globus


Ich sach dir, das Fernsehen...!

Wenn du so einen Globetrotter danach fragst, dann ist der im Stande zu sagen: "Fernsehen, wat is dat einglich?"

Also, so ein Fundi ist der Frank Eschersheimer nicht, der hat daheim tatsächlich eine Flimmerkiste stehen. Und guckt sogar ab und zu rein, und zwar erstens, wenns den Wetterbericht gibt, und zweitens, wenns Fußball gibt. Beides illustriert nämlich so herrlich die Unerträglichkeit des Daseins. Aber davon noch mehr.

punaise


Gut, den Frank, den brauch ich dir nicht vorzustellen, den kannst du dir selber vorstellen, und wenn nicht, dann guck dir sein obiges Konterfei an. Das entstand im letzten Sommer, als wochenlang Hochdruck herrschte, und Frank ist halt ein bisschen druckempfindlich. Aber labern kann er auch mit Hochdruck; schon auf der ersten Seite wird dir klar werden, dass es ein Fehler war, sich mit so einem Typen abzugeben, weil da kommst du nämlich nicht mehr so leicht raus. Der bafelt dich dermaßen in Grund und Boden, dass du glatt vergisst, dem den Saft abzudrehen, weil du schließlich wissen willst, wie das dann weitergegangen ist und ob der Bursche womöglich auch mal einen vernünftigen Satz zuwege bringt. Ist ja auch nicht ganz leicht, da sind schließlich schon größere Geister dran verzweifelt. Da sind wir nämlich schon wieder beim Fernsehen. Denk nur mal an jene Dame, die im ZDF die Nachrichten moderiert und sich als "gewunken"-Anhängerin geoutet hat, weil es ja auch "getrunken" und "gesunken" heiße:
Erst hat er getrunken und nach Alkohol gestunken, dann ist er gesunken und hat zuletzt nur noch müde abgewunken. Wunderbar. Oder, im Präteritum: Erst trank er und stank nach Alkohol, dann sank er, und zuletzt wank er nur noch müde ab. Logisch, nicht wahr? Und weil das Auto beim Abbiegen nicht geblunken hat, wurde die angefahrene Oma so verletzt, dass sie noch zwei Wochen später gehunken hat. Vertrackt, was? Kein Wunder, dass da kaum ein Ausländer durchblickt, wenn schon die Deutschen vor ihrer Sprache kapitulieren.

Also, zurück zu den Highlights des deutschen Fernsehens, Wetterbericht und Fußball. Mit dem Wetterbericht ist es so: Wenn die also Regen ansagen und der Frank nimmt den Schirm mit, dann regnet es garantiert nicht, und der Frank lässt seinen Schirm in irgendeiner Bahn oder Cafeteria stehen. Und wenn sie mal einen regenlosen Tag versprechen und der Frank unbeschirmt durchs Ruhrgebiet tippelt, was denkste, was da um 15:36 Uhr so alles vom Himmel pladdert! Na gut, zwischen Essen und Oberhausen, da regnet's um 15:36 Uhr sowieso immer. Zumindest am Wochenende. Jeder Fußballfan weiß das. Aber wie viele neue Schirme der Frank sich schon unterwegs besorgt hat, weiß nur der alte Herrgott, falls er mitgezählt hat. An Franks Art, sich Schirme zu besorgen, kann die Konjunktur freilich nicht genesen, denn bei all den herrenlosen Schirmen, die in Telefonzellen, Leihbibliotheken oder Halsnasenohrenklinikwartesälen rumstehen und dem Frank als Regenretter dienen, sind garantiert auch solche darunter, die der Frank irgendwann mal da stehen gelassen hat, da gleicht sich das wieder aus.

Und jetzt zum Fußball, da kennst du dich ja genauso aus wie mit dem Regen im Kohlenpott. Du weißt sicher, wo Franks Vereine Rotweiß Essen und Rotweiß Oberhausen in der Tabelle stehen, dritte oder vierte Liga, totale Holzklasse, was nicht mal das Regionalfernsehen zeigt, es ist echt zum Verzweifeln. Im Vergleich zu Rotweiß steht Rot-Grün noch sonnig da, mit Chancen auf den Wiederaufstieg in die erste Liga. Die logische Konsequenz wäre, den Fernseher zu entsorgen, aber dann wäre der Frank wahrscheinlich nicht nach Venezuela gefahren. Denn als Rotweiß Essen bei einer der seltenen Fernsehübertragungen zur Halbzeitpause wieder mal bei 1:5 angelangt war, hat der Frank in seiner Verzweiflung weitergezappt und ist in einer Sendung hängen geblieben, die den höchsten Wasserfall der Welt im unzugänglichen Urwald von Guayana ortete und von der mysteriösen Welt der guayanischen Tepuyes (Tafelberge) berichtete. Und stell dir vor, der Frank hatte davon zuvor nie was läuten gehört. Und so was will ein Weltenbummler sein! Schamrot hockte er sich an den PC und googelte sich nach Guyana, auf der Suche nach Tafelbergen und welthöchsten Wasserfällen, wurde aber nicht fündig.

"Da siehste mal wieder, im Fernsehen ist doch alles erlogen und erschwindelt", lehnte er sich beruhigt zurück. Bis er, als letzten Versuch, mal das Stichwort "Tepuy" eingab und in Venezuela landete. Und hier begann er, sich weiterzubilden. Ich will dir seine neuen Erkenntnisse nicht vorenthalten. Ich wette, du hast den Unterschied zwischen Guyana und Guayana auch nicht bemerkt, oder?

Also, Guyana gibt's dreie, Niederländisch Guyana, das sich auch Suriname nennt und die holländischen Hooligans mit Rum versorgt (SURINAME ist natürlich ein Anagramm für "EINS A RUM"), Französisch Guyana, wo die Ariane-Raketenstarts immer missglücken, und Britisch Guyana, das seit geraumer Zeit unabhängig ist und sein "British" umweltschonend entsorgt hat, Grüner Punkt auf Union Jack. Und dann gibt's noch Guayana, und das ist eine Provinz von Venezuela, und dreimal darfste raten, wo der gute Wasserfall und die Tafelberge nun wirklich sind. Nix Suriname, nix Ariane, nix Grüner Punkt. Da musste schon ins OPEC- und Chávez-Land Venezuela düsen.

Kaum wusste der gute Frank Bescheid, war sein Flug nach Caracas gebucht und ein weiteres frankhaftes Abenteuer nahm seinen Lauf....

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Hier sind die Petrodollars noch nicht angekommen

 

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