Der
nächste Satz Sondermarken feierte den Antrittsbesuch des
sogenannten "Kaisers von Manshukoku", der zum Kotau
herbeizitiert und auf einem japanischen Kriegsschiff nach
Tokyo geholt wurde, um die
formelle Unabhängigkeit des Marionettenreichs und dessen enge
Freundschaft mit Japan zu demonstrieren.
Zur
Abwechslung werden wieder einmal die Marken mit dem "Muster" Aufdruck
vorgestellt
|
|
Zwei Werte im Viererblock
mit
Sonderstempel Yokohama 6.4.1935 |
Brief
mit Frankatur von Marken
dieser Ausgabe
von
Matsuyama
31.1.1936 nach Ontario, Canada |
Der
Satz aus vier Werten im Stichtiefdruck erschien am
2.April 1935,
und
wie die vorige Ausgabe zur Rotkreuz-Konferenz in Kleinbögen zu
20
Marken und mit großjapanischem Reichsnamen. Das eine der
beiden Motive zeigt das
Kriegsschiff "Hiei" vor der weißen Pagode von Liaoyang in der
Mandschurei, das andere den seinerzeit unbewohnten Kronprinzenpalast in
Tokyo-Akasaka, der dem "Last Emperor" als Hotel diente. Die
Auflagen betrugen bei den niedrigen Werten 5,5 Mio.
(1½ sen) bzw. 4,4 Mio. (3 sen), und bei den höheren
beiden
Werten je 870 000 Stück. Eine spätere Visite
desselben
Kaiserdarstellers im Juni 1940 war Japan keiner Briefmarkenausgabe mehr
wert, aber in Manshukoku, das eigene (in Tokyo gedruckte) Briefmarken
ausgab, die von China weder anerkannt noch akzeptiert wurden, gab es zu
diesem Anlass eine Sondermarken-Ausgabe.
Briefmarken
von
Manshukoku, v.l.n.r: "Kaiser" Puyi, weiße
Pagode von
Liaoyang, Marke ohne Landesbezeichnung für den Postverkehr
nach
China,
Sonderausgabe
zum zweiten Japanbesuch des "Kaisers" Puyi
Am
1.Dezember desselben Jahres konnte man in Japans Postämtern
eine besondere Briefmarke für die Neujahrspost 1936 erwerben,
die
als
Motiv den Mt. Fuji zeigt. Diese erste Neujahrsmarke
wurde zwar wie Dauermarken im Bogen zu 100 Stück gedruckt,
aber
eine kleine Auflage unbekannter Höhe wurde für
Sammler
zusätzlich in Kleinbögen zu 20 Stück
hergestellt und nur
am Sammlerschalter in Tokyo verkauft. Dieser Kleinbogen ist heute sehr
gesucht.
Die Ausgabe von Sondermarken mit Neujahrsmotiven für die
Frankatur
der Glückwunschkarten wurde auch in den beiden folgenden
Jahren
fortgesetzt. Die am 10.Dezember 1936 ausgegebene Neujahrsmarke
für 1937 zeigt
die aufgehende Sonne vor den Felsen Futamigaura, die als shintoistische
Gottheit gelten, und die Ausgabe vom 15.Dezember 1937 für das
Jahr 1938 zeigt ein
Shimekazari,
ein traditionelles Gebinde als Neujahrsschmuck, das man
sich an die Haustür hängt wie bei uns eine
Weihnachtsdekoration. Es besteht aus geweihtem Papier, das
zickzackförmig gefaltet ist, und einem Schmuckknoten aus
Reisstroh.
Die drei
ersten
Neujahrsmarken von Japan für die Jahre 1936 bis 1938
Kleinbogen
der Neujahrsmarke 1936;
die
Anzahl der hergestellten Kleinbögen ist unbekannt
Die
Auflagen der Neujahrsmarken sind so hoch wie bei Dauermarken: 331
Mio. (Mt.Fuji), 328 Mio. (Futamigaura) bzw. 327 Mio. (Shimekazari).
Zu
diesen drei Neujahrsmarken gesellten sich auch
besondere Tagesstempel mit Neujahrsmotiven, die sowohl als Handstempel
wie auch als Werbefahne für Maschinenstempel zur Verwendung
kamen.
Die Motive sind für 1936 ein Kranich über
Meereswellen (Handstempel) bzw. ein Kranich, der einen Kiefernzweig im
Schnabel trägt (Maschinenstempel);
beides sind Glückssymbole. Für 1937 Zedernzweige
(Handstempel) bzw. ein
Shimekazari
(Maschinenstempel), und
für 1938 ein
Strauß Osterglocken (Handstempel) und der
Reiskuchen Kagamimochi, der auf einem Hochteller der Gottheit des
Hausschreins dargebracht wird (Maschinenstempel).
Neujahrskarten mit den
dazugehörigen Marken und Neujahrshandstempel;
links von Hotei 1.1.1936 nach Kaifu innerhalb der Präfektur
Aichi,
Mitte von Tomarioro (Tomari)/Sachalin 1.1.1937 nach Kyoto,
rechts von Owarino 1.1.1938 nach Kita-Uonuma innerhalb der
Präfektur Niigata
Hier die Motive der
Maschinenstempel, und rechts noch einmal der Handstempel von 1937, der
auf der obigen Postkarte nicht deutlich ist
Die Ausgabe von Glückwunschmarken zum Neujahrsfest ist die
erste
Sonderausgabe, die zu einem jährlich wiederkehrenden Ereignis
verausgabt wurde, ähnlich wie in der westlichen Welt die
Weihnachtsmarken. In den Kriegsjahren vermied die japanische Post
Glückssymbole, Neujahrsmarken und Neujahrsstempel, weil es in
Japan ein Tabu ist, Glückwunschkarten
an Häuser zu versenden, die in Trauer sind oder, auf
Reichsebene, Glückssymbole
zu zeigen, wenn Soldaten auf dem Schlachtfeld sterben. Erst nach
Kriegsende wurde die Ausgabe von Neujahrsmarken wieder aufgenommen, ab
1949 ununterbrochen bis zum heutigen Tag.
Maximumkarte mit dem Motiv der Neujahrsmarke 1937
Die erste Markenausgabe des Jahres 1936 hatte keinen Anlass; es
ist der Beginn der Ausgabe von Themenmarken, die ohne
Anlass in
Serien, die sich meist über mehrere Jahre hinziehen, einzig
auf
die Sammlerschaft gezielt ausgegeben werden. Die Post wählt
hierzu
ein Thema, das möglichst viele Markensammler ansprechen und
neue
Sammler anwerben soll, und gibt dazu ansprechend gestaltete
Sondermarken
aus. Das Thema dieser ersten Ausgabe waren die in Japan neu
eingerichteten Nationalparks, und die erste Ausgabe zeigt Ansichten aus
dem "Nationalpark Fuji-Hakone". Die Auflagezahlen dieser im
neuartigen Rastertiefdruck gefertigten Serie sind 1,2 Mio.
(1½
sen), 650 000 (3 sen) und 250 000 (6 und 10 sen).
Mt.
Fuji im Sommer, im Frühling, im Herbst und im Winter:
Ansichten aus dem Nationalpark Fuji-Hakone
Die Serie von Markenausgaben mit Ansichten aus Nationalparks endete
erst am 15.März 1974, es ist eine von unzähligen
"Endlosserien", mit denen die japanische Post die Sammlerschaft anfangs
begeisterte und später nervte.
Die ersten drei Nationalparks wurden in Japan 1934 eingerichtet; in den
Folgejahren nahm ihre Zahl noch erheblich zu und wurde um
Naturreservate (deutsche Kataloge sprechen von "Quasi-Nationalparks")
und Präfekturalparks ergänzt. Als Inselkette
vulkanischen
Ursprungs ist Japan überreich an steilen, unwegsamen
Berggebieten,
die unter Naturschutz zu stellen nicht allzu sehr schmerzt, da sich die
Bevölkerung in den flachen Küstengebieten ballt,
während
die Bergregionen allein für die Forstwirtschaft und als
Erholungsgebiete (Thermalquellen, neuerdings auch Skigelände)
von Interesse sind. Die
Jagd spielt keine Rolle, da das Volk keine Wildpret-Tradition
kennt; ohnehin sind Fleischgerichte auf der Speisekarte in Japan etwas
relativ Neues, das erst nach dem 2.Weltkrieg stärker in Mode
kam.
Diese wirklich schöne und würdige Serie, die ab dem
10.Juli 1936 verkauft wurde, kam bei den Sammlern
gut an. Briefe wie den unten abgebildeten fabrizieren nur
Briefmarkensammler: Bunt frankiert mit ausgewählten
Marken, die allesamt
den Mt. Fuji zeigen, sauber mit Federhalter beschriftet, sorgsam
abgestempelt. Der einzige Schönheitsfehler war, dass der Brief
trotz der Luftpostmarke mit der Transsib nach Westen rumpelte, bevor er
ausweislich des Ankunftsstempels gut zwei Wochen später in die
Hände des Empfängers in Praha gelangte. Dieser war
sicherlich
ebenso wie der Absender Mitglied des International Correspondence
&
Exchange Clubs, dessen Siegel die Rückseite des Briefes ziert.
Einschreiben
von Omiya 15.10.1936 nach Praha via Sibirien, Ankunftsdatum 31.10. -
damals war die Post noch schnell
53 Sondermarken 1936 und 1937
Im
Jahre 1936 beging man die Feiern zum 30.Jahrestag des
militärischen Sieges über Russland. Um einen
diplomatischen
Affront zu vermeiden, wurde als offizieller Anlass für die
Sondermarkenausgabe der 30.Jahrestag der Übernahme der
Liaodong-Halbinsel als Pachtgebiet genannt. In Japan hieß
dieses
Pachtgebiet um die Stadt Dalian "Kantoshu", und die drei Sondermarken
wurden ab dem 1.September 1936 nur dort und entlang der
südmandschurischen Eisenbahnlinie verkauft, waren aber auch im
ganzen Reichsgebiet zur Frankatur gültig. Japanische Sammler
konnten die Marken
auch bestellen und sich von der Versandstelle zuschicken lassen, aber
die Anzahl der
bestellbaren Marken zu 10 sen war wegen der geringen Auflage limitiert.
Friedenstauben
(1½ sen) verbergen in Japan mitunter kriegerische Absichten,
die
durch die Landkarte der beanspruchten Gebiete Korea und
Liaodong-Halbinsel
deutlich werden - Gedenkschrein und Denkmal zum Sieg über
Russland
in Lüshun (3 sen) - Sitz der japanischen
Verwaltungsbehörde
in Dalian (10 sen)
Die Sammler ließen sich diese Marken zwar vielfach liefern,
aber
vorwiegend, um ihre Sammlung ungebrauchter Stücke zu
komplettieren
und Souvenirs mit dem roten Sonderstempel zu fabrizieren. Echt
gebrauchte Stücke sind nicht sehr häufig und tragen
meist
Stempel von Dalian (DAIREN IJPO). Wenn man einmal den Stempel eines
Ortes im Reichsgebiet antrifft, war derjenige, der die Marke verwendet
hatte, mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Briefmarkensammler.
|
|
Die
häufigsten Stempel auf gebrauchten
Marken sind die roten Sonderstempel,
links:
Dalian GPO 1.Sept.1936
(Ersttag) |
Postalischer
Stempel Osaka-Saiwaibashi 2.9.1936,
vermutlich
Verwendung durch einen
Markensammler |
Weil diese Marken nur im Pachtgebiet verkauft wurden, sind die Auflagen
entsprechend niedrig: 1½ sen und 3 sen je 300 000
Stück, 10 sen nur 50 000 Stück, kein Wunder, dass
diese
Marken selten und teuer sind. Echt gelaufene Briefe sind noch seltener,
wobei es gleich ist, ob sie von Sammlern aus dem Reich für
ihre
Philatelistenkorrespondenz oder im Pachtgebiet abgestempelt
sind.
Die
Sondermarkenfrankatur legt nahe, dass es sich trotz
geschäftlich anmutender Angaben
bei Absender als auch Empfänger
um Briefmarkensammler handelt. Von Fukiai (bei Kobe) 8.9.1936 nach
Buckow in Brandenburg
Es
wird ja
manchmal behauptet, Japaner
hätten keinen Sinn für Ironie. Die Briefmarkenausgabe
vom
7.November desselben Jahres zeigt indes, dass es sich dabei nur um ein
Vorurteil
handelt. Ausgerechnet in einer Zeit, da die parlamentarische Demokratie
in Japan zu einer willfährigen Camouflage
kriegslüsterner
Nationalisten zurechtgestutzt worden war, wurde das prachtvolle
Reichsparlamentgebäude fertig gestellt, das auch heute noch in
Tokyo seine Dienste tut. Vier Sondermarken im Stichtiefdruck feiern
nach außenhin die parlamentarische Demokratie, die just zu
dieser
Zeit ihre dunkelsten Jahre durchlebte.
Parlamentsgebäude
von außen und Prachttreppe für Tenno und
Gefolge, Mustermarken-Aufdruck
Jeder Wert hat eine andere Auflagezahl: 5,3 Mio. (1½
sen), 4,3 Mio. (3 sen), 581 000 Stück (6 sen) bzw.
391 000
Stück (10 sen). Marken mit solchen Auflagen kann man getrost
für seine Korrespondenz verwenden, und die Schweizer
Gesandtschaft
kaufte und verwendete für ihre Post vermutlich besonders gerne
diese hochdemokratisch wirkende Markenausgabe.
Einschreiben
der Schweizer Gesandtschaft von Tokyo-Hanzomon 18.11.1936 via
sibirische Eisenbahn nach Zürich
Leider war bald Schluss mit lustig, denn im Juli 1937
überfielen
japanische Truppen China und eröffneten den Pazifischen Krieg,
der
gemeinhin für Asien als Beginn des 2.Weltkriegs gilt. Zuvor
aber
wurde noch das Porto erhöht, denn die Post, die auch in den
entlegenen
Regionen des weiten Reichs ihre Dienste zuverlässig offerieren
musste, schrieb im Briefdienst rote Zahlen. Das Porto für
Postkarten wurde am 1.April von 1½ sen auf 2 sen, und
für Briefe von 3
auf 4 sen erhöht. Der Portosatz von 3 sen galt einheitlich
für alle Drucksachen bis 120 gramm Gewicht. Diese neuen
Wertstufen
präsentiert die letzte Sondermarkenausgabe vor Kriegsbeginn,
die
unter dem Stichwort "Patriotismus" um Unterstützung der
Bevölkerung für den Aufbau der japanischen Luftwaffe
warb.
Die drei Marken der Serie im identischen Design einer Douglas DC-2
über den
Gipfeln der "Japanischen Alpen", die am 1.Juni 1937 zum Verkauf kam,
sind der erste Briefmarkensatz Japans, der mit
Zuschlag verausgabt
wurde. Die Zuschläge flossen in die Aufrüstung der
Luftwaffe.
Auch diese Marken wurden im Rastertiefdruck hergestellt, der bis
Kriegsende
als die Hauptdruckart japanischer Sondermarken gelten darf.
Die
Marken mit je 2 sen Zuschlag für die Luftwaffe enthalten
rechts
neben der Wertangabe, die nur in arabischen Ziffern erfolgte,
den Slogan "Patriotismus"
Weil die Militärs aufs Geld für die
Aufrüstung versessen
waren, wurden diese Zuschlagsmarken in gewaltigen Auflagen (2 sen =
23,5 Mio., 3 sen = 7 Mio., 4 sen = 20 Mio.) gedruckt und lange
verkauft, und die Bevölkerung ließ sich nicht lumpen
und
spendete; wer wollte vor den Spitzeln der Tokko
schon
als unpatriotisch dastehen?
Die Anschrift, an die der unten abgebildete Brief gerichtet war, zeigt,
dass im deutschen Reich ebenso dunkle Zeiten ausgebrochen waren; die
Hermann Goering Straße heißt heute allerdings
wieder
Ebertstraße.
Brief
von Tokyo 12.8.1937 an die Mitsubishi Handelsgesellschaft, Sitz Berlin
54 Dauerserie Tazawa III
Als
die japanische Post ihre Portoerhöhung in Kraft setzte,
wurde
die laufende Dauerserie noch ein wenig modifiziert. Die Werte zu 4 sen
und 20 sen aus der Serie "Mt.Fuji und Reh" und die Marke zu 10 sen aus
der "Landschaftsserie" wurden farblich abgeändert:
Die 4 sen
war jetzt grün, die 10 sen wurde rot, und die 20 sen
dunkelblau.
Für die Marken aus der Serie Mt.Fuji mit Reh ist es eine
Rückkehr zu den alten Farben von 1922, aber da sie von neuen
Platten gedruckt wurden, haben sie ein minimal kleineres Bildformat.
Farbänderungen
vom 1.April 1937, links die alten, rechts die neuen Farben
Kurze Zeit später erfolgte eine weitere Neuerung. Man
verzichtete
nämlich auf das teure Faserpapier und stieg auf billigeres,
weißes Papier um, das nun mit einem neuen Wasserzeichen
versehen
war. Da es in der Showa-Zeit eingeführt wurde, nennt man es
Showa-Wasserzeichen, während das vorige Wasserzeichen mit den
Wellenlinien als Taisho-Wasserzeichen bezeichnet wird.
Taisho-Wasserzeichen
(links) und Showa-Wasserzeichen (rechts)
Auch die gerade erst in neuen Farben gedruckten oben genannten Marken
wurden nun auf dem weißen Papier mit dem Showa-Wasserzeichen
gedruckt und waren nur wenige Monate und in geringen Mengen auf dem
alten Papier mit altem Wasserzeichen in Umlauf.
Die Tazawa-Marken wurden wiederum teils im Rotations- und teils im
Buchdruck hergestellt, so dass sich diese Serie Tazawa III von den
vorigen Marken am besten durch das neue Wasserzeichen unterscheiden
lässt. Nur die Wertstufen ½
sen und 3 sen wurden in beiden Druckverfahren hergestellt und
unterscheiden sich wiederum
voneinander
nur durch minimale Unterschiede in der Bildgröße. Da
die Wertstufen, die nach der Portoerhöhung erforderlich waren,
in
der laufenden Serie enthalten waren, benötigte man
keine
neuen Nominalen, konnte aber die Marken zu 1½ sen und 13
sen, für die es keinen Bedarf mehr gab, abschaffen. Ansonsten
wurde die laufende Serie einschließlich der hohen Werte im
Stichtiefdruck mit dem Porträt von Jingu Kogo einfach auf dem
neuen Papier weitergedruckt –
mit Ausnahme des Wertes zu 2 sen, dem
neuen Portosatz für Postkarten. Hierfür sollte eine
Marke in
neuem Design verausgabt werden, deren Herstellung sich aber
verzögerte.
Im
Rotationsdruck gefertigte 3 sen Bogen- und Rollenmarken auf faserfreiem
Papier mit Showa-Wasserzeichen
Im
Buchdruck (links) und im Stichtiefdruck hergestellte (rechts)
Marken auf faserfreiem Papier mit Showa-Wasserzeichen
Wie sich die Serie nach den Modifikationen jetzt präsentierte,
zeigt die nachstehende Übersicht:
Wertstufe |
Serie |
Druckverfahren |
Ausgabedatum |
frühere
/ neue Farbe |
½
sen |
Tazawa
III |
Goebel-Rotationsdruck |
Mai
1937 |
unverändert
braun |
½
sen |
Tazawa
III |
Buchdruck
neue Platte |
Mai
1937 |
unverändert
braun |
1
sen |
Tazawa
III |
Buchdruck neue
Platte |
21.
Juli 1937 |
unverändert
gelborange |
3
sen |
Tazawa
III |
Goebel-Rotationsdruck |
Juni
1937 |
unverändert
rot |
3 sen |
Tazawa
III |
Buchdruck neue
Platte |
Juni
1937 |
unverändert
rot |
4
sen |
Mt.Fuji/Reh |
Buchdruck
neue Platte |
11.
Mai 1937 |
orange
→ maigrün |
5 sen |
Tazawa
III |
Buchdruck neue
Platte |
Juni
1937 |
unverändert
lila |
6 sen |
Landschaft |
Buchdruck |
Juni
1937 |
unverändert
rot |
7 sen |
Tazawa
III |
Buchdruck |
Mai
1937 |
unverändert
rotorange |
8 sen |
Mt.Fuji/Reh |
Buchdruck neue
Platte |
20.
Juli 1937 |
unverändert
oliv |
10
sen |
Landschaft |
Buchdruck |
15.
Mai 1937 |
blau
→ rot |
20
sen |
Mt.Fuji/Reh |
Buchdruck
neue Platte |
Mai
1937 |
braunviolett
→ blau |
25
sen |
Tazawa
III |
Buchdruck neue
Platte |
September
1937 |
unverändert
dunkelgrünoliv |
30
sen |
Tazawa
III |
Goebel-Rotationsdruck |
Juni
1937 |
unverändert
zweifarbig |
50
sen |
Tazawa
III |
Goebel-Rotationsdruck |
August
1937 |
unverändert
zweifarbig |
1
yen |
Tazawa
III |
Goebel-Rotationsdruck |
Oktober
1937 |
unverändert
zweifarbig |
5 yen |
Jingu
Kogo neu |
Stichtiefdruck |
1.
November 1937 |
unverändert
grün |
10
yen |
Jingu
Kogo neu |
Stichtiefdruck |
1.
November 1937 |
unverändert
violett |
Von
Tazawa III kamen zwar Rollenmarken im Nennwert von 3 sen, aber
keine Markenheftchen zum Verkauf. Allerdings war dieser neu
aufgepeppten alten Serie keine allzu große Zukunft mehr
beschieden. Die Vorbereitungen für die Ausgabe
einer vollkommen neuen Markenserie waren schon im Gang.
55 Beginn des Pazifischen Kriegs
Als
Reaktion auf die Besetzung der Mandschurei und Ausrufung des
Marionettenstaates Manshukoku boykottierte China japanische Waren und
weigerte sich, in seinen Häfen die Fracht japanischer Schiffe
zu
löschen. Eine japanische Vergeltungsmaßnahme war der
militärische Angriff auf Shanghai am 29. Januar 1932. Es
gelang
China zwar, einen Waffenstillstand auszuhandeln, aber die japanische
Heerführung hatte erkannt, dass Generals Jiangs Armee, mit der
Jagd auf die
kommunistischen Verbände unter Mao Zedong
beschäftigt, nicht
imstande war, schnell und effektiv zu reagieren. Diese
Schwäche
ausnutzend, nahm Japan eine Schießerei nahe der
Brücke
Lugouqian bei Beijing
(im Westen als "Marco-Polo-Brücke" bekannt)
zum Anlass, seine Truppen massiv zu
verstärken, was schließlich direkt in den von der
Regierung
unerwünschten, vom Generalstab jedoch herbeigesehnten Krieg
gegen China
mündete.
Auf chinesischer Seite standen zwei in herzlicher Feindschaft
verbundene Armeen, die
Volksbefreiungsarmee der Kommunisten und die Guomindang-Armee der
Nationalisten. Beide Heere waren mittlerweile kampferprobt, leisteten
aber erst dann erfolgreich Widerstand, als sie der Not gehorchend
wieder gemeinsame Sache machten. Da hatten die Invasoren aus Japan
bereits Nanjing erobert
(Dezember 1937) und beim "Nanjing-Massaker" mehr als 200 000
chinesische Zivilisten und Kriegsgefangene getötet und rund
20000
Frauen und Mädchen vergewaltigt und meist
anschließend
ermordet. Der Showa Tenno hatte die Truppen am 5.8.1937
ausdrücklich angewiesen, keine Gefangenen zu machen und sich
nicht
an die Genfer Konvention zu halten, die Japan ohnehin nicht
unterzeichnet hatte. Die japanische Armee stieß
anschließend auf Wuhan (Hankou) vor, das
im Oktober 1938 unter
hohen Verlusten eingenommen wurde.
Japanisch
besetzte Gebiete um 1940 - Wuhan in der Provinz Hubei wird hier historisch als Hankou bezeichnet
Im Widerstand gingen die chinesischen Armeen, die sich nie unter einem
Kommando vereinten, sondern nur die Kämpfe gegeneinander
suspendierten, vollkommen unterschiedliche Wege. Die kommunistischen
Verbände unter Mao Zedong suchten die Unterstützung
der
Bevölkerung und mieden große Schlachten;
stattdessen
verlegten sie sich auf Guerrillataktik, die Japan erheblich zu schaffen
machte und zu brutalem Vergeltungsterror führte. Dem General
der
Guomindang-Armee, Jiang Zhongzheng, ging es nur darum, China unter
seiner Herrschaft zu vereinigen, wobei ihm jedes Mittel recht und die
Bevölkerung gleichgültig war. Um den japanischen
Vormarsch zu
verzögern, ließ er am 9.Juni 1938 die Dämme
des
Huanghe, des Gelben Flusses, sprengen, ohne die Bevölkerung zu
warnen. In dem künstlichen Tsunami starben fast eine Million
Chinesen, und an den Folgen der überschwemmten Felder und
zerstörten Ortschaften mindestens noch einmal so viele.
Gleiche
Anzüge, unterschiedliche Strategien: Die chinesischen
Armeeführer Jiang Zhongzheng und Mao Zedong
Im
Jahre 1940, als in China wegen des heftigen Widerstands vor allem
der erstarkten kommunistischen Truppen eine Pattsituation entstand,
schloss sich Japan am 27.September dem Bündnis zwischen
Deutschland und Italien an, weil sowohl die USA als auch
Großbritannien China mit Nachschub und Waffenlieferungen
unterstützten und Japan auf das
französische
Indochina begierig war und sich deshalb das um diese Zeit noch siegreich
wirkende Deutsche Reich, das in Ostasien keinerlei Ambitionen hegte,
als
natürlicher Partner geradezu anbot.
56 Patriotische Dauerserie
Auch
die Post wollte oder musste sich patriotisch zeigen und war
bereit, das
kriegführende Vaterland auch an der Briefmarkenfront zu
unterstützen. Es war geplant, die beiden wichtigsten
Nennwerte, 2
sen (Postkarte) und 4 sen (Brief) neu zu gestalten, und zwar mit den
Porträts der Sieger des Kriegs gegen Russland, die in Japan
als
Helden und Vorbilder verehrt wurden. Allerdings konnte sich die
Kommission nicht einigen; erste Entwürfe mussten modifiziert
werden, denn die beiden alten Herren sollten möglichst
würdig
und vorzeigbar wirken.
Als
Vorlage für die Briefmarken ausgewählte Fotografien
von
General Nogi Maresuke (links) und Admiral Togo Heihachiro
(rechts)
Entwürfe
(oben) und ausgeführte Dauermarken und daneben die
Rollenmarken der Werte zu 2 sen und 4 sen
Als erste Werte der neuen Dauermarkenserie kamen diese beiden Marken
zum Verkauf, die 2 sen (Gebühr für Postkarten) am
10.Mai,
die 4 sen (Gebühr für Briefe) am 1.August –
beide Marken schafften es nicht rechtzeitig zur
Gebührenerhöhung, die bereits am 1.April in Kraft
getreten
war. Noch später kamen die Ergänzungswerte an die
Schalter,
nämlich die Marken zu ½ sen (1.11.1937) und
1 sen (11.12.1937), die erforderlich waren, um die alten Postkarten zu 1½
sen und
Briefmarken zu 3 sen auf die neuen Gebührenstufen zu
ergänzen. Aber zum Glück waren ja an den
Postschaltern die
Marken der frisch aufgepeppten Serie Tazawa III noch
erhältlich,
so dass die Post mit ihrem Patriotismus keine
übermäßige Eile an den Tag zu legen
brauchte.
Nicht
ausgeführte Entwürfe der Werte zu 10 sen, 30 sen und
1 yen
Die Gebührenerhöhung betraf im Übrigen auch
die
Auslandspost; die vorher nicht durchsetzbaren Portosätze von 8
sen
und 20 sen für Postkarte / Brief ins Ausland wurden jetzt
erhoben
oder gar getoppt: 10 sen kostete fortan jede Postkarte, und
20
sen jeder Brief, der Japan verließ.
1938 gelangten drei weitere Wertstufen an die Schalter, 10 sen
für
Postkarten ins Ausland und Luftpostgebühr Inland, 14 sen
für
Einschreiben und 25 sen für Übergewichte, und bis die
Serie
als komplett und abgeschlossen galt, schrieb man den 1.Februar 1940.
Vier als wichtig angesehene Wertstufen, nämlich der
Ergänzungswert für Postkarten zu ½
sen, die Marken für Postkarte und Brief Inland (2 sen, 4 sen)
sowie diejenige für Einschreiben (14 sen) wurden auch als
Rollenmarken verausgabt.
Als Thema war einfach vorgegeben worden, Japan so darzustellen, wie es
sich
sah: Eine uralte Kultur, aber technologisch auf dem neuesten
Stand, herrliche Natur, wundervolle buddhistische Tempel,
würdevolle shintoistische Schreine, Helden und Gelehrte, wie
die
nachstehende Übersicht zeigt:
Nennwert |
Ausgabedatum |
Motiv |
Besonderheiten |
|
Nennwert |
Ausgabedatum |
Motiv |
Besonderheiten |
½
sen |
1.11.1937 |
Handelsschiff
aus dem Mittelalter |
auch
als Rollenmarke |
|
12
sen |
1.12.1939 |
Flugzeug
über Karte von
China, Korea und Japan |
|
1
sen |
11.12.1937 |
Reisernte |
|
|
14
sen |
11.2.1938 |
Kasuga-Schrein,
Nara |
auch
als Rollenmarke |
2 sen |
10.5.1937 |
General
Nogi |
auch
als Rollenmarke
und Markenheftchen |
|
20
sen |
1.2.1940 |
Mt.Fuji
und
Kirschblüten |
|
3 sen |
11.12.1939 |
Wasserkraftwerk |
|
|
25
sen |
11.10.1938 |
Tempel
Horyuji, Nara |
|
4 sen |
1.8.1937 |
Admiral
Togo |
auch
als Rollenmarke
und Markenheftchen |
|
30
sen |
3.4.1939 |
Torii
des Itsukushima-
Schreins bei Hiroshima |
|
5 sen |
21.12.1939 |
Seen
und Berge von
Kamikochi, Japan |
|
|
50
sen |
11.6.1939 |
Goldener
Pavillon,
Kyoto |
|
6 sen |
1.6.1939 |
Leuchtturm
von Kap
Eluanbi, Südspitze
von Taiwan |
|
|
1
yen |
1.7.1939 |
Großer
Buddha,
Kamakura |
|
7 sen |
16.10.1939 |
Gebirge
Kumgangsan,
"Diamantberge",
Korea |
|
|
5
yen |
21.7.1939 |
Fujiwara
no Kamatari |
|
8 sen |
11.8.1939 |
Meiji-Schrein,
Tokyo |
|
|
10
yen |
21.9.1939 |
Blühende
Pflaumen |
|
10
sen |
1.11.1938 |
Tor
Yomeimon am
Toshogu-Schrein, Nikko |
|
|
|
|
|
|
Man
kann
diese Serie auch heute noch
getrost als Reiseführer Japan betrachten; die abgebildeten
Tempel
und Schreine sind die absoluten touristischen Hotspots Japans. Nur
die abgebildeten Landschaften sind zum Teil heutzutage nach Taiwan bzw.
ins heutige Nordkorea emigriert, wo sie selbst für reiche
japanische Touristen
vorerst unerreichbar bleiben. Ausgedient hatte seit 1939 auch die
durchaus nicht unpatriotische alte Regentin
Jingu Kogo, denn auch die Nominalen zu 5 yen und 10 yen wurden durch
neue Motive ersetzt.
5
yen: Fujiwara no Kamatari, Begründer des
Adelsgeschlechts Fujiwara, das im Mittelalter das Reich regierte
10
yen: Blühende Pflaumen, Perlmutteinlage auf dem
Deckel eines Lackkästchens, heute Nationalschatz
Die Heftchen enthielten jeweils 20 Stück der Dauermarken,
weshalb
die Heftblätter so lang gerieten, dass sie in der Mitte
gefaltet
eingelegt waren. Die gefaltete Stelle ist natürlich heutzutage
die
Schwachstelle dieser Heftblätter, denn eine Zähnung,
die seit
dem 16.10.1937 gefaltet ist, neigt im 21.Jh. leider dazu,
auseinanderzureißen, was der Schönheit dieser
Heftblätter und ihrem Sammlerwert abträglich ist.
Jener
Mönch, der das Gedicht von der Vergänglichkeit alles
Schönen verfasst hatte (vgl. Kap.12), hatte sicherlich
nicht
Unrecht - wenngleich sich über die Schönheit der
Marken mit den Kriegsveteranen streiten lässt.
Als Beispiel für die Verwendung dieser Dauermarken soll nur
ein
Brief nach Deutschland vorgestellt werden, der im August 1940 versandt
wurde; da war Japan noch kein Verbündeter, das Deutsche Reich
befand sich aber im Krieg, weshalb diese Post aus dem Ausland durch die
Zensurbehörde der Wehrmacht geöffnet und kontrolliert
worden
ist.
Brief
von Kobe / Nippon 12.8.1940 nach Celle, Zensurstempel und
Verschlussband der Wehrmacht
57 Nationalpark-Ausgaben der
Vorkriegszeit
Wie
bereits erwähnt, war die erste Serie "Nationalparks" der
Auftakt zu Japans erster Endlos-Serie, und in
unregelmäßigen
Abständen erschienen bis 1941 noch sieben weitere
Sätze zu je
vier Marken, die jeweils Ansichten aus einem anderen Nationalpark
zeigen. Sie haben die folgenden Gemeinsamkeiten:
-
je vier Werte in den Nominalen für Postkarte Inland (2 sen),
Brief Inland (4 sen), Postkarte Ausland (10 sen), Brief Ausland (20
sen),
-
die Farben für die Wertstufen sind bräunlich,
grün, rot, blau,
-
alle sind im selben Format im Rastertiefdruck hergestellt,
- zu
jeder Ausgabe wurde ein Gedenkblock in einem Umschlag mit
einer Schutzfolie für die gummierte Rückseite
hinzugefügt, der einen kompletten Satz enthält. Als
Exempel
mag die zweite Ausgabe dienen, die den Nationalpark Nikko
porträtierte.
2 sen: See
Chuzenjiko und Berg Nantaisan in Okunikko, 4 sen:
Kegon-Wasserfall,
10 sen: Schreinbrücke Mihashi, 20 sen :
Ayamedaira-See und Berg Hiuchigatake
Der Braunton des niedrigsten Nominalwertes ist bei dieser Ausgabe sehr
gelblich ausgefallen; bei allen späteren Ausgaben ist der Ton
richtig braun. Die Blockausgaben weisen die Jahreszahl in der neuen
patriotischen Zeitrechnung aus, wobei die stolze Zahl 2598 dem Jahr
1938 entspricht.
Nikko-NP
Blocks mit rotem Sonderstempel Tokyo 31.12.1938 bzw. mit schwarzem
Lateinstempel TOKYO 29.12.1938
Hier eine Übersicht über die Nationalparkserie I
(Vorkrieg) ab Ausgabe 2:
Ausgabe
Nr. |
Thema |
Ausgabedatum |
Wertstufen |
Auflagezahl
Marken |
Auflagezahl
Block |
2 |
Nikko |
25.12.1938 |
2,4,10,20
sen |
4
Mio - 2,5 Mio. -
500 000 - 500 000 |
300
000 |
3 |
Daisen-Setonaikai |
20.4.1939 |
2,4,10,20
sen |
1,5
Mio - 750 000 -
300 000 - 300 000 |
200
000 |
4 |
Aso |
15.8.1939 |
2,4,10,20
sen |
1,5
Mio - 750 000 -
300 000 - 300 000 |
60
000 |
5 |
Daisetsuzan |
20.4.1940 |
2,4,10,20
sen |
1,5
Mio - 750 000 -
300 000 - 300 000 |
42
000 |
6 |
Kirishima |
21.8.1940 |
2,4,10,20
sen |
1,2
Mio - 1 Mio. -
350 000 - 350 000 |
50
000 |
7 |
Daitun-Yushan |
10.3.1941 |
2,4,10,20
sen |
1,4
Mio - 1,2 Mio. -
350 000 - 350 000 |
76
000 |
8 |
Xueshan-Tailuge |
10.3.1941 |
2,4,10,20
sen |
1,4
Mio - 1,2 Mio. -
350 000 - 350 000 |
76
000 |
Die beiden letzten, gleichzeitig ausgegebenen Sätze
präsentieren Nationalparks, die in Taiwan eingerichtet wurden,
das
seinerzeit trotz der chinesischen Einwohner als Teil des
großjapanischen Reiches galt.
Auf
Souvenirkärtchen verkaufter Satz der Daitun-Yushan-NP Serie,
Sonderstempel Alishan 10.3.41
Serie Xueshan-Tailuge Nationalpark mit Specimen-Aufdruck
Sammler wissen zu berichten, dass die Schutzfolie, die das Ankleben des
Blocks an dem dazugehörigen Umschlag verhindern sollte,
diese Aufgabe
zwar
tatsächlich tadellos erfüllte, aber
ihrerseits mit der Gummierung des Blocks gern eine intime Liaison
einging, was bei dem feuchtheißen Sommerklima Japans
verständlich ist, weshalb ungebrauchte Blocks mit makelloser
Gummierung heute gesucht sind.
58 Andere Markenausgaben bis
Anfang 1942
Im
gleichen Zeitraum erschienen nur vier wirkliche Sondermarken-Ausgaben.
Es gab nicht allzu viel zu feiern. Der Tenno war noch jung, sein
fünftes Kind und ältester Sohn Akihito war erst 9
Jahre alt.
Seit in Japan die schwachsinnige Samurai-Ideologie von der angeblichen
Minderwertigkeit der Frauen vorherrscht, kommen Töchter
für
die Thronfolge nicht mehr in Betracht, obwohl im Altertum einige der
fähigsten japanischen Herrscherpersönlichkeiten
Frauen
gewesen sind. Jedenfalls war Akihito noch nicht zum Kronprinzen ernannt
worden, und im Reich
spürte man, dass Kolonien und Kriege nicht nur den
Nationalstolz
kitzeln, sondern auch Kosten verursachen. Schon 1942 musste
das
Porto erneut erhöht werden; die Kriegswirtschaft befeuerte
eine
Inflation, die zunächst schleichend begann, aber
allmählich
spürbar Fahrt aufnahm.
Da Japan sich durch die Wahl des Veranstaltungorts Tokyo für
die
Internationale Rotkreuz-Konferenz 1934 noch immer geschmeichelt
fühlte, stand diese Institution weiterhin in hohem Ansehen,
und
ihr 75jähriges Jubiläum war der japanischen Post eine
Serie
von vier Briefmarken wert, die am 15.November 1939 erschien, nur zwei
Jahre nach dem Massaker von Nanjing, bei dem Japans Armee gegen
sämtliche Grundsätze des Roten Kreuzes
verstoßen hatte.
Aber es muss noch einmal betont werden, dass die Militärs ihr
eigenes Süppchen kochten und der japanischen Regierung und dem
Parlament das blanke Hinterteil zu zeigen pflegten, im
übertragenen Sinne. Hiermit lässt sich
erklären, dass
die Bevölkerung nach dem Krieg mit ungläubigem
Staunen
vernahm, welche Schandtaten ihre Söhne in der Armee im Namen
des
Vaterlands begangen haben sollten. Eine
überwältigende
Mehrheit des japanischen Volkes hält diese Berichte auch heute
noch für fake news, für grotesk übertriebene
ausländische Propaganda.
Rotes
Kreuz über dem japanisch beherrschten Ostasien, und Sano
Tsunetami, Gründer der japanischen Sektion des Roten Kreuzes
Viererblocks mit Sonderstempel Osaka 17.11.1939
Die Auflagen der Serie sind wie folgt: 2 sen und 4 sen je 2,2
Mio., 10 sen und 20 sen je 290 000 Stück.
In zwei Etappen wurde die nächste Sonderausgabe verausgabt,
die im
Jahre 1940 die Reichsgründung vor angeblich 2600 Jahren
feierte.
Der heutige Stand der Forschung datiert eine erste dominierende
Reichsform auf frühestens Mitte des 3.Jhs, Spuren eines
Herrscherkults durch aufwendige Tumuli (kofun) lassen sich ab etwa dem
Jahre 300
nachweisen. Die erste historisch fassbare
Persönlichkeit auf dem Kaiserthron war Suiko; diese
Kaiserin
regierte 592-628 und gilt in der offiziellen mythologisch-historischen
Genealogie als 33.Tenno der japanischen Dynastie. Als "Tenno"
wurden Kaiser/innen jedoch erst ab der Regierungszeit von Kaiserin Jito
(reg. 686-97) bezeichnet.
Zur Frühlingsfeier des 2600-Jahre-Jubiläums, zu dem
Richard
Strauss die Festmusik komponierte, wurden am 11.Februar 1940 die
Marken zu 2 sen und 10 sen verausgabt, und zur Herbstfeier am
10.November die Marken zu 4 sen und 20 sen. Zum ersten Mal seit 1936
waren
alle Marken des Satzes bildverschieden.
Die
Frühlingsausgabe zur 2600 Jahrfeier
Die
Frühlingsausgabe zeigt einen Falken vor Sonnenstrahlen als
Symbol
des angeblich von der Sonnengottheit abstammenden Kaiserhauses sowie Ayu-Fische
und einen
Krug. Sie stehen als Symbol für die Mythologie, in welcher
diese
erwähnt werden. Rechts findet man vier Schriftzeichen, die
"alle
Welt ein Haus" bedeuten, aus einer sehr alten Chronik stammen und in
diesen Jahren als Rechtfertigung der japanischen Expansion herhalten
sollten, im Sinne von "Alles unter einer (nämlich japanischer)
Herrschaft".
Die Herbstausgabe zur 2600
Jahrfeier
Die abgebildeten Gipfel des Takachiho-Gebirges nehmen Bezug auf die
Worte in der Nationalhymne, dass das Kaiserhaus so lange bestehen
möge, bis die Felsen der Berge zu Staub vergehen;
der Palast
auf
der Marke zu 20 sen ist eine Ansicht des Kashihara-Schreins in Nara, in
dem Jinmu Tenno, der angeblich erste japanische Kaiser, verehrt wird.
Jinmu ist laut Mythologie der Ururenkel der Sonnengottheit Amaterasu
und von
ihr mit den drei Reichsinsignien Schwert, Spiegel und Juwel
ausgestattet und nach Japan
gesandt worden. Er landete der Legende zufolge in Hyuga auf der
Insel Kyushu und zog weiter nach Honshu in das Gebiet Yamato (die
Region um Nara), wo er das Reich gründete.
Die im Stichtiefdruck hergestellte Serie hat die folgenden
Auflagezahlen: 2 sen 3,45 Mio., 4 sen 10,88 Mio., 10 sen 570
000,
20 sen 1,07 Mio.
Stück.
Auch die Menschen in
der Mandschurei hatten mitzufeiern:
Löwentanz auf einer der von Manshukoku verausgabten Marken zum
gleichen Anlass
Am 25.Oktober 1940 gab es noch zwei neue Marken in Erinnerung an die
Einführung der Schulpflicht für Knaben vor 50 Jahren
durch
ein kaiserliches Edikt. Die Nennwerte sind 2 sen und 4 sen
für Inlandspost; abgebildet ist die Aushändigung des
Edikts
auf der einen, die Worte "Treue und Gehorsam" auf der anderen Marke,
womit das Ziel der schulischen Ausbildung in Japan gemeint ist:
Treue zum Vaterland und Gehorsam gegenüber der
Obrigkeit,
die Grundtugenden des Bushido, der Ideologie der Samurai, die gerade in
diesen Jahren ihre
Untauglichkeit bewies und Japan vollends in den Abgrund ritt. Aber die
Parolen, mit denen eine idealistische Jugend zu willigem Kanonenfutter
verdummt wird, gleichen einander in aller Welt.
Eine
Marke (links) ist im Stichtiefdruck, eine Marke (rechts) im
Rotationstiefdruck hergestellt
Die Auflage der 2 sen beträgt 5,82 Mio., der 4 sen 5,59 Mio.
Stück.
Der Krieg Japans sah auf einen ersten Blick wie ein Triumph aus; aber
dass die Eroberung Singapores eine eigene Briefmarkenausgabe wert war,
zeigt, dass Japan sich bei seinen Raubzügen durch Asien
bereits
schwer tat. Nachdem in China kein Vorankommen mehr möglich
war,
hatte Japan seine Kriegsmaschinerie auf Südostasien
losgelassen
und unter hohen Verlusten den britischen und mit ihnen
alliierten
australischen Truppen Malaya entrissen. Im Februar 1942 fiel Singapore
nach längerer Belagerung und verlustreichen Kämpfen.
Aber es
war einer der letzten Siege. Im Glauben an die Unbezwingbarkeit seiner
Truppen hatte Japan kurz zuvor, am 7.Dezember 1941, mit dem
Überraschungsangriff auf die US-Flotte im Hafen von Pearl
Harbor
auf Hawaii den Eintritt der antijapanisch agierenden USA in den Krieg
verhindern oder zumindest verzögern und die Seestreitmacht
ausschalten wollen, aber der Feind, den sich Japan damit schuf, war
für das größenwahnsinnige Kaiserreich eine
Nummer zu
groß.
Weil der Erfolg in Singapore sich nicht im Voraus planen
ließ,
reagierte die japanische Post mit einem Überdruck auf die
Marken
der laufenden Dauerserie, verausgabt am 16.Februar 1942, und weil die
Armee mehr denn je auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen
war,
wurde auf diese Marken ein Zuschlag von 50% des Nennwerts erhoben.
Sonderausgabe
mit Zuschlag zum Fall von Singapore, Sonderstempel Tokyo 22.2.1942
der dunkelrote Aufdruck auf der grünen Marke ist schwer zu
erkennen und wird leicht übersehen
Von der 2 sen Marke wurden 5,68 Mio. von der 4 sen Marke 5,61 Mio.
Stück überdruckt.
Von dem Gewinn, den die Kolonien erbrachten, hatte die
Bevölkerung
in Japan nichts; er wurde in die Aufrüstung gesteckt oder
wanderte
in die Taschen der Großkonzerne. Die Kosten aber mussten
selbstredend alle tragen; ein neuer Trick war das Postsparen.
Überall wurde Werbung gemacht, jeder Schüler hatte
ein
Sparbuch. Ein paar sen einzahlen und später einen Yen
kassieren,
das Graswurzelsparen zog den ärmsten Leuten, vom
Schüler bis
zur Uroma, die Münzen aus der Tasche. Die Regierung nutzte
diese
Einlagen zur Finanzierung ihrer Kriegsabenteuer, und druckte
fleißigst Geld, um den Sparern ihre vermeintlichen
Zinsgewinne
auszahlen zu können, aber im gleichen Tempo nahm die
Geldentwertung zu, und wer seine Ersparnisse nicht schleunigst wieder
zu Geld machte, war sie wenige Jahre später vollends los.
Auf dem Höhepunkt der Postsparpropaganda winkte eine neue
Prämie: Auf das Sparformular für 50 sen,
das am 1.Juli
1941 aufgelegt wurde, brauchte man nur 40 sen an Spargroschen
aufzukleben; ein Feld war schon als Prämie oder Vorauszins
mit einer vorgedruckten Briefmarke zu 10 sen versehen –
und das ist der
Knüller: Diese Marke konnte man auch ausschneiden
und für
seine Post verwenden, sie war voll frankaturgültig.
Postsparblatt mit
eingedruckter Briefmarke, links mit Musteraufdruck, rechts mit
Gefälligkeitsstempel Tokyo 9.7.1943
Das Motiv zeigt Ninomiya Sontoku, ein Bündel gesammeltes Holz
auf
dem Rücken und ein Buch in der Hand, der in Japan als Muster
des
tugendsamen Schülers gilt, der noch beim Arbeiten
Bücher
liest und sich weiterbildet. Eigentlich war Ninomiya
Takanori (1787-1856), wie er wirklich hieß, ein
guter
Administrator, verstand etwas von Volkswirtschaft und Philosophie und
brachte es trotz niederster Herkunft zum Verwalter einer
großen
Domäne.
Auf den Leerfeldern des Postsparvordrucks stehen sinnreiche
Sprüche wie "1. Treue, 2. Gehorsam, 3. Sparen" oder "Durch
Sparen
kommt man selbst und das Vaterland voran".
Auf
unadressierten Umschlag aufgeklebte und mit Ersttagsstempel Wakayama
1.7.1941 entwertete Postsparmarke
und unten ein loses, bedarfsgebrauchtes Exemplar
Tatsächlich zur Frankatur verwendete Postspar-Marken sind sehr
selten, damit frankierte Briefe sind ebenso echte Raritäten
wie
voll beklebte und sinngerecht verwendete, aber nicht eingelöst
erhalten gebliebene Sparblätter.