FRAUENPOWER UNTERM KOPFTUCH
INDONESIA
(Bali und Java)

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Du hast dich auf deinem Flughafen wahrscheinlich schon mal gewundert, wo eigentlich dieses DENPASAR liegen mag, das auf der Anzeigetafel als Ziel etlicher Condor- und TUI-Flüge aufblinkt. Also ehrlich, der Frank hat das bis vor kurzem auch nicht gewusst, na ja, auch Globetrottel können nicht alles wissen, aber jetzt kriegt er seinen ersten Sonnenbrand auf seinem märzbleichen Nasenbein beim Verlassen des Airports von Denpasar, wie die Hauptstadt der indonesischen Insel Bali heißt. Ach herrje, Bali, das ist doch da, wo irgendwelche Touristen irgendeine Terroristen-Disco (oder war's umgekehrt?) in die Luft gejagt haben! Noch so eine Katastrophe! Wo man früher bei der Nennung solcher Urlaubsidyllen an knusprige Mädels dachte, mit Blumengirlande und Baströcklein und sonst nichts bekleidet, da fällt einem heute gleich eine Islamistenbombe ein. Die Welt hat sich in diesem Jahrtausend merklich verändert. Aber der Frank nicht, der ist nach wie vor meschugge. Aber schön, lass ihm sein Vergnügen, der ist sowieso beratungsresistent.

 

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Übrigens, wie es in Denpasar aussieht, das wissen die meisten Besucher aus fremden Landen auch hinterher nicht, denn vom Airport wird man sofort an irgendeinen Strand gekarrt und bewegt sich aus seinem Liegestuhl in den folgenden Wochen nur, um Sonnencreme nachzulegen oder sich die Wampe mit kaltem Bier und Nasi Goreng vollzustopfen. Und was macht der Frank, der nicht mal Sonnencreme dabei hat? Der stiefelt wohl alternativ in Denpasar rum, denkste jetzt. Aber lass dich nicht ins Bockshorn jagen; auch der Frank war sein Lebtag nicht in Denpasar, außer am Airport, der aber ziemlich weit von Denpasar weg ist, und lässt sich wie alle anderen Touristen an irgendeinen Strand karren.

Alt und spießig geworden, findest du nicht? Na und? Aber ich weise dich diskret auf den kleinen Unterschied hin. Mehr als drei Übernachtungen lang bleibt der Kerl nämlich nicht in seiner Touristenstrandundswimmingpool-Komfortsuite, und wenn die Gruppentouristen sich zu rösten und zu röten beginnen, lässt der Frank seinen Liegestuhl leerstehen und begibt sich auf Bildungsreisen. Aber das kennst du ja und weißt, wie das dann meistens endet.

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Der abgebildete Herr ist übrigens weder der Beamte vom indonesischen Zoll, der viel zu bequem war, um sich durch Franks Rödelsäcke zu wühlen, noch der Großayatollah von Sumatra  ---Indonesien ist bekanntlich das bevölkerungsreichste islamische Land der Erde---, sondern ein Bekannter, den Frank auf Java besuchen wollte. Aber so weit sind wir noch nicht. Schließlich beginnt und endet der Trip am Airport von Denpasar...

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Selbiges liegt also strandfern irgendwo weit im Landesinnern. Deswegen interessiert sich kein Tourist für das Städtchen, jedenfalls nicht mehr, wenn er vorher in Kuta, Legian oder Seminyak gewesen ist. Das sind die drei Dörfer, die sich am Strand nördlich des Airports erstrecken und wo die Mehrzahl aller Bali-Touristen hängen bleibt. Wer diese Orte lieb gewinnt, der sollte sich eigentlich auch für Denpasar interessieren, denn wesentlich lauter, enger, wuseliger, verknatterter und vom Auspuffmulk verstunkener als diese Beachdörfer kann es schwerlich sein, allenfalls eine Nummer größer und, leider leider, ohne Strand. Also, auf dem Weg ins Hotel zerklirrten in Franks Bewusstsein alle palmigen Klischees von der Trauminsel Bali in einem qualmigen Verkehrsstau aus Myriaden von Mopeds, Taxis und Kleinlastern, durchquert von einer Schar gehetzter alter Frauen, Hunden, Schulkindern, Fuhrwerken und ein paar nach frischer Luft jappenden Ausländern, denn je näher die großen Hotels rücken, desto dichter reihen sich die Souvenir-Buden auf beiden Seiten jeder Straße aneinander. Jetzt begriff unser Frank, der manchmal richtig schlau sein kann, warum die meisten Touristen ihr Hotelzimmer nur in Richtung Swimmingpool verlassen, denn wenn du in Bali gewesen bist, willste ja nicht mit Asthma und Staublunge ins Büro zurückkommen, ist doch logo.

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Die meisten Hotels sind dagegen echte Oasen mitten in dem Müffelbrei des lärmenden Alltags. Du kommst durch ein Tor und bist in einer anderen Welt. Bali liegt knapp südlich des Äquators im tropischen ewigen Sommer, und da ist es keine Kunst, aus üppigen Rasenflächen mit luschigen Bougainvilleas, Hibisküssen und Kokospalmen ein Paradies für die Devisenbringer herzuzaubern, fünf Minuten bis zum Strand, der Zugang bewacht von mindestens einem uniformierten Zerberus, der Bettler und Händler und was immer sonst noch die Gäste belästigen könnte, zuverlässig fernhält. Die allermeisten Häuser verfügen auch über ein hoteleigenes Swimmingpool, an dessen Liegestühlen servil lächelnde Bedienstete im Sarong Long drinks und Hot dogs servieren. Um diese beiden Seiten von Bali zu erfassen, die Staublungen und die Hotelpool-Seite, genügen drei Tage Aufenthalt. Wenn du noch mehr von Bali sehen willst, musste dein Luxusghetto verlassen und dich woanders umgucken.

 

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So, jetzt setzt der Frank seinen Alternativ-Fuß aus dem Hotelbezirk, denn er hat sich gleich mal die Hotel-Speisekarte angeguckt. Ja, das hast du nicht geahnt, dass der Frank ein leibhaftiger Gourmet ist! Und da er generell der Meinung ist, dass Pizza in Sizilien besser schmeckt als im Court Yard Hotel auf Bali, und eigentlich nicht deshalb nach Indonesien gereist war, um Steaks, Fritten und Burgers zu verzehren, machte er sich auf die Suche nach Nasi Goreng. Aber da beginnen die Probleme, denn die Restaurants in dieser touristischen Gegend haben allesamt nur Pizza, Steaks, Fritten und Burgers im Repertoire. Da staunste echt, wie weit die Globalisierung schon fortgeschritten ist. Gut, du kannst im Poco Loco auch mexikanische Tortillas und im Swiss Restaurant sogar Emmentaler-Fondue bestellen, aber bleiben dem armen Gast, der was Indonesisches mampfen will, nur die Warungs, die vierrädrigen Brutzelbuden, die zwar mit Fleiß kochenbackensiedenbraten, aber 24 Stunden lang denselben Eimer Wasser benutzen, um die Teller abzuwaschen?

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Da der Frank sich nicht gleich am ersten Tag einen veritablen Garuda-Quickstep einhandeln will, gibt er seine ersten Rupien in einem Thai-Restaurant aus, man soll ja flexibel und kompromissbereit sein. Auf den 217 Metern Weg vom Hoteleingang bis zum Restaurant hat er 14 Gespräche mit Einheimischen geführt, also, die Balinesen sind echt kontaktfreudig. Die Konversation lässt sich allerdings auf nur drei Grundmuster reduzieren.

1. You want transport, need taxi? - No, thanks a lot.

Das ist die kürzeste Variante. Dafür genügt English Grundstufe I.

2. Please look at my T-shirt shop, very chip. - Thank you, I shall look tomorrow.

Das ist die mittlere Variante, bei der man wissen muss, dass "chip" die balinesische Dialektform von "cheap" ist.

3. Where do you come from? Wow, Germany? There are many Germans in Bali. Is it your first visit? You must go on a tour to see the volcanoes, the lakes, the puppet theatre, the .... (hier variiert das Gespräch gewöhnlich ein wenig, um dann wie erwartet zu enden) ... very chip, special price for you, 20% reduction only today. - Thank you very much indeed, I shall plan my next trip later.

Das ist schon Englisch für Fortgeschrittene, aber du raffst das ja sicher ohne Übersetzung. Wenn nicht, dann musst du ins Engadin reisen und nicht nach Bali.

Nach würziger Thai-Cuisine und mit einem kalten Bir Bintang (Sternenbräu) im Bauch fühlt man sich schon besser. Da kann man sich ja mal den Strand angucken, aber nicht allzu lange, denn die Balinesen mögen keine faulenzenden Ausländer. Wenn die nur da herumliegen, müssen sie ja Langeweile haben und zu allerlei Abwechslung bereit sein. In nur fünf Minuten ist der Frank vollauf damit beschäftigt, einen Ausflug zu irgendwelchen Korallenriffs, eine Sarong-Verkäuferin, eisgekühlte Limonade, Bali-Massage mit Pediküre, eine Fahrt im Glasbodenboot, Bauchnabel-Piercing, eine Schnorcheltour, den Erwerb einer Strandmatte und eine Oberarmtätowierung abzuwehren, da bleibt für den relaxten stieren Blick aufs Meer, den man so an sandigen Ufern anzunehmen pflegt, einfach keine Zeit. Stell dir vor, da rollt wieder ein Tsunami an, und du lässt dir gerade unter einer Kokospalme Rastalöckchen drehen....

Im Prinzip ist der Frank ja mit den Leuten einverstanden; bevor er seine Dollars in den Luxushotels mit ihren überhöhten Preisen ließe, würde er sie lieber direkt unters Volk bringen, in vielstellige Rupien umgerubelt, aber verdammt nochmal, er brauchte jetzt keinen Sarong und keine Löckchen, und seine Haut ist trotz der darüber hinweggezogenen Jahre noch nicht so unansehnlich, dass sie gepierct oder tätowiert oder sonstwie malträtiert werden müsste. Wenn du den Strand sehen willst, geh besser am Abend hin. Da spielen die Jungs auf dem Sand Fußball, und hungrige Köter suchen in dem Abfall zwischen Straßenrand und Sandstrand nach Fressbarem. Die Masseusen und Tätoweure haben ihren Rödel gepackt und sind verschwunden, und die Sonne wird vor einem dramatischen Wolkenhimmel vom Indischen Ozean verschluckt. Der Strand von Kuta ist freilich vulkanischen Ursprungs, nicht traumweiß, sondern lavagrau, und das Meer, von Korallenriffen gezähmt, ist seicht und lau wie Babypipi. Auch deswegen haben die meisten Hotels ihre eigenen Pools. Die Strandchaussee, wie kann es anders sein, ist gesäumt von Discos, Nobelhotels, Restaurants, Bungee-Türmen und Nachtclubs, aber trotzdem ist so wenig los, dass balinesische Liebespaare in der Dämmerung mit ihren Mopeds herbeigeknattert kommen und sich mit Blick aufs Meer auf den Bordstein hocken und sich dann all das sagen, was du deiner Jugendliebe damals auch ins Ohr geflüstert hast, allerdings vermutlich nicht auf Indonesisch.

 

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Aber erst mal hatte der Frank noch einen Business vor. Er griff sich ein blaues Taxi mit groß angeschriebener Nummer dran, das ist nämlich eine seriöse Firma, die Wagen haben Taxameter und die Fahrer Namensschild und Ausweis, und da fährst du zwanzig Minuten lang für nur 20 000 Rupien, das sind 1,60 Euro, Trinkgeld inklusive, von Legian bis ins Zentrum von Kuta. Da gibt's wieder jede Menge balinesische Konversation (siehe oben), bis er sein Ziel erreichte und seine nächsten Flüge buchte, anstatt handgeschnitzte Teakholzbuddhas, Batik, Tand und Talmi einzukaufen. Das hat noch Zeit bis zum letzten Tag, wozu so viel Zeug mit rumschleppen?

Sightseeing muss sein, guck dir mal Kuta an. Aber da musste gut gucken, denn alle Sicht ist versperrt von T-Shirt-Buden und Kitsch-Shops, die Wege sind von all dem Krempel gesäumt, von dem Indonesier glauben, dass Ausländer da scharf drauf seien. Frank zwängte sich einfach mal in eine schmale Seitengasse rein, da ist es stiller und die Luft eine Idee sauberer, weil da nur Mopeds reinpassen, obwohl, mach dir keine Illusionen, gerade diese Zweitakter sind die ärgsten Dreckschleudern. Aber die Zeiten sind halt vorbei, als die Balinesen zu Pferd geritten kamen.

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Da steht ein hinduistisches Tempelchen, und auf dessen Terrain gibt es keine Händler und keine Massage, seit irgendein palästinensischer Guru vor zig Jahren mal alle Händler aus der Synagoge von Al Kuds (, das damals Jerusalem hieß,) rausgeschmissen haben soll. Jedenfalls sind auch in Bali die Tempel für die Souvenirfritzen tabu. Nur Frühsport kannste dir da angucken, denn da kommt alle naslang ein festlich gekleidetes Weib hereinspaziert, ein Tablett mit guten Gaben auf dem Kopf, und versorgt unter Rumpfbeugen jede Gottheit mit Opferspeise, garniert mit einem glimmenden Räucherstäbchen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie emsig die Balinesen ihre Götter verehren. Moslems sind hier eine verschwindende Minderheit, aber der Hinduismus ist nicht schlapper als der Islam. Zweimal täglich werden die Opfergaben erneuert, morgens und abends, und wo immer du auf Bali mal nicht guckst, wo du hinlatschst, zertrampelst du garantiert vor jedem Geschäft irgendein Körbchen, aus Bananenblättern gefaltet, das ein paar Reiskörner, Blumen, etwas Obst und ein Räucherstäbchen enthält und vor Eingängen mitten auf dem Weg, vor Schreinen und Statuen auch auf Opfertischen vielfach übereinander gehäuft wird.

Nach der 486. Kurzkonversation mit den leutseligen Balinesen will Ka sich ausruhen. Recht hat sie. Am Kuta Square gibt's ein richtiges Café, dessen Ventilatoren so hochtourig quirlen wie Jet-Turbinen, und denen zugleich aus einem Röhrchen Wasser zugeführt wird. Ich sag dir, das ist einfach genial in der tropischen Hitze! Die Turbinen zerstäuben das Wasser in richtiggehende Nebelwolken, die sich durch die Tischreihen ziehen und erstklassig kühlen. Da brauchste gar keinen japanischen Aircon, wie sie sonst überall vor sich hin brümmeln. Und auf der Speisekarte entdeckte Frank die einzige auf Bali je entdeckte Hinterlassenschaft der niederländischen Kolonialzeit, denn da werden Pankoekjes offeriert. Und die balinesischen Pfannkuchen umwickeln je nach Wunsch eine Banane oder eine Ananasscheibe, denn Obst ist hier beinahe kostenlos.

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Und dann hatte unser Gourmet in Kuta noch ein Objekt entdeckt, das der Rede wert ist, aber nicht weitersagen, denn das ist ein Geheimtip. Natürlich geht's mal wieder ums Essen. Baruna heißt der balinesische Neptun, der Meeresgott, und so nennt sich auch das Restaurant, dessen luftige Pavillons weit außerhalb der Stadt, nur auf Gummipneus erreichbar, aus den Reisfeldern ragen. Hier kommen keine Touristen hin und haben daher weder den Geschmack noch die Preise verdorben, hier ist Indonesien so pur, dass du keine Chilisauce zum Nachwürzen brauchst und vergeblich auf Messer und Gabel wartest, denn indonesisches Essen ist erstens peppig und wird zweitens mit den Fingern der rechten Hand gegessen. Du kannst dir den Butt, den du verzehren willst, aus dem mit Eis gefüllten Fischerboot am Eingang selber aussuchen und für 20 Cents dazu einen Avocado- oder Papayasaft suckeln, natürlich aus wahrhaftigen Früchten gepresst, und wenn du noch ein paar Satays (Spießchen) und Garnelen dazu nimmst, kannst du dich für 3,50 Euro rundum satt essen, mit Blick auf Palmen und Reisfelder.

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Kuta und Legian gefallen dem Frank um 5 Uhr morgens am besten. Da braucht er nämlich keine Konversation mit unbekannten Balinesen zu treiben, keine Händler und Bettler abzuwimmeln. Natürlich läuft der nicht freiwillig um 5 Uhr in der Frühe herum und hört sich den Chor der krähenden Hähne an. Aber was willste machen, wenn der Flug nach Java um 7 Uhr geht? Aus den Flugplänen der Garuda Airlines ist er bis heute nicht klug geworden. Jedenfalls sah er sich heute den Strand von Kuta mal von oben an, Bali adieu, und war eine Stunde später in Yogyakarta in Zentraljava. Und guckte blöd aus der Wäsche, denn da war es immer noch 7 Uhr. Zwischen den beiden Nachbarinseln verläuft nämlich die Zeitgrenze...

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