Und
jetzt erzähle ich dir mal die Geschichte von einem kleinen
Maasai-Jungen.
Es
war einmal ein armes Maasai-Dorf, lauter Viehhirten, und da kam einmal
im
Jahr der Tierarzt, um die Herden zu verarzten,
Gesundheits-TÜV,
kennst du ja. Und viele naseweise Buben gucken sich genau an,
was der Onkel Doktor alles macht, und wer geschickt und intelligent
ist,
darf ihm seine Geräte tragen und ein bisschen mithelfen. Einer
der
Jungs
war besonders helle, der Doktor meinte, es sei zu schade um ihn, wenn
er Viehhirte würde. "Willst du später auch mal Arzt
werden?",
fragte er
ihn. Der Steppke wollte, aber sein Papa nicht. Der kann sich nicht
vorstellen, dass ein Maasai was anderes tut als Ziegen hüten.
Außerdem
hatte er kein Geld für die kostenpflichtige Hauptschule. Ein
Jahr
später, als der Junge in der Grundschule war, kam der Doktor
wieder und
bot dem Papa an, das Schulgeld für die Hauptschule
aus
eigener Tasche
zu bezahlen und ihn bei sich in der Stadt wohnen zu lassen. Mama war
Feuer und Flamme, der Bub sowieso, und weil er genug Brüder
hatte,
die
alle noch Viehhirten werden konnten, willigte auch der Vater ein. Unser
Junge büffelte eifrig Swahili, denn auf Maasai gibt es keinen
Unterricht, war gut in der Hauptschule, aber noch vor dem Abschluss
starb
der Tierarzt, der Mäzen. Dem Jungen blieb nichts anderes
übrig, als
wieder ins Dorf zu gehen und Vieh zu hüten.