Hodja Nasreddin hatte
seinen Esel mit Melonen und Nüssen dermaßen beladen,
dass das arme Tier bei den ersten Schritten unter der Last
zusammenbrach. "Wow, das war ein bisschen viel für den Alten", murmelte Hodja und lud sich den Sack mit den Nüssen auf die eigene Schulter, bevor er den Esel wieder bestieg und losreiten wollte, aber pardauz, lag das Grautier wieder im Staub. "Du bist mir ja ein faules Viech!", schimpfte Hodja. "Jetzt hab ich dir schon die Hälfte der Last abgenommen, und es ist immer noch zu viel für dich!" |
Als
Hodja Nasreddin nach Bukhara kam, ritt er ahnungslos auf seinem
Esel auf den Registan-Platz, ohne abzusteigen und sich zu verbeugen.
Auf der Stelle wurde er von der Palastwache festgenommen und in den
Kerker geworfen. Kurz vor seiner Hinrichtung ließ er dem
Emir eine Botschaft übermitteln, er habe einen triftigen Grund
für sein Handeln gehabt und bitte um Begnadigung. Das machte den
Emir neugierig; er ließ Hodja kommen und fragte ihn nach seinem
Grund. "Majestät," sagte Hodja, "ich hatte meinem Esel das Fliegen beigebracht, und bei der Landung geriet ich ungewollt auf den Platz und bin zu spät abgestiegen." Der Emir grinste. "Hodja, wenn das wahr ist, werde ich dich begnadigen, aber nur unter der Bedingung, dass du meinem Lieblingsesel ebenfalls das Fliegen beibringst." "Kein Problem", sagte Hodja, nahm das Tier in Empfang, lief schnurstracks zum nächsten Viehmarkt und verkaufte des Emirs Prachtexemplar zu einem beachtlichen Preis. "Das wird dich den Kragen kosten", bangte ein Bekannter, als er das erfuhr. "Ach was", sagte Hodja, "jemand, der glaubt, dass Esel fliegen können, wird mir auch abnehmen, dass sein Esel nach erfolgreicher Dressur davongeflogen sei!" |
Als Hodja
Nasreddins Frau starb, zeigte sich Hodja nicht allzu traurig, sondern
zum Erstaunen aller Verwandten schien ihn das ziemlich ungerührt zu
lassen. Drei Wochen später verendete auch noch Hodjas Esel, aber diesmal lamentierte und trauerte Hodja volle drei Tage lang. Ein guter Freund fragte ihn verwundert: "Hodja, als deine Frau starb, warst du überhaupt nicht traurig, aber wegen deines Esels jammerst du so laut!" "Na klar doch", schluchzte Hodja, "als meine Frau starb, sagten alle Bekannten und Verwandten: 'Hodja, nimm's leicht, du bist noch rüstig, du darfst nicht allein bleiben, du musst wieder heiraten. Wir finden für dich eine neue, jüngere und bessere Frau'. Aber als mein Esel starb, kam niemand und sagte, er würde mir einen neuen, jüngeren und besseren Esel besorgen." |
Auf dem Heimweg tief in der Nacht nach seinem arbeitsreichen Tag fand Hodja Nasreddin nahe dem Rotlichtviertel einen Mann, der im
Straßengraben lag und einen gewaltigen Rausch ausschlief. Weil er einen
ungemein
prächtigen Mantel trug, dachte sich Hodja, den könne er
gebrauchen, und als er ihn dem felsenfest schlafenden Trunkenbold
entwand, gewahrte er, dass es der Emir war. Zwei Tage später wurde öffentlich bekannt gegeben, dass der Mantel des Emirs gestohlen worden sei; wer ihn finde und den Dieb namhaft mache, bekomme eine hohe Belohnung, und der Dieb werde gehenkt. Dem armen Hodja schwante nichts Gutes, und wie befürchtet wurde er verpetzt und angezeigt. Kaum erblickte der Emir das Corpus delicti, rief er, dies sei sein Mantel und der Dieb solle umgehend aufgeknüpft werden. Vom Kadi befragt, wie er zu dem Mantel kam, antwortete Hodja: "Ich fand im Hurenviertel einen Mann, der volltrunken im Graben seinen Rausch ausschlief. Um diesem gottlosen Burschen einen Denkzettel zu geben, nahm ich ihm den Mantel ab und glaubte, damit im Sinne unseres Emirs, des Wahrers und Beschützers unserer heiligen Religion, gehandelt zu haben. Falls dieser Mantel allerdings seiner Majestät gehören sollte, gebe ich ihn selbstverständlich zurück." "Ich muss mich geirrt haben", sprach daraufhin der Emir, "es ist doch nicht mein Mantel, er sah ihm nur etwas ähnlich. Hodja, du hast ganz recht gehandelt, der Mantel ist dein rechtmäßiges Eigentum, und wenn der schamlose Sünder gefunden wird, der ihn trug, soll er mit achthundert Stockhieben bestraft werden!" |