SCHNARCHSACK
6
Kyonghi 2
Kyonghi
behielt ihre Kleider an und setzte sich an den Tisch, anstatt
sich zu Jordy aufs Bett zu legen. Mit Nasenspray und Hustensaft
brachte sie sich in Kussform, benötigte aber eine geraume
Weile, bis sie sich in Jordys Nähe bequemte. Er übereilte
nichts. Sie hatten Zeit und ließen sie sich. Seine
Hände waren
ausreichend geschickt, um sie während des Küssens auf
höhere
Touren zu bringen, er hörte es an ihrem Schnaufen, das wegen
des
Schnupfens stärker rasselte als üblich.
Schließlich war sie
es, die wisperte: "Gehn wir ins Bad. . . . !"
Natürlich nicht gemeinsam, dafür war sie noch zu schüchtern. Jordy duschte zuerst, und schließlich kam auch Kyonghi eine halbe Ewigkeit später gebadet, manikürt, pedikürt und mit frisch gewaschenen, gefönten Haaren im Bademantel zu ihm unter die Decke geschlüpft.
In ihrer
Mail am Abend bedankte sie sich artig für die
schönen,
gemeinsam verbrachten Stunden, aber Jordy konstatierte in den
folgenden Tagen mit Bedauern, dass aus ihren Online-Plaudereien
die Luft raus war. "Ein Küsschen für dich", und
"gute Nacht, schlaf gut", das kam zwar regelmäßig,
war aber längst nicht mehr so spannend wie der Weg zur
gegenseitigen Eroberung. Ziel erreicht, Ende des Wettkampfs, so
könnte man das beschreiben. Und als sie einmal bemerkte, dass
sie beim Anhören eines Musikstücks wieder einmal den
ganzen Tag
lang weinen musste, weil es sie an ihre frühere, gescheiterte
Liebe erinnerte, wusste Jordy, dass sie sich ihren Schnarchsack
nur als Trost geangelt hatte, wenn nicht gar, um ihrem Ex zu
zeigen, dass sie auch ohne ihn auskomme; nur aus Verliebtheit
hatte sie sich nicht zu Jordy ins Bett gelegt, das stand fest.
Als sie das Ergebnis der verschnupften und in den Sand gesetzten Prüfung erhielt, war sie so sauer, dass sie Jordy auf seine mitfühlende Aufmunterung hin eine gereizte Antwort auf den Screen hämmerte:
"Ich brauch keinen Trost und kein Mitgefühl. Aber die Erkältung, die ich mir bei unserem ersten Rendezvous geholt habe, verdirbt mir womöglich die Karriere. Ich will dir ja keine Schuld zuweisen, aber hör mal gut zu: Ich will Sängerin werden und keine Mätresse. Von jetzt an kannst du vor Auftritten und Prüfungen nicht mehr damit rechnen, dass ich mich von dir nach Tokyo zitieren lasse, und Küsse und Sex gibt's ab sofort nur noch dann, wenn ich selber dazu Lust habe, und sonst nicht. Und wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann lass mich bitte mal eine Zeitlang in Frieden, ich hab dir momentan sowieso nichts zu sagen. Wenn mir danach zumute ist, melde ich mich wieder."
Das Gesicht der (seinerzeit noch jungen) Michiko, die Figur der Seryna, die Launen der Namiko --- die Kyonghi war eine Kombination aus drei ulkigen Typen, und Jordy war dabei etwas mulmig zumute. Auf was hatte er sich da eingelassen ? Er war über ihre Bitte nach einem Päuschen nicht sonderlich unglücklich, denn wenn er ganz ehrlich war, dann war er in diese kleine Koreanerin nicht allzu verliebt, sondern hatte alle seine Aktionen auf das einzige Ziel ausgerichtet, mal wieder ein junges Mädchen zu nageln, und nun, da er es erreicht hatte, ging seine Bereitschaft, dafür ihre Launen zu ertragen, deutlich zurück. Mit ihrer unglücklichen Vergangenheit tat sie ihm zwar ein wenig leid, und er war auch durchaus bereit, sie nicht allein mit Sex zu verwöhnen, aber falls sie ihm den Korb höher zu hängen gedachte, würde er seine Fühler wieder in andere Richtungen ausstrecken. Er traute ihr allerdings auch die Raffinesse zu, eine Krise zu inszenieren, um sich danach umso heftiger ineinander verkrallen zu können.
"Ich kann ohne dich nicht mehr leben . . . .", begann die Mail, die er schon am Nachmittag des Schmolltages erhielt.
'Aber ich kann notfalls auch ohne dich leben', mumelte Jordy und knipste den PC aus, ohne weiterzulesen. Mit der Antwort würde er sich Zeit lassen bis zum späten Abend. Er hatte kapiert, dass auch Kyonghi durchaus nicht verliebt war, sondern bestenfalls Abwechslung in ihrer unbemannten Einsamkeit suchte. Irgendwie musste er ihr jedenfalls die Allüren austreiben. Als er am Abend die Kiste wieder andrehte, quoll seine Mailbox vor Hilferufen über.
"Keine
Nachricht von dir, ich bin todunglücklich ! Ist jetzt alles
aus
? Jordy, so hab ich das nicht gemeint ! Kannst du nicht
verstehen, dass ich deprimiert gewesen bin, weil ich durch die
Prüfung gerasselt bin ? Dabei liebe ich dich doch von Herzen !
Ach ja, wenn du jetzt mit mir Schluss machst, geschieht es mir
ganz recht. Ich bin aber total am Boden zerstört. Alle paar
Minuten hole ich das Handy raus, und immer wieder "keine
Nachricht" ! Jordy, wenn du mich nicht mehr willst, sag mir
bitte wenigstens Bescheid, aber lass mich nicht in solcher
Verzweiflung hängen !"
Alles andere ging wie von alleine. Schon am nächsten Tag, der sich warm und sonnig anließ, kam sie angerauscht, um mit Jordy ein halbes Stündchen im Park zu sitzen, aber wie beim ersten Rendezvous schlug das Wetter, als sie den Park erreichten, wieder um, und mit dem heftigen Regen kam ein eisiger Wind auf; die Bänke waren plitschnass und die überdachten Sitze von Stadtstreichern belegt. Unter einem dichtbelaubten Baum knutschten sie eine Weile, während der Sturm an ihren Schirmen zerrte, und Jordy äußerte die Befürchtung, dass Kyonghi diese neuerliche Gefahr für Gesundheit und Gesangskarriere wieder ihm ankreiden werde. Bevor sie antworten konnte, bemerkte sie aber, dass sie einen ihrer Ohrclips irgendwo verloren hatte. Was ihr da über die geröteten Wangen kullerte, waren keine Regentropfen.
"Und die sind teuer gewesen ! Ach Jordy, ich bin einfach ein Unglückskind ! Sogar das Wetter ist gegen unsere Liebe. Was ich auch mache, alles geht schief !" schluchzte sie, und in diesem Moment verspürte Jordy zum ersten Mal eine Mischung aus Mitleid und Liebe zu diesem Kind, dem das Pech an den Haaren zu kleben schien.
"Kyonghi, eigentlich hast du es gut und weißt es nur nicht. Wenn jedem Menschen in seinem Leben ein bestimmtes Quantum an Freude und Leid zugeteilt sein sollte, dann kann es fortan eigentlich nur noch aufwärts gehen mit dir, nachdem du deinen Anteil an Leid schon aufgebraucht hast. Hör mal, ich bin nicht abergläubisch. Unglückskind, Pechvogel, sowas gibt's nicht. Wir sollten die Herausforderung annehmen, meine ich. Ich möchte wetten, dass wir das Pech besiegen, wenn wir zusammenhalten. Verlierst du einen Ohrring, schenk ich dir zwei neue dafür, so schlagen wir dem Unglück ein Schnippchen. Wir lassen uns doch von sowas nicht unterkriegen ! Und mit dem blöden Wetter werden wir auch noch fertig . . . !"
Kyonghi ließ sich offenbar von Jordys Zuversicht anstecken und wollte ihren Beitrag dazu leisten, denn am Abend kam eine Mail von ihr, die er so nicht erwartet hätte.
"Für übermorgen, unser nächstes Rendezvous, ist wieder Kälte und starker Regen angesagt worden. Ich schlage vor, wir kaufen was zu essen und zu trinken ein, und dann gehen wir schnurstracks in ein Hotel und verbringen den Tag zusammen im Bett, dann kann uns das Wetter egal sein. Was hältst du davon ?"
Davon hielt Jordy sehr viel, das war ganz nach seinem Geschmack; eine größere Freude hätte Kyonghi ihm nicht bereiten können.
* * *
Jetzt schau dir mal an, wohin das führt, wenn man ein lauwarmes Girlchen auf heiß dreht. Jordy kam in seiner Freizeit zu kaum noch etwas anderem als Kyonghi-Mails zu lesen und zu beantworten. Zwei Tage später begleitete sie ihn in ein Opernkonzert seiner Schüler(innen), und Jordy war heilfroh, dass der kleine Saal so gerammelt voll war, denn andernfalls wäre es in dem Publikum, in dem jeder dritte oder vierte Besucher Jordy kannte, auch dem Dümmsten aufgefallen, dass sich Kyonghi wie ein Waschlappen an ihn schlang und ihn im Halbdunkel abfummelte. Jordy mimte den Ahnungslosen, der von einer aufdringlichen Sitznachbarin belästigt wird und es als Gentleman gefasst erduldet, aber seine Hand fiel oft aus der Rolle und glitt immer wieder über Kyonghis nylonbestrumpfte Knie. Also, das mit dem Konzert, das war keine gute Idee; ein Kino wäre besser gewesen, da ist es viel dunkler und lauter, keiner kennt dich, und in den hinteren Reihen machen die Jungs ohnehin alles mögliche mit ihren Mädels, das gehört heute zum Kintopp wie die Satellitenschüssel zum Campingwagen, denn sonst wären die Kinos ja längst alle Pleite gegangen.
Damit Kyonghi nicht ausflippte, machte Jordy noch in der gleichen Woche ein weiteres, "richtiges" Treffen aus und hoffte inständig, dass die neue Packung Schnarchsack-Ständer noch rechtzeitig eintraf, bevor die zerbröckselten Reste der Urpille allesamt verzehrt und in Kissensport umgesetzt wären.
Von irgendeinem Koreaner-Treffen, bei dem Kyonghi Heimatlieder singen musste und sich hinterher kostenlos mit Spirituosen volltanken durfte, bekam Jordy eine e-mail seiner bezischten Tussi, in der sie in ihrem Frust alle Hemmungen fallen ließ. Seine zaghafte, sittsame Studentin, die zuvor ihre Gefühle so unterdrückt hatte, dass er schon glaubte, sie hätte eine Plastiktüte da, wo andere Mädchen ihr Herz haben. . . --- Jordy traute seinen Augen kaum, was sie ihm da auf den Screen zauberte.
"Der ganze morgige Tag gehört auf den Müll, kann man den nicht überspringen und übermorgen aufwachen ? Ich möchte dich so schnell wie möglich treffen und kann nicht länger warten. --- Nein, nein, das ist gelogen, alles Lüge !!! In Wirklichkeit mag ich dich nicht besonders und hab auch keine große Lust, dich schon wieder zu treffen. Es ist besser, sich nicht zu sehr zu verlieben, so an einem Kerl zu kleben, das erlaubt mein Stolz nicht. Aber verflixt nochmal, ich muss dich jetzt haben, so schnell wie möglich, jede Sekunde will ich auskosten ! Weiß der Geier, wieso. Ein Witz ist das ! Ich will sofort genommen werden, so wie ich bin, vor Geilheit platzend. Fick mich bitte, auf der Stelle, wild und gierig ! Ich will deine Haut küssen und dich überall ablecken, und dabei, mehr als je zuvor, am ganzen Körper liebkost werden und die geilste Lust in gierigen Zügen aufsaugen !"
* * *
"Ich bin halt so, dass ich meinen Liebsten, wenn ich mit ihm geschlafen habe, ganz für mich alleine haben will. Ich muss eine Methode finden, meine Eifersucht zu bewältigen . . . ", fing es meistens an, dann gab sie sich eine Weile kühl und wortkarg, um einen Tag später zu erwähnen, dass sie die ganze Nacht über geheult habe. Der nächste Schritt war eine zerknirschte Entschuldigung, verbunden mit der Aufforderung zu einem sofortigen Stelldichein in irgendeinem Park, und dann folgte der nächste gemeinsame Hotelbesuch. Mit der darauffolgenden Schmäh-Mail war der Kreislauf vollendet. Um diesen Turnus zu durchbrechen und Zeit zu gewinnen, bis seine nächste Portion Erektiva eintraf, ging Jordy zur Abwechslung mal in die Offensive.
"Findest du nicht, dass du dich ziemlich egoistisch verhältst, indem du mich am laufenden Band durch die Mühle deiner Launen quirlst ? Du könntest ja auch einmal an deinen Partner denken, der dir zuliebe Termine über den Haufen wirft, seine berufliche Existenz aufs Spiel setzt, zuhause Lügen auf Lügen häuft und einen Batzen Geld für Ohrringe, Restaurants und Hotels ausgibt, um mit dir zusammen zu sein . . ."
Das hatte Kyonghi gewiss nicht erwartet und auch nicht hören wollen. Jetzt hatte Jordy eine handfeste Krise, denn sie schnappte derart heftig ein, dass er meinte, es durch den PC hindurch zu hören.
"Lass mich bitte ein
paar Tage in Ruhe,
solche Mails brauche ich wirklich nicht. Da hast du auch den
Vorteil, zu Hause ein paar Tage lang keine Lügen auftischen zu
müssen. Du hast anscheinend deinen Spaß gehabt an
mir und
willst mich jetzt langsam loswerden ?"
Eigentlich sieht Liebe anders aus, fand Jordy. Wenn man zusammenhält und Verständnis für die Lage des Partners zeigt, sollte sich eigentlich jede Krise meistern lassen. Aber Eifersucht ist irrational, eruptiv und unheilbar, und Jordy ahnte schon, dass er noch viel Geduld mit seiner neuen Geliebten haben musste. Immer wenn er nach einem neuen, liebevollen Zusammensein meinte, ihre Vertrauensbasis, die körperlich längst bestand, sei auch mental gefestigt, brach Kyonghi den nächsten Streit vom Zaun. Mit so einem Mädel wollte er nicht verheiratet sein, das stand fest. In einer japanischen Erzählung hatte er gelesen, dass blitzende Kräche und donnernder Streit als besonderes Merkmal der koreanischen Minderheit in Japan gelten; steckte da womöglich doch mehr dahinter als ein japanisches Vorurteil ? Ihre Streitlust hatte Kyonghi zweifellos aus ihrem Elternhaus geerbt, und Jordys einziger Trost war, dass sie bisher noch jedesmal kurz darauf, wenn er sie ein paar Tage lang unbeachtet ließ und auf ihre wütenden Anwürfe nicht antwortete, reuetränenvoll und bußfertig angekrochen kam und darum bettelte, wieder geküsst, geliebt und gepunzelt zu werden. Wahrscheinlich schmeckte die Liebe nach einem kräftigen Donnerwetter etwas würziger für Kyonghis koreanischen Geschmack. Jordys Geschmack war das freilich nicht, und er fragte sich, wie lange eine so krachende Beziehung wohl halten würde. Kyonghis Liebesschwüren traute er jedenfalls nicht mehr.
Als es wieder so weit war, dass Kyonghi ein Soforttreffen in einem Park anforderte, ließ Jordy sie diesmal abblitzen. Er hatte keine Lust, sich völlig ihren Mucken anzupassen; das konnte ja nicht ewig so weitergehen. Loswerden wollte er sie natürlich nicht. Er setzte darauf, dass auch sie es nicht zum Bruch treiben wollte.
Jetzt kannst du sagen, was du willst, aber dass Kyonghi nach einer längeren Schmoll-Funkstille auf einmal eine ganze Serie netter Plaudermails abschickte, als sei überhaupt nichts gewesen, damit hatte Jordy nicht gerechnet. Er wusste zwar, dass Frauen unberechenbar sind, und sein pädagogisches Konzept war auch darauf angelegt gewesen, Kyonghis Allüren zu kontern, aber sein Instinkt wurde mit solchen Capricen einfach nicht so einfach fertig.
Weil sie gerade Schuberts "Ave Maria" übte, hatte sie Jordy gebeten, ihr nach der Vorlesung die Replik von Michelangiolos "Pietà" zu zeigen, die in einer Ecke der Kathedrale von Tokyo verstaubt, aber nun schrieb sie ihm unverblümt:
" . . . und morgen will
ich ganz, ganz
lieb zu dir sein und alles machen, was dir gefällt. Ich bin
auch
damit einverstanden, den Plan ganz abzuändern und woanders
hinzugehen, überleg dir's gut !"
Kyonghi versuchte ihre Überraschung zu verbergen, was ihr aber nur unvollständig gelang. Sie führte Jordys unerwartete Enthaltsamkeit aber auf seine Seelenlage zurück und gab sich umso zutraulicher und zärtlicher. Die Pietà im Dämmerwinkel der menschenleeren Betonkathedrale hatte allen Grund, auf Jordy eifersüchtig zu sein, denn Kyonghi widmete ihm wesentlich mehr Aufmerksamkeit als der Gips-Marie. Auf einer Bank im frühlingswarm sonnigen Park küsste sie sich ihren Frust vom Leib und ließ Jordys Händen unter ihrer Bluse freies Spiel, und am Abend sandte sie ihm eine e-mail, in der sie lammfromm schrieb:
"Meine Mucken möchte ich künftig unter Kontrolle bekommen. Ich habe meine Krankheit 'Verunsicherungs-Depression' genannt und will versuchen, sie selbst zu heilen. Ich muss anfangen, positiv zu denken. In nur 5 Tagen, nein, in nur 120 Stunden, treffen wir uns wieder. In aller Frühe komme ich zu dir, dann kaufen wir was zu essen ein, sobald die Geschäfte aufmachen, und dann gehen wir gleich in ein Hotel. Ach, was freue ich mich ! Bis dahin will ich keinen neuen Anfall meiner Krankheit zulassen und nur zärtlich zu dir sein. Bitte hab mich an dem Tag ganz, ganz lieb !"
Dass Jordy das denn auch tat, ist sicher keiner eigenen Erwähnung bedürftig.
* * *
Kyonghi gab sich wirklich Mühe; anstatt erneuten Schmähs erhielt er nach dem Treffen von ihr seltsamerweise wirklich ein paar liebe Worte, sehr liebe Worte sogar.
"Hast
du Lust, bald wieder mit mir zu
schlafen ? Ich bin total verliebt in dich und sehne mich nach
dir. Wenn ich übermorgen beim nächsten Treffen nicht
meine
Periode hätte, könntest du dich nach Belieben mit mir
vergnügen, dann wäre unsere Beziehung sicher
vollkommen im Lot.
Aber beim übernächsten Mal, das verspreche ich dir,
kannst du
wieder ganz tief in deine Kyonghi eindringen."
Das tat sie denn auch mit Hingabe, und als sie nach dem gemeinsamen Vorspiel auf einmal ihren Tampon rauszog, sich sorgfältig abduschte und ihn dann ihr rundes Hinterteil entgegenreckte, kam Jordy auch ungedopt lustvoll ans Ziel. Hinterher nahm er sie in ein nettes Lokal auf ein Glas Wein und ein schönes Dîner mit, um ihre endgültige Versöhnung zu feiern. Diesmal dauerte es nur zwei Stunden, bis er merkte, wie sehr er sich getäuscht hatte; im Gegenteil, ihm kamen ernstliche Zweifel, ob es überhaupt sinnvoll war, mit Kyonghi zusammen zu bleiben, denn mit nur seltenen Ausnahmen hatte noch jede intime Begegnung mit Kyonghi ein Nachspiel mit Blitz und Donner gehabt.
Nach dem Abendessen waren sie noch eng umschlungen auf dunklen Umwegen zum nächsten Bahnhof gewandert, bevor sie sich trennten, und als Jordy nach Hause kam, quoll sein PC schon über vor verliebten Floskeln, die sie ihm noch vom Bahnsteig und aus dem Zug heraus geschickt hatte. Da wollte Jordy natürlich auch sein Teil zum Erhalt der guten Beziehung beitragen und beantwortete die zärtlichen Plaudereien nicht weniger liebreich. Und er dachte sich auch wenig dabei, als sie nachfragte, ob das mit "meine liebe Kyonghi" auch wirklich so gemeint sei. Männer denken sich da ohnehin nicht viel dabei und merken nicht, dass das die ersten Schleierwolken am blauen Himmel waren. Als er aber ihre Antwort auf seine Bestätigung las, merkte er, dass er wieder mal in eine ihrer Fallen getappt war.
"Wenn das dein Ernst ist, dann könntest du ruhig ein bisschen verwegener werden. Ich möchte mindestens jeden zweiten Tag mit dir zusammen sein. Und du sicher auch, wenn du mich so lieb hast. Warum tust du's dann nicht ?"
Jordy wand sich in seiner Antwort.
"Also, wer alles will, und zwar sofort, der handelt wie einer, der eine schöne Blume sieht, sie abreißt und daheim in die Vase stellt. Nach drei Tagen kann er sie nämlich wegschmeißen, weil sie verwelkt ist. Man muss die Blume im Garten einpflanzen und geduldig warten, bis sie blüht, dann lebt und blüht sie noch lange weiter . . . ."
Aber
es war zu spät, für lyrische
Sophismen hatte Kyonghi keine Antenne.
"Wenn dich deine Alte daheim nicht befriedigt, dann sag ihr doch gefälligst, dass du jetzt ein Mädel hast, das auf dich scharf ist. Du brauchst sie ja nicht zu verlassen, sondern ihr nur zu verklickern, dass für deine Sexualität jetzt jemand anders zuständig ist. Das würde ich mannhaft nennen und dann nie mehr eifersüchtig sein. Aber diese geheimniskrämerische Rumdruckserei, die macht mich fertig. Mir reicht es schon, es in der Schule immer geheim halten zu müssen und mir beim Schauspielen nichts anmerken zu lassen."
Kyonghi kannte Jordys Frau natürlich nicht, sonst hätte sie gewusst, dass ihr Ansinnen der Aufforderung gleichkam, Jordy solle seine Frau am nächsten Baum aufknüpfen.
'Wo
Kyonghi Recht hat, hat sie Recht',
musste Jordy anerkennen. 'Da es aber keinen Ausweg gibt, sind wir
in einer Sackgasse gelandet.'
Er war einigermaßen überrascht, dass auch Kyonghi
eine
Strategie verfolgt hatte. Jordys eigene Strategie war so simpel
gewesen wie männliche Strategien in erotischen Dingen meistens
sind: Die Kleine verliebt machen, um sich dann mit ihr zu
vergnügen und seine sexuellen Frustrationen loszuwerden. Das
Don-Juan-Syndrom, man kennt das ja.
Kyonghis Strategie verfolgte das Ziel, sich ihm folgsam hinzugeben, um ihn ebenfalls verliebt zu machen und ihn dann zumindest im sexuellen Bereich ganz für sich zu haben, möglichst mit Wissen und stillschweigendem Einverständnis seiner Frau. Solche Ehefrauen sind in Japan gar nicht selten, denn sie sind von ihrem Mann finanziell abhängig und dulden seine Eskapaden, um im Alter nicht unversorgt dazustehen und um ihren Kummer vor der Öffentlichkeit zu verbergen.
Jordy machte sich darauf gefasst, dass der Zyklus von überkochender Wollust und finsterer Gewitternacht wieder am Nullpunkt anlangen würde, als er ihr schrieb:
"Ich
dachte, du hättest die
Spielregeln kapiert, auf die wir uns am Anfang geeinigt hatten.
Wenn du sie abändern willst, fürchte ich, dass wir
nicht
zueinander passen. Schade, denn wir haben viel Freude miteinander
gehabt."
Diesmal hielt die Funkstille tatsächlich länger als sonst. Jordy konnte sich denken, dass Kyonghi schlaflose Nächte durchwachte und ihr Kissen mit Tränen tränkte. Er überlegte, ob er nicht lieber auf seine leiblichen Freuden verzichten sollte, um das arme Mädchen ---leid tat sie ihm wirklich--- nicht länger zu quälen. Schluss machen --- dann hätte er zwar wieder Frust, aber auch seine innere Ruhe, die ihm mit jedem Tag wertvoller erschien, und für Kyonghi würde das ein Ende mit Schrecken bedeuten anstatt wie jetzt ein Schrecken ohne Ende. Aber noch ein knappes Jahr lang würde er sie in der Hochschule in seinen Klassen haben, da war ein Schlussmachen von seiner Seite aus ziemlich gefährlich. Sollte sie ihm indes von sich aus den Laufpass geben, wäre er wohl kaum halb so betrübt wie bei jeder anderen früheren Freundin.
Nach vier Tagen landeten die ersten, noch einsilbigen Grußfloskeln von Kyonghi auf Jordys Desktop. Anscheinend hatte sie gehofft, dass er sie verzweifelt um Verzeihung bitten und mit Liebesschwüren überschütten würde, aber Jordy antwortete ebenso einsilbig. Als Kyonghi merkte, dass sie Jordy durch ihre kühle Behandlung nicht heiß machen konnte, legte sie einen anderen Gang ein.
"Ich liebe dich, auch wenn wir uns nicht sehen, aber ich kann meine Eifersucht einfach nicht in den Griff kriegen. Ich glaube, wir sollten doch auf Sex verzichten, einen gewissen Abstand halten, uns ab und zu in einem Park treffen, zusammen essen und einkaufen gehen und sonst nichts. Dann bin ich, ganz ohne meine Anfälle, immer sonnig und ausgeglichen. Ach, das ist ein guter Plan, ich bin so erleichtert und froh !"
Zwei Tage später bekam Jordy die Chance,
ihr zu zeigen, wie unbequem ihr Plan auch dann war, wenn es nicht
gerade regnete, ganz abgesehen davon, dass er ohnehin keine Lust
hatte, ihr nur teure Restaurantbesuche und Einkäufe zu
finanzieren, ohne dafür mehr als ein paar nette e-mails und
flüchtige Küsschen zu bekommen.
Kyonghi erwartete ihn nach den Vorlesungen und ging mit ihm zum Bahnhof. Sie wollte sich einhaken oder zumindest Händchen halten, aber Jordy zischte sie an: "Bist du wahnsinnig, hier auf dem Schulweg !?"
Am Bahnhof angelangt, sagte sie: "Gehn wir doch in den Park da vorne !"
"Du weißt genau, dass der um 17 Uhr geschlossen wird." - "Dann gehn wir halt woanders hin."
"Woanders hin", das hieß bei Kyonghi "in ein Hotel". Aber Jordy stellte sich begriffsstutzig eingedenk ihrer vorigen Mail. Er führte sie an den kleinen Fluss mit seiner schönen Uferpromenade. Dort wimmelte es vor Leuten, aber eine Bank war frei. Zwei Minuten später hatte Kyonghi an ihren bloßen Beinen die ersten Schnakenstiche abbekommen, aber noch keinen einzigen Kuss. Ihre Flucht führte sie zu den Bänken auf einem menschenleeren Kinderspielplatz, aber sie hatten sich noch nicht richtig niedergelassen, da stürmte eine Rasselbande den Platz, fiel über die quietschende Schaukel her und kickte mit einem Tennisball, dass es nur so staubte. Als auch noch vier Muttis mit ihrem quäkenden Nachwuchs die benachbarten Bänke belegten, stand die immer noch ungeküsste Kyonghi auf und zog Jordy mit sich fort. In einem nahen Bürohaus gab es im Flur des 4.Stocks eine bequeme Sitzecke, aber die war um einen Aschenbecher gruppiert und mit Rauchern aus den umliegenden Büros besetzt. Schließlich fanden sie vor einer Baustelle eine Rampe, die von Büschen garniert war, hinter denen Kyonghi im Stehen endlich zwei schnelle Küsschen ergattern konnte, bis ein Lieferwagen der Baufirma angerattert kam und direkt bei ihnen Halt machte. Vier frustrierte Bauarbeiter starrten Kyonghi an, als wollten sie sagen: "Wie kannst du als japanisches Girl hier ausgerechnet vor unserem Arbeitsplatz mit einem ausländischen Schnarchsack knutschen ?" Sie konnten ja nicht ahnen, dass Kyonghi keine Japanerin war und dass Jordy derzeit nicht sonderlich nach Knutschen zumute war.
Kyonghi hatte die Lehre offenbar begriffen. Ohne Jordys weiteres Zutun las er am Abend die folgende Nachricht:
"Das
koreanische Viertel in Tokyo kenne
ich noch nicht, das will ich mir unbedingt mal ansehen. Da
können wir was Koreanisches essen, mal sehen, wer die
schärferen Gewürze verträgt. Aber eigentlich
hätte ich auch
Lust, mit dir in ein Hotel zu gehen. Du nicht ? Ich will mal
wieder ungestört mit dir zusammen sein."
Jordy ging auf ihren letzten Satz nicht ein
und schilderte ihr nur, was es in dem Korea-Viertel alles zu
sehen gab.
"Ja, toll, das möchte ich mir unbedingt ansehen. Aber mindestens ebenso gern möchte ich wieder mal mit dir in ein Hotel gehen. Hast du das nicht gelesen in meiner letzten Mail ?" antwortete sie.
"Zum Thema 'Hotel' erlaube ich mir, dir Zitate aus deiner vorletzten Mail zu senden. Übrigens gibt es im Korea-Viertel eine ganze Anzahl von Hotels, das kannst du also am betreffenden Tag selbst entscheiden."
Noch bevor Kyonghis freudige Antwort eintraf, flimmerte zu Jordys Verblüffung eine vollkommen unerwartete Botschaft über seinen Bildschirm.
***
"Lange
nichts mehr voneinander gehört, nicht wahr ? Nochmals vielen
Dank dafür, dass Sie mir vor drei Monaten so freundlich mit Rat
zur Seite gestanden haben. Mir geht's so einigermaßen. Ich habe
jetzt
einen
guten Auftrag bekommen. Bei einer Modenschau, zur Präsentation
der Herbstkollektion des Haute-Couture-Designers N.N., sind in
der Inszenierung des Events Gesangseinlagen vorgesehen. Ich soll
eine Brecht-Moritat und einen anderen Song von Kurt Weill
vortragen, habe aber noch nicht viel auf Deutsch gesungen.
Könnten Sie mir bitte helfen ? Es ist ziemlich eilig, am
nächsten Mittwoch findet die Fashion-Show schon statt. Und
außerdem habe ich Lust, Sie wieder mal zu treffen, zum
Plaudern
oder zum gemeinsamen Essen.
Ihre Namiko."
Die platinblondierte, zickige Namiko ! Sie war zwar mit ihrer erotischen Nase und den fein geschnittenen Mandelaugen das hübscheste von allen Girls, die ihm in letzter Zeit über den Weg gelaufen waren, aber gegen ihre Capricen erschien ihm die Kyonghi noch als ein wahrer Ausbund von Berechenbarkeit. Kyonghi war wenigstens verliebt, aber Namiko hatte nur ihre Allüren. Na gut, helfen würde er ihr schon bei ihrer Singerei, damit sie mal wieder ein Erfolgserlebnis bekäme, aber mit ihr essen gehen ? Sie wollte sich nur sponsern lassen, am besten im Sheraton oder Hilton, und das überließ Jordy lieber ihren zahnfleischentzündeten Pferdezockern. Schließlich versorgte ihn Kyonghi mit alledem, mit dem Namiko nur zu locken pflegte. Aber jetzt konnte er Kyonghi anspitzen, dachte Jordy, und deutete ihr an, dass er sich mit einem bildhübschen Starlet aus der Modeszene treffen würde. Das war natürlich grandios übertrieben, denn Namiko war mit ihrem Geträller allenfalls eine Randfigur bei dem Event.
Kyonghis Reaktion fiel erwartungsgemäß aus; sie musste sieden vor Eifersucht. Es kostete Jordy beträchtliche Mühe, ihre Panik zu besänftigen, aber er merkte mit Genugtuung, dass Kyonghi nun in ihre Kalkulationen die Tatsache einbezog, dass Jordy in seiner Eigenschaft als Dozent Umgang mit einer bedeutenden Anzahl junger Mädchen pflegte, die aus Kyonghis Sicht alle potentielle Rivalinnen waren. Bisher hatte sie gemeint, mit ihren jugendlichen Reizen Jordys Frau mit Sicherheit ausstechen zu können, weshalb sie sich schadlos ein paar Launen gestatten könnte, aber dass nun ein Mädchen aus der Fashion-Branche, wo die Supermodels herumstöckelten, von Jordy etwas wollte, das schlug ihr hart aufs Gemüt.
Namikos
Koketterie war
natürlich bloß
Berechnung. Jordy hatte ihre Masche längst durchschaut. Namiko
hatte die Erfahrung gemacht, dass Männer für
hübsche Mädchen
alles tun, sofern das Girl ihnen vage ein gewisses Interesse
signalisierte, und dass es auch genügte, dieses Interesse nur
vorzutäuschen. Ohnedies waren ihr Millionäre wesentlich
sympathischer. Am vereinbarten Tag erschien Namiko mal wieder mit einer
Coiffure, die Jordy an Vanilleeis mit Schoko-Schlieren erinnerte,
schlug ihre Noten auf und stotterte die Liedtexte auch nach zwei
Stunden intensiver Aussprache-Lektion noch dermaßen holpernd
heraus, dass man jeden afghanischen Asylanten um sein elegantes
Deutsch beneiden würde. Anschließend verschwand sie
mit einem
kurzen Dankeschön in der U-Bahn, ohne ihren "Wunsch"
nach einem privaten Treffen auch nur wiederholt zu haben.
Auch Jordy hatte
keinerlei Lust, der Namiko
wieder ein Essen zu spendieren, prahlte aber in seiner Mail an
Kyonghi, dass er nur ihr zuliebe Namikos Wunsch nach einem
Stelldichein abgelehnt und auf eine Fortsetzung des Flirts
verzichtet habe. Kyonghi belohnte ihn im Koreaviertel nach dem
Sightseeing mit liebevoller Hingabe und gab sich auch nach dem
Treffen alle Mühe, ihr übliches Gewitter zu
unterlassen, sagte
aber wie entschuldigend:
"Ich bin eben Koreanerin und möchte auf gar keinen Fall so unterwürfig werden wie japanische Mädchen. Immer auf gleicher Augenhöhe mit dem Mann, oder besser gar ein wenig darüber, das ist mein Ideal."
Damit konnte Jordy gut leben, so lange sie das nicht zum Vorwand für donnernden Krieg machte. Tatsächlich gab sie sich durchaus oft fügsam. Kyonghi sagte, es stehe einer Sängerin besser an, und hörte auf mit dem Rauchen; sie sagte, ihr Chef in der Karaoke-Bar bestehe darauf, und färbte sich die Haare nach und nach immer dunkler, bis sie zwei Monate später bei Naturschwarz ankam, wie es Jordy am besten gefiel. Zum Unterricht und zu den Treffen erschien sie immer häufiger in kurzen Röckchen mit Nylonstrümpfen drunter, ließ ihr Haar länger wachsen und verzichtete auf ihr seltsames Haargel, mit dem sie zu Anfang oft ausgesehen hatte, als sei sie ohne Schirm durch einen Platzregen gelaufen. Mit anderen Worten, sie tat so ziemlich alles, um sich Jordys Geschmack anzupassen, und Jordy fand sie tatsächlich immer hübscher und sagte es ihr auch.
"Du musst dir eine neue Brille anschaffen. Es kann doch nicht dein Ernst sein, dass du mich hübsch findest ?"
Nun ja, sie hatte einen kleinen Aschenputtel-Komplex, denn Kyonghi war wirklich ein hübsches Mädchen, wenn sie auf Haartönung, Gel, Labberhosen und Zigaretten verzichtete. Und als sie für ihren neuen Stil auch bei ihren Kommilitoninnen Anerkennung und Lob erhielt, blühte sie auf, war richtig glücklich und genoss auch Jordys ehrliche Komplimente.
"Eine von meinen Freundinnen hat mich gefragt, ob ich einen neuen Freund hätte, ich sähe auf einmal so gut und glücklich aus ! Das verdanke ich dir, Jordy, du machst mich wirklich glücklich !" jubelte sie in einer e-mail, und Jordy freute sich darüber, dass er aus dem deprimierten Pechvögelchen Kyonghi ein selbstbewusstes, hübsches Girl gemacht hatte, das auch von seinen Freundinnen bewundert wird.
"Wenn wir nur zusammenhalten, kann dir das Unglück nichts anhaben. Denk positiv !" antwortete er.
Das Kyonghi-Hoch ohne Gewitterneigung hielt wochenlang an. Es ging also auch anders. An seinem Geburtstag überreichte sie ihm ein kleines Notizbüchlein, eigenhändig vollgeschrieben und mit Fotos und Zeichnungen garniert.
"Ich kann dir nichts Teures kaufen, aber hier habe ich alle meine wahren Gefühle aufgeschrieben. Wir haben uns ja oft gekappelt und gegrollt und geschmollt, aber hier steht alles, wie ich es im Herzen wirklich empfinde, ungeschminkt und ohne Pose."
Es war praktisch eine Sammlung von Liebesbriefen, ergänzt um einige Betrachtungen über Kyonghis Lage als nicht gleichberechtigte Zweitfrau und über ihren Kummer, mit dem Geliebten nicht ununterbrochen zusammen sein zu können. Jordy freute sich über das originelle Geschenk, das ihm wertvoller war als irgendeine Gabe aus dem Kaufhaus.
Gut, dass Jordy sich inzwischen Nachschub an Kraftpillen besorgt hatte, denn Kyonghi redete nicht mehr von platonischer Liebe. Jetzt ging sie bei jedem Treffen ran wie Napoleon und ließ Jordy kaum Zeit zum Verschnaufen; in ihrer Frustration riskierte sie auch in der Mittagspause im Seminarraum, wenn niemand in der Nähe war, ihre Exmatrikulation, indem sie sich mit ihrem kurzen Röckchen auf Jordys Schreibtisch setzte und dann vor seinen Augen die Schenkel breit machte.
"Heute war mein Höschen den ganzen Tag nass . . .", kicherte sie am Abend in ihrer e-mail und erzählte, dass sie als Gymnasiastin ihren ersten Sex mit einem Klassenkameraden auf der Herrentoilette eines Kaufhauses hatte. "Im Vergleich dazu ist dein Seminarraum an der Uni ziemlich sicher, meinst du nicht ?"
Da sieht man wieder mal ganz deutlich, dass Kyonghi für platonische Liebe zu schade war. Das wäre, wie wenn man sich in den engen, krummen Gassen von Tokyo einen Mercedes zulegt. Der Wagen und die Kleine, die wollen ausgeritten werden, und Jordy nahm sich vor, das Mädchen bis zum Herzinfarkt zu nieten, so oft er konnte.
Kyonghi hatte offenbar den gleichen Entschluss gefasst, denn bei ihrem nächsten Besuch im Seminarraum zog sie wortlos einfach alles aus, was sie unter dem Rock anhatte, machte das Licht aus und schloss die Tür von innen ab. Dann schob sie PC, Telefon, Bücher, Noten und Papiere beiseite und legte sich quer über den Schreibtisch.
"Das machen auch die Profis. Ich hab es zwar versucht, aber selber machen ist ziemlich mühsam."
Beim nächsten Mal nahm Jordy Rasierzeug und Digitalkamera mit ins Hotel und befreite Kyonghi von allem, was den Blick auf ihre weibliche Schönheit verstellen konnte. Anschließend dokumentierte er sein Werk auch mit der Kamera und wunderte sich, wie geduldig Kyonghi in wirklich allen Lagen posierte. Allerdings hätte er ihr die Fotos besser nicht gezeigt.
"Entsetzlich, das ist ja die reinste Pornografie ! Lösch die Bilder wieder !"
Jordy schlug Kyonghi normalerweise keinen höflich geäußerten Wunsch ab. Da sie jedoch meinte, mit höflichen Bitten die "gleiche Augenhöhe" zu verlieren, verlegte sie sich immer mehr auf den Befehlston, der ihrem Naturell besser entsprach, und Jordy nahm sich die Freiheit, Befehle zu ignorieren.