FRAUENPOWER UNTERM KOPFTUCH |
INDONESIA |
(Bali und Java) |
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Heute übernachten Ka und Frank in einem Bali-Cottage, in luschigem Park mit Swimming Pool. Nicht viel fehlte, und ein frei im Park herumtobendes Pferd hätte unseren träge trottenden Frank umgerannt --- so en dabbisches Vieh! Obwohl das Häusel nur aus Latten gezimmert ist und außer Ventilator, Bett mit Moskitonetz und einem kleinen Kühlschrank wenig Komfort bietet, entzückt es doch durch den Charme authentischer Bali-Architektur. |
Weil Frank,
wie schon gesagt, weder Strandhocker noch Stadtmulk-Liebhaber
ist, landet er auf Bali früher oder später
natürlich in Ubud. Größer
als ein Dorf,
kleiner als eine richtige Stadt, liegt weder am Meer noch in den
Bergen noch in der Nähe einer sonstwie gearteten Attraktion.
Der
Fluss ist nicht der Rede wert, und ringsherum sieht man nur Forst
(im Süden) und Reisfelder (im Norden). Der ganze Ort liegt auf
einem sanft ansteigenden Berghang vulkanischen Ursprungs und
verharrt deswegen in einer gewissen Schräglage der
Nordsüdachse, aber glaub bloß nicht, dass irgendwer
nur hier
herkommt, um sich einen schrägen Ort anzugucken. Ein bisschen
schräg kann zwar nichts schaden, aber das Touristen-Ehepaar,
das
sich im Restaurant am Nachbartisch niedergelassen hat und nach
Einblick in die Speisekarte wütend und protestierend das Lokal
verlässt, weil man es hier wagt, für ein
Menü 5 Euro zu
verlangen anstatt 3,50 wie anderswo, ist schon nicht mehr
schräg, sondern hat meiner Meinung nach deutliche Schlagseite
und wird auch in Ubud so schnell nicht wieder ins Lot kommen. |
Die Kultur beginnt für Anfänger im "Monkey Forest" am Südausgang des Ortes. Das ist nicht nur ein beliebiger Affenwald, sondern ein Sanctuary und kostet daher Eintritt. Dafür kann man den Affen beim Fressen und Kopulieren zusehen, denn das ist deren Lieblingsbeschäftigung, und daran siehst du mal wieder, wie viel sie mit den Menschen gemeinsam haben. Weil alle Besucher Bananen und Erdnüsse mitbringen, sind die pelzigen Bewohner des Dschungel-Heiligtums dermaßen verwöhnt, dass sie Erdnüsse und Bananen keines Blickes würdigen und stattdessen mit bewundernswertem Geschick dem japanischen Honeymoon-Pärchen die Eiscreme und der amerikanischen Lady die Lychees entwinden. |
Darin erschöpft sich freilich die Kultur dieses Stadtteils noch nicht, man sollte sich auch noch den moosbedeckten, mysteriös im Dschungel schlummernden verfallenen Tempel ansehen, wo die vollgefressenen Affen an Lianen schaukeln und den Leuten auf die Schulter hoppen, und wenn diese endlich merken, dass sie während ihrer Affen-Fotografiererei einer Kohorte durstiger Schnaken als Blutspender gedient haben, erfolgt die verspätete Flucht zurück ins Zentrum, wo sich gerade die Hausfrauen des Ortes in dem zierlich überdachten Pavillon der "City Hall" zur abendlichen Gamelan-Session versammeln, Kultur Teil II, für leicht Fortgeschrittene. Sag nur, du weißt nicht, was Gamelan ist? Auf nach Bali! Aber ich will mich ja nicht elitär gebärden und und erklär dir's. Da steht ein fescher drahtiger Lehrer in indonesischer Tracht vor den versammelten Müttern, die auf sein Geheiß hin auf eine Serie von Kochtöpfen eindreschen. Da blubbern aber keine Spaghetti drin, sondern das sind richtige indonesische Schlaginstrumente, Gongs, Becken, Zimbeln und Bambusröhren, und unter dem Dirigat des drahtigen Sarongträgers entfachen die drallen Matronen jenen rhythmischen Höllenlärm, der weltweit als Gamelan verrufen ist und nach spätestens einer halben Stunde die letzten touristischen Zuhörer vertrieben hat. Auf der anderen Straßenseite steht ein Palast, in dem früher ein König oder Sultan residierte, der aber jetzt irgendwie abhanden gekommen ist. Wahrscheinlich hat ihn der allabendliche Gamelärm verscheucht. Jedenfalls gibt das Gebäude nun die Freilicht-Kulisse ab für Kultur Teil III, ein Programm von Bali-Tanzkunst unter Begleitung von --- Gamelan-Musik. Hm. |
Aber sobald das Getöse der City-Hall-Amateure verstummt und die balinesischen Tanz-Elfen vor die Scheinwerfer geflattert kommen, nimmt man verwundert zur Kenntnis, dass Gamelan, von Profis dargeboten, auch nach Jazz und Schönberg klingen und faszinieren kann. Und zum Abschluss des Ubud-Kulturtages folgt noch ein Concerto Bello, denn wir wohnen in einem höchst idyllischen Cottage-Hotel inmitten von Reisfeldern am äußersten Nordrand des Ortes, und auf der 40minütigen Wanderung durch die nachtschlafenen Vororte begleitet uns das nirgendwo unterbrochene Geheul, Gekläff und Gebell aller 9999 Köter und Bellos, die längs der sanft ansteigenden Wegstrecke ansässig sind und nachts auf dem Asphalt irgendwelche Konferenzen abzuhalten pflegen. |
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Ubud, die
Kultur-Kapitale von Bali... Diesem Image fühlt sich der Ort
verpflichtet und beherbergt nicht nur Myriaden von Boutiquen und
Souvenirerias, sondern auch mehrere Kunstmuseen, Antiquariate und
Theater. Er ist ferner garniert von einer Serie bedeutender
Tempel und eignet sich als Ausgangspunkt für die Erkundung
naher
wie auch entlegenerer Attraktionen, denn das sehr engagierte
kommunale Tourismus-Büro organisiert Kleinbusse für
Ausflüge
in alle Teile der Insel zu erstaunlich günstigen Fixpreisen.
Das
erspart dir den Stress mit den Taxi-Piloten, die für eine
Fahrt
bis zum Museum einen halben Monatsverdienst aus dir rausholen
wollen, aber dafür haste den Stress mit den anderen
Ausländern,
die mit im Kleinbus hocken und sich vor uns Neulingen sofort als
Bali-Kenner und Asien-Spezialisten outen, aber dann ein Gezeter
anstimmen, weil es bei den Heiligtümern, die wir besuchen
wollen, Sitte ist, das Tempelgelände in Tracht zu betreten. |
Ich höre mir das Gezeter nicht länger an, besorge mir am nächsten Marktstand einen Sarong, wickel mir das Ding um den Bauch und guck mir den Elefantenhöhlentempel an, während einige Blondinen streikend und keifend auf dem Parkplatz zurückbleiben. Und die Investition hat sich schon deshalb gelohnt, weil auch die nächsten Tempel Sarong vorschreiben und die Streikblondinen vor die Wahl stellen, den Tag im Kleinbus zu verharren oder sich dazu durchzuringen, doch noch die 3 Euro in so ein Tüchel zu investieren. Ich ziehe die Jeans unter dem Sarong aus.... und sieh mal an, wie luftig kühl es sich in dieser Tracht durch die indonesische Tageshitze spazieren lässt! |
Der Tempel des Reinen Wassers (Tirta Empul) bei dem Ort Tampak Siring umfasst eine heilige Quelle, einen Ort, an dem kristallklares, kühles Grundwasser aus dem sandigen Boden quillt und einen kleinen Teich bildet, dessen Abfluss in zahlreichen Steinröhren ins Tempeldesign integriert ist, und wer einen Sarong trägt, der darf sich daran auch laben..... Die Balinesen sind sogar so tolerant, dass sie auch Fremden Zugang zu den kostenlosen Bädern gestatten, falls sich jemand von dem als wundertätig geltenden Quellwasser Kühlung oder Wunder erhofft. |
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Um zum Pura Besakih, dem wichtigsten hinduistischen Heiligtum und Wallfahrtsort von ganz Bali zu gelangen, muss man das vulkanische Hochland überqueren und kann einen Blick auf den Batur-See werfen, der samt einer Anzahl von Dörfern, Feldern und Weiden in dem riesigen Krater eines (hoffentlich) erloschenen Vulkans Platz gefunden hat. Aktiv ist der gleich nebenan gelegene höchste Berg von Bali, der Mt. Agung, der mit über 3000 Metern Höhe eindrucksvoll die Insel beherrscht. Du musst dir ganz Indonesien als eine Serie von Vulkanen vorstellen, jede Insel ist vulkanischen Ursprungs, und alle naslang gibt es in irgendeiner Ecke des Inselreichs geologisches Feuerwerk, auch wenn Böller vom Format des Krakatau nicht alle Tage platzen, zum Glück, denn sonst wäre dieses bevölkerungsreiche Land unbewohnbar. |
Also vom Parkplatz des Besakih-Tempels aus beginnt wieder so ein kleines Hindernisrennen. Noch bevor du am Kassenhäuschen das Ticket gelöst hast, verfolgt dich ein Pulk Knattermänner, als wärst du der zu bestechende Zeitnehmer bei irgendeinem Motocross, aber die wollen dich nur für 10 Dollars zum 600 Meter entfernten Tempeleingang knattern. An der Kasse werden wir mit Nachdruck ermahnt, in dieses Heiligtum nur mit offiziellem Guide einzutreten, aber Mopedtaxis und Guideführer abzuschütteln ist echt keine Kunst, denn die sind bei der Hitze eher zum Faulenzen geneigt und machen auf der deutlich bergauf führenden Chaussee spätestens nach 50 Metern freiwillig kehrt, wenn du trotz beharrlichen Zuredens (you are lucky, today is ceremony, you need an official guide to see it) keine Anstalten machst, deinen Zaster hervorzukramen. Natürlich kommen wir ohne Laberführer rein und streunen nach Herzenslust über den Tempelberg, auf dem sich etwa 30 Heiligtümer aneinander reihen und ein hoch betriebsamer Pilgerverkehr herrscht. |
Überall ist ceremony, und das vermutlich alle Tage. Wo eine Feier stattfindet und Fotojournalisten dabei unerwünscht sind, machen die Leute uns das freundlich klar, und wir ziehen dann eben weiter, denn wir wollen niemanden in seiner Andacht stören und keine Götter vergrätzen. |
Eine
Pilgerprozession mit Musikkapelle kommt den Bergweg
heraufgeschnauft, und alle Leute tragen Festgewänder und
Nationaltracht, und die Frauen balancieren Blumen und Opfergaben auf
dem Kopf, halten sie aber meist vorsichtshalber mit einer Hand
fest. |
Mann, ist das praktisch! Da möchte man fast auf der Stelle Hindu werden! Was dir die Christen zum Abendmahl reichen, ist echt schofel, und bei den Buddhisten saufen nur die Bonzen den Wein, den du den Bodhisattvas zugedacht hat. In der Tat, die talwärts strebenden Pilger am Besakih sind mit ebensolchen Opferkörben bepackt wie die neu ankommenden, nur dass die Körbe bei der Rückkehr verschlossen sind und der Inhalt nicht mehr offen gezeigt wird. |