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Wer führte da nur
Regie, dass Jordy jedes Mal, wenn seine Frau monatelang auf
Reisen ging, gleich ein junges Mädchen ins Haus geliefert bekam
wie auf Bestellung? So einen Zufall gibt es doch gar nicht.
Dabei hätte er gar keinen Bedarf an so großer Abwechslung
gehabt; Sumiko wäre ihm noch immer lieb genug oder, ehrlich
gesagt, viel lieber gewesen, aber da bei Sumiko nun einmal die
Skrupel obsiegt hatten, war er eben jetzt auf Seryna neugierig,
die ja auch ihre Vorzüge hatte. Sie war zweifellos weniger zart
besaitet als Sumiko, die ihn bis zuletzt im Ungewissen gelassen
hatte, ob sie sich ihm ganz hingeben würde, und bei der Jordy
es, als sie es dann endlich tat, als hohe Auszeichnung empfunden
und mit Dankbarkeit quittiert hatte. Bei Seryna hingegen würde
es sicher leichter werden, ihre Liebe voll auszukosten; das
einzige Hindernis errichtete Jordy sich selbst, indem er noch
immer an seinem altmodischen Prinzip herumkaute, keine Studentin
zu verführen. Er musste sie dahin kriegen, dass sie ihn verführte.
Seryna konnte offenbar
Gedanken lesen. Als Jordy am Dienstag, in der Bibliothek in seine
Bücher vertieft, kurz den Platz verließ, um wichtige Stellen zu
kopieren, saß bei seiner Rückkehr ein Mädchen auf seinem
Stuhl, das nur aus langen Haaren, bestrumpften Beinen und einem
freizügigen Ausschnitt zu bestehen schien: Seryna, die
Verführerin.
Im Lehrerzimmer war
dienstags keine Menschenseele anzutreffen, und in den
Sommerferien erst recht nicht. Es hatte auch ein Hinterzimmer mit
einem rötlichen Kunstledersofa, auf dem Jordy mit Seryna den Rest des
Nachmittags verbrachte, ohne dass ihm die Zeit dabei lang wurde.
Er versäumte es sogar, sie anschließend in ein Café
auszuführen.
"Wir sollten das
Sofa erst mal abwischen, das ist bestimmt seit Jahr und Tag
unbenutzt und staubig."
"Ach, ich muss
mein Kleid sowieso wieder waschen. Außerdem ist es ja nicht
gesagt, dass wir die einzigen sind, die das Möbel richtig
nutzen."
"Du hast ja eine
lebhafte Fantasie!"
"Warum denn nicht? Es wäre doch seltsam, wenn niemand außer uns auf die Idee
käme, sich in Büros oder Lehrerzimmern abzuknutschen. Und alle
machen's so, dass keiner was davon merkt. Wer weiß, was diese
Couch schon alles erlebt hat."
Jordy fielen frühere
Sünden ein, aber davon brauchte Seryna nichts zu wissen.
"Hast du dich
heute extra für mich so herausgeputzt?"
Sie nickte lächelnd.
Er konstatierte kussechten Lippenstift, enthaarte Achselhöhlen
und seidene Dessous. Ihr Ausschnitt war so sommerlich
offenherzig, dass Jordy sich einfach bediente. Sie kicherte nur
ein bisschen verschämt, obwohl sich das, was er da zu fassen
bekam, durchaus sehen lassen konnte. Auch unterm Rock gewährte
sie ihm freie Hand und legte sich willig in günstige Position.
Für diesmal begnügte sich Jordy mit einem bisschen Fummeln, die
Wäsche ließ er ihr an. Erstens wollte er sich noch was fürs
nächste Mal aufheben, zweitens sind Lehrerzimmer eigentlich
nicht dazu gedacht, Studentinnen zu entkleiden, und drittens
wollte er sich ja davor hüten, die Verführerrolle zu
übernehmen. Beinahe hätte er das nämlich vergessen.
"Seryna, du bist
ein chiques Mädchen."
"Findest du,
ehrlich? Wunderbar! Ich bin so glücklich! Ich habe die
längste Woche meines Lebens hinter mir, ich habe die Tage und
Stunden gezählt...!"
Jordy nahm ihr solche
Arien noch immer nicht ganz ab. Er hatte es noch nie erlebt, dass
sich ein Girl derart in ihn verliebt hätte, und bei ihrem
Altersunterschied wollte ihm Serynas Leidenschaft erst recht
nicht einleuchten.
Sie zeigte ihm das Foto
vom Seminar, das einzige, auf dem sie zusammen mit ihm zu sehen
war. Sie hatte dafür extra einen Rahmen gebastelt, in
Handarbeit, mit Blümchen verziert. Jordy staunte nur. Da hörte
die Schauspielerei ja wohl auf, es musste also doch irgendwas
dran sein an ihren Gefühlen!
"Na, dann genieß
mal dein Glück, so lange du's hast. In zwei Jahren, wenn deine
Studienzeit vorüber ist, wird eh alles vorbei sein."
"Bitte sag sowas
nicht, bitte! Sprich nicht davon, dass es irgendwann einmal
vorbei sein wird! Ich gehe nach dem Abschluss der
Regelstudienzeit direkt in den Magisterkurs!"
"Und wenn du den
hinter dir hast, ist es Zeit zu heiraten. Vergeude nicht deine
Jugend an einen alten Pauker!"
Jetzt kam keine
Antwort. Sie schluckte heftig, dann kullerten die Tränen, und
endlich schluchzte sie hemmungslos. Jordy konnte es nicht fassen
--- war denn das alles keine Schauspielerei gewesen?
Verblüfft gelangte er
zu der Einsicht, dass er seine Einstellung zu Seryna vollkommen
ändern musste. Keinen Augenblick hatte er ihre Gefühle für
bare Münze genommen, und nun sah es so aus, als hätte sie sich
in ihrem Leichtsinn wahrhaftig Hals über Kopf in den Lehrer
verknallt, der ihr zweimal pro Woche vor der Nase herumhampelte.
"Jetzt muss ich
noch das Mädel dafür trösten, dass sie mich über kurz oder
lang wird sitzen lassen...", zitierte er aus einem
Opernlibretto, das Seryna freilich nicht kannte, denn erstens war
sie Klarinettistin und zweitens reichten ihre Deutschkenntnisse
für Opernlibretti nicht aus. Zum Glück ließ sie sich schnell
trösten. Unglücklich machen wollte er sie ja nun wirklich
nicht.
"Wir können uns
aber nicht immer im Lehrerzimmer miteinander vergnügen. Ich
weiß, dass es für ein junges Mädchen eine Zumutung ist, aber
künftig müssten wir wohl ein Hotelzimmer nehmen. Das hat auch
den Vorteil, dass es bei dieser Hitze schön klimatisiert ist,
und duschen kann man da auch. Sicher genierst du dich..."
"Ich gehe
überallhin mit, wohin du mich führst. Wenn ich nur bei dir sein
kann, ist mir alles andere vollkommen gleich."
Sie zog Jordy gierig
an, nein, auf sich, als wollte sie ihm
zeigen, was er beim nächsten Mal mit ihr erleben würde.
"Wenn das je
rauskommt, was wir da miteinander haben, bin ich aber der Dumme.
Jeder wird mir unterstellen, dich verführt zu haben, und du bist
fein raus, wenn du nur die Schuld auf mich lädst."
"Was denkst du
denn von mir! Nie im Leben würde ich ....."
"Die Wechselfälle
des Lebens sind vielgestaltig. Man hat schon Kühe
Schlittschuhlaufen sehen. Ich brauche ein bisschen Sicherheit,
was Handfestes, verstehst du, was ich meine?"
"Nicht genau. Soll
ich schwören, dich nicht zu kompromittieren?"
"Das nützt mir im
Ernstfall wenig. Du müsstest dich selbst kompromittieren."
"Wie geht das denn? Soll ich mich outen?"
"Natürlich nicht.
Aber du müsstest mir einen heißen Brief schreiben, in dem du
all das, was du demnächst mit mir zu treiben vorhast,
schriftlich von mir verlangst, damit man sieht, dass es dein
Wunsch war. Den Brief zeige ich natürlich niemandem, aber ich
würde ihn gut aufheben. Vorher kann ich dich nicht in ein
Hotelzimmer mitnehmen, kapiert?"
Langsam schien sie zu
begreifen.
"Aha, einen
kleinen Aufsatz schreiben als Hausaufgabe, nicht wahr? Und die
Fehler werden rot angestrichen... Bekomme ich da auch eine Note
dafür?"
"Eine Note
vielleicht nicht, aber garantiert alles, was du auf deinen
Wunschzettel an meinen Nikolaus aufschreibst."
"Gut, ich werde
was schreiben. Aber ich kann nicht nochmal eine ganze Woche lang
warten."
Die hatte es ja
mächtig eilig! Am Monatsende wollte sie aber für drei Wochen
zu einem Sommerkurs nach Deutschland fliegen, da wollte auch sie
anscheinend vorher manches klar machen. Nun, dagegen hatte Jordy
nichts einzuwenden.
Sie zeigte ihm ein Foto
von ihrer Schwester, 19 Jahre alt. Sah ihr ziemlich ähnlich und
hieß Sumiré.
"Sumiré!?!?!", entfuhr es ihm unwillkürlich, denn Sumiko bimmelte
ihm wieder durchs Herz.
"Auf die bin ich
die ganze Zeit eifersüchtig gewesen. Sie hat einen festen
Freund, seit ihrer Schulzeit am Gymnasium. Einen Lehrer, 37 Jahre
alt."
"Bei euch scheint
die Vorliebe für Lehrer erblich zu sein."
"Reiner Zufall,
ehrlich, ein astreiner Zufall!"
Ziemlich viele Zufälle
in letzter Zeit.
"Und sie hat die
Beziehung immer schön geheim gehalten? Und nur dich eingeweiht?"
"Nein, das ist
ganz offiziell, der kommt oft nach Hause und isst bei uns zu
Abend. Nur dass sie mit ihm schläft, das brauchen die Eltern
nicht zu wissen."
Serynas niedliches
kleines Schwesterlein schien ja mit allen Wassern gewaschen zu
sein mit ihren 19 Jahren.
"Mich kannst du
aber nicht stolz daheim präsentieren, denk dran!"
"Ich brauche dich
ja auch nicht zum Vorzeigen. Wenn das rauskäme, würde ich mir
ja selbst die Schlinge um den Hals zuziehen!"
Nun ja, da wusste Jordy
schon, worauf Seryna hinauswollte. Beim nächsten Treffen würde
es wohl handfest zur Sache gehen. Er spürte den Thrill eines
gefährlichen Abenteuers, wie es wohl nur U-Bahn-Surfer so
ähnlich kennen: Geht's gut, ist es eine verdammte Gaudi, geht's
schief, ist die Rübe ab, ein für allemal.
Und sowas will ein
Pädagoge sein, Prof an einer Elite-Akademie, Vorbild an Tugend
für strebsame Jugend... Nun ja, für das Lehrfach Tugend wurde
Jordy nicht besoldet. Er lehrte Deutsch und gab besonders
fleißigen und begabten Studikern auch mal ein paar Extrastunden,
auf ausdrücklichen Wunsch. Und den sollte Seryna ihm schriftlich
aushändigen. Fleißig und begabt war sie ja, so weit er das
beurteilen konnte, wenn auch nicht unbedingt im Fach Deutsch.
Auf Jordys weißem
T-Shirt und Serynas schickem Kleid hatte das Ledersofa deutliche
Spuren hinterlassen. Es war also doch wohl seit zehn Jahren, als
Jordy auf selbigem einer gewissen Maiko an die Wäsche gegangen
war, nicht mehr benutzt worden....
Es goss wieder einmal
in Strömen. Ganze elf Stunden Sonnenschein waren in diesem Juli
bisher registriert worden. Aber heiß war es trotzdem, und die
Uni-Bibliothek war nicht mehr klimatisiert. In den Ferien sparen
die Unis, wo es nur geht, diese Knauser. Und am Ende können sie
die Bücher alle wegschmeißen, die in diesem Treibhausklima
verschimmeln.
Solche Gedanken gingen
Jordy durch den Kopf, während ihm wie den wenigen anderen
Fleißlingen im Lesesaal das Gehirn zu schmelzen drohte und der
Schweiß am Verdampfen war.
Seryna war munter wie
immer, als sie, lange vor der verabredeten Zeit, angehüpft kam.
In Jeans und T-Shirt, aber kussecht geschminkt.
"Wegen des nassen
Wetters...", entschuldigte sie sich, denn sie hatte schon
gemerkt, dass Jordy ihre kurzen Röckchen besser gefielen.
Er packte die Bücher
zusammen, dann gingen sie los. Seryna zwanzig, dreißig Schritte
hinter ihm, als gehörten sie nicht zusammen. Sie dachte wirklich
clever mit, er musste sie nicht erst instruieren. Dauernd traf
man Bekannte in der Umgebung der Akademie, die einen grüßten
Jordy, andere ihre Kommilitonin. Erst als sie weit genug vom
Campus entfernt waren, schloss Seryna zu ihm auf. Der Regen hatte
mittlerweile aufgehört, es klarte auf und eine blendende Sonne
brannte vom Himmel. Tokyo dampfte wie eine Sauna, die
Luftfeuchtigkeit lag bei 94 %.
Seryna fragte gar
nicht, wohin sie geführt wurde, sondern händigte Jordy ihre
schriftliche Hausaufgabe aus. Damit er es nicht sofort las, was
sie geniert hätte, fing sie an zu plaudern.
"Ich weiß nicht,
was du von dem Ishii hältst, der immer mit mir zusammen sitzt.
Aber dessen Familie ist mit meinen Eltern gut befreundet, und wir
kennen uns schon seit der Kindheit. Meistens unterhalten wir uns
im Unterricht über deine langen Beine, denn das ist sein
allerschwächster Punkt."
In der Tat. Jordy hatte
sich schon gewundert, wie so ein dackelbeiniger Mensch es
schaffte, die Fußpedale des Klaviers zu erreichen.
"Dabei sieht es
nur in Japan so aus, als hätte ich lange Beine. Die meisten
anderen Deutschen sind, mit mir verglichen, wahre Riesen."
"Deine
Proportionen gefallen mir aber. So gigantische Ausländer wären
mir auch wieder zu groß. Du bist genau richtig."
Auch Serynas
Proportionen gefielen Jordy, und er war darauf gespannt, sie in
wenigen Minuten näher kennen zu lernen. Aber sie hatte noch was
auf dem Herzen: Offenbar war sie noch immer auf Nadine
eifersüchtig und verdächtigte sie, mit Jordy eine engere
Beziehung zu unterhalten, ließ sich aber leicht beruhigen.
In den schmalen
Gässchen um einen kleinen S-Bahnhof reihen sich zahlreiche
Stundenhotels aneinander. Jordy ging einfach in eins rein, und
Seryna folgte ihm ohne Zögern. Normalerweise schämen sich
junge Mädchen, mit einem Mann vor den Augen der Passanten in so
einem Etablissement zu verschwinden. Innen findet sich eine
beleuchtete Tafel mit Fotos und Preisen der freien Zimmer, da
wählt man sich eins aus, kriegt durch ein diskretes Fensterchen
den Schlüssel gereicht und macht es sich dann mit seinem
Mädchen bequem.
Seryna war die Ruhe
selbst. Sie ließ sich sofort aufs Bett fallen. Jordy wollte erst
mal lesen, was sie ihm geschrieben hatte, und schickte sie
deshalb nach ein paar Küsschen gleich ins Bad unter die Dusche,
denn sie waren beide völlig nass geschwitzt. In ihrem Brief
hatte sich Seryna freilich dermaßen blumig und gewunden
ausgedrückt, dass man daraus alles und nichts entnehmen konnte.
Dass sie in ein Hotelzimmer mitgenommen und von Jordy gebumst
werden wollte, davon stand nichts drin. Er werde sich also heute
züchtig zurückhalten müssen, überlegte Jordy, denn sein
pädagogischer Auftrag definierte die Betreuung von Studentinnen
relativ eng.
Seryna ahnte davon
nichts, als sie, nur in ein Badetuch verpackt, frisch geduscht
aus dem Bad gejuchzt kam. Jordy ließ sich nicht von ihr fangen,
sondern entwischte unter die Brause.
'Da liegt sie jetzt auf
dem Bett, nur das Badetuch am Leib, und wartet auf ihren
Deutschlehrer', sann Jordy unter der kalten Dusche. 'Und ich?
Ich will schon, sollte aber nicht, darf aber nicht. Aber kann ich
ihr überhaupt widerstehen? Vermutlich nicht. Ich muss mich
gewaltig zusammennehmen.'
So
ein blödes
Räsonieren. Worauf wartete er eigentlich noch? Typisch Prof.
Jeder andere Mann würde nicht erst lange rumskrupeln, sondern
das Girlchen einfach pimpern. Wozu war sie denn extra mitgekommen?
Wofür hatte sie sich eigentlich ausgezogen? Zum Diskutieren
vielleicht? Und wenn du als Mann ein Mädchen ins Bett legst und
sie dann nicht richtig durchorgelst, wird sie dir das nie
verzeihen.
Erfrischt und
abgekühlt lag er neben ihr. Ihr Badetuch lag nur lose auf und
rutschte sofort weg. Sie war zu allem bereit, seinen Händen bot
sich nirgendwo Widerstand; nur das Licht hatte sie auf
Dämmerglimm gedreht.
"Bis hierher,
weiter nicht", schaffte er zu murmeln, fand sich aber im
selben Augenblick albern. Außerdem war es eine Lüge. Undenkbar,
dieses knackige, 21 Jahre junge Mädchen unverkostet
heimzuschicken.
"Wieso?",
stieß sie überrascht, beinahe wütend hervor.
"Ich habe einfach
nicht das Recht, meine Studentinnen zu verführen."
Sie war sofort wieder
gefasst.
"Dann verführe
ich dich halt...."
Sie tat ihr Bestes. Sie
präsentierte einen hervorragend geformten, jugendlich
verlockenden Mädchenkörper. Jeder Flecken Haut, der sich an
Jordy schmiegte, war eine Versuchung.
"Das machst du
nicht zum ersten Mal, oder...?"
"Nein...."
"Na gut, dann zeig
mal, was du kannst."
Jordy fand sich sofort
zurecht, Seryna war ein Leckerbissen. Sie fand noch Zeit, ihm
atemlos ins Ohr zu flüstern:
"Heute kannst du
drinbleiben und brauchst dich nicht vorzusehen!"
Er nahm die Einladung
an, mit Vergnügen. Würde ja wohl keine Falle sein. Er
bewunderte ihre Abgebrühtheit. Womöglich hatte sie eine
bewegtere Vergangenheit, als er ihr zugetraut hätte. So
zielstrebig, wie sie ihm nachgestellt und ihr Ziel erreicht
hatte, so widerstandslos, wie sie sich überall abfummeln ließ,
so ungeniert, wie sie ihm ins Hotel folgte, und so willig, wie
sie sich von ihm durchziehen ließ.... Noch war Jordy am Staunen,
da hatte sie schon die nächste Überraschung parat.
"Bleib ganz ruhig
liegen, ja? Schön entspannt, gut."
Sie schob sich auf ihn,
küsste ihm Gesicht, Mund, Hals und Brust, und rutschte dabei
immer weiter nach unten. Jordy ahnte schon, was sie vorhatte. Und
musste zugeben, dass sie es ungemein geschickt machte. Es störte
sie überhaupt nicht, dass sein Bulli noch ungewaschen klebrig
triefte. Fast fünf Minuten lang bereitete sie ihm mündlich ein
beträchtliches Vergnügen.
"Du hast den doch
nicht etwa mit deiner Klarinette verwechselt? Wenn ihr alle so virtuos seid, werde ich mich künftig nur noch an
Klarinettistinnen halten."
"Bist du mit mir
zufrieden? Du wolltest doch sehen, was ich außer Klarinette
spielen noch kann."
"Im
Deutschunterricht sieht man dir deine Talente nicht an."
"Ich möchte dich
nie verlieren. Ich will dir zeigen, dass ich dich liebe. Ich
möchte dich glücklich machen. Ich erfülle dir alle
Wünsche."
Das hatte ihm noch
keine gesagt. Und so draufgängerisch war auch noch keine
gewesen. Mit seinen Skrupeln von vorhin kam er sich richtig
idiotisch vor. Aber Mädchen sind eben alle verschieden. Was
hatte es ihn für Mühen gekostet, bis er Sumiko so weit hatte!
Sumiko war erst in der vierten gemeinsamen Nacht bereit gewesen,
und auf Maikos Einwilligung hatte er gut drei Jahre warten
müssen. Seryna war nicht nur die jüngste und willigste von
allen, sondern hatte auch mit Abstand die beste Figur. Eine
Wespentaille wie ein Model, einen Popo wie die junge Venus und
Brüste wie gemalt, straff und frisch in jeder Position;
höchstens eine Spur zu üppig war sie geraten und sollte gut
darauf achten, ihre kurvige Form zu halten. Leider war die Zeit
heute viel zu schnell vorbei, und das nächste Treffen konnte
erst eine Woche später stattfinden.
"Ich kann die
Warterei nicht ertragen. Ich würde dich am liebsten jeden Tag
treffen. Einmal pro Woche ist viel zu wenig!"
Jordy musste aufpassen,
dass sie nicht süchtig wurde. Seryna hatte das Zeug zur
perfekten Lustgefährtin, aber verlieben konnte und wollte er
sich nicht in sie. Sumiko war ein nobles Mädchen zum Verlieben
gewesen, aber Seryna, die in jedes Ansinnen bedenkenlos
einwilligte, war eher zum Kurieren sexueller Frustrationen
geeignet. Das gedachte Jordy zu genießen, so lange er es geboten
kam; wer weiß, wie lange ihre Leidenschaft vorhalten würde. Und
weil sie so jung und verliebt war, wollte er sie nett und lieb
behandeln.
Am andern Tag taten ihm
sämtliche Muskeln weh. So ein junges Girl war ganz schön
strapaziös für einen älteren Herrn, der zudem seit geraumer
Weile solcher Intensiv-Gymnastik entwöhnt war. Aber was tut man
nicht alles für die Gesundheit. Die einen rennen stundenlang
durch irgendwelche Parks, andere trampeln sich auf
schweißtreibenden Tretmühlen die Seele aus dem Leib, wieder
andere dreschen Filzbälle über ein Netz oder gegen eine Mauer,
und etliche toben sich in Discos und Tanzschuppen aus. Jordy
trimmte sich eben mit Seryna, das ist ja auch ganz unterhaltsam.
Zum nächsten Treffen
hatte sie sich wieder als Mädchen verkleidet. Ihr dunkelblaues Kleidchen betonte ihre gute Figur und stand ihr
ausgezeichnet. Sie freute sich über Jordys Komplimente, aber das
Kuvert, das er ihr überreichte, freute sie augenscheinlich
weniger. "Für
deine Reise"
stand da drauf. In Japan gibt man Freunden ein kleines
Geldgeschenk mit auf die Reise. Jordy hatte ihr deutsche
Geldscheine reingelegt.
"Was machst du
denn für ein schiefes Gesicht?"
"Sehen wir uns
etwa bis zu meiner Abreise nicht mehr?"
"Doch, schon, aber
man kann ja nie wissen, ob nicht was dazwischenkommt."
"Und dann..."
"Und dann?"
"... will ich für
nichts bezahlt werden. Geld zu bekommen ist mir unangenehm."
"Das täte mir
einfallen, dich gar zu bezahlen! Mädchen, die es für mich
nicht umsonst machen, müssen sich einen andern suchen. Nein, das
ist als Freundschaftsgeschenk gedacht. Oder hast du was dagegen,
dass ich dich als meine Freundin betrachte?"
Seryna flog ihm um den
Hals, Jordy hatte offenbar die richtigen Worte getroffen. Sie
gingen bei dem Grottengott vorbei, denn Seryna wollte sich
bedanken für die Erhörung ihrer Gebete. 100 Yen für den
Opferkasten war Jordy ihr wert. Sie zeigte dem Gott auch, wie
innig sie inzwischen mit Jordy umging, und falls der Bursche
männlichen Geschlechts und zu Neidgefühlen fähig sein sollte,
dachte Jordy, bekäme er jetzt bestimmt gleich einen Felsen vom
Höhlendach auf den Schädel gehämmert, denn wie er ihm zu Ehren
Serynas Brust massierte, das kann auch Götter nicht unbewegt
lassen. Schien jedoch ein Neutrum zu sein, oder in Urlaub, der
Grottengott.