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Und wieder schuckelt der Bus durch die wüste Wüste, in der auch hier neben Dromedaren und Wildeseln noch Gazpromisten und Uranschürfer zugange sind, und weil sich in der Einödnis außer Ali Baba niemand an Giften und Gasen stört, sind die Fabriken so gigantisch wie Kleinstädte und pusten unbehelligt von Umweltvorschriften frischweg zum Himmel, was immer es zu pusten gibt. Nur dort, wo eine Senke nach Feuchtigkeit aussieht oder der Amudarja vorbeifließt, wird Baumwolle angebaut, eine teuflisch wasserintensive Kultur, die überdies mit Insekti-, Fungi- und Pestiziden zur Verwüstung von Wüste und Gesundheit der Anwohner mit beiträgt. Früher war nahezu ganz Usbekistan eine Baumwoll-Monokultur, Nahrungsmittel wurden aus anderen Teilen der Sowjetunion herbeigekarrt, aber jetzt ist die Baumwoll-Farmerei zugunsten von Reis, Weizen, Obst und Gemüse schon deutlich reduziert worden. Man hat bald gerafft, dass es für eine unabhängige Republik nicht ratsam ist, sich nur auf ein Produkt zu versteifen und alles andere zu importieren; eine Missernte, eine Spekulation an der Rohstoffbörse, und schon machen die Leute nämlich sehr lange Gesichter.

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Das viele Dozieren hat unseren Frank hungrig und durstig gemacht. In einer Landstraßen-Gaststätte stehen Tische, Stühle und die usbekischen Sitzbetten unter einem schattigen Laubdach, und es riecht nach gegrilltem Hammel. Die Sitzbetten sind um die Mittagszeit leider alle besetzt und belegt, aber vom Hammel ist noch ein Fleischberg übrig, dazu ein nahezu ebenso hoher Berg Essigzwiebeln und frisches Brot, und weil der Busfahrer ein cleverer Bursche ist, hat er bei einem Pinkelstop vom Bauern am Straßenrand einige Melonen erfeilscht, die jetzt geschlachtet werden, hussa, das ist eine usbekische Vesper. Die Flasche Wodka dazu kommt vom Nachbartisch, wo drei ältere Herren hocken und sich Witze erzählen. Kennst du den?

Hodja Nasreddin verlieh ungern Gegenstände. Und seinen Esel noch viel weniger. Als der Nachbar wieder mal ankam und Hodja bat, ihm für eine dringende Fuhre bis zum Nachmittag seinen Esel zu überlassen, antwortete Hodja:
"Das tut mir aber fürchterlich leid, vor einer halben Stunde habe ich meinen Esel an einen anderen Nachbarn ausgeliehen."
Just in diesem Augenblick hörte man vom Stall hinterm Haus her ein deutliches, unmissverständliches "I-aaaaah!"
"Hodja", sagte der Nachbar, "du willst mich wohl hinters Licht führen? Gerade eben habe ich deinen Esel schreien gehört."
"Holla, Herr Nachbar", erwiderte Hodja, "jetzt bin ich aber gekränkt. Mir glaubst du nicht, was ich sage, aber einem Esel glaubst du?"
 
Wie der Wodka vom Nachbartisch zu Frank kam, willst du wissen? Zwei von den drei Opapas nebenan waren früher einmal in Teutonistan gewesen, der eine hat da eine Zeitlang gearbeitet, der andere ein Praktikum gemacht, und der dritte ist ein retirierter Arzt, spricht aber auch ein paar Brocken Deutsch, "Heftpflaster" kennt er, und "Kreislaufkollaps", und um selbigen bei dem hammelverschlingenden Frank zu verhüten, wurde der Wodka herübergeschickt.
"Na zdarovije, prost, auf die Drushba mit Bratwurstistan", und das Ganze endete mit endlosen Umarmungen und Freundschaftsbeteuerungen. Sogar Ka, Franks nimmermüde Begleiterin, die eigentlich um harte Spirituosen mit Recht einen sehr weiten Bogen macht, fand das Wässerchen genießbar, zumal es als Digestivo nicht unwillkommen war. Zum Glück blieb der Busfahrer standhaft, der am selben Tisch saß, weshalb wir am Abend die Wüste Kizilkum verlassen konnten und unfallfrei in Samarkand Einzug hielten. 

Aber jetzt stelle ich dir erst mal vor, womit man sich in Usbekistan eigentlich so die Wampe vollzuschlagen pflegt. Schließlich ist Frank auch ein Gourmet. He? Noch nicht bemerkt? Dann höre und staune.
Also, das
Brot ist recht salzarm, aber ganz lecker, wenn es frisch ist. Nach mehr als einem halben Tag schmeckt es allerdings wie die Bücherverpackungen von Amazon. Nie probiert? Versuchs mal. Der grüne Tee ist ein Relikt der fernen Zeit, als die Chinesen mal in dieser Gegend Geschäfte machen wollten, schmeckt nicht so bitter wie er aussieht und löscht gut den Durst. Nur Touristen trinken ihn mit Zucker, zur Gaudi der Usbeken. Im Winter wird mehr schwarzer Tee getrunken, vielleicht weil da außer den Christbäumen nicht viel grün ist.
Zum Essen gibt es immer Fleisch, aber nur Chicken, Hammel und Rind, mancherorts auch Pferd. Und immer mit viel Fett dran, die Usbeken mögens kalorienreich. Der Frank mag auch fettes Fleisch, aber nur, weil es weniger zäh ist; zum Essen ist ihm das wertvolle Fett zu schade. Nur Schweine sind angeblich ungenießbar; der Bratwurstfrank weiß es besser, behält das Geheimnis aber für sich.
Fisch? Ja, woher denn? Aus der Wüste? Früher fischte man im Aralsee, aber der letzte Fisch wurde
dort im späten 20.Jh. gesichtet. Zum Fleisch, gespießt oder vom Grill, gibt es IMMER Gurken und Tomaten, üppig mit Dill garniert, und auch rohe oder in Essig eingelegte Zwiebeln. Aus der chinesischen Zeit haben sich die Manty (gefüllte Teigtaschen) ins Repertoire der usbekischen Küche eingeschlichen, und die dicken Nudeln in ihrem währschaften Fleisch- und Gemüsesud dürften auch einen Migrationshintergrund aufweisen.

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Aus westlichen Regionen dagegen kommt das Nationalgericht Plov, um das Usbeken viel Aufhebens machen. Dabei ist es so einfach, dass es auch der Frank zusammenköcheln könnte. Es ist ein Gemüsereis mit Hammelfleisch drin, eben der bekannte türkische Pilaf. Mit dem kleinen Unterschied, dass der Reis in Hammelfett gesotten wird, was nicht jedermanns Sache ist.
Aber man kann ja seine frisch gefetteten Eingeweide mit Rührkuchen, Trockenobst, Nüssen, Rosinen und Melonen versöhnen, das alles gibt es in Hülle und Fülle. Islam hin und Mohammed her, ein gutes kaltes Bier ist überall zu bekommen und braucht auch nicht vor dem Imam versteckt zu werden, der selbst vermutlich lieber Wodka trinkt.


In Samarkand kam es zu einer Begegnung mit einem alten Bekannten, denn an prominenter Stelle sitzt ein streng und würdig dreinblickender, monumentaler Metallmensch auf einem Bronzethron und blickt starr auf das Nationaltheater, als ob es dort Vorstellungen im Freien gäbe. Ist das der weise Ibn Sina, den man in Europa Avicenna nennt, ein hochgelehrter Wissenschaftler und Philosoph des Altertums, der zwar persischer Abkunft war, aber in Khorasan, also Zentralasien aufwuchs? Oder Ulughbek, der "große Fürst" und Enkel des alten Timur? Er war freilich etwas aus der Art geschlagen, denn er war kein Räuberhauptmann und Schlagetot wie sein Opapa, sondern ein bedeutender Astronom und Mathematiker, der Wissenschaften und Künste förderte. Damit macht man sich in der Regel bei der Geistlichkeit unbeliebt, denn Pfaffen aller Couleur fürchten die Wissenschaft wie der Teufel das Weihwasser, weshalb Ulughbek schließlich von fanatischen Mullahs, im Bündnis mit seinem eigenen Sohn, ermordet wurde.

Die Enttäuschung war groß, denn es handelte sich um Timur den Schlächter persönlich, der hier tatsächlich zum Landesvater und Nationalhelden aufgemotzt wird, obwohl Usbekistan doch eine ansehnliche Reihe nobelpreisverdächtiger Gelehrter hervorgebracht hat, die allemal zum usbekischen Goethe taugten!  Und nicht weit von dem Bronzetimur steht sein Sarg, der das Wenige enthält, was von Timurs Weltreich übrig geblieben ist, im Gur Emir, einem reich verzierten Bau, den er als Grabmal für seinen Enkel Ulughbek geplant und errichtet hatte. Dass er selbst einmal in dem angesichts seines Größenwahns eher schlichten Bau vermodern würde, hätte er sich gewiss nicht träumen lassen.

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Na gut, was ein Timur als "schlicht" bezeichnen würde, ist für heutige Krauts, die an kubische Bauhaus-Simplizität gewöhnt sind, in Sozialwohnungen oder Plattenbauten hausen und sich für den Wiederaufbau eines gefängnisartig-öden, einstmals zu Recht gesprengten Berliner Schlosses begeistern, ein orientalisches Juwel, das erst mal die Kinnladen herunterklappen lässt. Das Wunderwerk in Samarkand ist über und über mit farbigen Arabesken und Koranversen geziert, die glasierte Kuppel neckisch gerillt wie ein Bratapfel, ja selbst die Minarette, von denen nur eines noch teilweise steht, sind mit arabischen Schriftbändern und verschnörkelten Kapitellen aufgepeppt, da staunen sogar die Fans plumper Preußenschlösser. 
Wenn sie ihre Kinnlade wieder in die Startposition gebracht haben, sollten sie sie gut sichern, bevor sie ins Innere eintreten, denn alles Bisherige war ja nur die Außenhaut. Natürlich kennt man die überladenen barocken Kapellchen mit ihren vergoldeten Stuckornamenten und Putten, im Idealfall noch mit Deckengemälden von Meistern wie Battista Tiepolo versehen, aber angesichts der Pracht des Gur Emir erblassen a
lle noch so gipsputtigen bayrischen Barockkapellen vor Neid. Jetzt kann man sich Aladins Wunderhöhle vorstellen, hier ist die Kulisse für Tausendundeine Nacht, die Touristen starren gebannt an die Decke, bis ihre Nackenknöchel knacken.
Mit orientalischer Architektur verbinden wir wohl eher eine Vorstellung mit Yemen oder Marocco, vielleicht auch mit Saudi Arabien oder Iran, aber hier in Zentralasien stehen Schätze, unversehrt oder restauriert, die alle Reize des Morgenlands aufweisen. Und das Gur Emir ist nur der Anfang....


Für Frank ist Samarkand ein altes Zauberwort. Seit seiner Kindheit verbindet sich auf irgendeine mysteriöse Weise mit diesem Namen, wer weiß, wo er ihn aufgeschnappt hatte, die Vorstellung einer Schatzkiste an der Seidenstraße. Samarkand war, neben Machu Picchu und dem Potala-Palast in Lhasa, eines der drei Besuchsziele, von denen er seit Urzeiten geträumt hatte. Jetzt steht er da wie die anderen Touristen und kriegt den Mund nicht zu, Kinnlade heruntergeklappt.


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Außer Fenster- und innerem Türrahmen ist kein Fleckchen ungeziert, Franks Lieblingsfarbe Blau ist vorherrschend, und mögen es auch nur Koranzitate sein, die arabische Schrift ist in kalligrafischer Hinsicht eine großartige Augenweide. Die tropfsteinhöhlenartige Stuckkunst wird übrigens "Stalaktitendecke" genannt.

Von hier geht's direkt zum Registan-Platz hinüber, sobald die Kinnlade wieder in Position ist, und am Registan klappen die Kinnladen erneut. Erstens wimmelt's da von Touristen, und zweitens steht da ein Ensemble von gleich drei Medressen, die den Platz auf drei Seiten säumen, eine prachtvoller als die andere.
Die beiden geg
enüberliegenden Palazzi sind die Ulughbek- und die Sherdor-Madrasa. Den Abschluss des Platzes auf der dritten Seite bildet die Tillakori-Madrasa. Jetzt fragst du dich, was so viele Medressen auf einem Haufen für einen Sinn ergeben. Das sind doch Koranschulen, gab es denn außerhalb Afghanistans jemals so viele Taliban (Koranschüler)?
Obwohl der Platz stilistisch wie aus einem Guss aussieht, sind die Bauten zu vollkommen unterschiedlichen Zeiten errichtet worden, alle im gleichen Stil, der in Usbekistan wohl zeitlos ist. Ulughbek war der erwähnte Emir, dem das Wissen wichtiger war als das Glauben; kein Wunder, dass er sich für die Errichtung einer großen Schule stark machte, und seinerzeit wurden dort, anders als heute, nicht alleine Geschichten aus dem Märchenbuch eines dieser Propheten, die bis heute die Welt verunsichern, sondern vor allem handfeste Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Mathematik unterrichtet. Mit der Sherdor-Madrasa en face hat sich Emir Abdul Jabbar Anfang des 17.Jhs. ein Denkmal setzen wollen, und die Tillakori-Madrasa ist wenige Jahrzehnte später eindeutig aus ästhetischen Gründen, nämlich als architektonische Ergänzung und Vollendung des Ensembles, hinzugefügt worden. Sie fungierte nie als Schule, sondern in ihr wurden Schüler, Pilger und Derwische untergebracht. Außerdem enthält sie eine große Moschee, deren Ausstattung dem ganzen Gebäude den Namen gab: Tillakori bedeutet "goldbedeckt".
 
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Das war's, wovon Frank seit seiner Jugendzeit träumte, Samarkand, das dritte der ganz großen Reiseziele, heute hat er es erreicht. Von Weitem sieht das Ensemble superfotogen aus, denn wo sonst gibt es schon so eine Piazza? Bruxelles, der Rathausplatz? San Marco in Venezia? San Pietro in Vaticano? Plaza de Mayo in Bueos Aires? Nein, nur der Rote Platz in Moskwa und der Platz des himmlischen Friedens übertreffen an Pracht den Registan-Platz von Samarkand.
Wenn man die Zier der Gebäude von Nahem betrachtet, offenbart sich die ganze Kunstfertigkeit und Hingabe, mit der jedes Detail der drei Bauten gestaltet ist. Die Fassade der Tillakori-Madrasa ist deutlich breiter als diejenigen der beiden anderen Medressen - sie sollte den Platz abschließen, und die Arkaden der Seitenflügel zeigen deutlich, dass hier Sozialwohnungen für arme Studenten, mittellose Pilger und heulende Derwische geschaffen werden sollten. Von außen mutet der Wohnraum mit neunzehn Appartements recht großzügig an, aber wer glaubt, dass sich hinter jeder Arkade eine Suite mit Küche, Bad, Schlafzimmer und Büro mit kostenlosem WLAN verbirgt, der sollte mal einen Blick ins Innere werfen; es sind unzählige, meist fensterlose Kabuffs, echte enge Studentenbuden, in die nicht mal ein Bett passt. Auf den Sitzkissen legte man sich auch schlafen, wenn die Shisha ausgeraucht war, die Ölfunzel erlosch und die Schnaken zur Attacke bliesen.


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Aber bevor die Jungs ihre Bücher und Augendeckel zuklappten, erzählten sie sich
gewiss eine Gutenachtgeschichte, die so oder ähnlich lautete:

Der Schwager des Hodja Nasreddin hatte geschäftlich in Samarkand zu tun, wo Hodja lebte, und stattete ihm einen Besuch ab. Als Gastgeschenk brachte er ihm ein stattliches Huhn mit. Wie es die orientalische Gastfreundschaft gebietet, bat Hodja seinen Schwager, zum Abendessen zu bleiben und ließ seine Frau das Huhn zubereiten.
Am nächsten Tag standen zwei andere Besucher vor der Tür.
"Wir sind die Brüder deines Schwagers, der dir gestern ein Huhn geschenkt hatte."
Hodja lud die Verwandten zum Abendessen, ließ die Reste des Huhns zu einer guten Hühnerbrühe aufkochen und sie damit bewirten.
Einen Tag später standen drei Besucher vor der Tür.
"Wir sind die Cousins der Brüder deines Schwagers, der dir vorgestern ein Huhn geschenkt hatte."
Hodja bat auch sie zum Abendessen und setzte ihnen einen Topf voll heißen Wassers vor. Die Gäste fragten verwundert, was das denn sei.
"Das ist die Brühe der Brühe des Huhns, das mir mein Schwager vorgestern geschenkt hat", gab Hodja ungerührt zurück.
 
Heute enthalten die Bauten keine Pilgerwohnungen mehr; alle Räume im Erdgeschoss sind Souvenirbuden und Handicraft-Shoppes. Aber jetzt sehen wir uns mal die Moschee an, von der die Leute so schwärmen und der verheißungsvolle Name der ganzen Medresse herrührt.
Klackerdiklack, sagt es, und der Laut stammt von den Kinnladen der neu eintretenden Touristen, die allesamt wieder runterklappen. Das Timur-Grab war ja schon ein Knallbonbon, aber jetzt geht der ganze Funkel wieder von vorne los, nur mit noch mehr Gold! Vier Kilo Blattgold wurde für die Innendekoration verwendet, das macht nach dem heutigen Goldpreis, ich habe extra im Internet nachgesehen, ein Loch von ca. 450000 Euro, je nach Kurs,
in der Haushaltskasse. Da siehst du mal, weshalb die Wissenschaft verloren hat. Hätte man sie mit ebenso vielen Subventionen gepäppelt, dann wären elektrisches Licht, Dieselmotor, Investment Banking, Nylonstrümpfe, Internet und Facebook nämlich in Usbekistan erfunden worden. Aber Glauben heißt Nicht-Wissen, weshalb das Gold nur an der Wand schimmert und sich in den Goldzähnen der mit heruntergeklappter Kinnlade staunenden Besucher widerspiegelt, anstatt Nobelpreisträger zu generieren.

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Aber Tausendundeine Nacht ist es allemal, auch die eine oder andere mandeläugige Fatima fand sich unter den zahlreichen Gläubigen; das Interieur der Moschee ist fotogen und stellt den Gur Emir noch in den Schatten. So viele Schörkel und Arabesken, Glyphen und Kuppeln, Schnitzereien, Minarette und Funkelglitzer wie in Samarkand hat Frank bisher nur in Bangkok gesehen, wo am Wat Phra Kheo ein vergleichbares Goldglitzergefunkel die Kinnladen der Besucher herunterklappen lässt. Das menschliche Fassungsvermögen gerät leicht an seine Grenzen, und nach drei Tagen Samarkand ist man schon dermaßen abgefüllt mit Gold und Glitter, dass man sich nach einem Bergsee und grünen Wiesen zu sehnen beginnt.

Dabei war Samarkand ursprünglich eine buddhistische Stadt. Eines Tages kamen jedoch ungläubige Touristen ohne Visum dahergeritten und verlangten die Übergabe der Stadtschlüssel. Da könnte ja jeder kommen, antwortete der Stadtkämmerer, der nicht ahnte, dass die Bande von Rowdys unter ihrem Leader Jinggis Khan auf ihren kurzbeinigen Gäulen keinen Respekt vor dem Buddha und seinen Tempeln kannte, sondern ihre Wut an der Stadt ausließ. Die wenigen überlebenden Einwohner besahen sich den Schutthaufen, der von Samarkand übrig geblieben war, und beschlossen, die Stadt ein paar hundert Meter weiter vollkommen neu zu errichten. Als Timur mit seinen Hooligans anrückte, gab man ihm die Schlüssel freiwillig heraus, um
die Stadt nicht noch ein weiteres Mal neu aufbauen zu müssen, und Timur gefiel der Ort, den er zu seinem wichtigsten Stützpunkt machte. Weil der Herr oft außer Haus war, um anderswo in der Welt zu randalieren, hatte Samarkand weitgehend seine Ruhe und konnte sich unter dem Einfluss der Araber, deren Kultur zu jener Zeit Künste und Wissenschaften förderte, zur heutigen Blüte entfalten, zumal der weise Ulughbek die wundervolle Gestaltung des Registan-Platzes in Angriff nahm und die Stadt zu einem Zentrum der Gelehrsamkeit ausbauen wollte, was ihm bekanntlich nicht gedankt wurde. Die Konfrontation zwischen Glauben und Wissen ging für den usbekischen Gelehrten leider weniger glimpflich aus als für seinen europäischen Kollegen Galilei.

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Um dem klugen alten Herrn den gebührenden Respekt zu erweisen, suchte der Frank eigens das kleine Ulughbek Museum auf einem Hügel am Rande der Stadt auf; dieser Hügel ist alles, was die Mullahs von seinem Observatorium übrig gelassen hatten, das sich mit dem Wissen der Chinesen durchaus messen konnte. Eine Begegnung mit dem türkischen Astronomen Kozizoda Rumi hatte schon in dem jungen Prinzen ungewöhnliches Interesse für die Himmelskunde geweckt, und Timur, erfreut über den Wissensdurst seines aufgeweckten Lieblingsenkels, ließ ihm eine gute Erziehung zuteil werden in der Hoffnung, er werde später in Opas Fußstapfen treten und mindestens noch China, Afrika und Amerika erobern.
Anhand alter Handschriften konnte das sagenhafte Observatorium 1908 gefunden und freigelegt werden. Der gelehrte Emir hatte einen riesigen Sextanten bauen lassen, mit einer metallenen Schiene, die exakt den Sonnenlauf markierte, der durch eine kleine Öffnung hereinfiel. Modellrekonstruktionen ergaben, dass die durch Ulughbek notierten astronomischen Daten eine Genauigkeit aufwiesen, die im Abendland erst sehr viel später erreicht wurde. Seine astronomischen Tafeln und sein Sternenatlas wurden 1648 in London herausgegeben und 1665 vom Konservator der Universitätsbibliothek Oxford ins Lateinische übersetzt.
Erhalten ist nur ein Teil der metallenen Schiene des Observatoriums, aber Ulughbeks Wort hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt: "Religionen verwehen, Reiche zerfallen, aber die Erkenntnisse der Wissenschaft haben für immer Bestand."
Weil man nicht immer nur in Moscheen herumstiefeln kann, ohne Stiefel natürlich, knurrt bei Frank mal wieder der weltliche Unterleib und drängt darauf, vor dem Verlassen der Funkelglitzerstadt doch mal eine Kostprobe des gerühmten usbekischen Plov zu goutieren. Am besten ist Hausmacher Kost, sagt sich der Frank, und lässt sich bei einer usbekischen Familie zum Dîner nieder, so wie die Onkels der Onkels von Hodja Nasreddins Schwager. 


hauskost

Viel war von der Familie freilich nicht zu sehen, sie verschwand auch nicht hinter dem rekordverdächtig hohen Servietten-Minarett, sondern es gab nur eine Begrüßung durch die Hausfrau, ein Ständchen, vom Benjamin der Familie vorgesungen, und dann freie Bahn für die Domestiken, die das arabeske Geschirr, das an die Wände des Gur Emir erinnerte, mit allerlei Leckereien füllten, Fladenbrot, Teigtaschen, fritiertes Hühnerklein, Bohnen, der unvermeidliche Gurken- und Tomatensalat... Aber wo ist der Plov? Der kam später, denn die Platte ächzte alleine schon unter den Vorspeisen und dem Obst zum Dessert. Schließlich soll ein Plov direkt aus der Pfannne serviert werden. Ehrlich gesagt, als er dann kam, frisch zubereitet, war das Highlight der usbekischen Küche eine gelinde Enttäuschung. Weder in Hammelfett gesotten, noch enthielt er auch nur einen hammeligen Fitzel; es war eine schwach gewürzte, entschärfte und aller orientalischen Reize beraubte Sonderversion für Ausländer, ein Reistopf mit hart gebratenem, geschnetzeltem Rindfleisch drin, ziemlich genau das, was man in Lateinamerika als lomo saltado (beef sauté) vorgesetzt bekommt. Die "usbekische Familie" war sozusagen eine professionelle Familie, ein Privat-Gasthaus, das Ausländer verköstigt und sich schon auf deren Vorlieben eingestellt hat. Einen richtigen Plov hat der Frank jedenfalls erst in einem anderen Land Zentralasiens erlebt.
Natürlich war alles ausgezeichnet, das Obst war hervorragend, ja, schau dir nur die Melone an, die hat der Frank restlos entsorgt, und die Wassermelone auch, aber das allerbeste war die üppige Madame, die sich hinterher mit Frank ablichten ließ - oooooh, ich bin so fürchterlich schüchtern und alles andere als fotogen, rief sie, aber weil Frank ihr Menü ebenso lauthals pries wie der Bazarhändler Hodjas Esel, gab sie Frank schließlich doch noch ihr Jawort. Natürlich nur für das Foto. 


lady plov

Was, die Geschichte von dem Bazarhändler und Hodjas Esel kennst du nicht? Also, die muss ich dir gleich mal erzählen, hab ich dir direkt aus dem Morgenland mitgebracht.

Hodja Nasreddin brachte seinen Esel auf den Markt, um ihn zu verkaufen. Er überließ ihn einem professionellen Verkäufer, der ihm 8 Piaster dafür zahlte. Der Händler führte sogleich den Esel mitten auf den Marktplatz und schrie:
"So ein Prachtstück von Esel ist hier noch nie feilgeboten worden! Er trägt Lasten, bei denen andere Esel zusammenbrechen würden, kommt drei Tage lang ohne jegliches Futter aus und schreitet so sanft, dass man beim Reiten seinen Tee trinken könnte, ohne einen Tropfen zu verschütten!"
Eine Menge Käufer scharte sich um den Händler, der den Esel unentwegt in allen Superlativen des Orients pries, und die Leute boten 14, 25, 33 Piaster, um das Wundertier zu erstehen. Hodja staunte nur, denn dass sein altes Grautier solche wundersamen Eigenschaften hatte, war ihm bisher entgangen. Er sagte zu dem Händler: "Ich gebe dir 40 Piaster, aber gib mir bitte meinen Esel zurück."
Zuhause erzählte er seiner Frau, dass er seinen Esel für 8 Piaster verkauft, ihn dann aber für 40 Piaster zurückgekauft habe, ein Schnäppchen für seinen total verkannten Super-Esel!
Seine Frau verzog keine Miene, sondern sagte nur:
"Heute war der Salzhändler da, und weil wir kein Salz mehr haben, bot ich ihm als Entgelt Weizen von unserem Feld. Er stellte die Weizentüte und die Salztüte auf die Waage, und als er kurz wegschaute, habe ich schnell meinen goldenen Armreif in die Weizentüte geworfen, damit sie schwerer wird, so bekommen wir mehr Salz. Der Salzhändler hat die Weizentüte mit dem Armreif mitgenommen und nichts gemerkt...."
 
A propos
Jawort:  Am Abend gab es ein großes Hallihallo im Hotel, da hielt eine Brautgesellschaft Einzug und belegte das gesamte Restaurant. Weil der Frank bei der Plov-Dame zu Besuch war, kann er dir nicht viel vom Verlauf der fröhlichen Feier erzählen, sondern nur, dass es gegen 5 Uhr früh sehr laut wurde, was nach dem reichlichen Wodkagenuss auf Kosten des Brautpaars wohl unvermeidlich sein dürfte. Aber ob es in Usbekistan zum Ritual einer Hochzeit dazugehört, dass sich alle männlichen Gäste beim Abschied in den Morgenstunden auf der Straße vor dem Lokal gewaltig prügeln, der Bräutigam im Schlachtengetöse mittendrin, weiß ich nicht zu sagen, aber es flogen die Fetzen, als seien Timur und Jinggis Khan mit dabei, und der dunkelblaue Anzug des Bräutigams dürfte im Anschluss an den Pugilat allenfalls noch zum Autoputzen getaugt haben.
Wo waren wir eigentlich stehen geblieben? Der Rinderjerky-Plov, die üppige usbekische Dame und die lustige Hochzeitsfeier waren schließlich nur die Fleisch-Einlagen zur Kulturreportage aus Samarkand.

Ja, als größte Etappe auf der Seidenstraße und Scharnier zwischen Ost und West blühte die Stadt unter den Nachfolgern Timurs auf, und bevor andere Räuber und Krieger wieder alles zerdeppern konnten, stellte sich die Stadt zur Zeit der Zarin Katharina unter russische Protektion. Die Zarin entsandte Truppen, deren kollektives Kinnladen-Herunterklappen sich herumsprach und zur Bewahrung des Kulturerbes führte; selbst die atheistisch gefärbte Sowjetunion respektierte den islamischen Glitter, jagte nur die Mullahs zum Teufel, was man als gutes Werk honorieren sollte. Außerdem restaurierte sie, was immer an Bausubstanz am Verfallen war, und ernannte den weisen Ulughbek zu einem der ruhmreichen alten Wissenschaftler der Sowjetunion, aber jetzt haben die Usbeken ihre Schätze wieder und feiern auf dem wundervollen Registan-Platz Musikfestivals, alle zwei Jahre, und als sie am Abend die Festbeleuchtung testeten, war Frank gerade in der Nähe und eilte, um sich das Spektakel anzusehen. Die drei Moslem-Kathedralen in Disco-pink und -purple, der Prophet aus Mekka würde sich im Grabe rumdrehen. Man könnte es für die Bühnendekoration einer "Entführung aus dem Serail" halten. Ich mute dir lieber eine weniger kitschige Konstellation in Nightblue und Satsuma-Orange zu....


at nite


Hoffentlich glaubst du nicht, dass das alles sei, was Samarkand zu bieten hat, sonst würde man ja lieber nach Rom reisen. Wer nach dem Registan noch Sinn für andere Antiquitäten hat, schaut ins nahe Bibi Khanom hinein, das natürlich wieder eine olle Moschee war. Bemerkenswert ist sie wegen ihrer Größe, schwer zu übersehen, und wer anders als Timur der Gigantomane kann so eine Wuchtbrumme gebaut haben in der Absicht, der Welt mit einer Art islamischem Petersdom zu imponieren? Ein riesiges Portal bemängelte Timur als "zu mickrig", ließ
den Baumeister hinrichten, das Portal abreißen und eine titanische Nummer größer neu auftürmen. In nur fünf Jahren hingeklotzt, wies das Ding so grobe bauliche Mängel auf, dass kurz nach der Fertigstellung schon die ersten Brocken aus der Kuppel herabfielen. Mister Timur, ich sag dir, Architekten zu köpfen ist keine gute Idee. Auch ohne Erdbeben stürzten nach und nach die Minarette ein, dann brach die Kuppel zusammen und erschlug zahlreiche Gläubige, weshalb sich am Ende nur noch der Imam in die Ruine traute. Die heutigen Überreste werden von Metallstützen gehalten, aber sicherer ist es im offenen Innenhof, wo Frank schon wieder als Fotomodell für usbekische Omas herhalten musste, klar doch, so ein gut aussehender Gentleman kommt selten nach Samarkand! Heutzutage hat ja jeder Schimpanse im Urwald ein iPod, damit können inzwischen sogar Leute umgehen, die außer dem Koran nicht allzu viel gelesen haben; erst recht machen auch usbekische Omas wie selbstverständlich ihre Selfies.

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Aber Frank hat sich auch noch den Schutthaufen angesehen, der nach dem Abschied der liebenswürdigen mongolischen Besucher vom früheren Samarkand übrig geblieben war, und siehe da, die späteren Samarkandianer haben den Acker sinnigerweise als Friedhof genutzt. Und wo ein Friedhof ist, wird auch im Islam gebetet, und zum Beten braucht man eine Moschee, erst eine, dann zwei, dann drei und immer mehr Moscheen, weil es im Islam mindestens ebenso viele Sekten und Heilige gibt wie in allen anderen Weltreligionen auch. Außerdem wurden da auch irgendwelche bedeutenden Propheten-Cousins, Potentaten und Islamisten beigesetzt, die jeweils ihr eigenes Mausoleum und ihre eigene Kapelle erhielten, so dass es von Weitem den Anschein hat, als würde eine Moscheenprozession entlang der Gräberfeldmauern den Hang hinaufklettern. In Wirklichkeit klettern da nur Pilger und Touristen hinauf, und der Frank war mal wieder mittendrin, nachdem er zwar den Eintrittspreis bezahlt, die obligatorische Fotolizenz aber großherzig ignoriert hatte. Bin selber Fotomodell, murmelte er. Schließlich knipst heute auch jedes Kind mit iPhone, iPod, iTablet, iBrille, iUhr oder iHosengürtel, wer schleppt schon eine klobige Fotoausrüstung durch die Wüste?

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Shahizinda heißt die Nekropole, und wenn du meinst, da wäre weniger Funkel und Glitter zu begaffen als am Registan, da hast du dich aber getäuscht. Es ist nur enger, du kannst die Terracotta-Säulen, Majolica-Wände und Mosaik-Kacheln aus allernächster Nähe beglotzen und befingern, wenn der Pilgerstrom mal kurz abreißt. Das tut er nur zur Mittagszeit, da führt die Pilgerfahrt in die naheliegenden Gasthäuser, während Frank von der Hitze halb benommen im Schatten eines Mäuerchens hockt und an seiner Mineralwasserbottel nuckelt. Man kommt sich hier vor wie in Isfahan - eine ganze Allee von glasierten Portalen, türkisfarbenen Kuppeln und arabischen Kalligrafiebändern, auf denen "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", "Dem Volke dienen" oder so was Ähnliches stehen dürfte, der Frank kann leider kein Arabisch. Irgendwie weigert sich sein Hirn, immer mehr Schnörkel und Zierat, Arabesken und Majoliken aufzusaugen, selbst die Holztüren sind von oben bis unten verschnörkelt geschnitzelt. Frank richtet sein müdes Augenmerk nunmehr auf die Pilger, es hätte ja sein können, dass ihm eine orientalische Schöne aus Tausendundeiner Nacht entgeht, aber wie in Maria Laach handelt es sich auch hier meist um Ladies fortgeschrittener Jahrgänge, die mit ihren Kopftüchern als BigMac-Köchinnen durchgehen könnten, wenn sie nicht ihre usbekische Feiertagstracht trügen. Als wichtigste Erkenntnis seiner Betrachtungen darf ich dir mitteilen, dass selbst unter den frommen Pilgerdamen an diesem Heiligtum einige waren, die es nicht für nötig befanden, Kopftuch zu tragen. Also was soll der Zwergenaufstand der Kopftuchlehrerinnen in Europa? Dem alten Herrn Allah kommt es doch nur auf die Taten an, nicht aufs Äußere. Es reicht doch, dass die Daisch ihre Gesichter mit Kopftüchern verbergen, wenn sie ihre gottgefälligen Werke an ungläubigen Gefangenen verrichten.

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Kennst du den Talgo? Nein, nur Tango? Du hast echt keine Ahnung, nicht mal in Mallorca kennst du dich aus! Allerdings muss ich dir Recht geben, wenn du behauptest, dass es in ganz Mallorca keinen Talgo gibt, nicht mal im Ballermann. Der fährt ja auch nach Madrid, und nicht nach Palma. Der Talgo, nicht der Ballermann. Jedenfalls, was den Franzosen ihr TGV, den Deutschen ihre Autobahn, den Afghanen ihre Talibahn, den Hamburgern ihre Reeperbahn und den Japanern ihr Shinkansen ist, das ist der Talgo für die Spanier, die flotteste Bahn der Gegenwart, sofern keine Verspätung, Streiks oder Stromausfälle zu verzeichnen sind. Und so ein Ding haben die Usbeken importiert, und das braust von Samarkand nach Taschkent und wieder zurück, und sie haben sich nicht mal die Mühe gemacht, die TALGO-Inschrift zu übermalen; der Flitzer heißt bei den Usbeken auch einfach Talgo. Wenn du die fünffachen Ausweiskontrollen, Security checks und Gepäckdurchleuchtungen wie auf einem internationalen Airport absolviert hast, wirst du in den Bahnhof gelassen, und zum Entern des stromlinienförmigen Schienenwurms ist nur noch eine weitere Pass- und Fahrtausweiskontrolle zu bestehen. Uniformierte Flight Attendants, nein Train Attendants servieren einen Tee und ein Stück Kuchen wie in der Business Class von O'zbekiston Airways, das ist im Fahrpreis enthalten, und mit erheblich weniger Verspätung als bei der deutschen Bundesbahn war Frank zwei Stunden später wieder zurück in Taschkent. Mit dem Bus kämst du erst am nächsten Morgen an.

Im Gartenrestaurant ging es am Abend lustig zu, die Gäste hatten gut gegessen und wohl auch manches Gläschen geleert, und alles weitere entnimmst du am besten dem nachstehenden Kästchen, das ist das Richtige für eine längere Bahnfahrt durch die zentralasiatische Taiga.

Im Gartenrestaurant ging es am Abend lustig zu, die Gäste hatten gut gegessen und wohl auch manches Gläschen geleert, und jetzt spielten sie Tavla an den von Petroleumlampen hell erleuchteten Tischen.
Nur ein Gast sah sehr unzufrieden aus, rückte missmutig an seinem Stuhl herum und steckte den Kopf unter den Tisch, und das war Hodja Nasreddin.
"Was ist los mit dir, Hodja, willst du nicht mitspielen?", fragten die anderen Gäste.
"Ich habe einen Goldpiaster verloren und kann ihn nicht wiederfinden", brummelte Hodja ärgerlich.
"Wir suchen mit, Hodja, hast du ihn da unter dem Tisch verloren?"
"Nein, im Park hinter der Moschee."
"Ja, wieso suchst du ihn dann ausgerechnet hier?" 
"Im Park ist es doch zu dunkel, da zu suchen hat keinen Zweck. Hier ist es heller."
 
In Taschkent endete die Fahrt durch Usbekistan, aber nicht die Reise nach Zentralasien. Fürs Guinness Book of Records soll erwähnt werden, dass Frank in den zehn Tagen Aufenthalt in Usbekistan nicht eine einzige usbekische Wolke am Himmel gesehen hat. Wer Wolken benötigt, muss nach Hamburg fahren, und wer wissen will, wie und wohin es weitergeht, muss ins nächste Kapitel hineinschauen.

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