Frank Eschersheimers Reisen in die exotischsten Winkel des Globus |
GROSSBRITANNIEN
und IRLAND |
Jedes Mal, wenn ich meinen guten Freund Tom H. Troublebaker treffe, festigt sich meine Überzeugung ein Stück mehr, dass die Einwohner der britischen Inseln zu den exotischsten Stämmen des Erdenrunds zählen. Zugleich nimmt der Plan, eine Reise in diese versponnenste Ecke Europas in meine Travel-Serie aufzunehmen, immer deutlichere Konturen an. |
"That
funny little place called England, and my Japanese wife loves it. God
knows why", pflegt Tom zu sagen. Natürlich heißt
er nicht Troublebaker.
Den Trouble
hat er sich selbst eingehandelt, da will ich gar nichts
beschönigen, aber das gehört nicht hierher. Er
trägt ihn seitdem stolz wie einen Orden, als
Künstlernamen quasi, und das H.
ist eine Reverenz an die jungen Leute, die, wenn sie England
hören, sofort wie aus der Pistole geschossen "hooligan"
assoziieren.
"Yes, I am a hooligan", sagt Tom dann mit seinem Buster-Keaton-Grinsen, bei dem das Gesicht todernst bleibt und nur die Augen grienen. |
Heute ist die einst rein britische Madness freilich derart universell, dass sie nicht allein weltweit allerorts salonfähig geworden ist, sondern sogar die armen Rindviecher infiziert hat. Somit hat eine Reise nach Britannien eigentlich nur dann einen Sinn, wenn es sich dabei um einen Trip in die Vor-Thatcher-Steinzeit handelt, als die Beatles noch Yeah-yeah winselten, knochendürre Twiggys mit Op-Art-Miniröcken die Penny Lanes entlang staksten, die Bobbies schusswaffenlos durch den Hyde Park taperten, Shillings, Pence, Pints und Miles den kontinentalen Besucher verwirrten und überall da, wo heute diese seltsamen McDonalds-Pappmaché-Mampfbuden zu ihren schottischen Vorfahren zurückgekehrt sind, noch handgebackene Fish'n'Chips mit richtigem Essig anstatt Ketchup als das britische Grundnahrungsmittel vorherrschten. Stell dir vor, im Sommer 1970, der goldensten Zeit des 20. Jahrhunderts (Chinesen werden das vermutlich anders sehen, aber das ist wieder eine andere Geschichte), kommen zwei deutsche Studenten auf die krause Idee, ihre spärlichen Grundkenntnisse der englischen Sprache am Britenvolk zu erproben, und schon beginnt nämlich der Trabbel.... |
Eine Reise auf die nebligen Inseln am Rande Europas wird kaum einen Globetrotter vom Sitz reißen, sagst du jetzt. Aber warte mal ab, nur keine Vorurteile! Ich sag dir, da ist wesentlich mehr Pepp drin als in Cuba und Cambodia zusammen. Schau dir doch nur mal die einschlägige Sekundärliteratur an, beispielsweise den bekannten Reiseführer Astérix in Britannien, dann kriegst du einen trefflichen Vorgeschmack auf die Macken der bleichen Insulaner. Ich zitiere einen Leitsatz des Werkes: "Die spinnen, die Briten". |
Dabei bin ich eigentlich nur hingefahren, um meiner leidigen Vorurteile ledig zu werden. Am Ende waren auch meine ledigen Vorurteile total leidig, aber das ist meine Privatsache. Dass mein Kompagnon Ingo aus anderen Gründen, die rothaarig und sommersprossig waren, mitgefahren ist, tut nichts zur Sache. Jedenfalls war die Reise ein Volltreffer, voll von hinten durch Gallenbeutel und Zwölffingerdarm, und durch den linken Lungenflügel wieder raus. Glaubst du nicht? Ich bin auf britische Art zu einer Wette bereit. Allein die Überschriften machen es überdeutlich, dass hier die meisten der ungelösten, drängenden Fragen des 20.Jahrhunderts nicht nur angesprochen, sondern auch schlüssig beantwortet werden. Und wenn du jetzt kommst und sagst, allein der ausgelutschte, abgedroschene, totgequasselte Titel TAKE IT EASY strafe schon meine Behauptungen Lügen, dann muss ich dir zwar Recht geben hinsichtlich "ausgelutscht und abgedroschen", aber jetzt bist DU mal an der Reihe mit dem Abspecken von Vorurteilen; hör dir also erst mal meine Begründung dafür an, die steht am Anfang des ersten Kapitels..... |
TAKE IT EASY