Ein kurzes Nachwort

shinosousuke


Genau!
Dass der Schluss unbefriedigend ist, das finde ich auch.
Nachdem vorher alles so anschaulich, detailliert und mitreißend geschildert worden war, liest sich der Schluss so, als habe der Autor auf den Kalender geschaut und gerufen, hach, es ist schon Freitagabend, und bis Sonntag muss das Buch fertig werden... 
Am Ende bleiben auf einmal viele Fragen offen, die bisher alle präzise beantwortet wurden. Dass Dôsetsu seine Rache nicht vollenden konnte, stand vermutlich von vornherein fest, denn Sadamasa ist eine historische Persönlichkeit, die laut Wikipedia (unter 'Uesugi Sadamasa' suchen!) keineswegs "von Inuyama Dôsetsu erschlagen" wurde, sondern 1494 durch einen Reitunfall ums Leben kam.
Aber über die Romanfiguren wüsste man noch gern, wohin Higaki Natsuyuki und seine Leute aus Hokita verschwunden waren, nachdem sie ihre Heimat in Schutt und Asche gelegt hatten, wie die Befreiung von Burg Tateyama ablief und wer fortan über das Land Kazusa herrschte, wie es Jidanda und seinen Helfern während und nach der finalen Schlacht erging, wer der vorgebliche Überläufer, der Myôshin, Otone, Hitoyo und Hikute in Burg Isarago eingeschleust hatte, in Wirklichkeit war, was mit den zahlreichen hochrangigen Gefangenen geschah, ob und durch wen Otone aus dem Meer gefischt wurde, wen die acht Töchter des Satomi Yoshinari zum Gatten nahmen und vieles mehr....
Nun ja, die die letzte Frage wird man sich auch ohne allzu viel Fantasie selbst beantworten können, aber was ist in Takizawa Bakin gefahren, uns solch einen dahingehudelten Schluss zuzumuten?


bakin


Nehmen Sie es dem alten Herrn nicht übel, aber er bekam den grauen Star. Eine Alterskrankheit, die man heutzutage durch Operation heilen kann, die seinerzeit aber zur völligen Erblindung führen konnte. Als Bakin bemerkte, dass seine Sehkraft rasch nachließ, war es schon zu spät, um dem Roman noch ein würdigeres Ende zu geben. Selbst als er überhaupt nichts mehr sah, war sein Lebenswerk noch nicht fertig.

Sein einziger Sohn und seine Ehefrau
waren schon vor ihm gestorben. Sein enger Freund, der fast gleichaltrige Holzschnittkünstler Katsushika Hokusai, lebte zwar noch und besuchte Bakin des öfteren, war aber mit seiner eigenen Kunst beschäftigt und dachte nicht daran, sich zu Bakins Schreiber machen zu lassen.
Versorgt wurde Bakin durch seine Schwiegertochter, die sich erbot, ihm bei der Niederschrift nach Diktat zu helfen.
Japans Samuraiwelt war zu Bakins Zeit eine strikt patriarchalische Gesellschaft; in solchen gelten Frauen in einer typischen Umkehrung der Tatsachen als von Natur aus töricht und deshalb für Bildung ungeeignet, weshalb damals in Japan Schulen nur für Knaben aus dem Samuraistand offen standen. Japan war damals nur in zwei Punkten weiter als das heutige Afghanistan oder Somalia: Frauen durften Gesicht und Haare zeigen, und höhere Bildung war ihnen keineswegs untersagt. Hauslehrer und Bücher waren indes für reiche Kaufleute, die ihre Gewinne unversteuert einstreichen konnten, vielleicht erschwinglich, aber nicht für arme Schriftsteller.
Kurzum, Omichi, die junge Witwe, war zwar hilfsbereit und willig, aber leider Analphabetin. Sie musste sich die komplizierten japanischen Schriftzeichen einzeln beschreiben lassen, so dass sie an guten Tagen vielleicht fünf Zeilen bewältigte, denn Waschen, Putzen,
Einkaufen, Kochen und Geschirrspülen nahm ihr auch niemand ab. Bakin, der bereits, um Geld zu sparen, mehrfach in immer billigere, engere Wohnungen umgezogen war, konnte einen Schreiber einfach nicht bezahlen. In seinem bis zuletzt klaren Kopf war sicherlich ein gewaltiger heiliger Krieg mit großem Happy End bis ins Detail vorgezeichnet, aber vor die Wahl gestellt, sein Werk unvollendet zu lassen oder einen knapp zusammengefassten Schluss anzuhängen, entschied er sich für Letzteres, denn niemand weiß, wie viel Lebenszeit ihm noch beschieden ist. 


bakindiktiert

Verzweiflung auf beiden Seiten: Der erblindete Bakin malt seiner des Schreibens unkundigen Schwiegertochter mit dem Finger die gewünschten Schriftzeichen in die Luft

       
Aber auch nach Bakins Tod sind Shino, Sôsuke, Genpachi, Dôsetsu, Kobungo, Keno, Daikaku und Shinbei bis heute unsterblich geblieben und erfreuen sich in Mangas, Filmen und Nachdichtungen ihres abenteuerlichen Daseins. Und der nur angedeutete Schluss lässt die Mangazeichner natürlich nicht ratlos zurück: Hier werden sie kreativ und bedienen die Fantasie ihrer Kundschaft mit unendlich vielen Fortsetzungen und weiteren Abenteuern - auch das hat das Werk mit James Bond, Star wars, Superman und Donald Duck gemeinsam....



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Inhaltsangabe:

Kapitel 1 (in Awa):  
Belagerung von Burg Takita des Fürsten Satomi von Awa. Vorgeschichte um den Fluch der Hexe Tamazusa. Entführung und Tod der Fusehime.


Kapitel 2 (in Musashi):  
HK (Hundekrieger) 1 (Shino) und 2 (Sôsuke) tauchen auf in Ôtsuka / Musashi. Kommandant Higami und Samurai Aboshi wollen die schöne Hamaji kriegen.


Kapitel 3 (in Musashi, Shimotsuke):  
Intrige und Tod der Stiefeltern von Shino und Hamaji. Hamajis Ermordung. Shino bringt das falsche Schwert nach Koga. Kampf auf
dem Dach der Burg. HK 3 (Dôsetsu) tötet Aboshi, HK 4 (Genpachi) taucht in Koga auf.

Kapitel 4 (in Shimôsa):  
In Gyôtoku tauchen HK 5 (Kobungo) und 6 (Shinbei) auf. Der tödlich erkrankte Shino wird geheilt und errettet. Begegnung der HK mit Mönch Chudai. Shinbei wird 
vom Zauberross Seigaiha entführt, Fährmann Yasuhei tritt auf.

Kapitel 5 (in Musashi, Kôzuke):  
Sôsukes Rettung vor der Hinrichtung, Yasuhei & Söhne ermöglichen HK die Flucht zum Mt. Arameyama. Dôsetsu 
erschlägt einen Doppelgänger seines Feindes Ôgiyatsu. Doppelhochzeit im Wald, Auftritt der Totengeister.

Kapitel 6 (in Muasashi):  
Kobungo trifft auf die böse Funamushi, gerät in Gefangenschaft bei Makuwari Daiki und wird durch Tänzerin Asakeno befreit. HK 7 (Keno) tritt 
auf, wird unerkannt von Kobungo getrennt.

Kapitel 7 (in Shimotsuke, Kai):  
Genpachi erschlägt den verhexten Schwertmeister Ikakku. Dessen Sohn Daikaku ist HK 8. Funamushi treibt Daikakus Frau Hinaginu in den Selbstmord und flieht mit Komiyama Ittôta. Shino trifft auf Hamaji II. und wird von Stiefmutter 
Nabiki in eine Falle gelockt, aber durch Dôsetsu und Chudai befreit.

Kapitel 8 (in Echigo, Shinano):  
Funamushi und Räuber Shutenji, Attentatsversuch auf Kobungo schlägt fehl, Shutenji wird erschlagen. Jidanda unterzieht Funamushi einem Gottesurteil, aber Sôsuke befreit die ihm Unbekannte. Ein Samurai
erprobt ein wertvolles Schwert an einem Bettler und wird dafür von Keno erschlagen. Keno trifft Sôsuke und Kobungo, trennt sich aber von ihnen.

Kapitel 9 (in Musashi):  
Genpachi und Daikaku werden für Räuber gehalten, aber nach Klärung mithilfe von Shino und Dôsetsu nach Hokita eingeladen. Keno fängt in Yushima einen Affen ein und wird mit Attentat auf Komiyama beauftragt. Funamushi wird entdeckt und von den HK getötet. Keno erschlägt Komiyama, Ôgiyatsu zieht zu Felde, verliert gegen die HK und wird durch Zauberflammen vor dem Rächer Dôsetsu geschützt.
 
Kapitel 10 (in Kazusa, Awa):
Räuber erobern Burg Tateyama, Hauptmann Motofuji verlangt Hamaji II von Satomi und nimmt Erben Tarô als Geisel. Shinbei taucht auf und vertreibt Motofuji, der vom Rachegeist der Tamazusa angeleitet wird.

Kapitel 11 (in Shimôsa, Kazusa, Awa):
Motofuji erobert Burg Tateyama erneut und lässt Geiseln hinrichten. Shinbei rettet in Ueno einen Mann vor der Hinrichtung und erfährt von einer Füchsin das Gegenmittel gegen Motofuji. Die Burg wird befreit, Motofuji hingerichtet, der Totengeist Tamazusas unschädlich gemacht. Alle 8 HK geloben dem Haus Satomi Treue und bestreiten die Endschlacht gegen Ôgiyatsu, der Satomi vernichten will. Satomi siegt, Dôsetsu verzichtet auf Blutrache, Ôgiyatsu Sadamasa entflieht nach Iruma.


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