Ein SAMURAI-Roman aus Japan
Unter den Freunden der
Japanphilatelie sind nicht wenige, deren Interesse sich nicht allein
auf die Briefmarken beschränkt, sondern ganz allgemein dem Land
JAPAN und seiner besonderen traditionellen Kultur gilt. Auch heute noch
faszinieren etliche Dinge, die aus Japan gekommen sind,
die westliche Welt, sei es die Jugendkultur mit Mangas und Cosplay, sei es die Speisekultur
mit Sushi und Matcha, die Kampfsportkultur mit Judo und Aikido, oder die buddhistische Tradition mit Meditation und Zen....
Für solches stehen im
www jede Menge websites für Interessierte zur Verfügung. Was
es aber im www nicht oder nur in Auszügen gibt, ist authentischer
spannender Lesestoff aus Japan. Dafür ist der Buchhandel
zuständig.
Aber ich möchte
hier ein Werk zum Thema "Samurai" aus der ersten Hälfte des
19.Jhs vorstellen, das in Japan zu den
Klassikern zählt, aber aus verschiedenen Gründen noch nicht
in fremde Sprachen übersetzt wurde. Zum einen ist es dafür zu
lang, und zum andern ist der Autor seinen zeitgenössischen Lesern
verpflichtet, die er mit zahllosen, in das Werk eingestreuten
Abschweifungen in Politik und Gesellschaft seiner Zeit unterhalten
wollte. Dadurch blähte sich die Erzählung, als
Fortsetzungsroman in handlichen Leseheftchen erschienen, auf 106
Büchlein auf, von denen rund hundert heute nur noch die Forschung
interessieren. Wenn man das riesige Werk, den längsten Roman
Japans, allerdings geschickt auf seine
Haupthandlung eindampft, bleibt ein Band von heutigem Taschenbuchformat
übrig, ein Abenteuerroman, der es mit Karl May durchaus aufnehmen
kann. Die Geschichte
ist so spannend geschrieben, dass die Heftchen, sobald ein neues
erschien, Verkaufsschlager waren, von denen der Autor den
Unterhalt seiner zweiten
Lebenshälfte bestreiten konnte. Allerdings gab es damals kein
Copyright und keine Tantiemen, weshalb das Einkommen trotz hoher
Auflagen schmal war und der Autor immer weiter schreiben musste.
Die Geschichte heißt "Nansô Satomi Hakkenden" (Legende der acht Hundekrieger des Fürsten Satomi von Nansô),
wobei "Nansô" den Süden der Bôsô-Halbinsel bezeichnet. Der Autor hieß Takizawa Okikuni und publizierte unter dem Künstlernamen
Kyokutei Bakin. Heute ist er gemeinhin als Takizawa Bakin
oder Kyokutei Bakin (1767 - 1848) bekannt.

Japansammlern ist die Sondermarke mit dem Bildnis des Autors gut bekannt
Im Hintergrund acht Hunde vom Originaltitelbild eines Teils seiner Schriften
Obwohl es ein fiktiver Roman ist, trägt es im Titel das Wort "Legende", weil darin auch Geisterwesen, Wunderschwerter und
Tiere, die mit den Menschen sinnvoll interagieren, eine große Rolle
spielen, kurzum, es geht bisweilen ebenso übernatürlich zu wie in
unseren Legenden, in denen königliche Bärte durch Felstische wachsen,
Walküren durch die Lüfte jagen, Zauberflöten wilde Tiere
bannen oder brennende Dornbüsche Himmelsbotschaften
verkünden.
Leider ist die Welt so grundschlecht, dass gemeinhin das Böse ungestraft davonkommt oder gar siegt, weshalb es ohne solche Zauberdinge schwierig wird, am Ende auch einmal
die Guten gewinnen zu lassen. Dies aber war die Absicht des Autors, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts diese fesselnde Urform aller Old Shatterhands, James Bonds und Supermen schuf, um seinen
Lesern Hoffnung und den Glauben an die Kraft des Guten zu schenken.
Die Geschichte der acht Hundekrieger spielt in Japans 15.Jahrhundert,
in einer von ständigen Kriegen geprägten Zeit, die an den
dreißigjährigen Krieg in Europa erinnert, und in der ein
Menschenleben in Japan ebenso wenig wert war wie in Deutschland. Durch
den Fluch einer Hexe, der jedoch durch Gebete und Opfermut einer frommen
Jungfrau abgemildert wird, kommen an verschiedenen Orten in Ostjapan
insgesamt acht wackere Jungen zur Welt, die einander zunächst nicht kennen, aber
drei gemeinsame Merkmale aufweisen, die sie zu Brüdern, tugendhaften
Samuraihelden und Kämpfern für das Gute machen - die
unbesiegbaren Hundekrieger. Ihre Taten, dem Geschmack jener Zeit entsprechend oft
blutige Schwertkämpfe, führen nach spannenden Verwicklungen
und tödlichen Gefahren schließlich zum Erlöschen des Fluchs und zu einem Happy End wie
jede Walt Disney Fantasy oder Marvel Production.
Das kurz "Hakkenden" genannte Buch erfreut sich bis heute großer Popularität und lebt in Mangas, Verfilmungen und auf dem Theater bis in die Gegenwart
fort; Elemente daraus kehren auch im populären Manga 'Dragon
Ball' wieder.

Poster
der jüngsten Verfilmung, im Zentrum Schriftsteller Takizawa Bakin,
neben ihm sein enger Freund, der Holzschnittmeister Katsushika Hokusai, unten Figuren seiner Familie.
Oben und seitlich die Filmfiguren: Hexe, Hund, Jungfrau, acht 'Hundekrieger' und Adelsfräulein Hamaji aus dem Werk.
Hier wird eine auf die eigentliche Handlung komprimierte Version von
Yamada Fûtarô (1922-2001) vorgestellt, die 2024 von Sori Fumihiko verfilmt wurde. Wer Zeit und Lust hat, sich vor dem PC-Screen in eine Fiktion aus der Welt der Samurai zu vertiefen,
der findet hier keine westliche Fantasie wie "Shogun"
(James Clavell), "Die Geisha" (Arthur Golden) oder "Der letzte Samurai" (C.W. Nicol) vor, sondern ein (hier mit Fotos von Filmszenen, aus Mangas etc. illustriertes,) authentisches
Werk eines japanischen Autors, der selbst dem Samuraistand entstammte
und zu einer Zeit schrieb, als Samurai mit ihren Langschwertern zum
Stadtbild der damaligen japanischen Kultur- und
Handelshauptstadt Edo (das heutige Tôkyô) gehörten.
Wer sich für die japanische Sprache interessiert:
Die Zeichen ô und û bezeichnen lange Vokale, das lange e wird ei geschrieben. Alle anderen Vokale sind immer kurz, das e immer offen.
sh, ch, j und z werden wie im Englischen ausgesprochen, also Sushi wie Shakespeare, Hachi wie Chester und Fuji oder Jûdô wie Jimmy. Unser J-Laut wird mit y wie Yokohama oder Tôkyô wiedergegeben. Alle s sind stimmlos wie in Sushi; das stimmhafte s wird z geschrieben wie in Kamikaze.
Substantive werden stets leicht auf der ersten Silbe betont, Nachnamen
stehen vor dem Vornamen. Personen werden mal mit Vor-, mal mit
Nachnamen benannt. Um eine Vorstellung von der Hierarchie der
Samuraiwelt zu vermitteln, werden einige Höflichkeitsformen (Herr
Bruder, Frau Mutter) originalgetreu wiedergegeben, bei Verben
allerdings fortgelassen. Dass die Hundekrieger einander mal mit "du",
mal mit "Ihr" ansprechen, ist der jeweiligen Situation und Herrn Yamada
geschuldet. Japanische Maße sind annähernd in unsere Einheiten umgerechnet wiedergegeben.
Hier geht es zu den Hundekriegern: