LAND DES LÄCHELNS
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❀❀❀❀ | THAILAND | ❀❀❀❀ |
⸙ 2001 ⸙ | ||
Ko Samui und Bangkok |
Als
Antipasto hatten wir uns Bangkok genehmigt; der erste Gang war
eine cambodianische Komposition aus Phnom Penh und Siem Reap,
garniert mit Angkor Wat-Ruinen, gefolgt von einem laotischen und
einem vietnamesischen Hauptgericht
mit Vietcong-Beilagen. Nun gehört zu dieser Reise noch ein
ordentliches Dessert, das im Süden Thailands auf uns wartet.
Nicht ganz so überlaufen wie Phuket ist die Ferieninsel Samui
mit ihren zwei großen kilometerlangen Stränden. Wir wählen den
entlegeneren, und das war eine weise Entscheidung. Mit nur
wenigen Gästen teilen wir uns den weiten Strand und kommen mit
den Italienern nebenan schnell ins Gespräch, Strand-Bafel, wie
ihn jeder kennt.
"Beim
Angkor Wat zwischen Minen mit Würgefeigen gerungen, im
laotischen Mahagoni-Urwald eine gefährliche Begegnung mit einem
hungrigen Tiger, im Einbaum den reißenden Mekong
runtergerauscht, in einem Bordell in Hànôi unter die
Dollarräuber gefallen, in einem Dschungelhinterhalt dem Vietcong
ins Auge geblickt....", wie es sich am Ende eines Urlaubs
eben so anhört. Dabei war ich
gerade eben der größten Gefahr der ganzen Reise ausgesetzt und
merkte es beinahe zu spät. Der riesige Strandschirm, der uns vor
der Sonnenglut schützte, ließ die UV-Strahlen nämlich
ungehindert passieren, und am Abend sah ich aus wie Häuptling
Rotes Rindvieh vom Stamm der Ogalallah oder, nach Entfernen der
Badehose, wie eine lebende österreichische Fahne. Ich gebe es ja
zu, mit den allbekannten Neckermann-Urlaubssitten bin ich nicht
sonderlich vertraut.
So wandten wir uns vom tagtäglichen Strandleben, das ohnehin eintönigster Natur ist, ab und dem Nachtleben von Samui zu. Die unerklärliche Tatsache, dass wir überraschend viele Baht übrig haben, kam diesem Vorhaben bestens zupass. Die besten Seafood-Restaurants werden der Reihe nach durchgetestet, als seien wir von der Firma Michelin angeheuert, und konstatieren, dass in diesem Touristenparadies 95 % der Mahlzeiten auf mitteleuropäisches Geschmacksnerven-Niveau getrimmt sind. Na schön, Hummer bleibt Hummer, und die Cocktails sind billig.
Dann
gibt es eine Show, Thai-Boxing in einem Ring, der von
Open-Air-Bars umzingelt ist; das muss man ja mal gesehen haben.
Ist sogar kostenlos, sofern man gewillt ist, zwei Drinks zu
bestellen. Dabei ist es ratsam, die Partnerin für den zweiten
Drink selbst mitzubringen, denn wer männlichen Geschlechts ist
und alleine kommt, wird sofort von einem kurzberockten
Barmädchen betreut, das sich, ohne
erst lang zu fragen, auf seinem Schoß niederlässt.
Händchenhalten, ein bisschen fummeln und ablutschen ist im Preis
enthalten, aber dafür saufen diese abenteuerlich geschminkten,
abgebrühten Damen wie Seeleute am Cap Hoorn.
Die Boxerei ist zeremonienträchtig wie japanischer Sumo; wenn Mädchen boxen, tun sie sich nicht ernstlich weh dabei, aber die Jungs schlagen sich schon die Ohren rot.
Man kann auch einen der Minibusse
nehmen und von unserer Lamai Beach rüber zur Chaweng Beach
holpern. Da ist wesentlich mehr los, da stehen die CONDOR-Hotels,
aber entsprechend sieht es da auch aus. Die Hauptstraße säumen
alle bekannten McFood-Läden und Pizzaburgers des touristischen
Globus, die übliche World-Trash-Parade, die mich jedesmal erneut
zu der verwunderten Frage verleitet, weshalb die Leute extra so
weit hergeflogen kommen, wo sie es in Mallorca doch erheblich
näher hätten,
um "deutche Kuche" (sic !) strandnah zu genießen. Nun
ja, wer sich auf ausgelatschten Pfaden bewegt, kommt immer nur
dahin, wo andere auch schon gewesen sind. Um zwischen all den
Bratwurst-Häusern und Starbux-Churraxo-Tempeln den peppigen
Thai-Würz zu finden, muss man recht lange suchen: Das "Drop
In" klingt zwar nach Fast food, ist aber ein Traum von
Gartenrestaurant mit sanft zwischen den Wasserfällen und Weihern
dahergleitenden Kellnerinnen, in Thai-Seide gewandet, und das
Essen hält beinahe, was die Kostümierung verspricht, nur
geringfügig farangisierte Menüs.
Wir
sind fürs Strandleben genauso wenig geschaffen wie für
Luxushotels. Nach drei Tagen wird es todlangweilig, sich über
die dicke Polin und die biersaufenden Norweger unter den
Nachbar-Sonnenschirmen auszulassen und über die streunenden
Hunde zu amüsieren, die getreulich die Urlauber imitieren: Eine
Viertelstunde ins Wasser, dann in der Sonne trocknen und
anschließend im Schatten dösen; mittags die Wampe vollfressen,
am Nachmittag Wiederholung der
Vormittagsübung und am Abend brünstigen Weibchen
hinterherhecheln.... Und das lebenslang, immerwährender Urlaub.
Ich kann sie darum nicht beneiden.
Immerhin sind wir ausgeruht und erholt, als wir von dem Orchideengarten der Insel Ko Samui erneut -zum wievielten Mal wohl? - auf den südostasiatischen Dreh- und Angelpunkt Bangkok zudüsten. In einem entlegenen Vorort, nahe dem Airport, nehmen wir Abschied in einem wunderbaren Gartenrestaurant, in das sich Ausländer wohl nur höchst selten verirren. Das Personal war jedenfalls wieder mal einer Panik nahe, als sich die Annahme, Ka sei meine Dolmetscherin, nicht bestätigte. Umso emsiger war die Fürsorge, die wir danach erfuhren, liebliches Lächeln im Überfluss nebst unverfälschter, erstklassiger Thai-Cuisine, alles war perfekt.
Auf dem Rückweg waren wir uns einig, wie schon beim ersten Besuch in diesem Land:
Wir kommen wieder!
❁❁❁