Hodja Nasreddin hatte gehört, dass
man durch
ausdauerndes Training Erstaunliches, ja Unglaubliches erreichen
könne. Da er selbst
überhaupt keine Lust zu ausdauerndem Training hatte, versuchte er,
seinen Esel darauf zu trainieren, ohne Futter auszukommen. "Und, hat das geklappt?", fragte ein Bekannter. "Beinahe", antwortete Hodja. "Ich gab ihm immer weniger zu fressen, das lief ausgezeichnet, aber leider ist der Esel kurz vor der erfolgreichen Vollendung des Experiments gestorben." |
Der
reiche Nachbar hatte ein Grundstück mit
hervorragendem Lehmboden. Hodja Nasreddin versuchte sich gerade als Töpfer und bat den Nachbarn, ihm Lehm von seinem
Grundstück zu überlassen. "So viel wie du willst, kostenlos, was soll ich mit Lehm?", sagte der. Hodja hatte aber den Trick raus, wie man aus gutem Lehm Teller brennen kann, die beim Anschlagen einen hellen Klang von sich geben, und bei verschiedenen Größen kann man mit den Tellern richtig Musik machen. Die verkauften sich wie frisch gebratener Shashlik, aber als der Nachbar merkte, dass Hodja mit seinem Lehm zu Geld kam, verlangte er alle Teller für sich. Hodja berief sich darauf, den Lehm kostenlos angeboten bekommen zu haben und stellte sich stur. Die Sache landete vor Gericht. Der Kadi hörte sich an, was beide zu sagen hatten, und fällte dann sein Urteil. "Hodja, der Lehm gehört deinem Nachbarn, auch wenn er ihn dir gratis angeboten hat. Und wenn er ihn zurückverlangt, musst du ihn zurückgeben. Nachbar, hat dein Lehm auch so getönt wie Hodjas Teller?" "Blöde Frage, Lehm tönt doch nicht." "Also dann nimm deine Tonteller, aber ohne den Klang. Der ist und bleibt Hodjas Eigentum." |
Die
beiden Frauen des Hodja Nasreddin waren unablässig aufeinander
eifersüchtig und löcherten Hodja tagtäglich mit der
Frage, welche von beiden er lieber hätte. "Ich habe euch beide gleich lieb", sagte er, aber damit beschwichtigt man keine eifersüchtige Frau. Also ging er in die Stadt und kaufte heimlich zwei Perlencolliers mit je einem blauen Diamanten. Natürlich waren die nicht echt, Hodja war nun mal kein Emir. Von dem einen Collier machte er den Diamanten ab. Als ihn die Frauen wieder einmal mit der üblichen Frage piesakten, zeigte er ihnen die beiden Colliers und sagte: "Diejenige, der ich in der nächsten gemeinsamen Nacht das Collier mit dem blauen Diamanten schenke, ist meine Lieblingsfrau." In der kommenden Nacht gab er der einen Frau das eine Collier mit dem blauen Diamanten, und in der folgenden Nacht der anderen Frau das andere Collier mit dem wieder angesetzten, ebenso blauen Diamanten, und beiden schärfte er ein: "Du bist mein Ein und Alles, du bekommst das Collier mit dem blauen Diamanten, aber behalt es bitte um des Hausfriedens willen für dich und erzähl es nicht der anderen Frau, dass ich dich lieber habe als sie!" Seitdem gab es keine Eifersucht mehr. |
Ein Vetter von Hodja Nasreddin hatte viel Geld geerbt.
Aber Hodjas Neid währte nicht allzu lange, denn der Vetter hatte
ein großes Talent, die Erbschaft in windige Unternehmen zu
stecken, schmierigen Leuten zu verleihen und überflüssige,
unnütze Dinge zu kaufen - kurzum, nach weniger als zwei Jahren kam
er zu Hodja und jammerte, dass alles zerronnen sei. "Ich habe keinen Piaster mehr übrig, Hodja. Ich weiß, ich bin selbst dran schuld und bettele dich deshalb auch nicht um Geld an, aber dein Rat wäre mir jetzt hochwillkommen." "Och, das ist ganz einfach", antwortete Hodja, "in fünf Jahren geht es dir wieder blendend." "Waswaswas, meinst du, dass ich dann wieder reich bin?" "Nö. Aber dann hast du dich an deine Armut gewöhnt." |