DAS MANIKÜRTE AUTOMOBIL
1
In den nächtlich-finsteren Bergserpentinen von Hakone zu Füßen des Monte Fuji waren die Staus vergessen. Stattdessen sorgte ein waschechtes Sommergewitter für Abwechslung, und statt roter Ampeln zählte Franks Beifahrerin und Reiseleiterin Ka jetzt die Crashs, die überall in der motorisierten Welt unfehlbar zu besichtigen sind, sobald es irgendwo kräftig lospladdert. Das Radio gibt Hochwasser-, Sturm- und Katastrophenwarnungen aus, ein Taifun kommt uns entgegen. Wie interessant. Die Nacht verspricht kurzweilig zu werden.
Nach Mitternacht gehört die Chaussee den Fernfahrern, die im Wissen um ihre durchschlagende Masse völlig unjapanischerweise Ampeln, Vorfahrt und Vorschriften ignorieren, volle Pulle durch schlafende Fischerdörfer brettern und auf der Autobahn Kopf-an-Kopf-Rennen veranstalten. Um die nächtlichen Kraftfahrer wenigstens wachzuhalten, bringt der Verkehrsfunk lauter Horrormeldungen, etwa von dem Brand in Yamagata, bei dem drei Kinder ums Leben kamen und nur die Mutter sich retten konnte. Und der Vater, ein Brummi-Fahrer, sei just in der gleichen Nacht tödlich verunglückt, und die Polizei traue sich nicht, der unter Schock stehenden Frau die neue Hiobsbotschaft zu überbringen. Solche Worte zum Sonntag aus dem Radio sind wie geschaffen für die nächtliche Hatz zwischen stürmischem Taifun und donnernden Schwerlastwagen.
Bei Sommerreisen gilt in Japan ein anderes Motto als bei den Germanen auf der Alpennordseite: Man reist nicht der Sonne entgegen, sondern man reißt vor ihr aus. Tamatsukuri ist dementsprechend leer. Meeresnahe Lage hin und Kurort her, der Ort ist im Sommer nur für Schwitzkuren tauglich, denn die Luft flirrt und flimmert, und wer sich zu einem längeren Spaziergang bis hin zum Shinji-See traut, kommt auch bei tiefstehender Abendsonne knusprig gebacken wie eine Pizza ins klimatisierte Hotelzimmer zurück.
Bist du etwa einsam und sehnst dich nach dem idealen Partner? Dann vergiss den Ball der einsamen Herzen, verschmäh eine Annonce voller blumiger Lügen in der "Welt am Sonntag" und wende dich ab von allen Ehevermittlungs- und Geldbörsenentleerungsagenturen. Es reicht, einen Euro in Yen umzutauschen, nach Matsue zu gehen und das Kleingeld in den gigantischen Geldtrog am Schrein von Izumo zu schmeißen. Und dann brauchst du nur noch auf das Wirken der Gottheit zu vertrauen, die im Ruf steht, Japans bedeutendster Partnervermittler zu sein. Du kannst dir notfalls sogar den Euro sparen, wenn du dich traust, einen der schüchternen Männer oder eines der hübschen Mädels anzusprechen, die hier Schlange stehen und Geld in die göttliche Kasse einzahlen. Sie beten garantiert alle um Bräutigam oder Braut.
Na ja, Ka und Frank sind schon gegen etliche Illusionen gefeit, so ein paar Jährchen vor der Silberhochzeit, die gehen lieber baden, bevor die Fahrt weitergeht zum nicht mehr allzu fernen Shimonoseki, von wo die Fähren zum eurasischen Kontinent ablegen. Noch eine Nacht im Falthotel, bevor sie in aller Herrgottsfrühe im Überseehafen eintrudeln.
Im Hafen beginnt das Abenteuer. Tellergroße Augen machen die Uniformierten, weil so ein ausgeflippter Ausländer ernstlich vorhat, im Handgepäck ein Automobil mit nach Korea zu nehmen. Wo kämen wir denn da hin, und überhaupt.... Wenn es an Präzedenzfällen mangelt, kratzt sich der japanische Beamte erst mal ratlos den Kopf. Als Europinski war der Frank keine Sekunde auf die Idee gekommen, dass er soeben im Begriff stehe, eine verwegene Pioniertat zu vollbringen, und die Grenzfritzen von Shimonoseki stellten sich an wie weiland der Schweizer Zoll, als Hannibal auf Elefanten über die Alpen geritten kam. Da könnte ja jeder kommen und ohne Erlaubnis des japanischen Tenno, des amerikanischen Präsidenten und der beiden Kims von jenseits des Gewässers seinen betagten Nissan zu exportieren begehren. Und wenn man die Folgen bedenkt, dass dann womöglich auch Fremde mit ihren Fahrgeräten nach Nippon Einlass forderten, chinesische Holzmodelle oder sibirische Rentierschlitten, da geriete die nipponische Administration voll in des Teufels Küche.
Also, dass alle Versuche, Frank sein Vorhaben auszureden, seinen Widerspruchsgeist nur herausfordern, das können die Bürokraten ja nicht wissen. Schließlich gibt es da offenkundig eine Autoverladerampe am Hafen, wahrscheinlich, um Panzer zu verschiffen, falls das mal wieder Mode werden sollte. Und weil das ausführliche Studium aller einschlägigen Vorschriften kein ausdrückliches Verbot einer Auslandsreise per Automobil zutage förderte, beschloss der Oberzollinspektor von Shimonoseki nach einem längeren Ferngespräch bei seinen Vorgesetzten in Tokyo, dem seltsamen Ansinnen des merkwürdigen Ausländers wohlwollend stattzugeben. Normalerweise sei solches zwar nicht üblich, aber.... nunmehr sind erforderlich:
1. | Antrag auf Sonder-Export-Genehmigung, |
2. | Antrag auf Wiedereinfuhr-Genehmigung, |
3. | Ausfüllen eines Vordrucks der eidesstattlichen Versicherung der Reimport-Absicht, |
4. | Zollinhaltserklärung mit detaillierter Beschreibung des Export-Objekts samt seiner Füllung, |
5. | Antrag auf Wiederanerkennung des laufenden Inlands-Versicherungsvertrages nach dem Reimport, |
6. | Antrag auf Sonderversicherung für Missgeschicke im Ausland.... |
........sowie einige andere
Formulare, deren Zweck nur professionellen Bürokraten
verständlich ist. Der Papierkrieg genügte, um den gesamten
Vormittag auf der Schreibstube des Zollamts von Shimonoseki zu
verbringen. Frank beglückwünschte sich, so frühzeitig zum
Hafen gekommen zu sein. Wenn ein ähnlicher Zirkus an den
Binnengrenzen Europas eingeführt würde, bräche in 24 Stunden
die Weltwirtschaft zusammen, aber das ahnt der gute Herr Yamamoto
vom Hafenzoll in Shimonoseki natürlich nicht. Und die Kosten des
gewaltigen Papier- und Stempelkissenverschleißes beliefen sich
auf nur circa 38 Euro, und als der Frank aufatmend glaubte, alles
hinter sich gebracht zu haben, sprach der Inspektor in vollem
Ernst die folgenden, wahrhaft denkwürdigen Worte:
"Vor dem Einschiffen muss der Wagen noch gründlich gewaschen werden. Erstens macht das einen guten Eindruck im Ausland, und zweitens muss verhindert werden, dass einheimische Bakterien nach Korea gelangen."
Das war zu viel für Frank, der sich ansonsten stets höflich und zuvorkommend verhielt, aber da konnte er die Lachsalven einfach nicht mehr unterdrücken. Natürlich tat ihm der arme Herr Yamamoto leid, der vermutlich davon überzeugt war, dass auch jedes Schiff und jedes Flugzeug vor dem Betreten fremder Gestade in die Waschmaschine komme und die Passagiere entlaust, desinfiziert und in eine 6-wöchige Quarantäne gesteckt werden, aber der prustende Frank kam sich vor wie Marco Polo II. Da siehste mal wieder, es gibt noch weiße Flecken auf der Globetrotter-Landkarte, und wer hätte je geahnt, dass Franks olles Töffelmöffelchen ausgerechnet vom Hafen von Shimonoseki aus geradeswegs ins Guinness-Buch der Rekorde zu rollen drohte?
Da gab es einen Schlauch mit kostenlosem Leitungswasser, und Frank unterdrückte die Frage an Herrn Yamamoto, ob das Leitungswasser von Shimonoseki auch keimfrei sei, und während er sein Vehikel zu duschen begann, nahte der nächste Taifun und half kräftig mit, das Bakterien-Auto zu maniküren. Da lacht der Bazillus, frischgewaschen die Reise nach Korea antreten zu dürfen!
Der nächste Schritt war die Zollinspektion, so ähnlich wie in der UdSSR zu Stalins Zeiten. Sogar der Unterboden wurde auf Geheimfächer abgeklopft, bis dem Inspektor der Bazillenrost ins Gesicht bröckelte. Die Sitze wurden ausgebaut und gaben den Blick frei auf den Staub der Jahrzehnte, und Frank erlaubte sich angesichts des Eifers des Zöllners anzufragen, nach welcher Art von Schmuggelgut eigentlich gefahndet werde; er meinte, bei der Suche behilflich sein zu können, damit sich der Herr nicht seine weißen Handschuhe mit den noch ungewaschenen Bazillen unter der Motorhaube zu beschmutzen brauchte. Der ließ aber nur den Luftfilter sinken und schaute Frank verständnislos an. Wortlos schraubte er ihn dann wieder rein und klempnerte anschließend die Batterie raus und rein.
'Na ja', dachte Frank, 'Dienst ist Dienst, ich weiß. Stamme selber aus einer Gegend, die mal zu Preußen gehört hat. Diese Mentalität, Brüderchen, kommt mir bekannt vor, habe volles Verständnis!'
Da auch Frank das Seine mit beitragen wollte und bis zur Abfahrt der Fähre noch zwei volle Stunden Zeit waren, nahm er sich die Muße, als Dank für die Mühen der Zöllner die verbleibenden 8 Formulare der Ausreisepapiere ausführlich zu beschriften und die Spalte "Purpose of visit" mit einem 19zeiligen Aufsatz in Miniaturschrift auf Englisch anzufüllen und als "profession" das wunderschöne Wort "coleopterologist" anzugeben, das, wie er sich vorher vergewissert hatte, in den einschlägigen Taschenwörterbüchern nicht verzeichnet steht. Schließlich sollen auch die Graphologen und Fremdsprachen-Experten des Amtes für Statistik mal ein bisschen ihre grauen Zellen trainieren und etwas Tüchtiges leisten für ihr Gehalt aus Steuergeldern.
Gegen halb 6 in aller Frühe -wieder eine Hotelnacht gespart!- trudelt die Fähre in Busan ein, dümpelt aber erst noch eine geraume Zeit im Hafenbecken, bevor sie an der Mole festmacht, weil der koreanische Zoll erst um 8 Uhr Dienstbeginn hat. Und dann gleich ein seltener Fall wie Frank Eschersheimer mit seinem entbazillifizierten Oldtimer... Also, ich sag dir, im Laufe des Vormittags wuchs Franks Achtung für den Herrn Yamamoto vom Zollamt in Shimonoseki, weil der, im Vergleich zu den Zöllnern in Busan, die Chose beinahe unbürokratisch geregelt hatte. Ich will dich nicht mit der Beschreibung dessen langweilen, was dem Frank im Laufe seines ersten Aufenthaltstages in Korea abverlangt wurde, aber gegen 14 Uhr nachmittags wunderte er sich selbst, wie er das alles hinter sich gebracht hatte, ohne einen Ton Koreanisch zu können, und mit seinem Globetrotter-Fatalismus half er den Zöllnern in der nächsten Stunde, sein in fast sämtliche Einzelteile zerlegtes Vehikel wieder zusammenzuschrauben, nachdem er sein gefleddertes Gepäck wieder neu zusammengerödelt hatte. Bis Japan und Korea irgendwann mal eine Art asiatischer EU gründen, wird noch ein gutes Jahrtausend vergehen, das ist sicher. Immerhin war Franks fahrbarer Untersatz jetzt desinfiziert, manikürt und mit einem neuen, provisorischen koreanischen Nummernschild versehen, das auf die Innenseite der Windschutzscheibe geklebt worden war (auf unbefugtes Entfernen ist eine Zuchthausstrafe angedroht) und die Sicht um 5% einschränkte, weshalb es durchaus sinnvoll war, dass die alte Kiste nun mindestens dreifach versichert in die Nachmittags-Rushhour von Busan eintauchte.
JAPANISCHES AUTO UND KOREANISCHER BEWUNDERER
Angesichts der Verkehrslage in Busan war Frank für den 200 Euro teuren, obligatorischen dreifachen Versicherungsschutz dankbar. Die brodelnde Verkehrsströmung, die, sofern es die Stausituation zulässt, keine Tempolimits zu kennen scheint, schwemmte ihn mitten in die Stadt und weckte Erinnerungen an Roma oder Napoli. Nein, Napoli nicht, das wäre eine Übertreibung. Napolis Verkehr ist weltweit einmalig. Also rettet sich Frank durch ein paar verwegene Manöver auf den Hügel über der Stadt, wo man den Wagen an einem weit angelegten Park verschnaufen lassen und den Panoramablick über die graue Industriestadt, Hafen, Nieselregen und Taifunwolken genießen kann. Es ist erstaunlicherweise wesentlich angenehmer und kühler als in dem nur wenige dutzend Seemeilen entfernten Japan.
Aber vor dem Fisch kommt erst mal die Speisekarte, natürlich in Hangeul beschriftet. Genausogut hätte man dem Frank auch das Alte Testament auf Sanskrit vorlegen können oder das Kamasûtra auf Kirgisisch. Und die emsige Kellnerin blickt erwartungsvoll auf Ka, und Ka guckt erwartungsvoll auf Frank. Der Frank kratzt sich am Kopf und fragt, ob vielleicht irgendwer vom Personal der englischen Sprache mächtig sei. Die Kellnerin antwortet auf Koreanisch, an Ka gerichtet. Na ja, am Ende kriegt man schon seinen Fisch, aber wenn du in Korea mal so fünf verschiedene Sachen zum Probieren orderst und glaubst, da kämen so wie in Japan ein paar Tellerlein mit Amuse-gueules für den hohlen Zahn, da kannst du was erleben. Jedenfalls war das, was sich im Laufe der nächsten Viertelstunde auf dem ächzenden Tisch vor Frank auftürmte, durchaus dazu angetan, eine Busladung voller hungriger Pilger gegen Ende des Ramadan zu sättigen. Mit Sicherheit hielt die Kellnerin Ausländer generell für Fressgetüme, denn kaltblütig erfüllte sie die Order, ohne Argwohn und ohne Rückfrage, vermutlich, weil sie kein Englisch konnte. Zum Glück sind die Preise in Korea erträglich, weshalb das Große Fressen des ersten Abends weniger als ein Viertel der Einreise-Autoversicherung verschlang.
Du siehst, auch erfahrene Globetrotter trotten bisweilen voll in die Fallen und Tücken fremder Länder, deren Sitten sie nicht kennen. Wenn du die ausgelatschten Trampelpfade, die mit Sheraton und Pommes frites gepflastert und auch auf Deutsch und Japanisch ausgeschildert sind, verlässt, dann darfst du dich nicht wundern, wenn du nicht allerorten auf polyglottes Personal und viersprachig verfasste Speisekarten triffst. Aber anders als auf den Trampelpfaden kann man hieraus was lernen, und das erste, was zu lernen ist, das ist die Hangeul-Schrift. Heut Abend noch fang ich damit an, schwor sich Frank. Und wie ich ihn kenne, tut er das auch. Nur - leider einen Tag zu spät!
TROMMELTURM DES BERGTEMPELS BEOMEOSA
Ich glaube, ich hab dir zu viel versprochen. Kaum hatte der Frank sich in Miryang auch ohne Hangeul-Kenntnisse das runde Autofahrer-Bäuchlein mit artigen Delikatessen vollgefressen, da war sein Studieneifer auch schon beinahe vergessen. Und du fürchtetest sicher schon, der restliche Reisebericht sei in Hangeul verfasst. Stattdessen trabten Ka und Frank durch das stille Regengrün des alten Bergtempels Beomeosa und verknipsten erste Kultur-Fotos von den farbig bemalten alten Holzbalken, beglotzt von zahlreichen Pilgern und Gläubigen, die Buddhas und Mönche mit Spenden und Räucherwerk erfreuen. Irgendwie hatte es ein neuerlicher Taifun geschafft, die koreanischen Zollformalitäten zu passieren, und kurz vor dem Ersaufen erreichte Frank sein gummibereiftes Blechasyl und töffelte ins erstbeste Hotel in Yangsam, insgeheim darum betend, dass die Decke wasserdicht und das Dach sturmsicher sein möge.
Also, so viele Tempel wie der Frank in Korea besucht, der muss ja ein heimlicher Buddhist sein. Aber sag's nicht weiter, sonst muss er in Zukunft um die islamische Welt einen Bogen machen. Jedenfalls stapft er, kaum dass die letzten Tropfen den taifungezausten Forst verlassen haben, durch die weitläufige Bergtempel-Anlage Tongdosa. Weil die Ticketverkäuferinnen am Eingang untereinander in ein hitziges Wortgefecht verwickelt waren, spazierte er samt Ka gratis in das Heiligtum hinein, denn da konnte er leider noch nicht mitreden, und außerdem verfraß er seine Wons lieber als sie den Bonzen in den Rüssel zu stopfen. Zwar sind die koreanischen Glatzen bescheidener als ihre raffgierigen japanischen Kollegen, aber wenn du überall brav blechst, läppert sich der Touristenzoll doch zu beachtlichen Sümmchen, und du ahnst ja nicht, wie fromm und tempelsüchtig Frank neuerdings geworden ist.
KOREANISCHE UND CHINESISCHE SCHRIFT AM EINGANGSTOR DES TEMPELS TONGDOSA
Das Schöne an den koreanischen Tempeln ist, dass sie alle tief in irgendwelchen Bergen schlummern und der Pilger sich vom Parkplatz am Tor im Talesgrund aus per pedes schwitzend der Gottheit nähern muss. Und weil Frank, wenn er nicht die Götter besucht, den Wonnen der Gastronomie huldigt, muss er eben jeden Tempelberg besteigen, um nicht buddhagleich anzuschwellen und dann bei den Mädels keine Chance mehr zu haben. Und so entgeht ihm nicht, dass beinahe in jeder Kuhle, hinter jedem Baum, an jedem Bächlein eine picknickende Familie hockt, Zelte auf- oder abbaut und über munteren Feuerchen allerlei fleischhaltige Spieße dreht. Und wenn man bedenkt, dass Korea sozusagen eine Insel ist, auf drei Seiten vom Ozean und auf der vierten Seite von Stacheldraht und grimmig dreinschauenden, martialischen Brüdern umgeben, kapiert man, wieso die Papis mit ihren Gören die Sommerferien im Tempelwald verbringen.
Versöhnt wird man erst wieder an den Tankstellen. Ein Service wie in Tausendundeiner Nacht. Nicht allein, dass es in ganz Asien keine Selbstbedienung gibt, im Gegenteil: Dutzende von flinken Jungs wieseln um deine Kalesche, waschen und putzwienern alle Rallyespuren vom Blech ab, leeren den Aschenbecher und prüfen den Reifendruck, füllen Kühlwasser, Öl und Scheibenwaschwasser nach --- dabei wolltest du eigentlich nur tanken. Und wenn du bezahlt hast, bekommst du noch zahllose Verbeugungen sowie ein Präsent, meist ein Packerl Kleenex oder ein Paar Wegwerfhandschuhe, damit du beim nächsten Mal beim Zoll deinen Luftfilter selber rausschrauben kannst, ohne dir die Pfoten dreckig zu machen. Und wenn das frisch gefönte, gesättigte und manikürte Automobil in freier Wildbahn sogleich wieder durch den nächsten Matschquark quirlt und mit Schmackes durch den Schlick plitscht, krampft sich das Herz des mitfühlenden Chauffeurs unwillkürlich zusammen.
CHILISCHOTEN WERDEN GETROCKNET IN DER ALTSTADT VON JEONJU