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"Kaka,
habari za leo."
Der will dir irgendwas verkaufen oder auf sonstige Art an deine Dollars, wenn der gleich mit "kaka" anfängt, lass ihn stehen und mach dich davon, das ist der Reflex des Menschen mit Tropenhelm und Sonnenbrand, der nach alter europäischer Tradition den Schwarzen als ungebildet und von sämtlichen Manieren unbeleckt ansieht. Alles Quatsch. Der Einheimische hat dir nur freundlich "Bruder, guten Tag, wie geht's dir?" gesagt. Du erntest ein freundliches Lächeln, vollkommen kostenlos, wenn du ihm "Nzuri, asante sana" antwortest. (Gut, danke vielmals.) Und dann sagt der Andere sicher "karibu sana", herzlich willkommen. Das ist alles, mehr will er nicht von dir. Es ist dasselbe, was Afrikaner jeden Tag in Deutschland zu hören bekommen. Hoffentlich. Kein
Tanzanier
würde je
einen anderen einfach drauflos fragen, wo es zum Bahnhof geht. Erst erkundigt man sich
nach dem Wohlergehen des Fremden, ehe man zum eigentlichen Thema
kommt. Höflichkeit hat in Tanzania einen ebenso hohen
sozialen Stellenwert wie in Frankreich, und es kann nicht
schaden,
sich diesen Bräuchen anzupassen, denn dadurch steht man auf
einmal
lauter freundlichen Zeitgenossen gegenüber anstelle von
vermeintlichen Halunken. Und Afrikaner lachen viel und gern.
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Zwei speerbewaffnete Maasai streichen um uns herum, auf dass wir nicht klammheimlich doch noch ins Swimming Pool steigen. Jemand erzählte, die Maasai-Krieger seien billiger als mit Schießeisen bewaffnete Gardisten, führten aus Tradition immer ihren Spieß mit sich und seien seit der Dürre vor zwei Jahren, bei der fast ein Viertel aller Viehbestände verdursteten, auf der Suche nach Einkünften massenhaft in die Städte geströmt, um sich als Wachleute zu verdingen. Ohne Cocktails habe ich nicht vor, tanzanische Hotelbars zu subventionieren, sondern spaziere 200 Meter weiter, wo das Hotelterritorium zu Ende, die Maasai außer Sichtweite und der Strand frei zugänglich ist, aber überall sind nur Fischer am Werk und niemand badet, und obendrein ist noch Ebbe, so dass wir uns nur unter einen Kaktus in den Schatten hocken und eine Limone auslutschen. |
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Also,
unser Driver macht kehrt, taucht in den nächsten Feldweg ein,
gelangt zu einer palmigen Siedlung und kommt hinter einer
Fabrikklitsche auf eine andere matschige Piste raus, und nach zwei oder
drei weiteren Wendungen, Haken und Schlenkern blinkt auf einmal das
Meer zwischen den Akazien durch, der Strand ist nah!
Am Ziel, beim Aussteigen, ist es nur bewölkt und windig. Hübsch hier, am Jangwani-Strand! Palmwedelgedeckte Tische im geschmackvoll angelegten Gärtlein, weißer Sandstrand mit Liegestühlen, ein sauberes Swimming Pool, palmwedelgedeckte Sonnenschirme, alles kostenlos nach Herzenslust zu benutzen.... Allein, es fehlt die Herzenslust, denn der Wind treibt den nächsten, heftigen Regenguss über die Strandidylle, es sind höchstens 15 Grad, wie in St.Peter-Ording. Wir verziehen uns in den überdachten Teil der Bar und wärmen uns mit einem Kaffee auf. Gelangweilt greife ich zu einer der ausliegenden Zeitungen und lese die Schlagzeile: "Regierung verfügt Preiserhöhung für Erdölprodukte, Tankstellenbesitzer protestieren gegen die höheren Preise und haben beschlossen, heute in den Streik zu treten." Aha. War nichts mit DDR oder Cuba, sondern riecht nach Italien, sciopero. Ein Rätsel des heutigen Tages ist gelöst. Es fehlt nur noch die Erklärung dafür, warum es weiterhin unaufhörlich regnet. Die Lieben daheim meinen, wir seien in Afrika mit Tropenhelm und Sonnenbrille in glühender Hitze auf Safari und lechzen nach einer Kokosnuss, und wir frösteln bei knapp 15 Grad und heftigem Sturm vom Meer her im Winterregen der tanzanischen Trockenzeit. Sollen die Wolken doch nach Norden abziehen, nach Somalia, wo es schon zwei Jahre lang nicht mehr geregnet hat und ein geplagtes Volk am Verhungern ist! |
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