Geschichte der Post in Japan
Teil 8 (1935-1942):  Beginn des Pazifischen Krieges


zu Teil 1:    Drachenmarken
zu Teil 2:    Kirschblütenmarken auf Japanpapier
zu Teil 3:    Kirschblütenmarken auf Importpapier
zu Teil 4:    Koban- und Kikumon-Serie
zu Teil 5:    Späte Meiji-Zeit
zu Teil 6:    Taisho-Zeit
zu Teil 7:    Frühe Showa-Zeit
zu Teil 9:    Weg in den Untergang
zu Teil 10:  Neuanfang und Ausblick
weiter zu:   Inhaltsverzeichnis und Zeittafel
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52  Die ersten Sondermarken für Sammler

Der nächste Satz Sondermarken feierte den Antrittsbesuch des sogenannten "Kaisers von Manshukoku", der zum Kotau herbeizitiert und auf einem japanischen Kriegsschiff nach Tokyo geholt wurde, um die formelle Unabhängigkeit des Marionettenreichs und dessen enge Freundschaft mit Japan zu demonstrieren.

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Zur Abwechslung werden wieder einmal die Marken mit dem "Muster" Aufdruck vorgestellt

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Zwei Werte im Viererblock
mit Sonderstempel Yokohama 6.4.1935
Brief mit Frankatur von Marken dieser Ausgabe
von Matsuyama 31.1.1936 nach Ontario, Canada


Der Satz aus vier Werten im Stichtiefdruck erschien am 2.April 1935, und wie die vorige Ausgabe zur Rotkreuz-Konferenz in Kleinbögen zu 20 Marken und mit großjapanischem Reichsnamen. Das eine der beiden Motive zeigt das Kriegsschiff "Hiei" vor der weißen Pagode von Liaoyang in der Mandschurei, das andere den seinerzeit unbewohnten Kronprinzenpalast in Tokyo-Akasaka, der dem "Last Emperor" als Hotel diente. Die Auflagen betrugen bei den niedrigen Werten 5,5 Mio. (1½ sen) bzw. 4,4 Mio. (3 sen), und bei den höheren beiden Werten je 870 000 Stück. Eine spätere Visite desselben Kaiserdarstellers im Juni 1940 war Japan keiner Briefmarkenausgabe mehr wert, aber in Manshukoku, das eigene (in Tokyo gedruckte) Briefmarken ausgab, die von China weder anerkannt noch akzeptiert wurden, gab es zu diesem Anlass eine Sondermarken-Ausgabe.


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Briefmarken von Manshukoku, v.l.n.r:  "Kaiser" Puyi, weiße Pagode von Liaoyang, Marke ohne Landesbezeichnung für den Postverkehr nach China,
Sonderausgabe zum zweiten Japanbesuch des "Kaisers" Puyi



Am 1.Dezember desselben Jahres konnte man in Japans Postämtern eine besondere Briefmarke für die Neujahrspost 1936 erwerben, die als Motiv den Mt. Fuji zeigt. Diese erste Neujahrsmarke wurde zwar wie Dauermarken im Bogen zu 100 Stück gedruckt, aber eine kleine Auflage unbekannter Höhe wurde für Sammler zusätzlich in Kleinbögen zu 20 Stück hergestellt und nur am Sammlerschalter in Tokyo verkauft. Dieser Kleinbogen ist heute sehr gesucht.
Die Ausgabe von Sondermarken mit Neujahrsmotiven für die Frankatur der Glückwunschkarten wurde auch in den beiden folgenden Jahren fortgesetzt. Die am 10.Dezember 1936 ausgegebene Neujahrsmarke für 1937 zeigt die aufgehende Sonne vor den Felsen Futamigaura, die als shintoistische Gottheit gelten, und die Ausgabe vom 15.Dezember 1937 für das Jahr 1938 zeigt ein Shimekazari, ein traditionelles Gebinde als Neujahrsschmuck, das man sich an die Haustür hängt wie bei uns eine Weihnachtsdekoration. Es besteht aus geweihtem Papier, das zickzackförmig gefaltet ist, und einem Schmuckknoten aus Reisstroh.


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Die drei ersten Neujahrsmarken von Japan für die Jahre 1936 bis 1938


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Kleinbogen der Neujahrsmarke 1936;
die Anzahl der hergestellten Kleinbögen ist unbekannt



Die Auflagen der Neujahrsmarken sind so hoch wie bei Dauermarken: 331 Mio. (Mt.Fuji), 328 Mio. (Futamigaura) bzw. 327 Mio. (Shimekazari).
Zu diesen drei Neujahrsmarken gesellten sich auch besondere Tagesstempel mit Neujahrsmotiven, die sowohl als Handstempel wie auch als Werbefahne für Maschinenstempel zur Verwendung kamen. Die Motive sind für 1936 ein Kranich über Meereswellen (Handstempel) bzw. ein Kranich, der einen Kiefernzweig im Schnabel trägt (Maschinenstempel); beides sind Glückssymbole. Für 1937 Zedernzweige (Handstempel) bzw. ein Shimekazari
(Maschinenstempel), und für 1938 ein Strauß Osterglocken (Handstempel) und der Reiskuchen Kagamimochi, der auf einem Hochteller der Gottheit des Hausschreins dargebracht wird (Maschinenstempel).


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Neujahrskarten mit den dazugehörigen Marken und Neujahrshandstempel;
links von Hotei 1.1.1936 nach Kaifu innerhalb der Präfektur Aichi,
Mitte von Tomarioro (Tomari)/Sachalin 1.1.1937 nach Kyoto,
rechts von Owarino 1.1.1938 nach Kita-Uonuma innerhalb der Präfektur Niigata


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Hier die Motive der Maschinenstempel, und rechts noch einmal der Handstempel von 1937, der auf der obigen Postkarte nicht deutlich ist


Die Ausgabe von Glückwunschmarken zum Neujahrsfest ist die erste Sonderausgabe, die zu einem jährlich wiederkehrenden Ereignis verausgabt wurde, ähnlich wie in der westlichen Welt die Weihnachtsmarken. In den Kriegsjahren vermied die japanische Post Glückssymbole, Neujahrsmarken und Neujahrsstempel, weil es in Japan ein Tabu ist, Glückwunschkarten an Häuser zu versenden, die in Trauer sind oder, auf Reichsebene, Glückssymbole zu zeigen, wenn Soldaten auf dem Schlachtfeld sterben. Erst nach Kriegsende wurde die Ausgabe von Neujahrsmarken wieder aufgenommen, ab 1949 ununterbrochen bis zum heutigen Tag.

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Maximumkarte mit dem Motiv der Neujahrsmarke 1937


Die erste Markenausgabe des Jahres 1936 hatte keinen Anlass; es ist der Beginn der Ausgabe von Themenmarken, die ohne Anlass in Serien, die sich meist über mehrere Jahre hinziehen, einzig auf die Sammlerschaft gezielt ausgegeben werden. Die Post wählt hierzu ein Thema, das möglichst viele Markensammler ansprechen und neue Sammler anwerben soll, und gibt dazu ansprechend gestaltete Sondermarken aus. Das Thema dieser ersten Ausgabe waren die in Japan neu eingerichteten Nationalparks, und die erste Ausgabe zeigt Ansichten aus dem "Nationalpark Fuji-Hakone". Die Auflagezahlen dieser im neuartigen Rastertiefdruck gefertigten Serie sind 1,2 Mio. (1½ sen),  650 000 (3 sen) und 250 000 (6 und 10 sen).


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Mt. Fuji im Sommer, im Frühling, im Herbst und im Winter: Ansichten aus dem Nationalpark Fuji-Hakone


Die Serie von Markenausgaben mit Ansichten aus Nationalparks endete erst am 15.März 1974, es ist eine von unzähligen "Endlosserien", mit denen die japanische Post die Sammlerschaft anfangs begeisterte und später nervte.
Die ersten drei Nationalparks wurden in Japan 1934 eingerichtet; in den Folgejahren nahm ihre Zahl noch erheblich zu und wurde um Naturreservate (deutsche Kataloge sprechen von "Quasi-Nationalparks") und Präfekturalparks ergänzt. Als Inselkette vulkanischen Ursprungs ist Japan überreich an steilen, unwegsamen Berggebieten, die unter Naturschutz zu stellen nicht allzu sehr schmerzt, da sich die Bevölkerung in den flachen Küstengebieten ballt, während die Bergregionen allein für die Forstwirtschaft und als Erholungsgebiete (Thermalquellen, neuerdings auch Skigelände) von Interesse sind. Die Jagd spielt keine Rolle, da das Volk keine Wildpret-Tradition kennt; ohnehin sind Fleischgerichte auf der Speisekarte in Japan etwas relativ Neues, das erst nach dem 2.Weltkrieg stärker in Mode kam.
Diese wirklich schöne und würdige Serie, die ab dem 10.Juli 1936 verkauft wurde, kam bei den Sammlern gut an. Briefe wie den unten abgebildeten fabrizieren nur Briefmarkensammler: Bunt frankiert mit ausgewählten Marken, die allesamt den Mt. Fuji zeigen, sauber mit Federhalter beschriftet, sorgsam abgestempelt. Der einzige Schönheitsfehler war, dass der Brief trotz der Luftpostmarke mit der Transsib nach Westen rumpelte, bevor er ausweislich des Ankunftsstempels gut zwei Wochen später in die Hände des Empfängers in Praha gelangte. Dieser war sicherlich ebenso wie der Absender Mitglied des International Correspondence & Exchange Clubs, dessen Siegel die Rückseite des Briefes ziert.


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Einschreiben von Omiya 15.10.1936 nach Praha via Sibirien, Ankunftsdatum 31.10. - damals war die Post noch schnell


53  Sondermarken 1936 und 1937

Im Jahre 1936 beging man die Feiern zum 30.Jahrestag des militärischen Sieges über Russland. Um einen diplomatischen Affront zu vermeiden, wurde als offizieller Anlass für die Sondermarkenausgabe der 30.Jahrestag der Übernahme der Liaodong-Halbinsel als Pachtgebiet genannt. In Japan hieß dieses Pachtgebiet um die Stadt Dalian "Kantoshu", und die drei Sondermarken wurden ab dem 1.September 1936 nur dort und entlang der südmandschurischen Eisenbahnlinie verkauft, waren aber auch im ganzen Reichsgebiet zur Frankatur gültig. Japanische Sammler konnten die Marken auch bestellen und sich von der Versandstelle zuschicken lassen, aber die Anzahl der bestellbaren Marken zu 10 sen war wegen der geringen Auflage limitiert.


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 Friedenstauben (1½ sen) verbergen in Japan mitunter kriegerische Absichten, die durch die Landkarte der beanspruchten Gebiete Korea und Liaodong-Halbinsel 
deutlich werden - Gedenkschrein und Denkmal zum Sieg über Russland in Lüshun (3 sen) - Sitz der japanischen Verwaltungsbehörde in Dalian (10 sen)



Die Sammler ließen sich diese Marken zwar vielfach liefern, aber vorwiegend, um ihre Sammlung ungebrauchter Stücke zu komplettieren und Souvenirs mit dem roten Sonderstempel zu fabrizieren. Echt gebrauchte Stücke sind nicht sehr häufig und tragen meist Stempel von Dalian (DAIREN IJPO). Wenn man einmal den Stempel eines Ortes im Reichsgebiet antrifft, war derjenige, der die Marke verwendet hatte, mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Briefmarkensammler.

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Die häufigsten Stempel auf gebrauchten Marken sind die roten Sonderstempel,
links: Dalian GPO 1.Sept.1936 (Ersttag)

Postalischer Stempel Osaka-Saiwaibashi 2.9.1936,
vermutlich Verwendung durch einen Markensammler


Weil diese Marken nur im Pachtgebiet verkauft wurden, sind die Auflagen entsprechend niedrig:  1½ sen und 3 sen je 300 000 Stück, 10 sen nur 50 000 Stück, kein Wunder, dass diese Marken selten und teuer sind. Echt gelaufene Briefe sind noch seltener, wobei es gleich ist, ob sie von Sammlern aus dem Reich für ihre Philatelistenkorrespondenz oder im Pachtgebiet abgestempelt sind.


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Die Sondermarkenfrankatur legt nahe, dass es sich trotz geschäftlich anmutender Angaben bei Absender als auch Empfänger
um Briefmarkensammler handelt. Von Fukiai (bei Kobe) 8.9.1936 nach Buckow in Brandenburg

 
Es wird ja manchmal behauptet, Japaner hätten keinen Sinn für Ironie. Die Briefmarkenausgabe vom 7.November desselben Jahres zeigt indes, dass es sich dabei nur um ein Vorurteil handelt. Ausgerechnet in einer Zeit, da die parlamentarische Demokratie in Japan zu einer willfährigen Camouflage kriegslüsterner Nationalisten zurechtgestutzt worden war, wurde das prachtvolle Reichsparlamentgebäude fertig gestellt, das auch heute noch in Tokyo seine Dienste tut. Vier Sondermarken im Stichtiefdruck feiern nach außenhin die parlamentarische Demokratie, die just zu dieser Zeit ihre dunkelsten Jahre durchlebte.


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Parlamentsgebäude von außen und Prachttreppe für Tenno und Gefolge, Mustermarken-Aufdruck


Jeder Wert hat eine andere Auflagezahl:  5,3 Mio. (1
½ sen), 4,3 Mio. (3 sen), 581 000 Stück (6 sen) bzw. 391 000 Stück (10 sen). Marken mit solchen Auflagen kann man getrost für seine Korrespondenz verwenden, und die Schweizer Gesandtschaft kaufte und verwendete für ihre Post vermutlich besonders gerne diese hochdemokratisch wirkende Markenausgabe.


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Einschreiben der Schweizer Gesandtschaft von Tokyo-Hanzomon 18.11.1936 via sibirische Eisenbahn nach Zürich


Leider war bald Schluss mit lustig, denn im Juli 1937 überfielen japanische Truppen China und eröffneten den Pazifischen Krieg, der gemeinhin für Asien als Beginn des 2.Weltkriegs gilt. Zuvor aber wurde noch das Porto erhöht, denn die Post, die auch in den entlegenen Regionen des weiten Reichs ihre Dienste zuverlässig offerieren musste, schrieb im Briefdienst rote Zahlen. Das Porto für Postkarten wurde am 1.April von 1½ sen auf 2 sen, und für Briefe von 3 auf 4 sen erhöht. Der Portosatz von 3 sen galt einheitlich für alle Drucksachen bis 120 gramm Gewicht. Diese neuen Wertstufen präsentiert die letzte Sondermarkenausgabe vor Kriegsbeginn, die unter dem Stichwort "Patriotismus" um Unterstützung der Bevölkerung für den Aufbau der japanischen Luftwaffe warb.
Die drei Marken der Serie im identischen Design einer Douglas DC-2 über den Gipfeln der "Japanischen Alpen", die am 1.Juni 1937 zum Verkauf kam, sind der erste Briefmarkensatz Japans, der mit Zuschlag verausgabt wurde. Die Zuschläge flossen in die Aufrüstung der Luftwaffe. Auch diese Marken wurden im Rastertiefdruck hergestellt, der bis Kriegsende als die Hauptdruckart japanischer Sondermarken gelten darf.


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Die Marken mit je 2 sen Zuschlag für die Luftwaffe enthalten rechts neben der Wertangabe, die nur in arabischen Ziffern erfolgte,
den Slogan "Patriotismus"



Weil die Militärs aufs Geld für die Aufrüstung versessen waren, wurden diese Zuschlagsmarken in gewaltigen Auflagen (2 sen = 23,5 Mio., 3 sen = 7 Mio., 4 sen = 20 Mio.) gedruckt und lange verkauft, und die Bevölkerung ließ sich nicht lumpen und spendete; wer wollte vor den Spitzeln der Tokko
schon als unpatriotisch dastehen?
Die Anschrift, an die der unten abgebildete Brief gerichtet war, zeigt, dass im deutschen Reich ebenso dunkle Zeiten ausgebrochen waren; die Hermann Goering Straße heißt heute allerdings wieder Ebertstraße.


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Brief von Tokyo 12.8.1937 an die Mitsubishi Handelsgesellschaft, Sitz Berlin


54  Dauerserie Tazawa III

Als die japanische Post ihre Portoerhöhung in Kraft setzte, wurde die laufende Dauerserie noch ein wenig modifiziert. Die Werte zu 4 sen und 20 sen aus der Serie "Mt.Fuji und Reh" und die Marke zu 10 sen aus der "Landschaftsserie" wurden farblich abgeändert:  Die 4 sen war jetzt grün, die 10 sen wurde rot, und die 20 sen dunkelblau. Für die Marken aus der Serie Mt.Fuji mit Reh ist es eine Rückkehr zu den alten Farben von 1922, aber da sie von neuen Platten gedruckt wurden, haben sie ein minimal kleineres Bildformat.


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Farbänderungen vom 1.April 1937, links die alten, rechts die neuen Farben
 

Kurze Zeit später erfolgte eine weitere Neuerung. Man verzichtete nämlich auf das teure Faserpapier und stieg auf billigeres, weißes Papier um, das nun mit einem neuen Wasserzeichen versehen war. Da es in der Showa-Zeit eingeführt wurde, nennt man es Showa-Wasserzeichen, während das vorige Wasserzeichen mit den Wellenlinien als Taisho-Wasserzeichen bezeichnet wird.


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Taisho-Wasserzeichen (links) und Showa-Wasserzeichen (rechts)


Auch die gerade erst in neuen Farben gedruckten oben genannten Marken wurden nun auf dem weißen Papier mit dem Showa-Wasserzeichen gedruckt und waren nur wenige Monate und in geringen Mengen auf dem alten Papier mit altem Wasserzeichen in Umlauf.
Die Tazawa-Marken wurden wiederum teils im Rotations- und teils im Buchdruck hergestellt, so dass sich diese Serie Tazawa III von den vorigen Marken am besten durch das neue Wasserzeichen unterscheiden lässt. Nur die Wertstufen
½ sen und 3 sen wurden in beiden Druckverfahren hergestellt und unterscheiden sich wiederum voneinander nur durch minimale Unterschiede in der Bildgröße. Da die Wertstufen, die nach der Portoerhöhung erforderlich waren, in der laufenden Serie enthalten waren, benötigte man keine neuen Nominalen, konnte aber die Marken zu 1½ sen und 13 sen, für die es keinen Bedarf mehr gab, abschaffen. Ansonsten wurde die laufende Serie einschließlich der hohen Werte im Stichtiefdruck mit dem Porträt von Jingu Kogo einfach auf dem neuen Papier weitergedruckt  mit Ausnahme des Wertes zu 2 sen, dem neuen Portosatz für Postkarten. Hierfür sollte eine Marke in neuem Design verausgabt werden, deren Herstellung sich aber verzögerte.


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Im Rotationsdruck gefertigte 3 sen Bogen- und Rollenmarken auf faserfreiem Papier mit Showa-Wasserzeichen


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Im Buchdruck  (links) und im Stichtiefdruck hergestellte (rechts) Marken auf faserfreiem Papier mit Showa-Wasserzeichen


Wie sich die Serie nach den Modifikationen jetzt präsentierte, zeigt die nachstehende Übersicht:

Wertstufe Serie Druckverfahren Ausgabedatum frühere / neue Farbe
½ sen Tazawa III Goebel-Rotationsdruck Mai 1937 unverändert braun
½ sen Tazawa III Buchdruck neue Platte Mai 1937 unverändert braun
1 sen Tazawa III Buchdruck neue Platte 21. Juli 1937 unverändert gelborange 
3 sen Tazawa III Goebel-Rotationsdruck Juni 1937 unverändert rot
3 sen Tazawa III Buchdruck neue Platte Juni 1937 unverändert rot
4 sen Mt.Fuji/Reh Buchdruck neue Platte 11. Mai 1937 orange → maigrün
5 sen Tazawa III Buchdruck neue Platte Juni 1937 unverändert lila
6 sen Landschaft Buchdruck Juni 1937 unverändert rot
7 sen Tazawa III Buchdruck Mai 1937 unverändert rotorange
8 sen Mt.Fuji/Reh Buchdruck neue Platte 20. Juli 1937 unverändert oliv
10 sen Landschaft Buchdruck 15. Mai 1937 blau → rot
20 sen Mt.Fuji/Reh Buchdruck neue Platte Mai 1937 braunviolett → blau
25 sen Tazawa III Buchdruck neue Platte September 1937 unverändert dunkelgrünoliv
30 sen Tazawa III Goebel-Rotationsdruck Juni 1937 unverändert zweifarbig
50 sen Tazawa III Goebel-Rotationsdruck August 1937 unverändert zweifarbig
1 yen Tazawa III Goebel-Rotationsdruck Oktober 1937 unverändert zweifarbig
5 yen Jingu Kogo neu Stichtiefdruck 1. November 1937 unverändert grün
10 yen Jingu Kogo neu Stichtiefdruck 1. November 1937 unverändert violett


Von Tazawa III kamen zwar Rollenmarken im Nennwert von 3 sen, aber keine Markenheftchen zum Verkauf. Allerdings war dieser neu aufgepeppten alten Serie keine allzu große Zukunft mehr beschieden. Die Vorbereitungen für die Ausgabe einer vollkommen neuen Markenserie waren schon im Gang.


55  Beginn des Pazifischen Kriegs

Als Reaktion auf die Besetzung der Mandschurei und Ausrufung des Marionettenstaates Manshukoku boykottierte China japanische Waren und weigerte sich, in seinen Häfen die Fracht japanischer Schiffe zu löschen. Eine japanische Vergeltungsmaßnahme war der militärische Angriff auf Shanghai am 29. Januar 1932. Es gelang China zwar, einen Waffenstillstand auszuhandeln, aber die japanische Heerführung hatte erkannt, dass Generals Jiangs Armee, mit der Jagd auf die kommunistischen Verbände unter Mao Zedong beschäftigt, nicht imstande war, schnell und effektiv zu reagieren. Diese Schwäche ausnutzend, nahm Japan eine Schießerei nahe der Brücke Lugouqian bei Beijing
(im Westen als "Marco-Polo-Brücke" bekannt) zum Anlass, seine Truppen massiv zu verstärken, was schließlich direkt in den von der Regierung unerwünschten, vom Generalstab jedoch herbeigesehnten Krieg gegen China mündete.
Auf chinesischer Seite standen zwei in herzlicher Feindschaft verbundene Armeen, die Volksbefreiungsarmee der Kommunisten und die Guomindang-Armee der Nationalisten. Beide Heere waren mittlerweile kampferprobt, leisteten aber erst dann erfolgreich Widerstand, als sie der Not gehorchend wieder gemeinsame Sache machten. Da hatten die Invasoren aus Japan bereits Nanjing erobert (Dezember 1937) und beim "Nanjing-Massaker" mehr als 200 000 chinesische Zivilisten und Kriegsgefangene getötet und rund 20000 Frauen und Mädchen vergewaltigt und meist anschließend ermordet. Der Showa Tenno hatte die Truppen am 5.8.1937 ausdrücklich angewiesen, keine Gefangenen zu machen und sich nicht an die Genfer Konvention zu halten, die Japan ohnehin nicht unterzeichnet hatte. Die japanische Armee
stieß anschließend auf Wuhan (Hankou) vor, das im Oktober 1938 unter hohen Verlusten eingenommen wurde. 


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Japanisch besetzte Gebiete um 1940 - Wuhan in der Provinz Hubei wird hier historisch als Hankou bezeichnet


Im Widerstand gingen die chinesischen Armeen, die sich nie unter einem Kommando vereinten, sondern nur die Kämpfe gegeneinander suspendierten, vollkommen unterschiedliche Wege. Die kommunistischen Verbände unter Mao Zedong suchten die Unterstützung der Bevölkerung und mieden große Schlachten; stattdessen verlegten sie sich auf Guerrillataktik, die Japan erheblich zu schaffen machte und zu brutalem Vergeltungsterror führte. Dem General der Guomindang-Armee, Jiang Zhongzheng, ging es nur darum, China unter seiner Herrschaft zu vereinigen, wobei ihm jedes Mittel recht und die Bevölkerung gleichgültig war. Um den japanischen Vormarsch zu verzögern, ließ er am 9.Juni 1938 die Dämme des Huanghe, des Gelben Flusses, sprengen, ohne die Bevölkerung zu warnen. In dem künstlichen Tsunami starben fast eine Million Chinesen, und an den Folgen der überschwemmten Felder und zerstörten Ortschaften mindestens noch einmal so viele.  


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Gleiche Anzüge, unterschiedliche Strategien: Die chinesischen Armeeführer Jiang Zhongzheng und Mao Zedong


Im Jahre 1940, als in China wegen des heftigen Widerstands vor allem der erstarkten kommunistischen Truppen eine Pattsituation entstand, schloss sich Japan am 27.September dem Bündnis zwischen Deutschland und Italien an, weil sowohl die USA als auch Großbritannien China mit Nachschub und Waffenlieferungen unterstützten und Japan auf das französische Indochina begierig war und sich deshalb das um diese Zeit noch siegreich wirkende Deutsche Reich, das in Ostasien keinerlei Ambitionen hegte, als natürlicher Partner geradezu anbot. 

 
56  Patriotische Dauerserie

Auch die Post wollte oder musste sich patriotisch zeigen und war bereit, das kriegführende Vaterland auch an der Briefmarkenfront zu unterstützen. Es war geplant, die beiden wichtigsten Nennwerte, 2 sen (Postkarte) und 4 sen (Brief) neu zu gestalten, und zwar mit den Porträts der Sieger des Kriegs gegen Russland, die in Japan als Helden und Vorbilder verehrt wurden. Allerdings konnte sich die Kommission nicht einigen; erste Entwürfe mussten modifiziert werden, denn die beiden alten Herren sollten möglichst würdig und vorzeigbar wirken.


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Als Vorlage für die Briefmarken ausgewählte Fotografien von General Nogi Maresuke (links) und Admiral Togo Heihachiro (rechts)


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Entwürfe (oben) und ausgeführte Dauermarken und daneben die Rollenmarken der Werte zu 2 sen und 4 sen


Als erste Werte der neuen Dauermarkenserie kamen diese beiden Marken zum Verkauf, die 2 sen (Gebühr für Postkarten) am 10.Mai, die 4 sen (Gebühr für Briefe) am 1.August 
beide Marken schafften es nicht rechtzeitig zur Gebührenerhöhung, die bereits am 1.April in Kraft getreten war. Noch später kamen die Ergänzungswerte an die Schalter, nämlich die Marken zu ½ sen (1.11.1937) und 1 sen (11.12.1937), die erforderlich waren, um die alten Postkarten zu 1½ sen und Briefmarken zu 3 sen auf die neuen Gebührenstufen zu ergänzen. Aber zum Glück waren ja an den Postschaltern die Marken der frisch aufgepeppten Serie Tazawa III noch erhältlich, so dass die Post mit ihrem Patriotismus keine übermäßige Eile an den Tag zu legen brauchte.


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Nicht ausgeführte Entwürfe der Werte zu 10 sen, 30 sen und 1 yen


Die Gebührenerhöhung betraf im Übrigen auch die Auslandspost; die vorher nicht durchsetzbaren Portosätze von 8 sen und 20 sen für Postkarte / Brief ins Ausland wurden jetzt erhoben oder gar getoppt:  10 sen kostete fortan jede Postkarte, und 20 sen jeder Brief, der Japan verließ.


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1938 gelangten drei weitere Wertstufen an die Schalter, 10 sen für Postkarten ins Ausland und Luftpostgebühr Inland, 14 sen für Einschreiben und 25 sen für Übergewichte, und bis die Serie als komplett und abgeschlossen galt, schrieb man den 1.Februar 1940.


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Vier als wichtig angesehene Wertstufen, nämlich der Ergänzungswert für Postkarten zu
½ sen, die Marken für Postkarte und Brief Inland (2 sen, 4 sen) sowie diejenige für Einschreiben (14 sen) wurden auch als Rollenmarken verausgabt.
Als Thema war einfach vorgegeben worden, Japan so darzustellen, wie es sich sah: Eine uralte Kultur, aber technologisch auf dem neuesten Stand, herrliche Natur, wundervolle buddhistische Tempel, würdevolle shintoistische Schreine, Helden und Gelehrte, wie die nachstehende Übersicht zeigt:


Nennwert Ausgabedatum Motiv Besonderheiten   Nennwert Ausgabedatum Motiv Besonderheiten
½ sen 1.11.1937 Handelsschiff
aus dem Mittelalter
auch als Rollenmarke 12 sen 1.12.1939 Flugzeug über Karte von
China, Korea und Japan
1 sen 11.12.1937 Reisernte 14 sen 11.2.1938 Kasuga-Schrein, Nara auch als Rollenmarke
2 sen 10.5.1937 General Nogi auch als Rollenmarke
und Markenheftchen
20 sen 1.2.1940 Mt.Fuji und
Kirschblüten
3 sen 11.12.1939 Wasserkraftwerk 25 sen 11.10.1938 Tempel Horyuji, Nara
4 sen 1.8.1937 Admiral Togo auch als Rollenmarke
und Markenheftchen
30 sen 3.4.1939 Torii des Itsukushima-
Schreins bei Hiroshima
5 sen 21.12.1939 Seen und Berge von
Kamikochi, Japan
50 sen 11.6.1939  Goldener Pavillon,
Kyoto
6 sen 1.6.1939 Leuchtturm von Kap
Eluanbi, Südspitze
von Taiwan
1 yen 1.7.1939 Großer Buddha,
Kamakura
7 sen 16.10.1939 Gebirge Kumgangsan,
"Diamantberge",
Korea
5 yen 21.7.1939 Fujiwara no Kamatari
8 sen 11.8.1939 Meiji-Schrein, Tokyo 10 yen 21.9.1939 Blühende Pflaumen
10 sen 1.11.1938 Tor Yomeimon am
Toshogu-Schrein, Nikko
 

Man kann diese Serie auch heute noch getrost als Reiseführer Japan betrachten; die abgebildeten Tempel und Schreine sind die absoluten touristischen Hotspots Japans. Nur die abgebildeten Landschaften sind zum Teil heutzutage nach Taiwan bzw. ins heutige Nordkorea emigriert, wo sie selbst für reiche japanische Touristen vorerst unerreichbar bleiben. Ausgedient hatte seit 1939 auch die durchaus nicht unpatriotische alte Regentin Jingu Kogo, denn auch die Nominalen zu 5 yen und 10 yen wurden durch neue Motive ersetzt.


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5 yen:  Fujiwara no Kamatari, Begründer des Adelsgeschlechts Fujiwara, das im Mittelalter das Reich regierte
10 yen:  Blühende Pflaumen, Perlmutteinlage auf dem Deckel eines Lackkästchens, heute Nationalschatz


Die Heftchen enthielten jeweils 20 Stück der Dauermarken, weshalb die Heftblätter so lang gerieten, dass sie in der Mitte gefaltet eingelegt waren. Die gefaltete Stelle ist natürlich heutzutage die Schwachstelle dieser Heftblätter, denn eine Zähnung, die seit dem 16.10.1937 gefaltet ist, neigt im 21.Jh. leider dazu, auseinanderzureißen, was der Schönheit dieser Heftblätter und ihrem Sammlerwert abträglich ist. Jener Mönch, der das Gedicht von der Vergänglichkeit alles Schönen verfasst hatte (vgl. Kap.12), hatte sicherlich nicht Unrecht - wenngleich sich über die Schönheit der Marken mit den Kriegsveteranen streiten lässt.


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Als Beispiel für die Verwendung dieser Dauermarken soll nur ein Brief nach Deutschland vorgestellt werden, der im August 1940 versandt wurde; da war Japan noch kein Verbündeter, das Deutsche Reich befand sich aber im Krieg, weshalb diese Post aus dem Ausland durch die Zensurbehörde der Wehrmacht geöffnet und kontrolliert worden ist.


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Brief von Kobe / Nippon 12.8.1940 nach Celle, Zensurstempel und Verschlussband der Wehrmacht


 
57  Nationalpark-Ausgaben der Vorkriegszeit

Wie bereits erwähnt, war die erste Serie "Nationalparks" der Auftakt zu Japans erster Endlos-Serie, und in unregelmäßigen Abständen erschienen bis 1941 noch sieben weitere Sätze zu je vier Marken, die jeweils Ansichten aus einem anderen Nationalpark zeigen. Sie haben die folgenden Gemeinsamkeiten:  
- je vier Werte in den Nominalen für Postkarte Inland (2 sen), Brief Inland (4 sen), Postkarte Ausland (10 sen), Brief Ausland (20 sen),
- die Farben für die Wertstufen sind bräunlich, grün, rot, blau,
- alle sind im selben Format im Rastertiefdruck hergestellt,
- zu jeder Ausgabe wurde ein Gedenkblock in einem Umschlag mit einer Schutzfolie für die gummierte Rückseite hinzugefügt, der einen kompletten Satz enthält. Als Exempel mag die zweite Ausgabe dienen, die den Nationalpark Nikko porträtierte.


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2 sen:  See Chuzenjiko und Berg Nantaisan in Okunikko, 4 sen:  Kegon-Wasserfall,
10 sen:  Schreinbrücke Mihashi, 20 sen : Ayamedaira-See und Berg Hiuchigatake



Der Braunton des niedrigsten Nominalwertes ist bei dieser Ausgabe sehr gelblich ausgefallen; bei allen späteren Ausgaben ist der Ton richtig braun. Die Blockausgaben weisen die Jahreszahl in der neuen patriotischen Zeitrechnung aus, wobei die stolze Zahl 2598 dem Jahr 1938 entspricht.


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Nikko-NP Blocks mit rotem Sonderstempel Tokyo 31.12.1938 bzw. mit schwarzem Lateinstempel TOKYO 29.12.1938


Hier eine Übersicht über die Nationalparkserie I (Vorkrieg) ab Ausgabe 2:

Ausgabe Nr. Thema Ausgabedatum Wertstufen Auflagezahl Marken Auflagezahl Block
2 Nikko 25.12.1938 2,4,10,20 sen 4 Mio - 2,5 Mio. -
500 000 - 500 000
300 000
3 Daisen-Setonaikai 20.4.1939 2,4,10,20 sen 1,5 Mio - 750 000 -
300 000 - 300 000
200 000
4 Aso 15.8.1939 2,4,10,20 sen 1,5 Mio - 750 000 -
300 000 - 300 000
60 000
5 Daisetsuzan 20.4.1940 2,4,10,20 sen 1,5 Mio - 750 000 -
300 000 - 300 000
42 000
6 Kirishima 21.8.1940 2,4,10,20 sen 1,2 Mio - 1 Mio. -
350 000 - 350 000
50 000
7 Daitun-Yushan 10.3.1941 2,4,10,20 sen 1,4 Mio - 1,2 Mio. -
350 000 - 350 000
76 000
8 Xueshan-Tailuge 10.3.1941 2,4,10,20 sen 1,4 Mio - 1,2 Mio. -
350 000 - 350 000
76 000


Die beiden letzten, gleichzeitig ausgegebenen Sätze präsentieren Nationalparks, die in Taiwan eingerichtet wurden, das seinerzeit trotz der chinesischen Einwohner als Teil des großjapanischen Reiches galt.


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Auf Souvenirkärtchen verkaufter Satz der Daitun-Yushan-NP Serie, Sonderstempel Alishan 10.3.41


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Serie Xueshan-Tailuge Nationalpark mit Specimen-Aufdruck


Sammler wissen zu berichten, dass die Schutzfolie, die das Ankleben des Blocks an dem dazugehörigen Umschlag verhindern sollte,
diese Aufgabe zwar tatsächlich tadellos erfüllte, aber ihrerseits mit der Gummierung des Blocks gern eine intime Liaison einging, was bei dem feuchtheißen Sommerklima Japans verständlich ist, weshalb ungebrauchte Blocks mit makelloser Gummierung heute gesucht sind.


58  Andere Markenausgaben bis Anfang 1942

Im gleichen Zeitraum erschienen nur vier wirkliche Sondermarken-Ausgaben. Es gab nicht allzu viel zu feiern. Der Tenno war noch jung, sein fünftes Kind und ältester Sohn Akihito war erst 9 Jahre alt. Seit in Japan die schwachsinnige Samurai-Ideologie von der angeblichen Minderwertigkeit der Frauen vorherrscht, kommen Töchter für die Thronfolge nicht mehr in Betracht, obwohl im Altertum einige der fähigsten japanischen Herrscherpersönlichkeiten Frauen gewesen sind. Jedenfalls war Akihito noch nicht zum Kronprinzen ernannt worden, und im Reich spürte man, dass Kolonien und Kriege nicht nur den Nationalstolz kitzeln, sondern auch Kosten verursachen. Schon 1942 musste das Porto erneut erhöht werden; die Kriegswirtschaft befeuerte eine Inflation, die zunächst schleichend begann, aber allmählich spürbar Fahrt aufnahm.
Da Japan sich durch die Wahl des Veranstaltungorts Tokyo für die Internationale Rotkreuz-Konferenz 1934 noch immer geschmeichelt fühlte, stand diese Institution weiterhin in hohem Ansehen, und ihr 75jähriges Jubiläum war der japanischen Post eine Serie von vier Briefmarken wert, die am 15.November 1939 erschien, nur zwei Jahre nach dem Massaker von Nanjing, bei dem Japans Armee gegen sämtliche Grundsätze des Roten Kreuzes verstoßen hatte. Aber es muss noch einmal betont werden, dass die Militärs ihr eigenes Süppchen kochten und der japanischen Regierung und dem Parlament das blanke Hinterteil zu zeigen pflegten, im übertragenen Sinne. Hiermit lässt sich erklären, dass die Bevölkerung nach dem Krieg mit ungläubigem Staunen vernahm, welche Schandtaten ihre Söhne in der Armee im Namen des Vaterlands begangen haben sollten. Eine überwältigende Mehrheit des japanischen Volkes hält diese Berichte auch heute noch für fake news, für grotesk übertriebene ausländische Propaganda.


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Rotes Kreuz über dem japanisch beherrschten Ostasien, und Sano Tsunetami, Gründer der japanischen Sektion des Roten Kreuzes
Viererblocks mit Sonderstempel Osaka 17.11.1939


Die Auflagen der Serie sind wie folgt:  2 sen und 4 sen je 2,2 Mio., 10 sen und 20 sen je 290 000 Stück.

In zwei Etappen wurde die nächste Sonderausgabe verausgabt, die im Jahre 1940 die Reichsgründung vor angeblich 2600 Jahren feierte. Der heutige Stand der Forschung datiert eine erste dominierende Reichsform auf frühestens Mitte des 3.Jhs, Spuren eines Herrscherkults durch aufwendige Tumuli (kofun) lassen sich ab etwa dem Jahre 300 nachweisen. Die erste historisch
 fassbare Persönlichkeit auf dem Kaiserthron war Suiko; diese Kaiserin regierte 592-628 und gilt in der offiziellen mythologisch-historischen Genealogie als 33.Tenno der japanischen Dynastie. Als "Tenno" wurden Kaiser/innen jedoch erst ab der Regierungszeit von Kaiserin Jito (reg. 686-97) bezeichnet.
Zur Frühlingsfeier des 2600-Jahre-Jubiläums, zu dem Richard Strauss die Festmusik komponierte, wurden am 11.Februar 1940 die Marken zu 2 sen und 10 sen verausgabt, und zur Herbstfeier am 10.November die Marken zu 4 sen und 20 sen. Zum ersten Mal seit 1936 waren alle Marken des Satzes bildverschieden.


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Die Frühlingsausgabe zur 2600 Jahrfeier

Die Frühlingsausgabe zeigt einen Falken vor Sonnenstrahlen als Symbol des angeblich von der Sonnengottheit abstammenden Kaiserhauses sowie Ayu-Fische und einen Krug. Sie stehen als Symbol für die Mythologie, in welcher diese erwähnt werden. Rechts findet man vier Schriftzeichen, die "alle Welt ein Haus" bedeuten, aus einer sehr alten Chronik stammen und in diesen Jahren als Rechtfertigung der japanischen Expansion herhalten sollten, im Sinne von "Alles unter einer (nämlich japanischer) Herrschaft".


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Die Herbstausgabe zur 2600 Jahrfeier


Die abgebildeten Gipfel des Takachiho-Gebirges nehmen Bezug auf die Worte in der Nationalhymne, dass das Kaiserhaus so lange bestehen möge, bis die Felsen der Berge zu Staub vergehen; der Palast auf der Marke zu 20 sen ist eine Ansicht des Kashihara-Schreins in Nara, in dem Jinmu Tenno, der angeblich erste japanische Kaiser, verehrt wird. Jinmu ist laut Mythologie der Ururenkel der Sonnengottheit Amaterasu und von ihr mit den drei Reichsinsignien Schwert, Spiegel und Juwel ausgestattet und nach Japan gesandt worden. Er landete der Legende zufolge in Hyuga auf der Insel Kyushu und zog weiter nach Honshu in das Gebiet Yamato (die Region um Nara), wo er das Reich gründete. 
Die im Stichtiefdruck hergestellte Serie hat die folgenden Auflagezahlen:  2 sen 3,45 Mio., 4 sen 10,88 Mio., 10 sen 570 000, 20 sen 1,07 Mio.
Stück.


20063

Auch die Menschen in der Mandschurei hatten mitzufeiern:
Löwentanz auf einer der von Manshukoku verausgabten Marken zum gleichen Anlass


Am 25.Oktober 1940 gab es noch zwei neue Marken in Erinnerung an die Einführung der Schulpflicht für Knaben vor 50 Jahren durch ein kaiserliches Edikt. Die Nennwerte sind 2 sen und 4 sen für Inlandspost; abgebildet ist die Aushändigung des Edikts auf der einen, die Worte "Treue und Gehorsam" auf der anderen Marke, womit das Ziel der schulischen Ausbildung in Japan gemeint ist:  Treue zum Vaterland und Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, die Grundtugenden des Bushido, der Ideologie der Samurai, die gerade in diesen Jahren ihre Untauglichkeit bewies und Japan vollends in den Abgrund ritt. Aber die Parolen, mit denen eine idealistische Jugend zu willigem Kanonenfutter verdummt wird, gleichen einander in aller Welt.


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Eine Marke (links) ist im Stichtiefdruck, eine Marke (rechts) im Rotationstiefdruck hergestellt


Die Auflage der 2 sen beträgt 5,82 Mio., der 4 sen 5,59 Mio. Stück.

Der Krieg Japans sah auf einen ersten Blick wie ein Triumph aus; aber dass die Eroberung Singapores eine eigene Briefmarkenausgabe wert war, zeigt, dass Japan sich bei seinen Raubzügen durch Asien bereits schwer tat. Nachdem in China kein Vorankommen mehr möglich war, hatte Japan seine Kriegsmaschinerie auf Südostasien losgelassen und unter hohen Verlusten den britischen und mit ihnen alliierten australischen Truppen Malaya entrissen. Im Februar 1942 fiel Singapore nach längerer Belagerung und verlustreichen Kämpfen. Aber es war einer der letzten Siege. Im Glauben an die Unbezwingbarkeit seiner Truppen hatte Japan kurz zuvor, am 7.Dezember 1941, mit dem Überraschungsangriff auf die US-Flotte im Hafen von Pearl Harbor auf Hawaii den Eintritt der antijapanisch agierenden USA in den Krieg verhindern oder zumindest verzögern und die Seestreitmacht ausschalten wollen, aber der Feind, den sich Japan damit schuf, war für das größenwahnsinnige Kaiserreich eine Nummer zu groß.
Weil der Erfolg in Singapore sich nicht im Voraus planen ließ, reagierte die japanische Post mit einem Überdruck auf die Marken der laufenden Dauerserie, verausgabt am 16.Februar 1942, und weil die Armee mehr denn je auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen war, wurde auf diese Marken ein Zuschlag von 50% des Nennwerts erhoben.


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Sonderausgabe mit Zuschlag zum Fall von Singapore, Sonderstempel Tokyo 22.2.1942
der dunkelrote Aufdruck auf der grünen Marke ist schwer zu erkennen und wird leicht übersehen


Von der 2 sen Marke wurden 5,68 Mio. von der 4 sen Marke 5,61 Mio. Stück überdruckt.

Von dem Gewinn, den die Kolonien erbrachten, hatte die Bevölkerung in Japan nichts; er wurde in die Aufrüstung gesteckt oder wanderte in die Taschen der Großkonzerne. Die Kosten aber mussten selbstredend alle tragen; ein neuer Trick war das Postsparen. Überall wurde Werbung gemacht, jeder Schüler hatte ein Sparbuch. Ein paar sen einzahlen und später einen Yen kassieren, das Graswurzelsparen zog den ärmsten Leuten, vom Schüler bis zur Uroma, die Münzen aus der Tasche. Die Regierung nutzte diese Einlagen zur Finanzierung ihrer Kriegsabenteuer, und druckte fleißigst Geld, um den Sparern ihre vermeintlichen Zinsgewinne auszahlen zu können, aber im gleichen Tempo nahm die Geldentwertung zu, und wer seine Ersparnisse nicht schleunigst wieder zu Geld machte, war sie wenige Jahre später vollends los.
Auf dem Höhepunkt der Postsparpropaganda winkte eine neue Prämie:  Auf das Sparformular für 50 sen, das am 1.Juli 1941 aufgelegt wurde, brauchte man nur 40 sen an Spargroschen aufzukleben; ein Feld war schon als Prämie oder Vorauszins mit einer vorgedruckten Briefmarke zu 10 sen versehen 
und das ist der Knüller:  Diese Marke konnte man auch ausschneiden und für seine Post verwenden, sie war voll frankaturgültig.


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Postsparblatt mit eingedruckter Briefmarke, links mit Musteraufdruck, rechts mit Gefälligkeitsstempel Tokyo  9.7.1943


Das Motiv zeigt Ninomiya Sontoku, ein Bündel gesammeltes Holz auf dem Rücken und ein Buch in der Hand, der in Japan als Muster des tugendsamen Schülers gilt, der noch beim Arbeiten Bücher liest und sich weiterbildet. Eigentlich war Ninomiya Takanori (1787-1856), wie er wirklich hieß, ein guter Administrator, verstand etwas von Volkswirtschaft und Philosophie und brachte es trotz niederster Herkunft zum Verwalter einer großen Domäne.  
Auf den Leerfeldern des Postsparvordrucks stehen sinnreiche Sprüche wie "1. Treue, 2. Gehorsam, 3. Sparen" oder "Durch Sparen kommt man selbst und das Vaterland voran".


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Auf unadressierten Umschlag aufgeklebte und mit Ersttagsstempel Wakayama 1.7.1941 entwertete Postsparmarke
und unten ein loses, bedarfsgebrauchtes Exemplar


Tatsächlich zur Frankatur verwendete Postspar-Marken sind sehr selten, damit frankierte Briefe sind ebenso echte Raritäten wie voll beklebte und sinngerecht verwendete, aber nicht eingelöst erhalten gebliebene Sparblätter. 


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