COCKTAILS UND INSEKTENSTICHE
JAMAICA
(2)
Frisch
gebadet in
der stillen Morgendünung, umkurvt der Tourist die
Schlaglöcher
auf der Chaussee, die ihn zu neuen Aventüren bringen soll. In
der Ferne wandert ein Mensch mitten auf der
Fahrbahn. Bremsen wir mal lieber ab. Es ist eine Frau, die uns
entgegenkommt und nur unwillig ausweicht. Splitternackt, nicht
mal Schuhe hat sie an. Geht aufrecht und stolz, als
sei das Evaskostüm ein Ausgehkleid. Lacht, als
wir an ihr vorbeibrummeln. Die
Irre von Chaillot auf Sightseeing in Jamaica? Soll
das jetzt ein Abenteuer gewesen sein? Wenn
man das wüsste. Fragen über Fragen,
rätselhafte Karibik.
Bei den Dunn-River-Kaskaden wähnt man sich endlich am Ziel,
denn kann
ein Tag in Jamaica noch Abenteuerlicheres bringen als
diese kühlen Flussfälle im luschigen Tann, in
denen man sich nach Herzenslust suhlen und poolen kann? Ein
touristisches Highlight ist es sicherlich; es
hat den Nachteil, dass man sich die
Erfrischung per Ticket erkaufen und
mit Unmengen von Whiteys teilen
muss, die, einander an den Händen haltend, in langen
Pilgerzügen einem schwarzen
Guide folgend den Wasserfall gegen die
Strömung hochplitschern.
ALS OB ES DA OBEN FREIBIER GÄBE
Weniger überlaufen und billiger ist
die Villa Shaw oberhalb der Stadt Ocho Rios, wo
sich ein Bauxitkönig einst einen
tropischen Traumgarten mit Wasserfall und Kolibris angelegt
hat, oder die Farnschlucht, durch die sich
in einem früheren Flussbett die Landstraße nach
Kingston windet, von 150 Arten von Farn umgrünt.
Die Krönung des Tages ist jedoch zweifellos der
Besuch von Skip's Place, einem einheimischen
Restaurant, in
das wir nur deshalb geraten, weil wir eine falsche Straße
erwischt haben. Auf einer Verbreiterung der Nebenstraße
ausgerollt, um
die Karte zu konsultieren und eventuell wenden zu können,
kommen
wir just vor dem Eingang des Lokals zum Stehen. Nichts
deutet daraufhin, dass es sich um ein Restaurant handelt, kein
Schild, kein Name. Aber Skip kommt mit ausgebreiteten
Armen freudestrahlend auf uns zugesegelt.
"Wer hat euch von meinem Restaurant erzählt, wo
habt ihr das erfahren? Ich weiß schon, man redet davon,
überall! Ja, ich habe meinen Stolz, ich verzichte auf
Werbung, hier sollen nur Genießer herkommen und
mich weiterempfehlen. Toll finde ich das, dass jetzt auch schon
Besucher aus dem Ausland kommen..."
Kann man so einem Menschen die Freude rauben? Wenn er
erfährt, warum wir hier gehalten
haben, wird ihm eine Welt zusammenbrechen. Wir haben ohnehin
Hunger und Lust auf Abenteuer und auf was Knackiges. Also
gut, machen wir bei seinem Theater mit, yah
mon.
Es ist halb drei, wir sind die einzigen Gäste. Skip
beginnt seine Performance. Er weist uns den
größten Tisch zu, rückt
einen Extrastuhl herbei für unsere Taschen, dreht das Radio
an, bringt
Eiswasser, öffnet ein weiteres Fenster, lässt die
Jalousien
halb runter, kramt Papierservietten aus,
die er mit dem Aperitif, einem Fruchtpunch aus Papaya und Ingwer,
austeilt, und dann verschwindet er ein paar Minuten. Wir
trauen unseren Augen nicht, als er wieder auftaucht: Er
hat sich umgezogen!! Schwarze
Hose, weißes Hemd. Bravo! Der Koch stürmt aus der
Küche, läuft in den Garten, steigt
auf den Limonenbaum und pflückt, mit weißer
Schürze, die Zutaten. Grandios! Derweil hört man
Skip im Klo
rumoren - er ist anscheinend dabei, es für die exotischen
Klienten zu
schrubben. Super!
Das Essen ist ausgezeichnet und nicht teuer, der Fisch frisch, die
Limonen erst recht, Suppe und Nachtisch serviert
uns der dankbare Skip gratis und
schenkt uns zum Abschied noch eine Handvoll Passionsfrüchte
und 2 Bonbons. Bravissimo! Und wenn Skip
nicht stur darauf beharren würde, seine Bude nur
persönlichen Fans zu öffnen, könnte
er steinreich werden, denn ein Brief an den führenden japanischen
Guidebook-Verlag würde ihm Busladungen
voller Fischliebhaber aus dem Reich des aufgehenden Yen
bescheren.
* * *
Ein
einsamer Schwimmer nahe dem Ort Oracabessa
platschert aufs offene Meer hinaus, um eine Weile von dem
bayerischen Gebafel verschont zu bleiben, das zwischen den
Sonnenschirmen am Strand anscheinend obligatorisch ist. Ein
Fischerboot nähert sich unauffällig.
"Sssst, ssst, hey mon", sucht der Bootmensch den Wellengang
übertönend die
Aufmerksamkeit des ausländischen Touristen zu erregen. Da
ich momentan wenig Gefahr laufe, um Dollars erleichtert zu
werden, weil ich nur eine Badehose am Leib trage, drehe ich mich
um. Das ist kein Fischer, sondern ein rastalockiger Jüngling,
der sofort loslegt: "Unser Hummer-Restaurant da drüben auf der
Halbinsel macht
dir einen Sonderpreis, wenn du mal rüberkommst. Wir
organisieren auch Ausflüge zu den
Dunn-River-Kaskaden oder in die Blue Mountains, alles viel
billiger als in deinem Hotel."
Ich tauche kurz unter und puste dann eine salzige Fontäne
hoch. Besser
als laut loszulachen. Der Typ glaubt ehrlich, ich
würde in dem Hotel wohnen, an dessen
Strand wir uns am späten Nachmittag gemogelt haben. Selbst
beim Schwimmen auf hoher See lauern
Kerle, die ihre Angel nach deinen
Dollars auswerfen. Aber es kommt noch besser. Während
ich mir den Anschein gebe, als sinne ich über sein
Anerbieten wohlwollend nach, was nicht einfach ist beim Schwimmen
auf hoher See, senkt er verschwörerisch die
Stimme und fügt dann geheimnisvoll hinzu:
"Und unsere Ganja-Plantage kannst du auch besichtigen, und nicht nur
das..."
Ganja ist Cannabis, was hier, wenngleich
offiziell verboten, offen gedealt, gepafft und
jedem Fremden allerorts offeriert wird, sogar
solchen Gruftis wie uns. Was haben die Burschen doch für ein
Pech, dass wir
Nichtraucher sind!
Weg von der Hauptstraße mal ins Inland abzubiegen hat auch Abenteuerqualität. Keine der beiden Straßenkarten verzeichnet Nebenstraßen, kein Dorf hat ein Ortsschild. Manchmal steht an an der Kirche oder Dorfschule ein Name angeschrieben. Pflatsch, sagt es, und eine weichgefaulte Zitrone plumpst auf die Windschutzscheibe. Man kann von Glück reden, dass wir nicht unter Kokospalmen durchgefahren sind, sondern unter Zitrusbäumen. Dichtes Grün, Bambus, Bananen, Mangos. Wir lesen uns einen guten Vorrat Fallobst zusammen, denn Mangos schmecken fantastisch. Ein libellenartiges Sirren: Zwei Kolibris stehen wie Helikopter über uns und suchen nach Blüten, aber hier ist alles nur grün. Der reinste botanische Garten, mit einer schmalen Gasse zwischen all dem Geschling. Und gemeckert wird pausenlos, in Jamaica scheint es so viele Ziegen zu geben wie im Teutonenland Hunde. Mit Bananenstauden auf dem Gepäckträger radeln zwei Jüngelchen durchs Gebirge, ein Mungo kreuzt seelenruhig die Fahrbahn. Am Wegrand verkaufen Bauern Kokosnüsse, Ananas, Ginneps, Guavas, Bananen, Mangos oder Ackee, und wir fragen uns, wer ihnen das Zeug abkauft, das hier doch überall wächst und jeder anbaut. Ginneps sind lycheeähnliche Früchtchen mit einem dicken Kern und wenig Fruchtfleisch, enthalten aber einen köstlichen Saft, während Ackee aus roten, birnengroßen Früchten quillt, die es nur in Jamaica gibt; das Fruchtfleisch schmeckt, gekocht oder gebraten, ziemlich genau wie Omelett und kommt daher auch zu Reis und Fisch auf den Teller, meist zum Frühstück: Ackee and saltfish ist das jamaicanische Nationalgericht.
SONDERANGEBOT DER WOCHE: FRISCHE ACKEE
Erst wird die Straße holprig, dann endet sie beinahe ganz in
gigantischen
Kratern, und zuletzt fängt es an zu regnen. Wir sind
schließlich in die Berge geraten, in denen sich nachmittags
die Gewitter zusammenbrauen. Nichts wie runter ans Meer! In
einem recht großen Ort kommen wir raus, aber
keine Ahnung, wie der heißt. An der Schule steht nur
FELLOWSHIP
PRIMARY SCHOOL. Wir
wählen die breiteste Straße, enden aber wieder
im Abseits: Neuer Regen, eine
gruselige Schotterpiste und eine rostige Brücke, an der ein
verwitterter Wegweiser den Namen "Alligator
Church Bridge" preisgibt. Das
sollte laut Karte eigentlich ganz woanders
liegen, aber was soll's. Und dann fällt der Blick
auf den Ortsnamen Fellowship.
Wow mon, dann war die Fellowship Primary
School also keine Genossenschaftliche Grundschule, sondern die Penne
von Fellowship! Wie kann ein Kaff nur so
einen Namen tragen! Und von Fellowship ist es,
in der Gegenrichtung, nicht mehr weit bis zum sonnigen Hafen Port
Antonio. So schnell werde ich die breite Chaussee nicht mehr
verlassen, schwöre ich mir bei jedem neuen
bombentrichtertiefen Schlagloch.
Boston
Bay ist
wohl der schönste öffentlich zugängliche
Volksstrand von
Jamaica. Durch ein schmales Felsentor brandet der Ozean in eine
kleine Bucht, türkisblau das Wasser, das sich zu surfgerechten
großen Wellen auftürmt, und weißgelb der
bildschöne
Sandstrand, aber nur viele schwarze wuselköpfige Kinder baden; die
Erwachsenen hocken alle im Schatten und futtern.
Das tun wir bald auch, denn entlang der Straße reihen sich
meilenweit Buden an Buden, die alle nur brutzeln: Boston Bay ist
die Jerk-Kapitale von Jamaica. Da werden Dutzende von Hinkeln
stündlich zu Jerk Chicken vergrillt, und auf den
heißen Blechen
im Open-Air-Backofen bräunen Pellkartoffeln und frische
Brotfladen. Und weil auch Red stripe und Cola preisgünstig zur
Hand sind, schlagen sich Besucher aus allen Teilen der Insel hier
genüßlich den Wanst voll.
* * *
Auf der Suche nach Abkühlung in Jamaicas Sommerhitze. Blue Lagoon ist eine Möglichkeit. Irgendwelche kalten Bergquellen münden in die Bucht ein. Das Wasser ist nur leicht gesalzen, glasklar und blaugrün. Weiß der Geier, warum es nur an der Oberfläche eiskalt ist, die Füße aber in lauer Karibik-Brühe zappeln.
EINE BADEWANNE NAMENS BLUE LAGOON
Eine
andere Möglichkeit ist der Reach River, der ebenso wie der
Dunn River
in eiligen Kaskaden dem Ozean zustrebt, aber etwas abgelegener
und daher weniger touristisch überlaufen ist. Ein paar
Einheimische plantschen in der Riesenbadewanne unter dem
Wasservorhang, der uns irgendwie bekannt vorkommt: Jedes
zweite Jamaica-Plakat in Reisebüros bildet
diesen fotogenen Ort ab.
Die dritte Möglichkeit: Bei Vollmondschein das Zelt
am Strand von Long Beach aufschlagen, das romantisch
mondsüchtige Liebespaar mit nächtlichem Grillen
vergraulen und dann, von zahlreichen Policeman-Dosen angeheitert,
johlend in den
nachtschwarzen Wellengang springen. Wahrscheinlich meint Fortuna,
wir seien noch nicht genügend abgekühlt; um zwei Uhr
morgens kriegen wir eine kalte Extradusche geschickt, mit Blitz und
Donner garniert, und flüchten, anstatt
dankbar zu sein, aus dem Wasserbett im Zelt stracks in die
Autoliegesitze und pennen dort ungerührt weiter, obwohl uns
der harmlos aussehende Baum, unter dem wir das Automobil getarnt
haben, in dem Unwetter pfundweise irgendwelche exotischen
Nüsse aufs Dach bollert. Es scheint also auch Gebiete zu
geben, in
denen das täglich um Punkt 15:42 Uhr fertiggebraute Gewitter
sich nicht strikt auf das bergige Inland beschränkt, sondern
müllerhafte Wanderlust zeigt. Meist reicht es ja, ein paar
Meilen weiterzufahren, aber man weiß nie, in welche Richtung
diese feuchten Knallbonbons zu ziehen belieben. Vorerst haben wir
jedenfalls genug Abkühlung, es darf jetzt auch mal
heiß sein.
* * *
Wer
das Ostkap
Jamaicas erreicht hat und die Südseite der Insel abzuklappern
gedenkt, der sollte wissen, dass es hier zwar weniger
Schlaglöcher, dafür aber auch keine weißen
Sandstrände und
Riverkaskaden mehr gibt. Der Sand ist grau und nur in kleinen
Nischen zwischen Geröll und Industriemüll vorhanden,
und die
beiden Seen bei Yallahs sind seichte, algenstinkig braune,
pisswarme Tümpel voller Salzlake mit Schaumkronen am
schlammigen
Ufer. Frustriert gelangt man nach Kingston, zur einzigen
richtigen Stadt in Jamaica. Das Downtown-Zentrum besteht aus dem
Grant-William-Park, umringt von einem wuselig-bunten Markt, und
den Kontrast zu dieser Drittwelt-Idylle bildet New
Kingston, das
Banken-, McDonald- und Holiday-Inn-Viertel der Whiteys. Wer
von Stau, Abgasen, Bettlern und teuren
Stadtpreisen die Nase voll hat, der fährt raus auf die schmale
Halbinsel, die Kingston vorgelagert ist und lange Sandbeaches,
rostige Wracks, einen modernen Airport, mexicanische (?)
Riesenkakteen und das verschlafene Seeräubernest Port Royal
enthalt. Von all den Seeräubern sind freilich nur noch eine
halbe Festung und einige rostige Kanonen übrig, den Rest, neun
Zehntel des Ortes samt Glockenturm und
Piratenschätzen,
verschlang ein gewaltiges Seebeben Anno
1692.
IGELBÄUME
In der Gegenrichtung drillt sich die Chaussee wie ein Korkenzieher in die blauen Berge hinein. Jedem Kaffeekenner gilt der Name Blue Mountains als Synonym für den besten Kaffee der Welt, in allen Kaiserskaffee-Boutiquen oder Eduschotchibo-Tempeln die mit Abstand teuerste Sorte. Laut Guidebook sind die Plantagen aber weitgehend in japanischer Hand, und gegen eine größere Summe von Yenchen habe die Regierung von Jamaica beschlossen, den prestige- und devisenträchtigen Namen Blue Mountain Coffee nur auf Säcken zuzulassen, die in den vier staatlich (und japanisch) kontrollierten Kaffeefabriken abgepackt werden. Alle Farmer müssen ihre Bohnen dort abliefern, und um eine wenig schwankende Durchschnittsqualität gleichbleibend halten zu können, wie es die japanischen Abnehmer wünschen, werden da alle Produkte, ob von hoher oder mieser Qualität, zu einem Blue-Mountain-Blend zusammengeschüttet. Ein einsamer Astérix widersetzt sich jedoch seit Jahren der Panscherei, ein sturer Brite, Alex Twyman, der irgendwo tief im Gebirge haust und den angeblich allerbesten Blue-Mountain-Kaffee anbaut. Er hortet seine Bohnen, anstatt sie verramschen zu lassen, und führt seinen ungleichen Kampf gegen die Administration, bis ihm dereinst gestattet werden möge, auch sein Produkt unter dem verkaufsfördernden Label BLUE MOUNTAIN COFFEE zu vermarkten. Vor wenigen Jahren wurde entdeckt, dass ungeröstete Kaffeebohnen, die ein paar Jahre gealtert sind wie guter Whiskey, ungleich köstlicher munden als frisch geerntet geröstete, und so sitzt Alex vermutlich auf dem weltweit wertvollsten Kaffeeschatz und wird ein Multimillionär, falls die Regierung dem Dickschädel endlich nachgibt und ihm seine Lizenz erteilt. So weit das Guidebook.
Wir sind weit davon entfernt, Kaffeekenner zu sein. Wir trinken fast nur Tee und kriegen Herzflimmern und schlaflose Nächte nach jeder Tasse Muckefuck. Höchstens mal in die Berge töffeln, Mangos fressen, frische Luft schnappen nach Kingstons Großstadtdüften und auf irgend einer Kaffeefarm ein paar Pfund billig einkaufen, um den japanischen Freunden und Verwandten mit dem Mitbringsel Freudenjauchzer zu entlocken, dafür nehmen wir die Serpentinen auf uns. Hätten wir geahnt, wie die Pisten in Jamaicas blauen Bergen sind, hatten wir unseren Kaffee im Supermarkt gekauft. Mehrfach bedauere ich, keinen Allrad-Landrover gemietet zu haben, als es angesichts einer steilen Marslandschaft, von Berggewittergießbächen tief zerklüftet, kein Vor und kaum noch ein Zurück gibt. Gottseidank ist es ein Mietwagen und kein hochpoliertes Eigentum, was uns über Fels und Wurzel transportiert. Mit bloßen Händen schaffen wir die gröbsten Meteoriten aus dem Weg, schütten schaurige Abgründe zu und räumen Baumskelette beiseite, bis wir nach stundenlanger Knochenarbeit von Content Gap via St. Peters und Silver Hill bei Section endlich die asphaltierte Transinsular-Chaussee erreichen, ohne nach all dieser ehrenamtlichen Entwicklungshilfe im Dienst der jamaicanischen Infrastruktur auch nur eine einzige Kaffeebohne gesichtet zu haben. Dutzende Male ist unsre kurzbeinige Limousine mit dem Blechboden krachend auf scharfkantiges Geröll geknallt; gut, dass Autovermieter nach der Rückgabe des Vehikels nur die lackierte Oberfläche nach Kratzern absuchen und der malträtierten Tante nicht unter den Rock lugen ! Von dieser Transjamaica-Rallye tun mir alle Muskeln und Knochen weh, wir müssen eine Pause einlegen an der Wegkreuzung. Da weht ein leichter Kaffeeduft herüber, der scheint aus einem der vier Häuser dort zu kommen. Wir nähern uns neugierig dem Gehäuse, da quillt eine Kinderschar daraus hervor und führt uns wie selbstverständlich über ein paar lehmige Stufen zum Hintereingang direkt in eine Art Küche, wo der braune Sud brodelt und etliche Plastiktüten, pfundweise abgepackt in gemahlenen oder ungemahlenen Bohnenkaffee, zum Verkauf bereitliegen. Wieso haben die nicht mal ein Hinweisschild außen dran?
“Wir bauen den Kaffee an und sind gehalten, alle Erträge an die Monopolfabriken zu verkaufen. Im Prinzip ist Straßenverkauf illegal und muss deshalb konspirativ erfolgen. Umso billiger können wir aber anbieten, naturlich alles nur Blue Mountain, eigene Produktion, selbst geröstet."
GEBRANNTE MANDELN ?