierkorb ist. Am 20.7.2019
blätterte z.B. ein japanischer Sammler für diesen wertlosen
Papierschnipsel, der als "echtes Stück" offeriert wurde, 8600
yen (ca.65 €) auf den Tisch. Hätte er für das Geld seine
Gattin oder Freundin zum Dîner in ein gutes Restaurant
eingeladen, wäre das Geld sehr viel besser angelegt gewesen.
Online-Auktionsergebnis 20.7.2019 in Japan
(Name des Auktionshauses entfernt, Markierungen und deutsche Untertitel durch den webmaster hinzugefügt).
Man merke sich den Einlieferer, der solchen Müll als "echt" einstellt
u1
Für Kunden mit schmalerem Budget hat u1 aber diese Marke auch fehlerfrei mit Silbenzeichen イ im
Angebot, auf modernes Briefumschlagpapier aufgepappt und mit einem auf
den ersten Blick ganz proper anmutenden REGISTERED YOKOHAMA
Stempelimitat in Lateinschrift verziert. Wäre noch eine Jahreszahl
auf dem "Stempel", könnte man damit vielleicht arglose Sammler
täuschen.
Den
Farbton hat die Firma u2 wohl am besten getroffen, aber Papier und
Druckart dürften keinen Sammler zur Annahme verleiten, das
Papierchen, das dank Fotoshop sonst alle Echtheitsmerkmale aufweist, stamme aus dem 19.Jahrhundert.
Auf der mittleren Marke prangt wieder ein schwer übersehbar
großes mozo im
Markenbild, das bei stempellosen Exemplaren vonnöten war,
um
sich unliebsame Hausbesuche der Polizei zu ersparen. Der Farbton ist
dem Original schon näher, aber zum Täuschen von
Kennern
altjapanischer Briefmarken noch nicht gut genug. Außerdem weist
die Marke praktisch alle Fehler auf, die sich Wada leistete, er war
offenbar der Pionier im Falschfälschen.
Das rechte Imitat trägt das Silbenzeichen ハ,
das bei Fälschungen nur selten anzutreffen ist. Leider liegt keine
bessere Abbildung vor, doch sie genügt, um das arg deformierte
Chrysanthemum, den elsterlangen Schwanz und die seltsamen Stacheln am
Bürzel des
Vögleins zu erkennen. Die Darstellung von zerknüllten
Papierbällchen im Doppelkreis ist möglicherweise der
fehlgeschlagene Versuch, dort Kirschblüten zu placieren.
45 sen "Adler"
auf Importpapier, mit Silbenzeichen
Der
Wert zu 45 sen wurde von allen Werten der Vogelmarken am wenigsten
gebraucht; vor allem die Marken der späteren Platten mit den
Silbenzeichen ロ
und ハ sind sehr selten und deutlich teurer
als diejenigen mit dem Silbenzeichen イ.
echte Marke, Silbenzeichen
ロ
echt: gespaltene
Blätter links und rechts oben,
falsch: bei Wadas später
Platte sind diese Blätter nicht gespalten.
echt:
die Spitzen der beiden Blätter rechts und links des Chrysanthemums kommen
diesem sehr nahe oder berühren es,
falsch: der Abstand der
Bätter zum Chrysanthemum ist meist etwas weiter.
echt: der
Außenrand des zentralen Kreises besteht aus drei
Linien,
falsch: der Außenrand
des zentralen Kreises besteht aus einer dünnen und einer
dicken Linie.
Die
Unterscheidung zwischen echt und falsch ist bei dieser Marke leider
nicht so einfach wie bei den anderen Vogelmarken. Einige der Merkmale
lassen sich entweder nur
subjektiv beurteilen
oder mit Hilfe einer guten Lupe auffinden. Empfehlenswert ist aber ein
genauer Blick auf das Blattwerk unterhalb der "45" links unten, das kaum ein
Fälscher so richtig originalgetreu hinbekam.
Fälschungen
von Wada:
1a |

1a
|
1b |
1b |
Wada-Fälschung mit
sanko, Sz. イ
|
Wada-Fälschung neue
Platte, ohne
sanko / mozo, Sz. ハ,
Chrysanthemum
hat 15 Blätter
|
Bei
dieser Marke hat Wada zwei Silbenzeichen, nämlich イ
und ハ,
imitiert, während es keine Wada-Fälschung mit Sz. ロ gibt. Auf den obigen Abbildungen zeigen
die
Buchstaben a den Abstand der Blattspitzen zum Chrysanthemum, b die
Außenlinien des Kreises, und c das Blattwerk
an,
das bei Wada in allerlei Variationen und mit erheblichen
Unterschieden
graviert ist. Überdies wirken bei manchen Wada-Imitaten wegen
der
verdünnten Druckfarbe das Blattwerk wie auch der Felsengrund,
auf
dem
der Adler ruht, weniger kompakt (Abb. rechts) als beim durchweg satt ausschraffierten
Original.
Spiro:
2
2
Bis
auf die verfehlte Farbe wirkt Spiros Meisterwerk, stets mit
Silbenzeichen イ,
trotz der fantasiereichen "japanischen Schriftzeichen", der etwas
gigantisch
geratenen 4 in 45 (oben) und dem Chrysanthemum mit
17 Blättern durchaus ansehnlich, sofern man an die korrekte
Darstellung des Blattwerks keine übertriebenen Ansprüche
stellt. Spiro ging also in sich und probte bei der Farbe noch ein
bisschen, bis er dem Original so nahe kam wie auf der rechten Abbildung
zu erkennen ist. Jetzt hätte er nur noch auf die starken Serifen an den Buchstaben verzichten und japanische Schriftzeichen
üben müssen, wofür ihm vermutlich keine Zeit blieb.
Kamigata:
3b 
Kamigata versuchte wieder, mit breiten
Rändern zu
punkten, vergaß dabei aber mitunter, seiner Lithografie auch
Farbe zu
verpassen. Es gibt aber auch Exemplare mit satter blaustichiger Farbe.
Viel schlimmer aber und ein untrügliches Kennzeichen der Machwerke
aus dem Hause Kamigata ist die linke Adlerschwinge, die deutlich anders
liegt als beim Original und bei anderen Fälschungen, die das
besser hingekriegt haben. Das Blattwerk ist überdies stark
vereinfacht, und der Felsengrund unter des Adlers
Füßen ist dabei, sich in Wellen zu verflüssigen.
Mihon:
5
Bei
der Mihon-Fälschung ist
das mihon zumindest
teilweise wieder unter dem Stempel
verborgen. Man hätte es aber auch sichtbar lassen
können,
wenn man schon für alle drei Vogelmarken beinahe
dieselbe
Druckfarbe verwendet und dem armen Adler versehentlich ein
Taubenköpfchen
aufsetzt.
Andere
Fälschungen:
Replica- und mozo-Factory sind hier wieder
mit ihren Produkten auf dem Markt. u2 liebte eher blassere
Lilatöne, während die mozo-Freunde satte
Rottöne und deutlich sichtbare mozo Zeichen bevorzugten.
Aber gleich ob im Felsengrund, ob im Blattwerk, die Imitation ist
deutlich als solche zu identifizieren, wenn man die obige
Abbildung der echten Marke mit diesen Papierchen vergleicht,
und
der Farbton ist von dem Weinrot der echten Marke ebenso weit entfernt
wie das graublasse Rosa des Fotoshop-Konkurrenzprodukts.
Ein Lithograf hat ebenfalls an dieser Marke seine Kunst erprobt,
vermutlich weit nach Ablauf der Gültigkeit, denn obwohl sein
Kunstwerk stempellos ist, trägt es kein sanko.
Ein unprofessionell gefertigter Steindruck endet aber, wie dieses
Beispiel deutlich zeigt, meist damit, dass sich mehr Lücken als
Linien im Bild ergeben und die Schrift kaum leserlich ist.
Generell
beeindruckt die Bandbreite der farblichen Variationen bei den
Kreationen der Vogelmarken-Fälscher.