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V e n e z i a n i s c h e s G l a s
Durch tiefgrüne Berglandschaft, von schweren Regenwolken verhangen, brachte der Superexpress Jordy nach Sendai, in Japans Sommerfrische. Von wegen und Frische ! Anfang Juli steckt Japan tief in der schwülen Regenzeit. Normalerweise zerrt das wochenlange trübnasse Wetter an den Nerven und schlägt aufs Gemüt, aber Jordy konnte nichts die Laune verderben. Allein die Vorstellung, dass das vorige Wochenende noch eine gleichartige Fortsetzung fand, goss ihm Sonnenschein ins Herz, da konnte es draußen noch so düster dämmern. Es gab Momente, da erschien es ihm einfach unfassbar, was er mit diesem zauberhaften Engelchen erlebte, und wieder Momente, in denen ihn Traurigkeit befiel, wenn er in Anbetracht seines Alters bedachte, dass dies in seinem Leben wohl die letzte Romanze mit einem so prächtigen jungen Mädchen sein würde, und wenn sie vorüber ist, begänne auf dem Felde der Erotik der Lebensherbst. Er konnte intime Beziehungen nur dann genießen, wenn es die Partnerin aus Zuneigung tat und nicht etwa für Geld. Deswegen war ihm bei Sumiko im Prinzip das Herz wichtiger als ihr Körper; Herz allein ist freilich auf Dauer auch frustrierend.
Bei der Ankunft in Sendai war es schon dunkel. Jordy stieg um in den Vorortzug und rumpelte durch den Nieselregen bis Rikuzen-Takasago, eine kleine Station nicht fern vom Meer. Schon vom Zugfenster aus sah er Sumiko hinter der Sperre warten. Sie hatte ein kleines Studentomobil, mit dem sie ihn durch die Nacht zu ihrem Haus chauffierte und dabei gut gelaunt und ohne Pause erzählte, was sie die Woche über gemacht und erlebt hatte. Das Semester war zwar zu Ende, aber da warteten noch das leidige Referat und andere Aufgaben; Sumiko war eine fleißige Studentin, die ihr Studium ernst nahm. Dieses Wochenende aber hatte sie für Jordy reserviert. Knapp zehn Minuten Fahrt den Fluss entlang bis kurz vor seiner Mündung ins Meer, und dann hielt sie vor ihrem Haus, das direkt am Flussufer stand, mit nur der schmalen Straße dazwischen. Es war ein altes, typisch japanisches Holzhaus, klein und eng; drei Zimmerchen, Küche und Bad im Erdgeschoss, und zwei noch kleinere Räume im Obergeschoss. Einer der Räume im Parterre war mit dem Klavier und dem zugehörigen Stuhl schon vollkommen ausgefüllt, der andere mit Schreibtisch, Kleiderschrank und Bücherbord. Das Wohnzimmer enthielt weitere Bücher- und Schallplattenregale, Stereokasten und Telefon, auch ein niedriges Tischlein, und diente vor allem zum Wäschetrocknen, da man während der Regenzeit nichts raushängen kann. In die Küche passten nur ein kleiner Tisch und zwei Stühle, Anrichte, Geschirr- und Kühlschrank, und wenn sich zwei Personen darin bewegten, wurde es fast beängstigend eng. Sumiko hatte ein Abendessen vorbereitet und entschuldigte sich ein ums andere Mal, dass es so unaufgeräumt und schmutzig sei. Davon nahm Jordy nicht viel wahr, denn er labte sich wieder ausgiebig an ihrem hübschen Gesicht, dessen Charme unerschöpflich war, und dass es ein bisschen eng war, hatte den Vorteil, dass sie mit jedem Gang von der Anrichte zum Kühlschrank auf seinem Schoß zwischenlandete und sich ein zärtliches Küsschen abholte.
Die eine Kammer im Obergeschoss war ihr Schlafzimmer. Neben dem Bett stand ein kleiner Schreibtisch mit Korrespondenz-Utensilien. Jordys letzter Brief lag obenauf. Die andere Kammer nebenan hatte sie leer geräumt.
"In welchem Zimmer willst du schlafen ?"
In ihrem Schlafzimmer natürlich, lieber noch in ihrem Bett. Aber das Bett war sehr schmal, und wenn Jordy im gleichen Zimmer schlafen wollte, hätte er wie ein Bettvorleger oder ein Hund zu Füßen der Liebsten liegen müssen. Das wäre nicht sonderlich romantisch gewesen.
"In dem leeren Zimmer, das hast du doch sicher extra dafür leer geräumt."
"Ja, gut, ist recht."
Er hatte fest erwartet, dass sie in ihrem üblichen, schalkhaften Übermut sagen würde: 'Ja gut, schlaf du im Nebenzimmer; ich schlafe in meinem Bett, da habe ich wenigstens in der Nacht meine Ruhe !', aber nichts dergleichen. Sie breitete sein Bettzeug auf den Mattenboden und legte dann brav ihres daneben. Keine Spur von Widerstand, kein Theater wie am ersten Abend in Tokyo, bis Jordy den ersten Kuss endlich hatte. Sie war gezähmt wie ein zugerittenes junges Rössel.
Das dachte er jedenfalls. Aber bei Frauen darf man sich nie einer Sache allzu sicher wähnen, und Sumiko war eine echte Frau, und ein Prachtexemplar obendrein.
Es wurde wieder
spät, bevor sie ans Bett auch nur dachten. Sie musste ihm ihre
Lieblingsplatten vorspielen, sie studierten ein paar Lieder, sie
zeigte ihm ihre Fotoalben und plauderte über Studium, Mode,
Freunde und Familie, und zwischendurch lagen sie sich immer
wieder lange in den Armen. Es war wunderbar, mit dem Mädchen,
das Jordy schon beim Seminar tief ins Herz geschlossen hatte, in
ihrem Haus zu kosen, mit der Vorfreude auf eine süße, lange
Nacht. Jordy genoss seine paradiesische Seligkeit in vollen
Zügen; was könnte es Schöneres auf Erden und im menschlichen
Leben geben ?
Jordy hatte ihr
eine CD mit Softpop, wofür sie eine erhebliche Schwäche hatte,
als Geschenk mitgebracht, und träumend lag sie auf dem Boden im
Wohnzimmer in seinen Armen und lauschte der Musik. Das Licht war
aus, bis auf einen dünnen Schein von der Treppe zum Obergeschoss
her.
"It's only just begun. . ." säuselte es sachte vom Stereo her; ihr duftig gewaschenes Mädchenhaar floss ihm übers Gesicht bei dem langen, leidenschaftlichen Kuss, und als sie voneinander abließen, um Atem zu holen, sagte sie leise, aber deutlich:
"Ich hasse dich."
Jordy hatte sich gewiss verhört.
"Was meinst du ?"
"Ich hasse dich, ich hasse dich, I hate you !"
Sie hatte es auf deutsch gesagt, und wie um zu unterstreichen, dass es nicht etwa eine falsch erwischte Vokabel war, auch noch auf englisch hinzugefügt.
Was sollte er davon halten ? Ein Ulk ? Zum Lachen taugte der aber nicht. Und ihre Körpersprache hatte ihm doch unablässig das Gegenteil gesagt ! In der Dunkelheit konnte er ihr Gesicht nicht sehen, aber ihr Haar streichelte noch immer seine Wange und in seinen Armen bebte weiterhin, leise atmend, ihr zarter Leib. Was sollte er da sagen oder tun ? Die Achterbahn zerschellte zwar nicht krachend am Boden, sondern rauschte nur rasant in die Tiefe, aber doch mit solcher Gewalt, dass ihm die Ohren mächtig sausten und die Augen zu flimmern begannen. Eine Woge bitterer Enttäuschung schlug über ihm zusammen, unerträgliche Traurigkeit schnürte ihm das Herz zu. Wusste sie denn nicht, dass Worte töten können ? Selbst wenn sie sich einen seltsamen Scherz erlaubt haben sollte, auf so ein Wort kommt man auch im Scherz nicht, wenn es sich nicht schon längst in Kopf und Herzen vorgeformt hätte. Was mag in ihr vorgegangen sein, während sie scheinbar glücklich der Musik gelauscht und ihn hingebungsvoll geküsst hatte ?
Jordy konnte nicht verhindern, dass ihm die Augen übergingen. Gut, dass es so dunkel war. Er war nahe daran, an dumpfem Schmerz zu ersticken. Halb betäubt davon konnte er nicht darüber nachdenken, was in sie gefahren sein mag. Er rang nach Luft, er musste fort. Wortlos löste er sich aus der Umarmung, stand auf und stieg ins Obergeschoss hinauf. Langsam packte er seine Tasche, zog sich ordentlich an, schulterte sein Bündel und ging runter. Er schlüpfte in die Schuhe und öffnete die Haustür.
Sumiko hatte sich nicht geregt. Sie war im dunklen Wohnzimmer geblieben. Als sie aber hörte, dass er den Türschlüssel drehte und die Tür aufmachte, kam sie angeschossen, nahm sich nicht mal die Zeit, Schuhe anzuziehen, sondern rannte ihm barfuß hinterher. Jordy stand schon auf der Straße, hielt aber inne, als sie gelaufen kam.
"Jordy, wohin gehst du ? Was tust du ? Bitte geh nicht weg, bitte bleib hier, bitte, bitte ! Verzeih mir, ich habe es nicht so gemeint, es war nur ein Scherz, ein übler Scherz, verzeih mir bitte !"
Ach, Traurigkeit lässt sich nicht so einfach verscheuchen. Die Wunde, die sie ihm versetzt hatte, die saß. Gratuliere, gut getroffen ! Jordy konnte nicht leichthin 'ach ja ?' sagen und dann wieder lachen. Aber als sie sich schluchzend an ihn klammerte, löste sich die Bitterkeit ein wenig. Er liebte sie einfach zu innig, um ihr gram sein zu können. Er war fest entschlossen gewesen, zum Meer zu laufen, sich in der warmen Sommernacht in einen trockenen Winkel auf einem Fischerboot aufs Ohr zu legen und am andern Tag zum Bahnhof zurückzuwandern und heimzufahren.
Während er im Bad war, spielte sie Klavier und sang dazu. Man hörte alles deutlich durch die dünnen Wände. Es war ein japanisches Lied.
"Watashi kara anata e... Von mir zu dir sende ich dieses Lied, ich will es dir senden, den ich lieb gewonnen habe. Wenn du dich einsam fühlst, möchte ich, dass du es singst, dieses Lied von mir, aus weiter, weiter Ferne. . ."
Ach, Sumichan,
welch ein Engelchen ! Ihm tropften schon wieder die Tränen.
Auch diese Nacht bekam Jordy kein Auge zu. Nur ihren Slip hatte sie an, als sie in seinen Armen schlief, fest und friedlich wie zuvor. Während er ihre märchenhafte Schönheit unentwegt liebkoste und dem Rauschen des Flusses lauschte, ging ihm ihr ICH HASSE DICH nicht aus dem Sinn. Er glaubte zu ahnen, was sie meinte. Sie hatte ein reines Herz, aber keinen allzu starken Willen. Es fiel ihr schwer, dem Verstand, der ihr ein NEIN signalisierte, den Vorzug zu geben vor dem Herzen, das JA sagte. So war sie in die Falle von Eberhard geraten, und sowar sie auch an Jordy hängen geblieben. Er wusste, dass sie ein anständiges Mädchen war, dem all das fremd war, was sie sich, objektiv betrachtet, vorwerfen müsste. Sie hatte ein Verhältnis mit einem über 40jährigen, geschiedenen Ausländer und hatte mit ihm geschlafen. Nun hatte sie zeitgleich auch noch einen anderen ausländischen Lehrer, rund doppelt so alt wie sie, der ebenfalls mit ihr schlafen wollte. Das Mädchen, das bisher mit seiner Mutter all seine Sorgen offen besprochen hatte, musste nun lügen, wenn die Mutter fragte, wo sie am Wochenende gewesen sei, und der Tante in Tokyo vorflunkern, sie fahre am nächsten Tag nach Sendai zurück, während sie nackt in den Armen eines verheirateten Mannes die Nacht verbrachte und sich herzen und küssen ließ. Sie wollte raus aus dem Stress dieses Zwiespalts, und doch spürte sie Jordys Liebe, erwiderte sie aus ihrem aufrichtigen Herzen und genoss jede kleine Zärtlichkeit. Ihr Verstand sagte, sie müsse sich schämen für das, was sie da trieb, und ihr Herz sagte, sie dürfe dem Partner, den sie doch mochte, nicht weh tun; und wie traurig wäre es gar, wenn alles vorüber wäre !
Langsam wurde es Jordy klar, dass er das Engelchen, gerade weil er es liebte, fliegen lassen musste, wenn es wieder fort wollte. Er durfte ihm sein Federkleid nicht rauben, er musste seine Traurigkeit ertragen. Er konnte dem Mädel, das ihm kein einziges Mal ICH LIEBE DICH gesagt hatte, nicht grollen für ihr ICH HASSE DICH. Aber weh getan hatte es trotzdem.
Er wusste nicht, ob seine Deutung richtig war. Sumiko zu befragen hatte wenig Sinn, denn es war eine Gefühlseruption, die ihr eher wider Willen entschlüpft war und die sie vielleicht lieber beherrscht hätte. Am besten, er täte so, als hätte er es vergessen oder nähme es so, wie sie es wünschte, als einen dummen Scherz. Er wollte sie, bevor sie sich eines Besseren besann, noch liebevoller verwöhnen, noch behutsamer achten; sie sollte ihn wenigstens nicht als fühllosen Grobian in Erinnerung behalten. Freiwillig von ihr abzulassen, das brachte er allerdings nicht fertig.
Anderntags
sollte Jordy eigentlich zurückfahren. In der Nacht hatte er aber
begriffen, dass er die verbleibende Zeit nutzen musste. Jede
Stunde und Minute, die er mit Sumiko verbringen konnte, war ihm
ein Gewinn. Am Abend musste sie beim Konzert einer Kommilitonin
aushelfen und war zum anschließenden Umtrunk eingeladen. Den Tag
über hätte sie sich ihrem Referat widmen und Klavier üben
müssen. Welch ein missratener Dozent war Jordy doch, dass er sie
davon abbrachte und zu müßigem Lotterleben verleitete !
Jedenfalls machte sie keine großen Einwände, er konnte noch
eine Nacht bei ihr bleiben, falls er sich damit abfände, den
Nachmittag und den frühen Abend allein zu verbringen.
"Ja, gern doch, Sumiko. Aber ich bleibe nicht in deinem Haus, danke für dein Angebot. Die Wohnung eines jungen Mädchens ist mir heilig. Wenn du nicht zu Hause bist, sehe ich mir inzwischen Sendai an; ich verstehe es ganz gut, allein zu sein."
Aber am Vormittag hatte sie Zeit.
"Ich zeige dir ein bisschen die Gegend."
"Ich war
noch nie auf den Matsushima-Inseln, obwohl sie von hier aus so
nah sind. Ich hatte Eberhard vorgeschlagen, im Sommer gemeinsam
nach Matsushima zu fahren, aber er hat gesagt, er habe keine
Zeit, er müsse nach Deutschland reisen."
Es gibt aber auch kein perfektes Glück ! Eben noch hatte Jordy beinahe ihr ICH HASSE DICH vergessen, so vollkommen schien ihm ihre Hingabe, da rammte sie ihm schon wieder einen Spieß ins Herz ! Konnte sie nicht mal diesen Kerl aus dem Spiel lassen ? Es reichte doch, wenn sie sich zu zweit hier des Lebens erfreuten, da musste sich doch nicht immerzu so ein zigarettenaschengraues Gespenst zwischen sie zwängen !
Er ließ sich nichts anmerken und sagte nur:
"Wenn ich dir als Ersatz gut genug sein sollte, fahr ich gern mit dir. . ."
"Ich habe schon andere Pläne inzwischen. Ich hatte dir ja im Brief schon geschrieben, dass ich im September nach Wien fahren will. Mit einer Freundin. Wir können bei Bekannten ihrer Eltern wohnen. Ich möchte vielleicht später in Europa weiterstudieren und mir deshalb Wien und Berlin ansehen."
Dunkle Wolken
ballten sich am Horizont, das heitere Wetter ging seinem Ende
entgegen. Jordy wusste, dass sie, selbst beim besten Willen, nur
noch zwei Wochen so innig zusammen sein konnten. Er hatte schon
für Ende Juli einen Flug nach Italien gebucht, von wo er erst
Ende August zurückkäme, und dann, nur wenige Tage später,
wollte Sumiko nach Europa fliegen. Und wenn sie zurückkäme,
würde Jordy als braver Ehemann wieder mit seiner Frau
zusammenleben, und bei Sumiko würde ihr Bruder wohnen, um für
bevorstehende Examina zu büffeln. Der winzige Spalt, den der
Himmel für Jordys Begegnung mit diesem Engelchen geöffnet
hatte, würde sich in absehbarer Zeit schließen, und danach
würde ihr Verstand sicherlich die Oberhand über ihr Herz
gewinnen. Und Jordy würde sie freigeben, aus Liebe zu ihr,
obwohl ihm schon der Gedanke daran fast unerträglich war.
In Sendai wurde das nahe Tanabata-Fest vorbereitet, aber von diesem Trubel abgesehen war es keine sonderlich aufregende Stadt, die Besichtigung war noch vor Einbruch der Dunkelheit beendet. Im erlöschenden Abendlicht lag Jordy auf einer Bank im Kiefernhain am Meeresufer, und weil er in der letzten Nacht nicht geschlafen hatte, fielen ihm jetzt die Augen zu. Als er aufwachte, war es völlig dunkel, halb zehn; Zeit, allmählich zurückzugehen. Von Schnaken halb leergesaugt, wanderte er dem Bahnhof zu; leichter Nieselregen setzte ein, gerade richtig für nächtliche Wanderungen. In Takasago angelangt, trottete er langsam den Fluss entlang zu Sumikos Haus, eine knappe Stunde voller Vorfreude, der Weg war nicht schwer zu finden, kurz nach elf war er da; Licht war an, sie war schon zurückgekommen.
"Ah, Jordy, du bist's ! Na, wie war's ? Ich bin gerade eben heimgekommen."
In der Tat, sie
hatte noch ihr gelbes Ausgehkleid an. Komisch, diese Mädchen. Im
Bett liegen sie splitternackt neben dir, aber zum Umkleiden
entschwinden sie in ihr Kämmerlein und drohen mit ewiger
Verdammnis, falls du nachfolgen solltest. Dabei hatte er das gar
nicht vor; er ließ ihr gern diese Privatsphäre, zumal sie nach
angemessener Zeit in einem kessen Minirock erschien und ihm wie
ein Gummiball geradewegs auf den Schoß gehüpft kam. War sie in
Jeans schon entzückend und im Sommerkleid bezaubernd, so kann
man sich vorstellen, wie hingerissen Jordy von ihrem süßen
Minirock war. Sie konnte wahrlich von Glück reden, dass er nicht
ledig und zwanzig Jahre jünger war, denn dann wäre sie ihn nie
mehr, nie mehr losgeworden.
Es war schon so
spät und sie so müde, dass sie nach einem kleinen Imbiss ins
Bad und dann ins Bett verschwand, während Jordy
gedankenversunken in ihrem Bad hockte und die zahlreichen
Weberknechte an den Wänden beneidete, die Abend für Abend das
reizende Engelchen ins Bad steigen sahen. Auch er wünschte sich
acht Augen und acht Tentakel, um das Mädchen sattsam betrachten
und liebkosen zu können --- und um es so festzuhalten, dass es
ihm nie mehr entwischte.
Auch diese Nacht vergeudete er, der Parkbank sei Dank, keine Sekunde mit Schlaf; Sumikos Schönheit war einfach zu aufregend.
Nach dem gemeinsamen Frühstück am Morgen ließ Sumiko es sich nicht nehmen, Jordy bis nach Sendai zum Bahnhof des Superexpress zu fahren. Im Halteverbot bekam er einen liebevollen Abschiedskuss, und dann kurvte sie davon, tauchte mit roten Bremsleuchten ein ins Verkehrsgewühl, in Richtung Uni.
'Gott behüte dich, mein liebes Mädchen!' murmelte Jordy ihr nach.