Ziemlich daneben liegt Kamigata mit seinem 30 sen Imitat;
auf
einen ersten Blick könnte man es wegen der Position der sanko Zeichen
für ein Wada-Produkt halten, aber die breite 0 der "30",
das deutlich anders gravierte Blattwerk links, die lustlos und
ungeballt auslaufenden Kringel der Zierfelder und die breiten
Markenränder weisen auf die Werkstatt Kamigata hin. Anstelle von
Chrysanthemen enthält seine rechte Girlande nur
Gänseblümchen.
Mihon:
5
Die
Mihon Markierung findet sich an der üblichen Stelle in der Farbe
der Marke. Die Striche in den teilweise oval geratenen
Kirschblüten enden ohne Verdickung, die inneren Eckblüten und deren Punkte sind nicht konvex, sondern verlaufen gerade, und das Raimon ist mit je einer fehlenden
Drehung stark vereinfacht worden.
Andere Fälschungen:
Dass bei den Amateuren der Flizklitsche u1 beim Drucken ein Bogen
schief eingelegt war und daher eine Falte aufwies, die beim Glattziehen
unbedruckt geblieben war, kam den Produzenten durchaus nicht ungelegen.
Die vermeintliche Rarität war mit einem fünfstelligen
Dollarbetrag in einer online-Auktion zu erwerben, aber ob der
Dummenfang gelang, ist dem Autor nicht bekannt. Wie bei allen Produkten
von u1 sind auch hier die dünnen Linien nur als Stückwerk zu
erkennen, was sich besonders im filigranen Blütenmuster und
Blattwerk bemerkbar macht. Vielleicht hat man deshalb das Raimon mit je einer Drehung zu wenig gestaltet.
Der
Versuch der Fotoshop-Mafia mit ihren Repliken ging leider ebenfalls
daneben. Eine Marke ohne Silbenzeichen dürfte nur in Schwarz und
auf Japanpapier vorliegen. Zu den Marken in Grau auf modernerem Papier
kommen wir erst im nächsten Abschnitt, denn sie sollten ein
Silbenzeichen tragen. Auch Fälscher haben es schwer, wenn sie
nicht besser Bescheid wissen als arglose Käufer....
u1
Wohin
die Produkte von u1 eigentlich gehören, haben die Stümper
dieses Fälschervereins schon angedeutet, indem sie eines ihrer
Elaborate, mit einem Stempel moderner Produktion aufgehübscht,
auf Toilettenpapier pappten, um ihren Tinnef teuer an
dollarschwere Sammler
zu verscherbeln. Man kann ja nie wissen, wie viel manchem Zeitgenossen
ein Achtel Blatt gebrauchtes Klopapier wert ist.
30 sen grau auf Importpapier, mit Silbenzeichen
echte Marke
Diese auf Importpapier gedruckte Marke existiert nur mit dem Silbenzeichen
イ ; die Farbe wurde in Grau abgeändert. Die echt/falsch Kennzeichen sind mit den oben genannten identisch.
Fälschungen von Wada:
1a
Wie
bereits oben erwähnt, mischte Wada seine Druckfarben
willkürlich zusammen, so dass ihm dieses Exemplar mit sanko, das eigentlich
grau sein sollte, ein bisschen zu schwarz geriet. Möglicherweise
war er sich der geringfügigen Farbänderung der Originalmarken
gar nicht bewusst. Auch hier genügt es, nach den Strichen in den
Kirschblüten zu fahnden, um Wadas Kunstwerke eindeutig
identifizieren und aus der Sammlung entfernen zu können.
Außerdem vereinfachte auch Wada das sehr komplizierte Muster der
Blumengirlanden im Originaldesign erheblich.
Spiro:
2
Spiros
Beitrag zur Verunsicherung der
Sammlerschaft scheitert schon an seinen kläglichen Lithokratzien,
der schwachen Zähnung, dem Schreibmaschinenpapier, den
unsymmetrischen Schriftzeichen, eiernden Kirschblüten
und witzigen "Stempeln", aber ihm sind immerhin die hochkomplizierten
Girlandenblüten und die verdickten Striche
in den Kirschblüten weit besser gelungen als dem Graveur von
Wada, der sich darin
eigentlich mehr auskennen sollte, eins zu null für Spiro !
Hirose:
4
Die
weite Zähnung 8 bis 9 ist bei Imitaten von Hirose häufig
anzutreffen. Zähnung 9 findet sich mitunter auch auf echten Marken
einiger Wertstufen, weshalb hier Vorsicht geboten ist wie bei vielen
der gut gravierten Hirose-Produkten. Ein genauer Blick auf die
sehr unregelmäßigen Kirschblüten, das unsymmetrische
Chrysanthemum, die eigenwillige Länge der Striche von 三, die länglichen Grabkreuze anstelle des 十 und die teils gerade verlaufenden Punktlinien der inneren Eckornamente
entlarven aber den Fälscher.
Andere Fälschungen:
u1
Die Fälschung der 30 sen grau mit
Silbenzeichen aus der Werkstatt u1 weist fast alle Merkmale echter Marken auf. Sie zeigt
aber, dass man sich auch Marken, die man für echt hält, noch
einmal gut ansehen sollte. So bemerkt man, dass dieses Stück bei
dem Schriftzeichen 三 der
japanischen Wertangabe drei etwa gleich lange
parallele Striche aufweist, während bei allen echten Marken und
meist sogar
bei Wada der mittlere Strich immer deutlich kürzer ist.
Überdies ist ein Blatt in der linken Girlande nur vorgraviert, die
Blattrippen sind nicht ausgeführt. Wie immer sind bei der Druckart
von u1 viele dünne Linien unterbrochen, und schließlich
wirken
Marke und Zähnung zu proper, zu neu, wie man es von modernen
Repliken kennt.
30 sen violett, Kleinformat auf Importpapier, mit Silbenzeichen
echte Marke
Die
dritte Ausgabe der Marke zu 30 sen wurde im Normalformat, also
gegenüber den vorigen Marken deutlich verkleinert, und in einer
völlig anderen Farbe, nämlich in Violett, verausgabt. Nicht
nur die Reichsdruckerei, sondern auch die Fälscher mussten
dafür neue Platten kratzen, ätzen und meißeln, was sie
jedoch vielfach so nachlässig taten, dass es auch ohne eine Liste
von Merkmalen ein Leichtes ist, echt und falsch zu unterscheiden. Diese Marke existiert nur mit den Silbenzeichen ロ、ハ、ニ,
und der einzige, der je eines dieser Silbenzeichen auf seine
Fälschungen setzte, war, sofern man fotomechanische Reproduktionen
beiseite lässt, der Gringo Spiro in Hamburg.
Fälschungen von Wada:
1a |
1a |
1b |
Wadas 30 sen violett mit mozo,
stark retuschiert, ohne Silbenzeichen |
Wadas 30 sen violett mit mozo,
schwache Retusche, ohne Silbenzeichen |
Wadas 30 sen violett mit falschem Sz. カ,
ohne sanko / mozo, verdünnte Farbe |
Da die 30 sen Marke im Kleinformat in Violett nur mit den
Silbenzeichen ロ, ハ, ニ existiert, sind alle Wadas auch ohne sonstige Merkmale entlarvt, denn
keine einzige Wada-Fälschung dieser Marke trägt ein richtiges Silbenzeichen. Anfangs
gravierte man bei Wada die Marken ganz ohne Silbenzeichen, und auf der
neuen Platte wollte man dies vermutlich korrigieren, wählte aber das
Silbenzeichen カ
aus, das bei aller Formschönheit auf echten Marken leider nicht
vorkommt -
der Griff zur Lupe erübrigt sich. Da Wada seine teuren Druckfarben
gerne verdünnte, existieren manche Stücke, die eigentlich
tiefviolett sein sollten, in vielen Panschtönen bis hin zu einem
undefinierbaren Graurosa.
1a
Wadas 30 sen violett mit mozo,
hier wurde die Farbe zu stark verdünnt
Spiro:
2
Spiro
saß in Hamburg weit weg vom Ort des Geschehens, und als er
erfuhr, dass es von dieser Marke auch kleinere mit anderen
Silbenzeichen gebe, produzierte er auch kleinere Lithos mit
Silbenzeichen, sogar mit dem richtigen. Zwei zu Null für Spiro.
Nur hatte sein Informant wohl versäumt, ihm mitzuteilen, dass die
kleinere Version in einer anderen Farbe gedruckt worden war, weshalb er
bei seiner grauen Druckfarbe blieb, macht zwei zu eins, und die Sammler, die solche
Exemplare als echte Marken teuer erwerben, verdienen kein Mitleid.
Kamigata:
3a