Der
31.August 1947 wurde von der US-Militäradministration zum
letzten Gültigkeitstag aller Vorkriegsmarken mit Motiven, die
direkt oder indirekt mit dem Krieg zu tun haben, erklärt. Ab
dem 1.September 1947 durften keine
Marken mit martialischen,
patriotischen, shintoistischen Motiven oder Ansichten aus vormals
besetzten
Gebieten mehr verwendet werden. Einige Sammler
fabrizierten "Letzttagssouvenirs"
mit Stempeln des 31.8.1947
auf fast
allen Dauermarken, die am
Folgetag ungültig wurden.
Verkauft
wurden sie längst nicht mehr, nun wurden sie auch
ungültig:
Marken mit patriotischen, militärischen oder
shintoistischen
Motiven
Abgesehen vom Aussortieren dieser Propagandamarken sind im Prinzip alle
japanischen Briefmarken ab der U-Kobanserie von 1883 unbegrenzt
frankaturgültig. Wer für einen Differenzbetrag von 10
yen
zufällig nur eine ungebrauchte Marke im Jingu Kogo Design zur
Hand
hat, kann sie problemlos auf seinen Brief pappen, sofern es ihm nichts
ausmacht, dass diese Marke ungebraucht für ca. 2500 €
gehandelt
wird, gebraucht aber nur einige cents wert ist. Allerdings gibt es in
Japan eine Postvorschrift, dass die Gefälligkeits-Abstempelung
loser Marken und Blocks nur dann gestattet ist, wenn pro Stempelabdruck
der Gegenwert des jeweils gültigen Portosatzes für
eine
Postkarte Inland entwertet wird. Alles, was darunter liegt, kann zwar
frankiert, aber nicht lose am Schalter entwertet werden.
Einige jüngere Schalterbeamte kennen diese Regelung nicht,
werden
aber in der Regel den Vorgesetzten fragen, ob der Wunsch des Kunden
statthaft ist, und in Japan wird niemand zum Leiter einer Postfiliale
befördert, der nicht sämtliche Vorschriften auswendig
herunterrasseln kann.
Die letzte
ungezähnt ausgegebene Dauermarke wies eine Neuerung
auf, die in die Zukunft wies, denn der Landesname und die japanische
Nominale erschienen jetzt von
links nach rechts geschrieben. Sie ersetzte die bild- und
nominalgleiche Marke,
die vor Kriegsende erschienen war, trug aber wie die anderen
Nachkriegsausgaben den bescheidenen Landesnamen "Japanische
Post".
Pflaumenblütenmotiv
mit neuer linksläufiger Landesbezeichnung
Untenstehend
die übliche Übersicht über die
erste neu ausgegebene Nachkriegs-Dauerserie, in der die weiter
postläufigen Marken
zu 10, 20 und 50 sen nicht erneut enthalten sind.
Ungezähnte
Dauermarken 1946/47 |
Nominale |
Markenbild |
Gummierung |
Ausgabedatum |
15
sen |
Maejima
Hisoka |
ohne |
20.November
1946 |
30
sen |
Pagode |
ohne |
10.August
1946 |
30
sen |
Pagode |
mit |
März
1947 |
1
yen |
Mt.
Fuji |
ohne |
1.August
1946 |
1.30
yen |
Wildgänse |
ohne |
15.September
1946 |
1.50
yen |
Kintai-Brücke |
ohne |
20.November
1946 |
2
yen |
Kiyomizu-Tempel |
ohne |
1.Dezember
1946 |
5
yen |
Goldfisch |
ohne |
15.November
1946 |
5 yen |
Goldfisch |
mit |
Februar
1947 |
10
yen |
Pflaumenblüten |
ohne |
7.März
1947 |
50
yen |
Maske |
ohne |
1.November
1946 |
100
yen |
Pflaumenblüten |
ohne |
15.November
1946 |
Es
ist
vielleicht interessant zu wissen, dass drei der Designer dieser neuen,
zivilen Marken auch schon an der Gestaltung der letzten, martialischen
Serie beteiligt waren, aber man soll ja nicht mit dem Finger auf
Menschen zeigen, die sich nach dem Krieg ein demokratisches
Mäntelchen
überhängten; das Phänomen ist international
und
auch aus Deutschland wohlbekannt.
66
Die schwierige
Rückkehr zur Normalität
Im
Laufe des
Jahres 1946 schaffte es die
Post,
wieder anzufangen
mit Perforieren und Gummieren. Noch war man
nicht so weit, eine neue, einheitliche Nachkriegs-Dauerserie
aufzulegen, sondern behalf sich mit Flickwerk. Einige der bisher
ungezähnt ausgegebenen Marken wurden in
späteren Auflagen
gezähnt, andere blieben ungezähnt, wurden aber
gummiert, und
während dieses gewaltigen Durcheinanders ging die
Geldentwertung weiter
und neue Wertstufen wurden benötigt. Man kann wohl sagen, dass
die
Post von den Umständen getrieben war und Mühe hatte,
nachzukommen und den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Eine Sache lag dem Kommunikationsministerium aber ganz offenkundig am
Herzen. 1946 war das
Jubiläumsjahr des 75jährigen Bestehens der
japanischen Post,
und dazu sollte eine Serie Sondermarken ausgegeben werden, die sich
nicht zu schämen brauchte. Dass sie zwar verspätet,
aber noch
innerhalb des Jubiläumsjahres, nämlich am 12. Dezember
1946
fertig wurde, ist ein kleines Wunder, zeigt aber, dass die patriotische
Energie des absoluten Siegeswillens sich nun auf produktivere Ziele
richtete als auf die Kolonialisierung unwilliger Völker
Asiens.
Maejima-Denkmal,
Postglocke (s.Kap.1), Drachenmarke und Postflagge vor Schwalben
und Funkwellen
Vermutlich waren die Verantwortlichen stolz auf ihre Leistung, einen
präsentablen Satz aus vier unterschiedlichen Werten, halbwegs
sauber
gezähnt
und gummiert, im teuren Stichtiefdruck vorgelegt zu haben,
während
die normalen Postkunden noch mit Schere und Kleister hantierten, um
ihre Post zu frankieren. Der oben abgebildete schwarze Stempel vom
14. April 1951 wurde in Niigata zur Einweihung des
Maejima-Gedenkparks aufgelegt, was gut zu der Briefmarke
passt.
Zu
dieser Sonderausgabe wurde
sogar ein Gedenkblock aufgelegt, ohne Gummierung und Perforierung zwar,
aber auf Büttenpapier.
Spezialisten
unterscheiden eine teure, sehr kleine Erstauflage und eine billige, größere Nachauflage
Die Auflagen dieser Serie sind für alle Marken je 500 000
Stück und für den Block 51 000 Stück, wovon
ca. 2%, nämlich 1000 Blocks, auf die
Erstauflage, und der Rest auf die Nachauflage entfallen.
Portogerechte Einzelfrankaturen findet man von dieser Serie nur selten;
dafür waren die Portosätze zu kurz in Kraft. Aber
zusammen
mit den Vorkriegsdauermarken, die noch gültig waren,
sind sie als Teilfrankatur oft anzutreffen wie auf dem unten gezeigten
Brief mit eingedruckter Marke, die das Parlament abbildet, als Teil des
korrekten Briefportos von 1,20 yen.
Brief
von Kobe nach Tomioka / Präfektur Gunma, 25.11.1947
Nun wurde es jedoch höchste Zeit, auch die Dauermarken auf ein
erträgliches Niveau zu liften, Ministerium und Druckerei
hatten
viel zu tun. Der Fortschritt lässt sich am besten an der Marke
zu
30 sen ablesen, von der innerhalb von sieben Monaten 6 verschiedene
Ausfertigungen in den Verkehr gelangten.
|
mm |
|
Obere
Reihe von links nach rechts: Geschnitten ungummiert, geschnitten
gummiert, farbig durchstochen gummiert
Untere
Reihe v.l.n.r.: Gezähnt ungummiert, gezähnt gummiert,
desgl. mit linksläufiger Beschriftung
Man sollte noch erwähnen, dass es bei dieser Ausgabe
zusätzlich noch Varianten beim Wasserzeichen und in der Art
der
Zähnung gibt, aber das ist wieder eine Spielwiese für
Spezialsammler.
Den Markenbogen per Durchstich zu perforieren anstatt ihn zu
zähnen ist ein einmaliger Versuch in der japanischen
Posthistorie;
der Durchstich ist so effektiv, dass der Bogen, sofern man ihn nicht
behandelt wie ein rohes Ei, wie
Laub im Herbst in
lose einherflatternde Einzelmarken auseinanderfällt.
Es blieb wahrhaftig noch viel zu tun.
Vom Innenministerium kam eine Anweisung, die vorherigen patriotischen
Auswüchse in allen
Bereichen möglichst bald rückgängig zu
machen. Zur
Jahreszählung diente wieder der westliche
Kalender, die Lateinstempel sollten zügig von
NIPPON auf JAPAN umgestellt und die waagerechte Schreibung künftig einheitlich linksläufig erfolgen, was der
Schreibschrift per
Federhalter dienlich war. Die erste Marke, deren Landesname von links
nach rechts geschrieben erschien, war die
10 yen aus der geschnittenen und ungummierten Serie.
Alles auf einmal umzusetzen war ein bisschen viel für die
Briefmarkendrucker, sie kamen einfach nicht mit. Gerade erst waren die
Portosätze erhöht worden, jetzt brauchte man dringend
Marken
zu 35 und 45 sen, um die Differenzbeträge zwischen dem alten
und
dem neuen Porto (35 sen für Postkarten zu 15 sen, 45 sen
für
die noch vorrätigen älteren Postkarten zu 5 sen) zu
decken,
und eine andere Marke zu 10 yen, damit sie
nicht mit der farb- und bildgleichen Marke zu 100 yen verwechselt
würde. Für die Marken der Differenzbeträge
war kein
elaboriertes Design nötig, sie mussten schnell her, Ziffer
genügt, fertig. Für die anderen Wertstufen griff man
auf
bisherige Designs zurück, die teilweise leicht modifiziert
wurden,
und nur die Werte zu 5 yen und 10 yen erhielten ganz neue
Markenbilder. Warum der Goldfisch nicht am Leben blieb, ist unklar,
aber
vermutlich fragten sich die Leute, was er wohl mit der japanischen
Kultur zu
tun haben könnte. Da lag die Tradition des Walfangs doch
näher. Marken mit einem Nennwert von weniger als einem Yen
würde man bald nicht mehr benötigen, denn die
nächste
Portoerhöhung war schon in Planung; so lange mochten Pagode
(30 sen) und Kumpels (50 sen) noch dafür herhalten;
sie kamen
jetzt gezähnt und
gummiert an die Postschalter, genau wie die beiden Höchstwerte
zu
50 yen und 100 yen.
Alle
gezähnt und gummiert, aber mal rechtsläufige, mal
linksläufige Landesnamen
Jetzt, im März 1948, lag eine ganz passable Briefmarkenserie
vor,
gezähnt und gummiert, die aber zwei Fremdkörper
enthielt. Auf
der Marke zu 50 sen prangte noch immer der rechtsläufige
Schriftzug "Post des
Kaiserreichs Großjapan", und auf der Marke zu 100 yen war die
Schrift ebenfalls immer noch rechtsläufig.
Hierzu muss gesagt werden, dass die normale Schreibweise der
japanischen (und chinesischen) Schrift von oben nach unten ist, und die
Zeilen von rechts nach links gereiht werden. Wenn man schon waagerecht
schreiben wollte, was eher ungewöhnlich war, dann
sagte der
Instinkt, dass die Zeichen von rechts nach links laufen sollten wie die
Zeilen. Ein Pinsel wird anders gehalten als ein Kugelschreiber oder
Bleistift; auch ein Rechtshänder kann von rechts nach links
schreiben, ohne die Tusche zu
verschmieren. Aber da Schriftzeichen keine Buchstaben sind,
ist es
im Prinzip egal, ob man von rechts nach links oder umgekehrt schreibt.
In der 1949 ausgerufenen Volksrepublik China wurde die
linksläufige Schreibweise ebenfalls bei
Staatsgründung sofort
durchgesetzt, in Taiwan hingegen erst ab 1.Januar 1998.
Seltsamer war das Revival des Großjapanischen Kaiserreichs
auf
der Marke zu 50 sen, die erst am 16. März
1948 als allerletzte
dieser Serie in gezähnter Version das Licht der Welt
erblickte.
Warum hatte man sie nicht längst ersetzt ?
Dies war in der Tat vorgesehen, und Marken in neuem Design waren
entworfen und gedruckt. Abgebildet waren Bonito-Fischer, und die
dunkelgrüne Marke hätte nur ausgeliefert und verkauft
werden
müssen. Es ist eines der Rätsel der japanischen
Postgeschichte, warum die fertigen Marken zurückgezogen und
vernichtet wurden, und stattdessen die patriotischen Bergleute wieder
aus ihrer Grube gestiegen kamen.
Niemals
ausgegeben, die fertige Auflage vernichtet: Bonito-Fischer 50
sen
Natürlich gibt es Vermutungen. Die eine lautet, dass der
Direktor,
der den Auftrag zum Druck dieser Marke an eine private Firma in Osaka
vergeben hatte, zum Minister zitiert und zusammengestaucht worden sei,
warum er die Marke nicht bei der Reichsdruckerei habe herstellen
lassen. Der Herr Minister hatte vermutlich keine Ahnung, dass in der
Druckerei die notdürftig reparierten oder neu
zusammengeschraubten Maschinen
heiß liefen, weil das Briefporto schon wieder steigen sollte,
und
zwar auf 5 yen ab 10.Juli
1948. Außerdem begann die Post,
ziemlich wild Gedenkmarken zu produzieren, um von den Sammlern ein
Scherflein zum Wiederaufbau des Betriebs zu kassieren.
Eine andere in Japan kursierende Theorie klingt noch
gehässiger,
ist aber so kurz nach dem
Krieg durchaus nicht abzutun. Der Inhaber der Druckerei in Osaka, so
stellte
sich nämlich heraus, war kein Japaner, sondern Koreaner, was
den
Wutausbruch des Ministers erklären würde und
für die
Entscheidung, die Marke nicht auszugeben, entscheidend gewesen sein
könnte. Dass in vielen Ämtern noch die alte Denke
vorherrschte, ist aus der Adenauerzeit auch für Deutschland
bekannt.
Wie dem auch sei, die Zeit, in der Marken zu 50 sen noch
benötigt wurden, ging ohnedies ihrem Ende zu.
Gezähnte Dauermarken
1946/48 |
Nominale |
Markenbild |
Gummierung |
Ausgabedatum |
30
sen |
Pagode |
ohne |
Oktober
1946 |
30
sen |
Pagode |
mit |
März
1947 |
30
sen |
Pagode,
durchstochen |
mit |
26.September
1946 |
30
sen |
Pagode,
Landesname von links |
mit |
12.Februar
1947 |
35
sen |
Ziffer |
mit |
15.April
1947 |
45
sen |
Ziffer |
mit |
1.Mai
1947 |
50
sen |
Bergleute |
mit |
16.März
1948 |
1
yen |
Maejima
Hisoka |
mit |
10.August
1947 |
1.20
yen |
Pagode |
mit |
15.Mai
1947 |
4 yen |
Wildgänse |
mit |
1.September
1947 |
5 yen |
Walfang |
mit |
10.Juni
1947 |
10
yen |
Vögel
und Passionsblumen |
mit |
15.Mai
1947 |
50
yen |
Maske |
mit |
Juli
1947 |
100
yen |
Pflaumenblüten |
mit |
Juli
1947 |
67
Neue Verfassung und altes
Denken
Die erste Gedenkmarken-Serie des Jahres 1947 kam am 3.Mai zum Verkauf.
Da kostete eine Postkarte 50 sen und ein Brief 1,20 yen. Man
frage
mich nicht, wozu die Nominale von 1 yen taugte; die Postleute wussten
es vermutlich selbst nicht. Vielleicht war man ja sogar im Ministerium
davon
überrascht worden, dass ein Auslandsbrief nicht mehr, wie noch
bei der
letzten Sonderserie, 1 yen, sondern mittlerweile 4 yen kostete.
Büttenpapier war für das Thema der Ausgabe, die neue
japanische Verfassung, zu schade, denn dieses ungeliebte Ding, in
weiten Teilen von den Amerikanern diktiert, nahm den Nationalisten ihr
liebstes Spielzeug weg, nämlich die gehorsam in den
Tod stürmende Kamikaze-Armee. So erschienen
die Marken auf ebenso holzigem, graustichigem Papier wie der dazu
verausgabte Gedenkblock. Der wurde trotz des schäbigen Papiers
zum
verdoppelten Preis, nämlich zu 3 yen verkauft, die Post wollte
daran kräftig mitverdienen. Auf Geheiß von oben, die
Verfassung
tunlichst in allen Köpfen zu verankern, wurde die Ausgabe samt
Block in wahren Mengen gedruckt, damit sich jeder mit der
ungewohnten Demokratie anfreunden
konnte.
Auch
der Specimen-Aufdruck erfolgte jetzt linksläufig
Ungezähnt
und ungummiert auf graugilbigem Holzfaserpapier -
Verfassungsblock
mit Ersttagssonderstempel Fukuchiyama 3.5.1947
Dass die junge Mutter trotz des aufkommenden Kalten Kriegs und des
Koreakriegs im Nachbarland einer friedlichen,
prosperierenden Zukunft für das Kind auf ihrem Arm
entgegensehen
durfte, verdankte sie tatsächlich der Friedensverfassung, die
auf
dem Wert zu 1 yen mit einem Blumenstrauß
begrüßt
wurde. Dies war ebenso ein tatemae
(so nennen Japaner die "nach außen gezeigte Fassade") wie der
eigens auch auf Englisch wiedergegebene Wortlaut des Geistes der neuen
Verfassung. Vor allem die Männer knirschten mit den
Zähnen,
um ihr honne,
den im "wahren
Inneren" brodelnden Unmut über die von den Siegern
aufgezwungene,
schlappe Friedensverfassung zu verbergen. Vielleicht war ja auch das
hartnäckige Überleben der großjapanischen
Bergleute auf
der Dauermarke zu 50 sen ein klammheimlicher Akt der
Résistance
alter Betonköpfe im Kommunikationsministerium gewesen.
Philatelisten sind gleichmütiger. Um ihre Sammlung komplett zu
halten, kaufen sie alles, was die Post produziert, und haben kein
Problem damit, im gleichen Album auf der einen Seite "Nieder mit dem
Reich der Feinde" und drei Seiten später die "Inkraftsetzung
der
Friedensverfassung" zu präsentieren, mit Ersttagsstempel und
Foto
des Parlamentsgebäudes. Sie sind Historiker, die kommentarlos
die
Zeitläufte dokumentieren.
Ersttagsbrief mit
Sonderstempel Takamatsu 3.5.1947 nach Kanazawa (Präfektur
Ishikawa)
Wegen der rasch ansteigenden Portosätze suchten normale
Postkunden, möglichst schnell alte Briefmarkenvorräte
loszuwerden und frankierten alles, was nicht ungültig
geworden war, solange es noch zu mehr taugte als zum Tapezieren der
Papiertüren. Dass auf den Postämtern auch teilweise
noch
Chaos herrschte, zeigen die Tagesstempel, die eigentlich auf den
Müll gehörten, aber noch immer nicht ersetzt waren,
während die Post schon wieder Sonderbriefmarken und -stempel
fabrizieren ließ. So kam es durchaus nicht selten vor, dass
sich auf einem Brief, der von einer Stempelruine bearbeitet worden war,
die neue Verfassung und die für das großjapanische
Reich
Kohle schürfenden Kumpels zu friedlicher Koexistenz vereinen.
Eilbrief
von Kochi 6.5.1947 nach Gifu, Gebühr beträgt 5,20 yen
- 10 sen unterfrankiert, aber nicht beanstandet
Die Auflagen der Verfassungs-Serie sind 10,8 Mio. (50 sen) bzw. 10,4
Mio. (1 yen) Stück, und vom Block wurden immerhin 600 000
Stück gedruckt.
Die Post gab nun, um Geld in die leeren Kassen zu schaufeln, im
Rekordtempo neue Gedenkmarken und Blocks heraus, die nicht mehr alle
aufgeführt werden sollen. Nur einige Beispiele
sollen zeigen,
wie etwa aus der laufenden Dauerserie ohne Kosten für neues
Design
ratzfatz neue Postprodukte gemacht wurden, die den Sammlern das Geld
aus den Taschen zogen. Alle Beispiele sind alleine aus den Jahren 1947
und 1948.
15.Mai 1947: Briefmarkenausstellung in Tokyo, Auflage 300 000
Blocks.
Warum
dieser Block von Sammlern in Japan "der Aal" genannt wird, braucht wohl
nicht erläutert zu werden
19. August 1947: Briefmarkenausstellung in Kyoto, Auflage 150
000 Blocks, und 1.
November 1947: Woche der Philatelie, Auflage 2,88 Mio. Blocks.
|
|
Der
Specimen-Aufdruck liest sich noch von
rechts nach links,
ebenso
wie der Landesname |
Die
Auflage war
so riesig, dass dieser Block sehr lange vorrätig blieb |
27. November 1947: Briefmarkenausstellung in Sapporo, Auflage
100 000 Blocks.
Auch
die großjapanischen Kumpels dürfen in diesem Reigen
nicht fehlen
8. März 1948: Kommunikationsausstellung in Osaka,
Auflage
250 000 Blocks; 11.März 1948, dasselbe in Nagoya, Auflage
170 000 Blocks.
Jetzt
hatte die Post schon den Trick heraus, mit einer geänderten
Inschrift (Ortsname, unten Mitte) einen Block zweimal zu verkaufen....
3. April 1948: Briefmarkenausstellung in Mishima, Auflage 80
000 Blocks, und 18.
April 1948: 100.Todestag von Hokusai, Auflage 150 000 Blocks.
...und
auch den Trick, ihn mit einem Aufdruck ein drittes Mal zu Geld zu
machen -
auch ein Ladenhüter lässt sich auf diese Weise noch
einmal aufpeppen und neu verkaufen
Außer
diesen Beispielen kamen noch viele weitere Sondermarken an die
Postschalter. 1947 waren es insgesamt 10 Ausgaben (10 verschiedene
Briefmarken und 6 Blocks), und 1948 gab es doppelt so viele,
nämlich 20 Ausgaben (13 verschiedene Briefmarken und 12
Blocks).
68
Briefmarken ohne
Chrysanthemum
Gleich
nach Kriegsende rollten auch im
Kommunikationsministerium einige Köpfe. Nicht so viele, dass
es
schmerzte, aber wer bleiben wollte, musste an der Demokratisierung des
Postwesens mitwirken. Die ersten Auswirkungen waren schon vor dem
Inkrafttreten des neuen Postgesetzes sichtbar geworden; der Landesname
war geändert worden, die martialisch-patriotischen Marken
waren vom
Verkauf zurückgezogen worden, neue, zivile Designs kamen
hinzu. Aber
jetzt kam es noch happiger: Es wurde beschlossen, auch das
Chrysanthemum, das kaiserliche Wappen, von den Briefmarken zu
entfernen, es sei denn, die Ausgabe habe etwas mit der Tenno-Familie zu
tun. Schließlich war Japan mit amerikanischer
Geburtshilfe als
parlamentarische Demokratie wiedergeboren worden, und obgleich es noch
eine Generation dauerte, bis die Demokratie von den Lippen in die
Köpfe
vorzudringen begann, wurde zumindest am demokratischen Lack poliert,
damit er nach
außen hin funkelte.
Das neue
Postgesetz trat am 1.Januar
1948
in Kraft; auf die Postkunden hatte es erst am 10.Juli Auswirkungen, die
aber nicht sehr erfreulich waren: Die Portosätze wurden mehr
als
vervierfacht. Eine Postkarte zu versenden kostete nun 2 yen, und seine
Briefe musste man mit 5 yen frankieren. Immerhin hatten nun die alten
Kumpels, die
unter Tage
noch immer
für den Endsieg
bohrten, endlich ausgedient und konnten in Pension gehen.
Vier neue Dauermarken präsentierten sich zum Entsetzen der
Gestrigen nun republikanisch, nämlich ganz ohne Chrysanthemum,
zum ersten Mal
seit 1872.
Die beiden Marken mit den Ziffern sollten die Differenz zwischen den
alten und den neuen Portosätzen ausgleichen, 1,50 yen
für
Postkarten (von 50 sen auf 2 yen), und 3,80 für Briefe (von
1,20 yen
auf 5 yen). Sie erschienen beide verspätet am 10.September
1948, als die
Portoerhöhung bereits zwei Monate lang in Kraft war. Die Marke
zu
2 yen war allerdings rechtzeitig da, seit dem 10.Januar 1948, und war
daher die erste japanische Marke ohne Chrysanthemum seit den
Drachenmarken vom allerfrühesten Beginn der neuzeitlichen
japanischen Post. Die Marke zu 10 yen ersetzte die im gleichen Design,
aber Querformat erschienene vorige 10 yen –
vielleicht hatte der damalige Minister etwas
gegen Querformate.
Bei solchen Preissprüngen mussten die Bürger, die
noch
ältere Briefmarken in der Schatulle hatten,
zwangsläufig in
Panik geraten. Jetzt findet man auf Inlandspost sehr häufig
Belege
mit Frankaturen, die auch dem Unkundigen verraten, dass die Leute beim
Frankieren vor allem dachten: "Weg mit dem Zeug, je schneller desto
besser". Jetzt gab es Multikulti auf den Briefen: Gummierte und
ungummierte, gezähnte und geschnittene, rechtsläufig
und
linksläufig beschriftete Marken, mit und ohne Chysanthemum,
mit
und ohne Großjapanisches Kaiserreich; der Absender hat das
Wesen
der Demokratie vorbildlich erfasst.
Alle
möglichen Sorten von Briefmarken in demokratischer Eintracht:
6 yen Frankatur für eine Drucksache nach einer weiteren
Portoerhöhung.
Drucksache von Nada 17.7.1950 nach Shimosuwa in Nagano
Da alle nicht eigens für ungültig
erklärten Marken, auch aus der Vorkriegszeit, noch
gültig
sind,
erlauben sich einige Sammler auch heute noch ein
Späßle,
indem sie
Marken in der sen-Währung als Teilfrankatur unterbringen,
natürlich
portogerecht, mit "Großjapan", "Kaiserreich" und
Chrysanthemum,
und die Post erkennt sie an und stempelt sie ernsthaft ab. Es ist so
ähnlich, als würde man in Deutschland Marken aus dem
Deutschen Reich, sofern sie nicht gerade den Gröfaz abbilden,
heute noch verwenden dürfen. Der unten abgebildete Beleg ist
mit
genau 50 yen frankiert, dem im Jahre 2008 gültigen Portosatz
für Postkarte Inland, aber die ältesten verwendeten
Marken
stammen aus dem Jahre 1936....
Antwortpostkarte
zu 5 yen eingedruckter Nominale von Kiryu 15.11.2008 nach Yokohama,
portogerecht frankiert;
die Marke zu 2 sen (Schiffsbau) ist allerdings seit dem 1.9.1947
für ungültig erklärt worden,
was dem Postbeamten im Jahre 2008 nicht bekannt gewesen sein
dürfte
Die ersten Sondermarken ohne Chrysanthemum erschienen am 15.August 1947
anlässlich der Wiederzulassung des privaten
Außenhandels.
Dies bedeutete auch die Wiederaufnahme des nahezu
uneingeschränkten Postverkehrs zum Ausland.
Verkauft wurden zwei sehr ähnliche Marken mit der Nominale
für Inland, die zum Datum
der Ausgabe noch bei 1,20 yen lag, und dem Portosatz für
Briefe
ins Ausland zu 4 yen. Briefe ins Ausland sind zu dieser Zeit noch
selten, abgesehen von Post der Besatzungsarmee ins Mutterland USA, die
aber über die US-Feldpost lief und keine japanische Frankatur
trug.
Die
fast bildgleichen Marken zeigen Handelsgüter Japans um 1947 -
noch ohne Sony und Toyota
Die Marken haben eine Auflage von je 5 Mio. Stück.
Bei den ersten Auslandsbriefen waren selbstverständlich die
Briefmarkensammler Pioniere. Sie waren die einzigen, die sofort
brieflich Verbindung ins Ausland suchten wie Miss Masae
Takahashi, die einen Briefmarkenhändler in Omaha / Nebraska
anschrieb und mit der obigen Sondermarke portogerecht frankierte. Die
Luftpost war noch nicht wieder eröffnet, weshalb der Brief in
seinem Umschlag aus
dünnem, holzigem Nachkriegspapier über den
pazifischen Ozean
schaukeln musste, um den Empfänger zu erreichen.
Brief
von Toyokawa
10.5.1948
nach Omaha/Nebraska, USA via Postdampfer
Ein besonderes Anliegen der Menschen im Nachkriegsjapan war,
ähnlich wie im Deutschland der Nachkriegsjahre, das Andenken
an
die Kriegsgefangenen und an die einsitzenden, nicht
aufgehängten
Kriegsverbrecher. Der Unterschied zu Deutschland war, dass Deutschland
die Freilassung der in den Niederlanden und in Italien einsitzenden
Kriegsverbrecher unter der Hand, auf diplomatischem Weg betrieb und nur
die gefangenen Soldaten mit einer Sondermarke
würdigte. In
Japan galten gefangen genommene Soldaten als Feiglinge, wenn sie nicht
Selbstmord begingen. Die Kriegsverbrecher hingegen waren Helden, die als
unschuldig einsitzend betrachtet wurden. Ihnen zu Ehren erschien am
13.Sept.1947 eine Sondermarke unter dem verharmlosenden Titel
"Rechtsschutztag", woran die alliierte Zensur schwerlich
Anstoß
nehmen konnte. Auch die Hand mit dem Maiglöckchen, die als
Design
ausgewählt worden war, erregte keinerlei Argwohn, aber die
Veranstaltungen, die an dem "Rechtsschutztag" stattfanden, machten
deutlich, dass es Japan einzig darum ging, die überlebenden
Kriegsverbrecher möglichst schnell aus alliierter
Gefangenschaft frei zu bekommen.
Mit
dem Titel "Rechtsschutztag" getarnte Gedenkmarke an die gefangenen
Kriegsverbrecher
auf einem sehr frühen Nachkriegsluftpostbrief ins Ausland
Die
Camouflage durch den Titel und das
liebliche Design war so perfekt, dass die Zensur die Ausgabe (Auflage:
3 Mio. Stück) passieren ließ und auch auf Briefen in
die USA
nicht beanstandete. Es ist zudem einer der frühen zivilen
Luftpostbelege der Nachkriegszeit, frankiert mit 4 yen
Auslandspostgebühr plus 60 yen Luftpostzuschlag.
69
Nachkriegsstempel
Bei
den
Stempeln gab es in der Nachkriegszeit überreichlich zu tun. Es
genügte nicht, verschlissene Exemplare zu ersetzen, sondern
die
Liste der Vorgaben war deutlich länger; auch bei den Stempeln
sollte die Inschrift jetzt
linksläufig angeordnet werden, weshalb wirklich alle
Postämter
im gesamten Reich mit neuen Stempeln
zu versorgen waren. Bedenkt man, dass jedes Postamt
unterschiedliche Stempel für Postdienste, Bankdienste, interne
Abrechnungen und Auslandspost verwendete, die überdies noch an
jedem Schalter samt Ersatz mehrfach verfügbar sein sollten,
von Roll- und
Maschinenstempeln an großen Ämtern ganz zu
schweigen, wird
es begreiflich, dass dies nicht von heute auf morgen zu
bewältigen war. Noch
viele
Jahre lang finden sich rechtsläufige und
linksläufige, abgenutzte und brandneue Stempel, solche aus
Gummi neben solchen
aus Metall, solche mit NIPPON und solche mit JAPAN gleichzeitig in
Gebrauch.
Hinzu kommt, dass manche
Postämter, deren Stempel wirklich
nichts mehr taugten, schon vor Kriegsende auf fiskalische Stempel
zurückgegriffen hatten, um ihre Post leserlich zu bearbeiten;
auch
solche findet man nach Kriegsende vereinzelt im postalischen Gebrauch,
bis bessere Stempel greifbar waren.
Fiskalischer
Stempel Hiratsuka mit 3 Sternen für postinterne Abrechnung,
1943 auf Briefsendung (Ausschnitt) verwendet
So trifft man beispielsweise auf Belegen innerhalb der gleichen Woche,
im August 1950, sowohl neue linksläufige als auch alte
rechtsläufige Stempel an, obwohl es sich bei
dem Beispiel unten keineswegs um abgelegene Dorfpostämter
handelt, die bei der Umstellung auf neue
Stempel zuallerletzt an die Reihe kämen.
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rechtsläufiger
Vorkriegsstempel Higashiobase, Osaka,
Datum: 22.8.1950 |
linksläufiger Stempel
Asakusa (Tokyo),
Datum: 26.8.1950 |
Für Stempel
in Lateinschrift
war vom Ministerium angeordnet worden, die
Landesbezeichnung zügig von NIPPON wieder auf JAPAN
abzuändern, und weil diese das Gesicht Japans im Ausland
zeigten,
ging es hier tatsächlich flott voran. Schon 1950 war die
Umstellung so weit abgeschlossen, dass man nur noch sehr wenige
NIPPON-Stempel aus diesem Jahr findet.
Im
Oktober 1948 sieht man auch in Osaka noch den NIPPON-Stempel, aber ab
1950 lautet die Landesbezeichnung fast überall JAPAN
In
Yokohama war der
JAPAN-Stempel schon am 1.11.49 im Einsatz, auf Dienst-Umschlag mit der
Aufschrift "Imperial Post Office"....
Die
in
der Vorkriegszeit häufig verwendeten Gummistempel für
Auslandspost wurden auch in der Nachkriegszeit bis etwa 1951
angefertigt und verwendet, überwiegend mit der neuen Inschrift
JAPAN. Ab 1952 findet man sie nur noch vereinzelt, denn es kamen
vollkomen neu gestaltete Stempel für die Auslandspost zur
Verwendung, die sogenannten Swordguard-Stempel. Ein Swordguard ist der
Handschutz zwischen Griff und Klinge eines Schwertes; die beiden
halbmondförmigen Elemente zwischen Außenkreis und
Datumsbalken haben wohl irgendeinen philatelistischen
Samurai an so einen Gegenstand erinnert, der uns
heute kaum noch geläufig ist.
Einschreiben
von Nagoya Higashi nach Asti, Italien; neue Swordguard-Stempeltype
30.12.1952
Swordguard-Stempel wurden mehrfach
modifiziert, man findet sie in verschiedenen Durchmessern und mit
dicken und dünnen Außenlinien, aber in den 50er bis
60er
Jahren waren sie die üblichen Lateinstempel, die man auf
Auslandspost findet.
70
Luftpost
Bis
Kriegsende war die japanische Luftpost auf das Inland und die besetzten
Gebiete beschränkt; Auslandspost lief stets via Sibirien oder
per
Linienschiff. Nach dem Krieg wurde die Luftpost endlich richtig
international. 1947 beflogen US-Maschinen
die
Strecke in die USA und
beförderten
auch Post aus Japan.
Ab 1948 konnten
einige europäische Länder, im Folgejahr endlich die
meisten
Erdteile per Luftpost aus Japan erreicht werden.
Im
Inland gestattete die Besatzungsmacht die Wiederaufnahme der Flugpost
erst ab 1951, aber ab dem 5.Juli 1953 wurden die
Luftpostgebühren für das Inland mit denen
für Eilpost
gleichgesetzt bzw. die Eilpost wurde, wenn das Streckennetz es
zuließ, automatisch per Luftpost befördert.
1950 erschien eine Serie von 5 Briefmarken, welche die
Luftpostgebühren in alle Erdteile, je nach Distanz in 5
Gruppen
unterteilt, im Nennwert wiedergab. Es waren Stufen von 16 yen (Ryukyus,
Korea, China), 34 yen (Siam,
Philippines,
Alaska), 59 yen (India, USA, Canada), 103 yen (Malaya,
Ceylon, Europa, Arabien, Australia) und 144 yen (New Zealand,
Afrika und Südamerika). In der Folge gab es drei weitere
Luftpostserien, bis Luftpost ab den 1960er Jahren nichts Besonderes
mehr war, deutlich billiger und mit normalen Dauermarken
frankiert wurde.
Je
eine Marke aus den
vier
Luftpostmarken-Serien der Nachkriegszeit, alle mit Specimen-Aufdruck
Von links nach rechts: Fasan, DC-4 über Pagode, DC-4
über Berg Tateyama, DC-4 und Buddha von Kamakura, Mt.Fuji
Während
sich
das
Briefporto von 1950 bis
2015 von 10 auf 80 yen verachtfachte, ist der Portosatz
für
Luftpost z.B. nach Deutschland von 103 yen im Jahre 1950
fünfundsechzig
Jahre später auf gerade mal 110 yen gestiegen, und zwar
für
Briefe bis zu 25 gr. Gewicht (1950 waren 10 gr. das Limit), im
Vergleich zur Kaufkraft eine enorme Verbilligung.
Früher
Luftpostbrief von Yokohama (rechtsläufiger Inlandsstempel
Kanagawa 10.8.48) nach Tølløse
/ Danmark, Zensurstempel;
durch
US-Flugzeug befördert - die Marke zu 100 yen ist noch eine
ungezähnte Nachkriegsmarke mit Chrysanthemum
Die Portosätze für internationale Luftpost wurden in
Japan in
kurzen Abständen erhöht und gesenkt; zur Zeit des
Ölpreisschocks kostete ein Luftpost-Standardbrief nach
Deutschland
vorübergehend 150 yen.
Wie das nachstehende Beispiel, ebenfalls aus der frühen Zeit
des
Nachkriegs-Luftpostverkehrs, zeigt, konnte seinerzeit ein etwas
schwerer Luftpostbrief gleich richtig teuer sein und musste mit
Marken zugepflastert werden.
Luftpostbrief
um 1948
von
Morioka (unleserlich abgenutzter Inlandsstempel) nach San Marino, 126
yen Frankatur -
die Dauermarken zu 50 yen sind geschnittene Marken
71
Ansätze zu
einheitlichen Dauermarken
Die
letzten Versuche, eine Dauermarkenserie einheitlich zu gestalten,
scheiterten in den frühen Nachkriegsjahren. Als einheitliches
Thema der ersten Nachkriegsserie von 1948/49 lässt sich
"Berufe"
oder "Japan
bei der Arbeit" nennen, ähnlich der italienischen
Nachkriegsserie
"Italia al lavoro". Aber bereits Rahmen, Schriftart und
Größe der Ziffern, Markenformat und Druckart waren
bei
dieser Serie
uneinheitlich, und mitten in die laufende Serie platzte die
Portoerhöhung. Deswegen wurde der aus
großjapanischer Zeit vertraute Bergmann in
einer anderen Farbe auf 8 yen aufgepowert, und der Zwilling zu 5 yen
ging in Pension. Um aber weiterhin 5 yen Marken zur Hand zu haben, kam
die Teepflückerin zum Einsatz, bis irgendwelche Chauvis im
Postministerium fanden,
dass auf den Marken zu viele arbeitende Frauen zu sehen seien.
So
stellten sie den Druck
der "Teepflückerin" ein und gaben dem pensionierten
Kumpel
die Chance, ins Arbeitsleben zurückzukehren und seine Rente
aufzubessern. Frauen gehörten
schließlich an den
Herd und sollten Kinder gebären; dass einige
vorübergehend arbeiteten, war nur mit dem
Frauenüberschuss
nach dem Krieg zu entschuldigen.
Das Wort "Postministerium" ist übrigens kein Versehen, denn
das
Kommunikationsministerium wurde umstrukturiert und am 1.Juni 1949 in
Postministerium und Fernmeldeministerium aufgeteilt.
Der
Entwurf stammte noch aus kaisertreuer Zeit
mit Chrysanthemum und rechtsläufiger Schrift
Bäuerin, Walfänger, Wildgänse (ups !),
Teepflückerin, Bergmann
(Specimen-Aufdruck), Druckerin, Bergmann (8 yen nach
Portoerhöhung)
Schnitzarbeit
(ups
!), Textilarbeiterin, Berg Hodaka, Forstarbeiter, Briefträger
(Specimen-Aufdruck), Hochofenarbeiter, Schwerindustriearbeiter
Welchen Beruf der Berg Hodaka ausübt, ist nicht ganz klar, und
die
Marken zu 4 yen und 10 yen gehören eigentlich nicht hierher,
sie
sind ja bereits vorgestellt worden. Warum sie hier trotzdem abgebildet
sind ? Einige Zeit später, 1951/52, wurde die
gleiche Serie, mit
Ausnahme der kaltgestellten Teepflückerin und der wegen
Portoerhöhung nicht mehr aktuellen Werte zu 5 yen (Bergmann)
und
16 yen (Berg Hodaka) auf neuem, weißem Papier ohne
Wasserzeichen
noch einmal ausgegeben, und unter diesen neu ausgegebenen
Marken fanden sich auch die 4 yen und 10 yen aus vergangenen
Tagen, die nichts mit Berufen zu tun haben. Sie waren also noch am
Leben. Folglich ist die im Februar
1952 neu zum Verkauf gekommene 4 yen auf wasserzeichenlosem Papier die
letzte Marke mit Chrysanthemum, die dank irgendwelcher kaisertreuer
Mentoren im Postministerium den Demokratie-Tsunami der Nachkriegszeit
überlebt
hat.
Letzte
überlebende
Marke mit Chrysanthemum auf Brief von Kyoto 28.2.1952 (!) nach Ashikaga